Giacomo Casanova

italienischer Abenteurer und Schriftsteller
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Giacomo Girolamo Casanova [ˈdʒaːkomo dʒiˈrɔːlamo kazaˈnɔːva] (* 2. April 1725 in Venedig; † 4. Juni 1798 auf Schloss Dux im Königreich Böhmen) war ein venezianischer Schriftsteller und Abenteurer, bekannt durch die Schilderungen zahlreicher Liebschaften, vor allem aber durch seinen Ausbruch aus den Bleikammern Venedigs. Das Pseudonym des Sohnes zweier Schauspieler lautete Chevalier de Seingalt. Er ist womöglich der erste, der Berühmtheit nicht durch Taten oder durch wissenschaftliche oder kulturelle Leistungen erlangte, also durch Erfolge und Verdienste, sondern dadurch, dass er unentwegt von sich reden machte, und zwar in ganz Europa. Zwar versuchte Casanova sich als Violinist, Kleriker, Alchemist und Schriftsteller, ließ sich von vermögenden Adligen protegieren, er gründete in Paris eine überaus erfolgreiche Lotterie, doch dies alles war nie die Grundlage seiner Jahrzehnte anhaltenden Bekanntheit schon zu Lebzeiten. Er nutzte die Kommunikationswege zwischen den Höfen Europas ebenso wie die sich zu dieser Zeit stärker verbreitenden Zeitungen sowie das öffentliche Präsentieren an den dafür geeigneten Plätzen. Auch seine Memoiren und einige seiner sonstigen literarischen Werke dienten der in seinen Augen angemessenen Repräsentation seiner Persönlichkeit, ebenso wie seiner Rehabilitation. Mehrfach wurde Casanova verhaftet, des Landes verwiesen, schließlich ließ er sich als Spitzel in Venedig einsetzen – ohne relevante Ergebnisse zu liefern. Dennoch wurde er erneut aus seiner Heimatstadt verbannt und musste schließlich seine letzten Jahre auf einem abgelegenen Schloss in Böhmen fristen. Dort entstanden seine umfangreichen Memoiren, die besondere Bedeutung für die Kulturgeschichte erlangten. Casanova war nie verheiratet, hatte jedoch eine unbestimmte Zahl eigener Kinder, von denen er nur teilweise Kenntnis erhielt. Er habe, wie er schrieb, ‚die Frauen rasend geliebt, aber ich habe ihnen stets die Freiheit vorgezogen‘ (Erinnerungen, 2, 10).

Giacomo Casanova, porträtiert von seinem Bruder Francesco, Anfang der 1750er Jahre, Staatliches Historisches Museum (Moskau)

Schon im 19. Jahrhundert tauchte die Figur Casanova in künstlerischen Werken auf, doch war die Auseinandersetzung mit seinem Lebensweg noch weitgehend ohne verlässliche Quellengrundlage. Einen ersten Höhepunkt stellte in der literarischen Auseinandersetzung dabei im deutschsprachigen Raum das 1899 erschienene Werk des Hugo von Hofmannsthal Der Abenteurer und die Sängerin dar. In der Zeit bis 1933 sieht man die Phase höchster Intensität in der Rezeptionsgeschichte, die neben Hofmannsthal mit dem Namen Arthur Schnitzler verbunden ist. Dabei passte der Rückgriff auf eine männliche Identifikationsfigur in eine Zeit der Emanzipation und der Geschlechterkrise. Spätere Werke haben diese Ansätze übersimplifiziert und komprimiert fortgeführt, im Wesentlichen ohne neue künstlerische Ansätze zu liefern (Lehnen, S. 11 f.).

Dabei wurde das zentrale Werk, Casanovas Memoiren, erst nach 1960 in einer verlässlichen Ausgabe bei Brockhaus ediert. Zuvor erschienen allein in Deutschland und Frankreich bis 1956 beinahe 200 Ausgaben (Lehnen, S. 25 f.), doch sie alle basierten auf einer willkürlichen Auswahl und zum Teil verfälschenden Übersetzungen, die die Memoiren in Verruf brachten und ein einseitiges Bild Casanovas zur Geltung brachten, den Verlagen jedoch zu erheblichen Gewinnen verhalfen. Eine Forschung auf verlässlicher Grundlage, die die kulturgeschichtliche Bedeutung Casanovas herausschält, setzte dementsprechend erst nach den Editionen in Leipzig und Paris ein. Mehrere Fachzeitschriften und Forschungsinstitute befassten sich seither mit Casanovas Werken und seinem ungewöhnlichen Lebensweg.

Leben

Familie, früheste Erinnerungen

Giacomo Casanovas Mutter war die 1708 geborene Schauspielerin Giovanna Maria Farussi, genannt „Zanetta“ oder „La Buranella“, sein mutmaßlicher Vater der über zehn Jahre ältere Tänzer und Schauspieler Gaetano Casanova. Giacomo war das älteste Kind von insgesamt sechs Geschwistern (Francesco (1727–1803), „Cecco“ gerufen, Giovanni Battista (1730–1795), „Zanetto“ gerufen, Faustina Maddalena (1731–1736), Maria Maddalena Antonia Stella (1732–1800) und Gaetano Alvise (1734–1783)). Seine Kindheit verbrachte Casanova in der Calle degli Orbi, 3089; zu seiner Zeit hieß die Gasse allerdings Calle alla Commedia.[1]

Im ersten Kapitel seiner Autobiographie konstruiert Casanova eine ziemlich unwahrscheinliche adlige Abstammung (Mangini). Dabei führt er sich auf einen Don Giacobbe Casanova, Sekretär am Hof König Alfons' von Aragòn zurück. Dieser habe 1428 Donna Anna Palafox aus dem Kloster entführt. Aus deren Verbindung sei seine Familie hervorgegangen. Wie er selbst in seinem Büchlein Né amori né donne einräumt, war er wohl eher die Frucht der Beziehung seiner Mutter mit dem venezianischen Nobile Michiel Grimani, dem Besitzer des Teatro San Samuele, wo seine Eltern arbeiteten. In seinen Memoiren schreibt er, er habe keinerlei Erinnerung an die Zeit vor dem August 1733.

Am 18. Dezember 1733 starb sein Vater, der wegen eines Engagements in London seine Familie 1726 bis 1728 hatte in Venedig zurücklassen müssen, an einer eitrigen Mittelohrentzündung, seine Frau war zu dieser Zeit im sechsten Monat schwanger. Da sie, die mit nach London gereist war, zunächst ein Engagement in Petersburg, dann ab 1738 auf Lebenszeit in Dresden hatte, wurde Giacomo von seiner Großmutter Marzia Farussi († 1743) erzogen, die zunächst gegen die Ehe ihrer Tochter gewesen war.

Bei dieser Großmutter, Marzia, litt Giacomo häufig unter Nasenbluten – dies war nach eigener Aussage seine älteste Erinnerung. Marzia besuchte zur Behandlung eine Art Zauberin („Hexe“) auf Murano, der, so Giacomo in seinen Memoiren, die Heilung gelang. Doch brachte ihn diese erste Begegnung mit magischen Vorstellungen erheblich durcheinander. Später bezeichnete er sich bereits früh so oft dem Tode nah, näher als dem Leben, dass „er ihn später kaum noch fürchtete“. Seine zweite Erinnerung betraf seinen Bruder Francesco und ihren Vater. Darin eignete er sich einen Kristall seines Vaters an, doch dieser bemerkte den Diebstahl, drohte dem Täter mit Prügel. Giacomo steckte den Kristall seinem unschuldigen Bruder in die Tasche, was ihm sofort leid tat, denn nun bezog dieser Prügel. Francesco verzieh diese Tat, deren sich Giacomo später rühmte, niemals. Sechs Wochen später erkrankte der Vater, und er starb binnen acht Tagen.

Ausbildung und Studium, Kleriker, erste Reisen

Ausbildung in Padua, Studium der Jurisprudenz (1737–1739)

Danach kam der Junge unter die Vormundschaft des Abbate Alvise Grimani, eines Bruders des Michiel Grimani. Darum hatte sie Giacomos Vater noch auf dem Sterbebett gebeten. Die Brüder gehörten einer der einflussreichsten Familien Venedigs an. An seinem neunten Geburtstag wurde Giacomo über den Brenta nach Padua gefahren, nämlich in die Schule des Antonio Gozzi. Seine Unterkunft, die er sich mit drei anderen Jungen teilen musste, kostete einschließlich Verpflegung und Schule, wie Casanova in seinen Memoiren vermerkt, sechs Zecchini für ein halbes Jahr. Schmutz und Hunger trieben ihn zum Diebstahl von Nahrungsmitteln.

Doch erkannte sein Lehrer Gozzi seine Begabung, und so stieg Giacomo bereits nach fünf Monaten zum Dekurio auf, er sah also die Aufgaben seiner 30 Mitschüler durch. Seine Großmutter zahlte dem Lehrer 24 Zechinen als Kostgeld für ein Jahr, und er zog um. Binnen zwei Jahren wurde er, vor allem durch Eigenstudium, ein Kenner der Klassik, er kannte Ariost und Horaz auswendig, befasste sich aber auch zunehmend mit den Naturwissenschaften, lernte Violine zu spielen. Dieses vielfältige, aber auch unsystematische Wissen, das er sich zudem durch eigene Lektüre erarbeitete, nutzte er später in einer Vielzahl von Situationen. Nach eigener Aussage war es das Glück der ersten Beifallsbekundung, das ihn antrieb, sich literarisch zu betätigen.

In Padua verliebte er sich mit zwölf Jahren zum ersten Mal, nämlich in Bettina, die vierzehnjährige Schwester seines fast doppelt so alten Präzeptors, von der er berichtet, sie habe die Grundlagen seiner Kenntnisse gelegt. Dann schrieb er sich an der Universität Padua ein. Er selbst wollte Medizin studieren, doch überzeugte ihn seine Mutter davon, dass es mehr Vorteile böte, die Jurisprudenz zu wählen.

Rückruf nach Venedig, Kleriker an San Samuele (1740–1744)

 
Luca Carlevarijs: San Samuele und der Palazzo Malipiero, um 1716

Giacomo folgte dem Rat seiner Mutter, doch als sich herausstellte, dass er sich in Padua vor allem vergnügte und sich an einer Studentenrevolte beteiligte, wurde er 1739 nach Venedig zurückgerufen. Dort sollte er an San Samuele Profeta auf eine kirchliche Karriere vorbereitet werden. Tatsächlich erhielt er am 17. Februar 1740 die Tonsur. Er selbst berichtet, er habe sich, bereits als angehender Priester, nach Erhalt der vier niederen Weihen, am 19. März 1741 während seiner zweiten Predigt in San Samuele, eine Ohnmacht vortäuschend, in der Kanzel hart zu Boden fallen lassen. Sein Predigttext war ihm entfallen, die ersten Besucher verließen die Kirche, Gelächter, so dass er keine andere Möglichkeit sah. Drei Jahre später gab er seine kirchliche Laufbahn auf. Er wohnte nun im Sterbehaus seines Vaters zusammen mit seinem Bruder Francesco, während sein jüngster Bruder und seine Schwester bei der Großmutter lebten.

Mit kaum 16 Jahren durfte er sich Abate des Pfarrers der Gemeinde Giovanni Tosello (1697–1757) nennen und die Wege in die venezianische Gesellschaft standen ihm offen. So stellte ihn Tosello dem Senator Alvise Malipiero vor, vermögend, gichtkrank, aller Zähne verlustig und 70 Jahre alt, aber ein Feinschmecker, der stets allein speiste und kultiviert war. Durch die Protektion dieses Senators, dessen Tischgenosse Casanova wurde, und die Freundschaft des Dichters Giorgio Baffo erhielt er Zugang zu führenden Kreisen, in denen er auf seine geistreiche und galante Art auf sich aufmerksam machte. Andererseits war ihm klar, dass diese Zugehörigkeit ihre Grenzen hatte, denn er gehörte nicht dem Adel der Stadt an – ein schmerzhaftes Bewusstsein, das er jedoch stets verbarg, zumal er den Adel für hochmütig hielt (Memoiren 2,4). So schrieb er über einen Aufsteiger in der venezianischen Gesellschaft, der den Namen Tognolo gegen Fabris tauschte und danach steil aufstieg: „Wenn er seinen Namen Tognolo beibehalten hätte, so würde ihm dieser Name Schaden bereitet haben, denn er hätte ihn niemals aussprechen können, ohne sich an das zu erinnern, was man nach dem verächtlichen Vorurteil eine niedrige Herkunft nennt. Die bevorrechtigte Klasse will in strafbarem Irrtum nicht glauben, daß in einem Bauern Größe und Genie sein können. Die Zeit wird zweifellos kommen, wo die Gesellschaft aufgeklärter und vernünftiger sein und erkennen wird, dass in allen Ständen edle Gefühle, Ehre und Heldentum sich ebenso leicht finden können, wie in einer Klasse, deren Blut nicht immer frei von dem Makel der Mesalliance ist.“

Casanova erwarb mit 17 Jahren, wie er immer wieder behauptete, am 28. November 1742 an der Universität Padua den Grad eines Doktors beider Rechte (Doctor iuris utriusque, Dr. iur. utr.), d. h. des weltlichen und des kanonischen Rechts. Dieser akademische Grad lässt sich für Casanova in den Quellen nicht weiter belegen,[2] auch wenn er später behauptete mit den Themen De Testamentes und Utrum Hebraei possint construere novas synagogas promoviert worden zu sein.

Reisen (vielleicht ab 1741/1742), Verlust der Protektion, Tod der Großmutter (1743)

Die Chronologie der Ereignisse ist zwar unsicher, doch wird konventioneller Weise angenommen, dass Casanova 1741 oder 1742 als Sekretär über Korfu nach Konstantinopel reiste, wo er Claude Alexandre de Bonneval traf, einen adligen Abenteurer.

Nun sammelte er Ende 1741/Anfang 1742 weitere Erfahrungen mit zwei Schwestern, den jungen Gräfinnen Nanetta und Martina Savorgnan, ohne sich gefühlsmäßig zu verstricken. Malipiero hatte, nachdem er das Paar ertappt hatte, Casanova mit Stockschlägen aus dem Haus vertrieben, wie sich Casanova später erinnerte.[3]

Am 18. März 1743 starb seine Großmutter Marzia, die er bis zuletzt pflegte. Zudem musste seine Mutter, die zu dieser Zeit in Warschau lebte, ihr Wohnhaus aufgeben. Sie schrieb, sie hätte Abbate Grimani Auftrag gegeben, das Mobiliar zu verkaufen und die vier Kinder in eine gute Pension zu geben.

In Venedig verlor er die Freundschaft des Senators Malipiero, mit dessen Liebhaberin er sich beinahe eingelassen hatte; er durfte sein Haus nie wieder betreten, nachdem er mit Stockhieben von dort vertrieben worden war. Diese, die 17-jährige Opernsängerin Teresa Imer, gehörte der Compagnia comica von San Samuele an.

Erste Inhaftierung, Geschlechtskrankheiten, Martirano, Abschied vom Klerus

Wenig später, nach seinen Angaben am 2. April 1742, wurde er erstmals festgesetzt, nämlich in der Inselfeste Sant’Andrea in der Lagune von Venedig, die er erst im Juli 1743 verließ. Nach eigenen Angaben lebte er nach dem Verkauf seines Elternhauses dort, wobei er sich Feinde machte, als er Mobiliar verkaufte. In jedem Falle erging es ihm dort keineswegs schlecht, er hatte sogar Gelegenheit Frauen aufzusuchen, zumal die Insel in Sichtweite des Ostrands der Kernstadt liegt. Drahtzieher war, wie sich Casanova erinnert, letztlich Alvise Grimani. In der Festung lagen seinen Angaben zufolge etwa 2000 Albaner, Cimarioten genannt, dazu 500 bis 600 Frauen und zahlreiche Kinder. Die Männer hatten sich im letzten Osmanenkrieg ausgezeichnet. Für diese, so berichtet er, seien Knoblauchzehen wie Zuckerplätzchen gewesen. Dessen einzige medizinische Bedeutung liege darin, dass er den Appetit anrege.

Nun handelte Casanova sich eine erste einer ganzen Serie von Infektionen mit der Gonorrhoe ein – es handelte sich nicht, wie früher vermutet, um die Syphilis. Diese stammten von einer Griechin, für deren Mann er eine Art Empfehlungsschreiben aufsetzte (von denen er viele verfasste). Casanova selbst betrachtete diese Episoden, die ihn immer wieder für mehrere Wochen zwangen, sich zurückzuziehen, als unausweichlich. So resümierte er in seinen Memoiren: „Mein Leben lang habe ich nichts anderes getan, als mich angestrengt, krank zu werden, wenn ich mich meiner Gesundheit erfreute, und mich angestrengt, meine Gesundheit wiederzuerlangen, wenn ich sie verloren hatte […] ‚Die Krankheit‘ (Casanova nennt hier wohl die Narben des weichen Schankers) verkürzt das Leben nicht, wenn man sich davon zu kurieren weiß; sie hinterläßt nur Narben. Aber man tröstet sich leicht, wenn man bedenkt, daß man sie mit Freuden erworben hat…“[4] Insgesamt infizierte sich Casanova im Laufe seines Lebens mindestens elf Mal mit der Gonorrhoe, mindestens zwei Mal mit dem weichen Schanker.[5] Auf der Insel pflegte und enthielt er sich sechs Wochen lang. Im Juni wurden die Albaner abgezogen, bald konnte er die Insel verlassen, auf der er eine völlig verarmte Adelsfamilie kennengelernt hatte, die von Almosen der Gemeinde lebte. Von seinen „beiden Engeln“, wie er die beiden Schwestern nannte, und die seine „erste Liebe“ waren, musste er sich bald verabschieden.

Überraschenderweise nämlich intervenierte nun seine Mutter für ihn. Sie arrangierte es von Dresden aus, dass ihr Sohn in den Dienst des neuen Bischofs Bernardino Bernardi trat, der für das Bistum Martirano in Kalabrien vorgesehen war. Casanova träumte gar davon, Papst zu werden, wie er sich erinnerte. Doch schreckte ihn der abgelegene Ort so sehr ab, dass er seiner Klerikerkarriere endgültig entsagte, auch wenn er noch zwei Mal in seinem Leben über einen Rückzug ins Kloster nachdenken sollte.

Protektion und Adoption an Europas Höfen, Militär

Neapel, Rom, Ancona

Schließlich reiste er über Chioggia – wo er sein ganzes Geld verspielte –, Pola und Ancona – dort wurde er wegen der grassierenden Pest, die Schiffe aus Messina womöglich mitgebracht hätten, drei Wochen lang unter Quarantäne gestellt – über Rom zu seinem Bischof. Doch die dortigen Verhältnisse waren so ärmlich, dass er nach nur 60 Stunden Aufenthalt über Cosenza nach Neapel zog, eine Stadt, die ihm sogleich gefiel. Am 16. September 1743 dort angekommen, verbanden ihn bald Freundschaften, er lernte Antonio Genovesi kennen, den Marchese Galiani, den Duca d’Arienzo Lelio Carafa. Auch knüpfte er Beziehungen zu adligen Frauen.

Während seines Aufenthalts in Neapel erfand er einen Marcantonio Casanova als seinen Stammvater, der 1528 als Sekretär eines Kardinals in Rom gestorben sei. Doch fürchtete er, dass seine Abstammung ruchbar werden könnte, zumal die Königin, die seine Mutter kannte, ihren Besuch ankündigte: „nichts hätte sie verhindern können zu erzählen, was diese in Dresden war; … mein Stammbaum wäre lächerlich gewesen.“ Er entzog sich dem königlichen Besuch, indem er nach Rom abreiste. So ging es fünf Tage lang per Kutsche über Capua, Terracina, Sermoneta, Marino nach Norden, wobei sich Casanova in die verheiratete Lucrezia verliebte, die Frau eines Advokaten in Rom. Diese Stadt war für Casanova „die einzige Stadt …, wo jemand, der aus dem Nichts hervorgeht, es zum Höchsten bringen kann.“ Als Zeichen, dass seine Jugendzeit endete, ließ er sich rasieren und kleidete sich nach Art der Römer. Immer wieder erhielt er den Hinweis, er müsse Französisch lernen; tatsächlich begann er die Sprache zu studieren.

 
Verzeichnis der verbotenen Bücher von Benedikt XIV., 1758, mit dem Abbild einer Bücherverbrennung
 
Orden vom Goldenen Sporn

Im Frühjahr 1744 lernte er Papst Benedikt XIV. kennen. Als Dank für amüsante Plaudereien erlaubte ihm der Papst, verbotene Bücher zu lesen – allerdings vergaß er, ihm dies schriftlich zu bestätigen –, und genehmigte ihm beim zweiten Besuch Fleisch zu essen – doch eine Dispens von der Fastenpflicht versagte er ihm ausdrücklich.

Es war ihm inzwischen gelungen, auf Empfehlung Carafas in die Dienste des Troiano Acquaviva d'Aragona († 1747) einzutreten, des Kardinals Acquaviva. Dennoch musste er die Stadt verlassen. Nicht wegen seine erwachten Liebe zu einer Marchesa, Ehefrau eines spanischen Kardinals, musste er Rom verlassen, sondern weil er in eine gescheiterte Entführung verwickelt war. Der einflussreiche Kardinal fragte ihn, wohin seine Reise gehen sollte, und welche Empfehlungen er brauche. Tatsächlich soll er ihm ein entsprechendes Schreiben an „Osman Bonneval, Pascha von Karamanien in Konstantinopel“ übergeben haben.

Am 25. Februar 1744 traf Casanova in Ancona ein, zum Abschied mit reichen Geldmitteln ausgestattet, deren Löwenanteil er mittels Wechsel auf den Ragusaner Giovanni Buchetti transferierte, der in der Stadt ein Haus besaß. Als er, trotz der Behauptung, der Papst habe ihm erlaubt Fleisch zu essen, im Gasthof keines erhielt, wurde er durch einen anderen Gast davon abzuhalten, sich weiter zu blamieren. Casanova gab sich als Sekretär des Kardinals Acquaviva aus. Dabei stellte ihm der spanische Gast seine Familie aus Bologna vor, der ein Kastrat namens „Bellino“ anzugehören schien. Die Dienste eines Lustknaben, Giton(e), wies er allerdings von sich. Im Hafen traf er die Griechin wieder, die er vor sieben Monaten kennengelernt hatte, und die weiterhin Sklavin eines Türken war. „Bellino“ erklärte sich später als „Teresa“, die Casanova angesichts seiner Eskapaden, auch mit ihren sehr jungen Schwestern und der Griechin, für flatterhaft hielt. Bei Teresa hegte er zum ersten Mal den Gedanken an eine dauerhafte Verbindung.

Im Februar 1745 hielt sich Casanova kurz in Venedig auf, fuhr dann März 1745 erneut nach Ancona, wo er sich in eine bekannte Sängerin verliebt hatte, bei der es sich um Angela Calori handelte. Sie reiste in Männerkleidung und ließ sich „Bellino“ nennen. Wie immer hielt seine Verliebtheit nur kurz an, dann trennten sich ihre Wege.

Venedig (1745/46), zweite Reise nach Konstantinopel (1746–1749)

In Venedig kaufte er sich ein Leutnantspatent und trat in den Militärdienst ein; schon in Bologna hatte er sich eine Uniform schneidern lassen; dort hatte er begonnen, sich durch Flanieren und Kaffeehausbesuche bekannt zu machen. Wieder ließ er sich einen Wechsel, diesmal auf Venedig und um 600 Zechinen ausstellen, dazu Gold im Wert von 100 Zechinen. Er wurde nach Korfu abkommandiert, von wo er im Sommer 1745 nach Konstantinopel reiste (vielleicht auch erst 1746). Kurz vor der Abfahrt lernte er Antonio Dolfino kennen, einen Rat auf Zante, der, obwohl venezianischer Adliger, in fremdem Sold gedient hatte. Auch hatte er einige Zeit im venezianischen Staatsgefängnis, den Bleikammern im Dogenpalast zugebracht, und – wie Casanova notierte – es fehlten ihm alle Fertigkeiten, um in der Gesellschaft bestehen zu können.

Zwar vermischt Casanova Jahrzehnte später selbst die Ereignisse dieser neuerlichen Reise, nach der von 1741 bis 1742, so dass sich die Chronologie auch hier nicht mehr genau klären lässt, doch besteht kein Zweifel, dass diese zweite Reise den Tatsachen entspricht.

Auf der Höhe von Curzola geriet das Schiff in einen Sturm, in dessen Verlauf ein Priester versuchte, die Teufel zu vertreiben, woraufhin die Mannschaft verlangte, dass Casanova, der jede Art von Zauberkünsten, böse Geister und Exorzismen für Albernheiten hielt, von Bord gehen sollte. Sogar ein Anschlag wurde auf ihn verübt. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, fuhr er dennoch weiter und erreichte nach acht Tagen Korfu. Auch dort verspielte er innerhalb eines Monats sein kleines Vermögen. Schließlich kam mit dem Linienschiff Europa, das 72 Kanonen führte, der neue Bailò von Konstantinopel, den er dorthin begleiten sollte. Nach sechs Tagen lag das Schiff vor Cerigo, wohin der Rat der Zehn, wie einer von ihnen Casanova klagte, über vierzig Männer verbannt hatte, die im Verdacht standen, von der Prostitution profitiert zu haben. Nach weiteren rund zehn Tagen erreichte das Schiff die Dardanellen, wo sie auf türkischen Schiffen Mitte Juli nach Konstantinopel gelangten.

 
Jean-Marc Nattier: Silvia Balletti, die Casanova verehrte, in einer allegorischen Darstellung, in der Hand eine Moretta muta; Öl auf Leinwand, 135,9 mal 124,5 cm, 1739, Fine Arts Museums of San Francisco

Mit seinem Empfehlungsschreiben suchte er Osman Bonneval, den Pascha von Karamanien auf, der ihn mit einem Gelehrten bekannt machte, mit dem er tagelang über die Unterschiede der Religionen nachdachte und dessen Freund er wurde – was Casanova in ungewöhnlicher Ausführlichkeit schildert. Er wünschte Casanova gar, zum Schwiegersohn zu gewinnen, doch müsste er dazu Türkisch lernen und Muslim werden. Bei Osman Pascha hatte er Gelegenheit, mit einer Tänzerin, die eine Moretta trug, zur Violinenmusik eine Furlana zu tanzen. Auch lernte er Jussufs Frau kennen, eine Chiotin. Als er mit dem Bailo Giovanni Donà zurückreiste, endete unter Tränen und reichen Geschenken ihre Freundschaft, wozu für Casanova später noch nützliche Kontakte kamen. Auf Korfu wurde er Adjutant bei „D. R.“, dessen, wie er glaubte, Geliebte Casanova so herablassend behandelte, dass er an sich eine Gehässigkeit entdeckte, die ihn beunruhigte. Auch behauptete er, einen Hochstapler entlarvt und auf eine Insel geflohen zu sein. Schließlich holte er im Karneval eine neapolitanische Schauspieltruppe aus Otranto auf die Insel. Als er seine Geliebte „F.“ mit einer Kurtisane betrog, fühlte er Abscheu gegen sich selbst, fühlte sich zum ersten Mal der Liebe einer Frau unwürdig, zumal er sich erneut angesteckt hatte. In kurzer Zeit verlor er, wie er selbst formuliert „Gesundheit, Geld, Kredit“, „gute Laune, Überlegung und Geist“, der Geliebten, die mit „D. R.“ nach Venedig reiste, wurde er gleichgültig, und auch er reiste mit der Flotte nach Venedig zurück.

Violinist an San Samuele, Protektion durch Senator Bragadin

Wohl zum Jahresende 1745 (?) war er wieder in seiner Geburtsstadt, verließ das Militär und arbeitete bei einem Rechtsanwalt. Allerdings war er diesmal ohne Protektion und ohne finanzielle Mittel. Doch er wusste seine Fähigkeiten als Violinenspieler einzubringen, so dass er dem Orchester des Theaters von San Samuele beitrat, an dem schon seine Eltern gearbeitet hatten. Währenddessen hatte Teresa ein Engagement in Neapel angenommen, während Casanova nach Venedig gegangen war. In Venedig hatte eine der beiden Schwestern geheiratet, die andere war Nonne geworden; diese, Martina, sollte er erst 1754 wiedersehen. In Venedig, so berichtet er, seien die Galeassen abgeschafft worden, wogegen sich die Konservativen wendeten, von denen er meinte, „diese guten Leute müßte man nach China oder zum Dalai-Lama schicken; in diese Länder gehören sie weit eher als nach Europa“. Auch glaubte er, dass die Galeeren vor allem deshalb niemals abgeschafft werden würden, weil man sonst nicht wüsste, wohin mit den Gefangenen (auf Korfu allein befanden sich 3000 von ihnen), die dort ihren Zwangsdienst leisten mussten. Seinen Bruder Francesco konnte er aus der Gefangenschaft befreien, seine Schwester war inzwischen bei ihrer Mutter in Dresden. Den Militärdienst gab er wieder auf. In den nächsten Monaten gehörte er einer siebenköpfigen Gruppe junger Männer an, die sich in Casanovas Augen überaus schlecht aufführte. Da ihr Anführer ein Adliger war, schritten die Behörden nicht ein.

Am 20. April 1746 lernte er, nachdem er bei einer Hochzeit aufgespielt hatte, den 57-jährigen Senator Matteo Giovanni Bragadin kennen, den er angeblich durch einen schnell herbeigeführten Aderlass, den ein Wundarzt durchführte, von den Folgen eines Schlaganfalls befreien konnte. Danach brachte er den Kranken in dessen Gondel nach Santa Marina, wo ein Arzt einen zweiten Aderlass durchführte. Der Arzt, Terro mit Namen, hätte ihn mit einer Quecksilber-Heilsalbe fast umgebracht, was Casanova verhinderte. Der Senator fühlte sich ihm daher auf immer zu Dank verpflichtet.

Bragadin, der von seinem Bruder unterdrückt wurde, und seine Freunde Marco Dandolo und Marco Barbaro, wie er unverheiratet und frauenfeindlich, wie Casanova feststellt, beschäftigten sich mit okkulten Wissenschaften. Casanova nutzte diese für medizinische Gesichtspunkte, aber auch, um seine leichtgläubigen Gönner mit kabbalistischen Mystifikationen zu beschäftigen. Er versuchte nach eigenen Aussagen, seine Gastgeber zu unterhalten, nicht sie auszunutzen. Bragadin adoptierte ihn bald als seinen Sohn und verpflichtete sich, ihn auf Lebenszeit mit zehn Zecchini pro Monat zu unterstützen, ihm sein Haus anzubieten, eine eigene Gondel zu unterhalten. So konnte er immerhin drei Jahre lang ein materiell sorgenfreies Leben führen, angefüllt mit Vergnügungen, Spiel und phantasievollen Ritualen. Mit Hilfe von Glücksspielen gelang es ihm, seinen aufwändigen Lebensstil zu finanzieren. Doch, so konstatierte Casanova in seinen Erinnerungen, verhinderten sein feuriger Charakter, seine unwiderstehliche Neigung zum Vergnügen und seine Unabhängigkeitsliebe, sich Mäßigung aufzuerlegen, zu der seine neue Lage ihm zu raten schien. Nur die Gesetze wollte er achten.

Zunächst aber verspielte er bei einem Grafen Rinaldi, in dessen Frau er sich verliebt hatte, sein kleines Vermögen. Als er nicht zahlen konnte, sprang Bragadin ein, so dass er sein Geld zurückbekam. Doch Casanova mied nun das Haus des Grafen. Es gelang ihm zu erreichen, dass jeder, der eine Vergünstigung von seinem Vater, wie er Bragadin nannte, erhoffte, sich zunächst an ihn wandte.

 
Francesco Guardi: Das Ridotto im Palazzo Dandolo bei San Moisè, Öl auf Leinwand, 108 mal 208 cm, Ca’ Rezzonico, nach 1746 und vor 1750

Ein Zanetto Steffani, der einer jungen Gräfin „A. S.“ aus „C.“ die Ehe versprochen hatte, musste in den Kapuzinerorden eintreten, um ihre Ehre wiederherzustellen. Casanova hatte sie zufällig gesehen und sich ihre Notlage erklären lassen. Die Gräfin und er verliebten sich, doch die Familie des angereisten Grafen erfuhr nichts davon. Doch die Trennung schmerzte Casanova zwar heftig, doch nur kurz, denn er verliebte sich schon bald in Ancilla, die berühmteste Kurtisane Venedigs. Doch auch diese Liebe dauerte nur wenige Wochen. Mit ihrem Hauptliebhaber, Graf Medini, duellierte er sich, wobei der Graf nach einem Stich in die Schulter um Gnade bitten musste. Der Graf blieb sein lebenslänglicher Feind. Ende Januar 1747 erhielt er einen Brief von „A. S.“, die inzwischen verheiratet war. Sie wollte verhindern, dass er sie bei einem Wiedersehen zu offensichtlich begrüßte. Wieder verspielte Casanova in den Ridotti sein Geld, wo die Patrizier nur mit Perücke und ihrer Kleidung erscheinen durften.

Einer Cristina, ein Bauernmädchen, dass er in einer Gondel gesehen hatte, versprach er die Ehe, doch zog er es vor, sie mit einem anderen Mann zu verkuppeln – eine Episode, die Hugo von Hofmannsthal in einem Lustspiel verarbeitete (1899). Bei der Hochzeit war Casanova selbst anwesend. Dieser Vorgang wurde häufig als Beleg für Casanovas Verantwortungsbewusstsein herangezogen.

Flucht aus Venedig, Mailand und Mantua, Cesena: Henriette (1749)

Nach einem bösen Streich, bei dem Casanova auch vor Leichenschändung nicht zurückschreckte – hinzu kam, dass er ein Mädchen verprügelt hatte, dessen Mutter es verkuppelt und die Entlohnung im Voraus erhalten hatte, das sich aber verweigerte –, verließ er auf Anraten Bragadins Venedig für einige Zeit.

Im Januar 1749 reiste er Richtung Verona, zwei Tage später war er in Mailand. Dort traf er Marina wieder, die tanzte, und ihren Geliebten und Zuhälter (wie sich herausstellte gezwungenermaßen) einen angeblichen Grafen Celi aus Rom. Sie berichtete. Nach einem kurzen Duell, bei dem ihn Balletti unterstützte, flohen Celi und sein Begleiter. Balletti war ein Franzose und sollte noch einigen Einfluss auf Casanova haben. Marina, Balletti und Casanova reisten nun über Cremona nach Mantua.

Dort wurde er verhaftet, weil er bei Dunkelheit keine Laterne mit sich führte, feierte mit den Offizieren, und musste sich zu seinem Ärger sechs Wochen lang auskurieren – ein Opfer, das nur die Liebe wert sei. In Mantua traf er eine ehemalige Geliebte seines Vaters, die Ursache dafür, dass dieser zu seiner späteren Mutter gegangen war.

Dann traf er auf einen Capitani, der davon überzeugt war, eine überaus wertvolle Reliquie zu besitzen, nämlich das Messer, mit dem einst Petrus im Garten von Getsemane Malchus das Ohr abgeschnitten hatte. Casanova, wie so häufig unter Mangel an Geldmitteln leidend, versprach, ihm die dazugehörige Scheide zu beschaffen, was den Wert der Reliquie noch ungemein steigern würde.

In Cesena verliebte sich Casanova so heftig wie noch nie zuvor, in eine vier Jahre jüngere Frau. In seinen Erinnerungen nennt er diese Frau Henriette, die erste Französin, mit der er sprach, und deren Anmut, Geist und Witz er als selten in Italien hervorhebt. Nach Childs Untersuchungen handelte es sich dabei um Jeanne-Marie d'Albert de Saint-Hippolyte, die mit einem Boyer de Fonscolombe verheiratet war. Sie war in Begleitung eines über 60-jährigen, ungarischen Offiziers auf dem Weg nach Parma; Casanova begleitete die beiden. Es gelang ihr, den Offizier, der nur Latein und Ungarisch sprach, und deren Wege sich in Parma trennen sollten, mit großer Achtung zu behandeln, wie es auch Casanova tat, obwohl er Henriette bereits begehrte; in solchen Situationen führte er lautstarke Selbstgespräche, in denen er vergaß, dass er allein war. In Bologna entschied sich Henriette, die ihren Gatten und ihren Schwiegervater, der sie ins Kloster stecken wollte, als Ungeheuer bezeichnete, für Casanova. Nach drei Monaten, einem ‚Freudentaumel des Glücks‘, wurde die größte Liebe seines Lebens – Casanova bezeichnete sie als ‚seine Frau‘ – jedoch erkannt und so musste sie heimkehren. Casanova begleitete sie über den Mont Cenis, den sie in Sänften überquerten, noch bis nach Genf. Doch mussten sich dort im Februar 1750 ihre Wege trennen – für Casanova war die ganze Welt nichts mehr. Seine Gefühle waren zwar nie von langer Dauer, aber doch tief, durchaus respektvoll und glaubhaft; ohne Eifersucht und keineswegs zynisch, wie Mangini konstatiert. Allerdings traute er Frauen bei Weitem nicht alles zu.[6] Fünfzehn Jahre später begegneten sich die beiden zum letzten Mal, doch Casanova erkannte sie nicht. Sie selbst schrieb, sie sei froh darüber, denn sie empfand sich als unansehnlich.

Nach einem Fehltritt, bei dem er sich auch noch infizierte und er sich mit Quecksilber behandeln ließ, wäre Casanova beinahe zum Frömmler geworden, wie er selbst schreibt. Doch: „Wie du weißt, mein lieber Leser, verbreitet nichts sich so rasch wie die Pest, und was ist der Fanatismus jeder Art anders, als eine Pestkrankheit des Geistes?“ (2,5). Erst Anfang April war er geheilt. Dann riefen ihn Briefe von Bragadin nach Venedig zurück, wo niemand mehr seine Taten ahnden wollte.

Paris, Dresden, Wien (1750–1753)

Erste Reise nach Paris (1750–1752), Freimaurer, Einführung bei Hof, Übersetzer
 
Crébillon unterrichtete Casanova ein Jahr lang im Französischen

Nach kurzem Aufenthalt in Venedig – durch einen Herrn de la Haye war er, wie er schrieb, zum ‚Fanatiker‘ geworden – brach für Casanova ein neuer Lebensabschnitt an. Zunächst fuhr er von Parma, wo er mit Henriette gelebt hatte, nach Fusina, von wo er nach Venedig übersetzte, das er ein Jahr lang verlassen hatte. Doch bald merkte er, dass de la Haye versuchte, ihn bei seinen Freunden zu verdrängen. Damit endete schlagartig seine Zeit als Mystiker, er begann wieder zu spielen und gewann 1750 zu Karneval 3000 Dukaten. De la Haye verließ Venedig und ging nach Polen; 1753 traf ihn dort Casanova wieder.

Am 1. Juli 1750 brach Casanova nach Paris auf, wo er mehr als zwei Jahre blieb. Seine Brüder Giovanni und Francesco blieben in Venedig. Diesmal reiste er in Begleitung des Schauspielers Antonio Stefano Balletti, Sohn der gefeierten Silvia Balletti (1701–1758), die Casanova verehrte, und der er in seinen Erinnerungen nach über vierzig Jahren noch eine ausführliche Schilderung widmete. Durch die etwa fünfzigjährige Schauspielerin, den „Abgott Frankreichs“, wurde er in die Pariser Gesellschaft eingeführt. In Turin musste er auf dem Weg dorthin feststellen, dass der König nichts Majestätisches hatte, was ihn als „denkenden, jungen Republikaner“ überraschte, denn er war im Gegenteil „hässlich, bucklig, mürrisch und unvornehm“ (2, 7).

In Lyon schloss er sich der Freimaurerei an, denn ihm war klar geworden, dass er nur so den Unwägbarkeiten begegnen können würde, die ihn erwarteten. Childs nimmt an, dass er in die schottische Loge Amitié, amis choisis aufgenommen wurde. Zudem soll er den Rosenkreuzern beigetreten sein.[7]

In Paris boten sich Casanovas Talenten reiche Möglichkeiten, zunächst aber musste er lernen, dass der Umgang miteinander dort anderen Gesetzen und Mustern unterlag – so grüßte man die Schauspieler mit den Namen ihrer Charaktere. Er freundete sich mit Künstlern der Comédie Italienne an, darunter mit der besagten Silvia Balletti, bei deren Tod er über zehn Jahre später anwesend war. Er machte die Bekanntschaft zahlreicher bedeutender Männer, wie etwa Crébillon, Jean-Baptiste le Rond d’Alembert, Bernard le Bovier de Fontenelle oder Claude-Henri de Fusée de Voisenon. Der noch immer berühmte ältere Crébillon bot ihm an, ihn ein Jahr in Französisch zu unterrichten – allerdings überwand Casanova nie seine italienischen Redewendungen. Von Marcel, dem bekannten Ballettmeister, wollte er bis in die feinsten Einzelheiten das Menuett erlernen. Den König hielt er für einen Despoten, doch meinte er zur Französischen Revolution: ‚Seither haben die Franzosen den Despotismus des Volkes. Ist dieser weniger abscheulich?‘ (2, 7). Er war beeindruckt von Ludwig XV., doch ‚Trauriges Geschick der Könige! Erbärmliche Schmeichler tun beständig alles, was erforderlich ist, sie noch unter den gewöhnlichen Menschen herabzudrücken.‘ (2,9).

Mit Begeisterung besuchte er die Comédie-Française und die Opéra, wo es ihm leichter fiel, Bekanntschaften zu machen und Freunde zu gewinnen. Er unterhielt zwar auch Kontakte zum Hof, doch er bevorzugte weiterhin die Konversation, das Spiel, die Liebe. Erst in Paris wurde er der umfassend gebildete Mann, als den er sich selbst sah. Sein erstes eigenes Werk war eine Übersetzung des Dramas Zoroastre von Louis de Cahusac ins Italienische. Seinem Bruder Francesco konnte er durch seine Kontakte eine Stellung als Schlachtenmaler verschaffen.

Mimi, die vielleicht 16-jährige Tochter seiner Wirtin, Madame Quinson, verliebte sich in Casanova und brachte einen Sohn zur Welt. Die Mutter ging später zur Bühne, das Kind wurde ‚zum Besten der Nation ins Hotel Dieu geschickt‘. Die Kosten für die Entbindung und das Wochenbett übernahm Casanova, der einer Anklage entging. Im Gegenteil geriet die Mutter wohl in den Verdacht der Kuppelei (2, 10).

Vesian hingegen war eine junge Frau aus Parma, die er so sehr respektierte und ihren Geist geradezu verehrte, dass er mit Erfolg alles unternahm. Baletti unterrichtete sie, und sie wurde an der Oper angestellt. Mit seinen Instruktionen suchte sie sich einen geeigneten Mann, und es gelang auch, ihrem Bruder eine Anstellung zu verschaffen. Ihr Glück lag ihm, wie Casanova schreibt, zu sehr am Herzen, als dass er es hätte wagen mögen, ihr nachzustellen. Ein anderes Mal ließ er eine 13-jährige Griechin namens Morphi von einem deutschen Maler porträtieren. Von dem Bild zirkulierten bald Kopien. Eine davon sah der König, der das Mädchen zu einer seiner Geliebten machte. Auch wenn sie später in Ungnade fiel, wurde sie doch immerhin reich ausgestattet.

Nachdem sein Bruder ein Schlachtengemälde ausgehängt hatte, das für schlecht befunden wurde, zerstörte er es eigenhändig. Giacomo geriet, nachdem er bei Condé gespeist und offenbar betrogen worden war, in eine Art Duell, das jedoch ohne Folgen blieb. Ein „Chevalier de Talvis“, der angab, die von Casanova beleidigte ‚Halsabschneiderin‘ beschützen zu wollen, wurde entsprechend den Regeln und somit korrekt, leicht verletzt.

Dresden, Prag, Wien

Mitte August 1752 verließen die Brüder Giacomo und Francesco Paris Richtung Dresden, das sie Ende des Monats erreichten, um zu ihrer Mutter zu reisen, die sie voller Freude aufnahm. Der Weg führte sie über Metz, Mainz und Frankfurt. Für seine Mutter schrieb Giacomo La Moluccheide, eine verlorene Parodie in drei Akten auf La Thébaïde ou les frères ennemis (= Die Thebais oder die feindlichen Brüder) von Jean Racine (1664). Francesco übte seine Fertigkeiten an den Schlachtengemälden früherer Meister, um vier Jahre später nach Paris zurückzukehren. Bald darauf reiste Giacomo von Dresden ab, wo er Mutter, Bruder und Schwester zurückließ. Diese hatte den Hofklavierlehrer Peter August geheiratet.

Über den König, und erst recht seinen Minister, sagte er: ‚Niemals war ein Monarch ein so abgesagter Feind der Sparsamkeit‘. ‚Dresden hatte den glänzendsten Hof, den es damals in Europa gab.‘ Der König unterhielt vier Spaßmacher, denn ‚König August war nicht galant‘, die sich in Fratzenschneiden und Grobheiten ergingen, ‚man nennt sie in Deutschland Narren, obgleich diese herabgekommenen Menschen für gewöhnlich klüger sind als ihre Herren‘.

Von dort reiste er, nachdem er eine erneute Gonorrhoe sechs Wochen auskuriert hatte, im März 1753 nach Prag, wo er sich nur kurz aufhielt – zwei, drei Tage verbrachte er bei seiner Geliebten Morelli –, und weiter nach Wien, wo er Pietro Metastasio traf. Auch begegnete ihm dort wieder de la Haye, der ihm 50 Dukaten lieh, wie Casanova überhaupt wieder häufiger unter Mangel an Geld litt. An der Oper traf er den Tänzer Bodin, den er in Turin kennen gelernt, und der die schöne Geoffroi geheiratet hatte. Er wohnte bei Campioni, den einstigen Ehemann der schönen Ancilla, der ein ebenso großer Spieler wie großer Tänzer war. Doch eine Legion von in Zivil gekleideten „Keuschheitskommissären“, die die jungen Frauen überwachten, hinderte ihn daran, seinen üblichen Vergnügungen nachzugehen. Dies änderte sich, als er wieder auf Baron Vais stieß, in dessen Gesellschaft man ihn bedrängte, er müsse doch mindestens ein Baron sein. Auch fiel ihm auf, dass die „Keuschheitskommissäre“ in diesen Kreisen keine Rechte hatten. Casanova, der keinen Genuss ausließ, erkrankte schwer, ein gegen seinen Willen hinzugezogener Arzt wollte ihn zur Ader lassen. Doch der Patient schoss auf ihn und konnte so die zwangsweise Behandlung verhindern; stattdessen nahm er nur Wasser zu sich. Man sah in ihm einen Mann, der sich mit Pistolenschüssen gegen den Tod gewehrt hatte. Zu seinem Ärger scheiterten seine Versuche bei einer Mailänder Tänzerin, die in einen anderen verliebt war (er entwendete ihr Porträt), aber immerhin konnte er vom Casinogewinn eines Gascogners profitieren, der dem Fürstbischof vielleicht 14.000 Gulden abgenommen hatte.

Rückkehr nach Venedig (1753)

Nach seiner Abreise brauchte Casanova, dem das gesellschaftliche Klima zu eng wurde, vier Tage mit der Post bis Triest. Am 29. Mai 1753 war er wieder in Venedig. Freudig empfangen von Bragadin und seinen Freunden, konnte er sein altes Leben wiederaufnehmen, versuchte sich auch wieder im Glücksspiel (2, 12). Das gestohlene Porträt rückte er aufgrund eines Briefes der Mailänderin, den ihm der junge Giovanni Grimani aushändigte, anstandslos wieder heraus. Um den Festivitäten auszuweichen, reiste Bragadin nach Padua und Casanova mit ihm.

In dieser Zeit traf er wieder mit Teresa Imer zusammen, die, aus Bayreuth kommend, Venedig aufsuchte. Die beiden trafen zwei Mal zusammen, Teresa wurde schwanger.

 
Fassade der Kirche Santa Maria degli Angeli auf Murano

Bald verliebte er sich erneut, diesmal in die 14-jährige Cat(t)erina Maria Teresa Francesca Capretta (1738 – nach 1793), die Casanova nur „C. C.“ nannte. Ihr Bruder, der in Wien bankrottgegangen war, versuchte die beiden zu verkuppeln (er landete bald im Schuldgefängnis), und Casanova mittels Wechseln hinters Licht zu führen. Die beiden versprachen sich die Ehe, Casanova, nicht nur in der Hoffnung, den gleichzeitigen Erguss herbeizuführen, äußerte zum ersten Mal einen Kinderwunsch. Er hielt um ihre Hand an, vermittelt durch Bragadin. Doch ihre Eltern – der Vater wollte sie als mindestens 18-Jährige verheiraten, und nur an einen Kaufmann – sperrten sie in das Kloster Santa Maria degli Angeli auf Murano. Dies erfuhr er durch eine Botin, die davon lebte, Briefe aus und ins Kloster zu schmuggeln. Wieder spielte Casanova in Padua um sehr viel Geld, stürzte bei Padua mit seinem Pferde, und wegen eines neuen Pferdes schoss er auf einen Postillon. Kaum eine Viertelstunde zu Hause angekommen, erhielt er von der Botin sieben Seiten eines Tagebuchs. Dann traf er Croce, der wegen Glücksspiels ausgewiesen worden war, mit dem Casanova gemeinsame Sache gemacht hatte (er wurde später endgültig ausgewiesen und starb nach einem großen Skandal in der Feste Cattaro). So erhielt Casanova die Hälfte vom Gewinn, also 5000 Zechinen. Damit konnte er seine Schulden begleichen. Immerhin wurde er Caterinas Bruder los, dessen Wechsel als wertlos aufgeflogen waren.

Doch dann erhielt Casanova einen Brief von Caterina, in dem sie von einer Fehlgeburt berichtete. Sie hatte Laura, eine Botin, eingeweiht, denn sie drohte zu verbluten. Der aufgewühlte Casanova hielt sich während einer Reihe von Tagen auf Murano auf. Anlässlich einer Neuaufnahme im Kloster gelang es ihm, sich unter die Menge zu mischen, und die beiden begegneten sich zum ersten Mal wieder. In der Kirche trafen sie sich vielleicht fünf Wochen lang an jedem Feiertag.

Bei einer solchen Gelegenheit, an Allerheiligen 1753, ließ eine unbekannte Frau einen Brief vor seine Füße fallen. Sie habe ihn seit dreieinhalb Monaten beobachtet und wolle ihn kennen lernen. Als Casanova seine Memoiren verfasste, war der Brief noch immer in seinem Besitz.

 
Das Sprechzimmer der Nonnen im Kloster San Zaccaria, Francesco Guardi, um 1745/1750, Öl auf Leinwand, 108 mal 208 cm, Ca’ Rezzonico

Im sogenannten Parlatorio, einem überwachten Gesprächsraum, sollte er die Unbekannte zu Gesicht bekommen, die seiner Caterina Französisch beibrachte. In seinen Erinnerungen nannte er sie „M. M.“, die sich als Marina Morosini identifizieren ließ. Es war dies eine seiner Indiskretionen, wenn es um Frauen von Stand ging. Am Gitter war ein großes Fenster angebracht, durch das ein Erwachsener hätte schlüpfen können, wie Casanova vermerkt.

Doch die 22- bis 23-jährige Morosini, obwohl ein Freigeist, freiwillig ins Kloster gegangen, redete kein Wort, wohl als Reaktion darauf, dass Casanova sich aus Vorsicht nicht hatte vorstellen lassen wollen (2, 17). Beim nächsten Mal ließ sie ihn (vergebens) warten. Am Ende musste sich Casanova für seine Rachegelüste entschuldigen, sie sprachen zum ersten Mal miteinander, gestanden sich ihre Liebhaber ein, Casanova schien es, ‚als sollte ich zum erstenmal in meinem Leben wirklich glücklich sein‘. Er war ‚verliebt, aber er genießt des geliebten Wesens nur, wenn er sicher ist, dass es seinen Genuß teilt, und dies kann nur der Fall sein, wenn ihre Liebe gegenseitig ist‘ (2, 18). Die, so glaubte Casanova, geschorene Nonne trug bei ihrem Treffen gar keine Perücke – eine große Erleichterung für Casanova. Dieser mietete ein Casino beim Theater San Moisè, übte sogar die Abläufe für den nächsten Tag mit seinem Personal ein. Unterdessen hatte ihm Caterina, die im Klostertratsch von der Affäre geahnt, dann die beiden durch einen Spalt beobachtet hatte, einen Abschiedsbrief überbringen lassen. Wie Casanova nicht zum ersten Mal vermerkt, vergnügten sich die neu Verliebten, diesmal sieben Stunden lang. Obwohl wiederum Morosinis Geliebter, der kaum 40-jährige französische Botschafter Pierre de Bernis, von ihrer beglückenden sexuellen Beziehung wusste, nahm er eine freundschaftliche Beziehung zu Casanova auf, ja, er wirkte heimlich im Hintergrund mit und öffnete dem Paar sein Haus. Dabei beobachtete er aus einem versteckten Raum die erste Liebesnacht. Als sich Casanova auf weitere Affären einließ, konnte Bernis auch dabei seinen voyeuristischen Neigungen nachgehen. Morosini wiederum hatte Capretta, die unter ihrem Einfluss zum Freigeist wurde, „in die Mysterien der Sappho“ „eingeweiht“ (2, 21), wie sie ihm im Januar 1754 schrieb. Casanova hielt immer noch an der älteren Beziehung fest, obwohl er wusste, dass es falsch war; Caterina war seit acht Monaten im Kloster.

Bei der Gelegenheit fügt Casanova in seine Memoiren ein, dass man glaubte, der Same komme aus dem Gehirn der Männer, während die weiblichen Säfte keinen Einfluss auf die Intelligenz des Kindes hatten, das gezeugt wurde. Daraus folge, dass das Kind ‚in bezug auf das Gehirn, das der Sitz der Vernunft sei, nicht von der Mutter abstamme, sondern vom Vater‘ (2, 21).

Beinahe wäre es zu einem Zerwürfnis gekommen, als M. M. ein Treffen Casanovas mit C. C. arrangierte. Auf der Fahrt zum Palazzo Bragadin wäre er fast ertrunken, fiel danach in ein tagelanges Fieber. Doch nach intensivem Briefwechsel, durch den Casanova erkannte, dass Morosini ohne jede Eifersucht war, versöhnten sich die drei, deren Treffen jedoch durch einen Hexenschuss verzögert wurde, den Casanova nach der beinahe tödlichen Gondelfahrt erlitten hatte. Am 4. Februar 1754 kamen Morosini und Casanvoa wieder zusammen.

Bernis, der Casanova ein Bildnis ihrer gemeinsamen Geliebten hatte zukommen lassen, wollte Casanova unbedingt persönlich kennen lernen. Als Nichtadliger, dem der Kontakt mit Ausländern dementsprechend nicht untersagt war, konnte er sogar formell vorgestellt werden. Als Adliger wäre er ‚unter die Bleidächer gekommen, du wärest entehrt gewesen‘, erklärte er Morosini, die gefürchtet hatte, er wäre Bragadins Sohn und damit von Adel (2, 22). Wenig später kamen Morosini und Casanova gemeinsam mit Capretta zusammen. ‚Wie üblich hatte die Liebe die Vernunft über den Haufen geworfen.‘ (2, 23). Doch schließlich verlor Casanova seine C. an Bernis, der sie reich machte, wie Casanova vermerkt, trug er die Schuld daran. Doch nun starb C.s Mutter, infolgedessen wurde sie auch von M. M. und Bernis isoliert, konnte das Kloster nicht mehr verlassen; zudem reiste der Franzose nach Wien ab. Drei Monate lang trafen sich Morosini und Casanova in dem Casino, dass ihm Bernis überlassen hatte. Doch traute Casanova keinem Ruderer, so dass er immer selbst die Gondel fuhr. Doch Anfang Oktober wurde ihm das Boot gestohlen, obwohl es an einer eisernen Kette vertäut war (Stricke waren beinahe ungebräuchlich geworden); Casanova gelang es, für Ersatz zu sorgen.

Doch Casanova riskierte immer wieder sein Glück, indem er um immer höhere Summen spielte. Erst Ende 1774 mussten auf Veranlassung des Großen Rates alle privaten Glücksspielstätten geschlossen werden. Obwohl die Mehrheit der Adligen im Rat dies gar nicht wollte, hatte die drei Staatsinquisitoren und der spätere Kardinal Flangini um ein Wunder durch den hl. Markus gebetet, wie Casanova sarkastisch anfügt. Casanova gibt als Grund seinen Geiz an, denn das Herz blutete ihm, wenn er anderes Geld ausgeben muste, als solches, das er im Spiel gewonnen hatte (2, 23).

Bald brachte er Condulmer gegen sich auf, da sie es auf die gleiche Frau abgesehen zu haben schienen. Deren Ehemann, Marcantonio Zorzi, ein Theaterfreund und Verfasser von Spottgedichten, unterstützte er gegen einen Rivalen. Condulmer, der auch darüber verägert war, saß im Rat der Zehn, infolgedessen wurde er bald Staatsinquisitor. Er war Miteigentümer des Theaters Sant’Angelo, wo der besagte Rivale auftrat – sein Theater erlitt dementsprechend Verluste.

Bernis gab aus der Ferne Anweisung, sein Casino zu verkaufen, was bis Mitte Januar 1755 abgeschlossen war. Morosini erkrankte nun, beim Besuch am 2. Februar schien sie dem Tod nahe zu sein, doch erholte sie sich gegen Ende März. Casanova nahm sich inzwischen anonym eine Wohnung auf Murano, wo ihn Tonina, die 15-jährige Tochter jener Laura bedienen sollte, die die Botendienste geleistet hatte. Sie pflegte ihn – er hatte 48 Tage nur in seinem Zimmer verbracht. Schließlich verliebte er sich, sie liebte ihn schon heimlich seit Wochen, und seine Beziehung zu Morosina kühlte weiter ab. Die folgenden 22 Tage zählte Casanova später zu den glücklichsten seines Lebens. Er dachte jedenfalls nicht mehr daran, mit Morosina zu fliehen.

Stattdessen ließ er sich auf eine Wette mit den englischen Gesandten Murray ein, der behauptet hatte, Morosina habe sich als Prostituierte verkauft. Doch diese, so zeigte sich, war eine andere Frau, die von dem Zuhälter Calpucefalo engagiert worden war, eine Nonne zu spielen. Die verbotenen Früchte seien eben besonders reizvoll, konstatierte Casanova.

Zugleich hielt Casanova in den öffentlichen Räumen, etwa in Cafés, mit seinen Ansichten nicht zurück, womit er sich Feinde machte. Die Inquisition ließ ihn beobachten, doch blieb er, trotz Warnungen seiner Freunde, in Venedig.

Flucht aus Venedig, Erfolge in Paris

Inhaftierung (Ende Juli 1755) und Flucht aus den Bleikammern (1. November 1756)

 
Canaletto: Der Markusplatz, um 1743

Plötzlich wurde er in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1755 verhaftet. In den frühen Morgenstunden des 26. Juli 1755[8] wurde er wegen „Schmähversen gegen die heilige Religion“ durch den Polizeichef (Capitan Grande oder Messer Grande) Matteo Varutti in das Staatsgefängnis verbracht. Casanova selbst stellte über die Gründe später verschiedene Spekulationen an.

 
Illustration zur Flucht aus den Bleikammern, 1788

Belegt ist, dass um 1753/54 die venezianische Staatsinquisition auf Casanova aufmerksam wurde. Er verschwende Geld seiner Gönner, insbesondere des einflussreichen Senators Matteo Giovanni Bragadin, habe den strikt verbotenen Umgang mit Ausländern gepflegt – der schwerwiegendste Vorwurf – und sei 1750 in Lyon den Freimaurern beigetreten. Die Akten zu Casanovas Verhaftung gehören zu den frühesten Dokumenten, in denen die Freimaurer in Venedig erwähnt werden. Er galt den Behörden als Mann ohne Glauben, als Verderber und Betrüger, wie es in den Berichten des G. B. Manuzzi heißt, wo auch der Vorwurf erscheint, Bragadin ruiniert zu haben. Aus den Akten geht hervor, dass Casanova zu fünf Jahren in den sommerlich-heißen und winterlich-kalten, bleigedeckten Zellen verurteilt wurde, die sich unter dem Dach des Dogenpalasts befinden. Casanova wusste nichts davon, so dass er glaubte, niemals wieder freigelassen zu werden. Ein erster Ausbruchsversuch scheiterte, da er zu früh in eine andere Zelle verlegt wurde.

Erst fünfzehn Monate nach seiner Verhaftung gelang ihm beim zweiten Versuch die Flucht aus den Bleikammern Venedigs, den gefürchteten Piombi, was allgemeine Aufmerksamkeit erregte, da dies als unmöglich galt. Für den Zeitpunkt der Flucht nutzte er das Buch L’Orlando Furioso von Ludovico Ariosto als Orakel (Stichomantie), dabei wurde er von einem Mitgefangenen und dem Somaskermönch Marino Balbi (1719–1783) unterstützt, der mit ihm fliehen konnte. Es gelang ihnen, durch Löcher in der Decke, die sie mit einem in die Zelle geschmuggelten Eisenhaken gekratzt hatten, auf das Dach zu gelangen, sich von dort abzuseilen und mit viel Glück an den Wächtern vorbeizukommen. Dies gelang in der Morgendämmerung des 1. November 1756.

Die beiden Flüchtigen erreichten zunächst Mestre, dann Treviso; von dort eilten sie bis zu den Ausläufern des Monte Grappa, wo sich ihre Wege trennten. Casanova floh weiter über Feltre nach Valdobbiadene. Schließlich reiste Casanova weiter nach Bozen, München und Augsburg. Über seinen Ausbruch aus dem Verlies schrieb er ein Buch, das 1787 in Leipzig in französischer Sprache erschien (Histoire de ma fuite) und noch zu seinen Lebzeiten ins Deutsche übersetzt wurde. Damit war sein Ruf als Abenteurer für alle Zeit gefestigt. Einige glaubten angesichts der Unmöglichkeit eines solchen Ausbruchs an eine Erfindung Casanovas.

Paris (Anfang 1757 bis Oktober 1759), Protektion durch Bernis und d'Urfé

Am 5. Januar 1757 kam Casanova wieder in Paris an, wo er sich auf Bernis stützte, der inzwischen zum Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten aufgestiegen war, einer Art Außenminister. Casanova knüpfte ein engeres Freundschaftsnetz, so etwa zu Joseph de Pâris-Duverney an der Militärschule, oder den Brüdern Giovanni und Ranieri de’ Calzabigi, mit denen er eine öffentliche Lotterie initiierte, die sich als großer Erfolg herausstellte (ab dem 15. August 1757).

 
Ansicht von Dünkirchen nach 1700

Auf Initiative des Abbé Jean-Ignace de La Ville trat Casanova erstmals als Spion in den Dienst, diesmal für den französischen Staat. Bernis vermittelte dem nunmehr materiell besser Abgesicherten den Auftrag, in Dünkirchen die Garnison und die Flotte zu inspizieren (oder auszuspionieren), wofür er 500 Louis d’or erhielt. Dem Generalrevisor der Finanzen, Jean de Boulogne, verdankte er den Auftrag, in Amsterdam 20 Millionen französische Staatstitel in gewinnbringendere Papiere umzutauschen. Auch hierbei gelang ihm die Ausführung mit erheblichen Gewinnen.

Weiterhin unterhielt er Kontakte zu einer Reihe von Frauen, wobei ihm seit der Flucht aus den Bleikammern nun auch der Ruf eines Abenteurers vorauseilte, dessen Berichten man gern lauschte. Allerdings brachte ihm die Begegnung mit „X. C. V.“ (Giustiniana Wynne), der Geliebten des venezianischen Patriziers Andrea Memmo, die ihn um Rat bei der Beendigung einer ungewollten Schwangerschaft bat, in Schwierigkeiten. Die Sechzehnjährige wurde von der Verwandtschaft ihres Verlobten verfolgt, Casanova brachte sie in einem Kloster unter, aus dem sie nach der geheim gehaltenen Entbindung wieder auftauchte.

Als völliger Fehlschlag erwies sich sein Projekt, französische Seidenstoffe, verziert mit chinesischen Motiven, auf den Markt zu bringen. Finanziell war es ein solches Fiasko, dass er wegen Überschuldung inhaftiert wurde. Die Ursache lag in seiner Freigebigkeit gegenüber den etwa 20 weiblichen Angestellten, mit denen er wechselnde Liebschaften unterhielt. Dabei beschenkte er sie reichlich und stellte auch einmal eine möblierte Wohnung zur Verfügung.

Nur der Intervention seiner einflussreichen Freundin, der verwitweten Markgräfin Jeanne d’Urfé, verdankte er seine Befreiung aus der Haft. Von ihrem Vermögen profitierte er in den Jahren 1757 bis 1763. Als diese Protektion endete, war der Höhepunkt seines Lebens schlagartig überschritten.

Zielloses Reisen, Begegnung mit Voltaire, Flucht aus den höfischen Zentren

Holland (1759), Schweiz, Demütigung durch Voltaire (1760), Italien

Nun musste sich Casanova wieder verstärkt um Anstellungen bemühen. Im Oktober 1759 reiste er nach Holland, um für die französische Regierung eine Anleihe aufzulegen. Doch bereits in Köln kam seine Reise ins Stocken, er ließ sich, wie so oft, auf Intrigen und neue Abenteuer ein. Möglicherweise folgte er aber auch geheimen Instruktionen, etwa der Jesuiten oder der Freimaurer, wie Childs mutmaßt. Ob er nicht eher vor Langeweile und Ungenügen, oder aber den Konsequenzen seiner eigenen Handlungen floh, wurde ebenfalls überlegt.

Er selbst meint in seinen Memoiren, er habe kein Ziel verfolgt, sondern er habe sich dahin treiben lassen, wohin ihn der Wind wehte. Seit 1760 nannte sich Casanova auch Chevalier de Seingalt, ein Name, den er bis an sein Lebensende immer wieder benutzte. Außerdem erhielt er die französische Staatsbürgerschaft.

Nun reiste er im selben Jahr in die Schweiz, besuchte im April das Kloster Einsiedeln, wo ihn die Idee der Weltentsagung kurz reizte, bis er wieder auf eine anziehende Frau stieß. In Bern kannte er den Richter Bernard de Muralt, dem er wiederum den Kontakt zu Albrecht Haller verdankte, der in Roche lebte. Die bedeutendste Begegnung war allerdings die mit Voltaire in Ferney (5. bis 8. Juli 1760), das sich seit 1878 Ferney-Voltaire nennt. Die Begegnung mit Voltaire war wohl eher eine Demütigung. Auf Casanovas Seite blieb ein Ressentiment, das sich auch noch in den Memoiren erweist. Er verfasste 1769 (La confutazione) und 1779 (Scrutinio del libro Eloges de M. de Voltaire) zwei Schriften gegen den Philosophen.

Von Genf reiste Casanova nach Aix-les-Bains, dann nach Avignon, Grenoble und Marseille, auch pilgerte er nach Valchiusa, wo er eine bewegte Hommage an Petrarca verfasste. Von dort ging es weiter nach Genua, Livorno und Florenz. Dort fiel er allerdings im Dezember 1760 einer Intrige des Abenteurers Carlo Ivanoff zum Opfer, so dass er fluchtartig nach Rom aufbrechen musste.[9]

 
Giovanni Battista, Giacomo Casanovas Bruder, Stich von Christian Friedrich Boetius nach einem Gemälde von Anton Raphael Mengs

Dort traf er nach langen Jahren wieder auf seinen Bruder Giovanni Battista, der wie Francesco Maler war. In Rom lernte er auch dessen Lehrmeister Raphael Mengs kennen sowie den Archäologen Johann Joachim Winckelmann. Im selben Jahr erhielt er bei Papst Clemens XIII. eine Audienz; Rezzonico war selbst Venezianer und seit 1758 Papst, die beiden kannten sich, seit er Bischof von Padua gewesen war. Im Dezember 1760 ernannte ihn Papst Clemens zum „Protonotar extra urbem“ und erhob ihn zum „Ritter des goldenen Sporns“. Daraus leitete Casanova das Recht ab, sich Cavaliere (Ritter) nennen zu lassen.

Von Rom reiste er weiter nach Neapel, wo er sich gern einige Wochen aufhielt. Auch seine alte Beziehung zu Lucrezia Castelli lebte wieder auf, nachdem er sich beinahe einer inzestuösen Beziehung zu ihrer gemeinsamen Tochter Lemilde hingegeben hätte – ohne sich der zu nahen Verwandtschaft bewusst zu sein. Sie war nicht das einzige seiner Kinder, dessen Existenz er einfach ignorierte. Schon 1759 hatte ihm in Amsterdam Teresa Imer offenbart, dass er der Vater ihrer Tochter war.

Nach Aufenthalten in Bologna, Modena, Parma sowie Turin ging er wieder nach Frankreich, war schließlich im Sommer und Herbst in München und Augsburg. Dort musste er über einige Wochen eine ernste Geschlechtskrankheit auskurieren. Ende 1761 reiste er über Konstanz und Basel wieder nach Paris zurück.

Dort konnte er auf großzügige Zuwendungen der Gräfin Constance du Rumain und weiterhin der Markgräfin d'Urfè rechnen. Vor allem letztere, die sehr vermögend und zugleich abergläubisch, tief verstrickt in okkulte Kreise war, plünderte Casanova geradezu aus, wozu er eine andere Geliebte, Marianna Corticelli, benutzte.

Flucht nach London (bis 1764), Berlin, Sankt Petersburg

Noch bevor seine Machenschaften aufflogen, setzte sich Casanova im Juni 1763 eilends nach London ab. Doch nicht nur materiell begann, wie er es selbst sah, sein Niedergang. Bei dem dortigen Aufenthalt verliebte er sich in eine kaum 18-jährige Prostituierte namens Marie Charpillon, die er umwarb und reich beschenkte, doch kam er nicht zum Ziel. An jenem Tag, als er Anfang September 1763 Charpillon kennen lernte, so schreibt er in seinen Memoiren, „begann ich zu sterben und hörte auf zu leben.“ Die spätere Rezeption glaubte, dass seine Verzweiflung nicht aus enttäuschter Liebe geboren wurden, sondern weil ein solcher Misserfolg nicht mit seinem Selbstbild als unwiderstehlicher Liebhaber in Einklang zu bringen war, und weil sie sich über ihn lustig machte.

Mit sich führte er einen Sohn der Teresa Imer, den er Cornelis nannte. Er hatte sich einige Zeit um den Jungen gekümmert, um ihn dann wieder zu seiner Mutter zurückzubringen. Dort lernte er wohl ihre gemeinsame Tochter Sophie kennen (1753/54–1823). In London wollte er eine ähnlich erfolgreiche Lotterie aufziehen wie in Paris, doch die Realisierung gelang nie. Am 13. März 1764 verließ er, auch hier wieder Hals über Kopf, nachdem er einen gefälschten Wechsel entgegengenommen hatte, die englische Hauptstadt. Für ihn war London eine Stadt des Misserfolgs und auch der finanziellen Verluste. Im Rückblick begann für ihn der zweite Akt in seinem persönlichen dreiaktigen Lebensdrama mit dem Weggang aus London.

Nun ließ er sich durch Europa treiben, traf sich in Tournai mit dem Grafen von Saint-Germain, ein äußerst undurchsichtiger Mann, von dem Casanova fasziniert war. Er selbst schrieb: „Was für ein Mann! Man konnte sich von ihm täuschen lassen, ohne sich zu entehren.“ In Berlin – dorthin war er über Braunschweig gereist – bot ihm der preußische König einen Posten als Erzieher in einer seiner Kadettenanstalten an, doch Casanova fürchtete in diesem stark militarisierten Staat um seine persönliche Freiheit. Daher lehnte er ab.

Ab September 1764 hielt sich Casanova für neun Monate in Sankt Petersburg auf – nach einer Anreise über Danzig, Königsberg, Mitau und Riga –, wo er vier Mal mit Zarin Katharina II. zusammentraf. Katharina, die seit zwei Jahren Zarin war, sah keine Möglichkeit Casanova in ihre Dienste zu nehmen; seinen Vorschlag der Kalenderänderung lehnte sie ab. Für 100 Rubel holte er sich ein Landmädchen ins Haus, das er Zaira nannte – sie erinnerte ihn an eine Psyche-Statue in der Villa Borghese. Er selbst sagte, er hätte sie nicht entlassen, wäre sie nicht so eifersüchtig gewesen, und hätte sie nicht so sehr an die Antworten der Karten geglaubt.

Warschau (1765–1766), Flucht nach einem Duell

So reiste er im Oktober 1765 weiter nach Polen, um sich dort um eine Anstellung am Königshof zu bemühen. Seine Empfehlungsschreiben öffneten ab seiner Ankunft in Warschau am 10. Oktober auch dort die wichtigsten Pforten. Am 5. März 1766 duellierte er sich mit dem Grafen Franciszek Ksawery Branicki, nachdem die beiden beim Werben um eine Sängerin in Streit geraten waren. Wegen des Standesunterschieds der Kontrahenten hatte im Vorfeld des Duells Unklarheit bestanden, ob Branicki Casanovas Forderung überhaupt annehmen würde. Für sein Handeln im Falle einer Ablehnung hatte sich letzterer bereits bei Fürst Adam Kazimierz Czartoryski erkundigt, wie in einem solchen Falle weiter zu verfahren sei. Branicki akzeptierte jedoch, da sich im polnischen Adel verbreitet hatte, dass Casanova trotz seiner bürgerlichen Herkunft an mehreren europäischen Höfen verkehrte.[10] Bei dem Pistolenduell wurden beide schwer verwundet, wie oft behauptet wird. Casanova verbreitete das Ereignis 1780 in seiner Novelle Il duello ovvero Saggio della vita di G. C. veneziano (deutsch Das Duell oder Versuch über das Leben des Venezianers G. C.).[11] Doch aus einer Notiz, die sich im Archiv von Dux fand, und die nur acht Tage nach dem Duell entstanden war (Description de l'affaire arrivée à Varsovie le 5 mars 1766), geht hervor, dass es sich zwar um ein Pistolenduell handelte, und dass tatsächlich sein polnischer Kontrahent am Bauch verletzt worden war. Er selbst hingegen hatte nur einen Schlag auf die linke Hand erlitten. Auch hatte der Pole versucht, Casanova zur Flucht zu überreden, um ihn vor dem Zorn seiner Landsleute in Sicherheit zu bringen. Tatsächlich floh Casanova in ein Konvent. Er musste das Land im Juli 1766 verlassen, wobei er sich gezwungen sah, zuerst seine Spielschulden zu begleichen. Dabei unterstützte ihn der König.

Verbannung aus Wien und Paris (1767), Flucht aus Spanien

Nach einigen Monaten in Dresden ging er nach Prag, dann nach Wien. Seine Reise begann schwieriger zu werden, denn er war keineswegs überall willkommen. So wurde er Anfang 1767 auf Anweisung der Kaiserin aus Wien verbannt – bei einer Schauspielerin, der es Jahrzehnte früher ähnlich ergangen war, meinte Casanova in seinen Erinnerunge, dass, wenn man eine Sängerin oder eine Tänzerin herabsetzen wollte, man von ihr sagte, man habe sie nicht hoch genug geschätzt, um sie aus Wien auszuweisen – so reiste er über München und Augsburg 1767 nach Köln und Spa und traf schließlich im Oktober in Paris ein. Dort geschah Ähnliches wie in Wien, als er, wohl auf Initiative der Neffen der Markgräfin d'Urfé, Paris auf königlichen Befehl verlassen musste.

Nun suchte er sein Heil in Madrid, wo er am 19. November 1767 anlangte. Inzwischen älter geworden, versuchte er dennoch sein bisheriges Leben fortzusetzen. Da er sich auch dort nicht an gesellschaftliche Konventionen hielt, und unerlaubterweise Waffen trug, wurde er für mehrere Tage inhaftiert. Möglicherweise war er zudem in ein Attentat gegen einen Spanier verwickelt, dessen Leichnam man verschwinden ließ. In Barcelona ließ er sich auf die Geliebte des dortigen Generalkapitäns Kataloniens ein, woraufhin er eineinhalb Monate im Turm verbrachte. Danach wurde er des Landes verwiesen. Auch machte er sich den Grafen Manuzzi zum Feind, Sekretär an der venezianischen Botschaft zu Madrid.

Neue Ausrichtung der Lebensziele

Vorbereitung der Rückkehr nach Venedig (ab 1769)

So musste er im Januar 1769 nach Frankreich zurückkehren. Von Aix-en-Provence reiste er nach Schloss Mon Repos in Éguilles zum Marquis d’Argens (1703–1771). Nach einer Kutschfahrt ohne Mantel musste er mit einer schweren Rippenfellentzündung während des Karnevals 1769 in Aix bleiben. Ohne dass er sie erkannte, wurde er, wohl in Lebensgefahr, von Henriette gepflegt.

Immerhin nutzte er nach seiner Gesundung die Gelegenheit, an einem historischen Werk mehrere Monate am Stück zu arbeiten, nämlich der Confutazione della storia del Governo Veneto d'Amelot de la Houssaie. Zwecks Veröffentlichung reiste er nach Lugano, wo das Werk in drei Bänden noch im selben Jahr erschien.[12] Sein Werk richtete sich explizit gegen die anti-venezianische Geschichte Venedigs aus der Feder des Abraham Nicolas Amelot de la Houssaye (1634–1706), der 1669 bis 1671 Sekretär des französischen Gesandten in Venedig gewesen war. Gegen dieses inzwischen fast bedeutungslos gewordene Werk, die Histoire du gouvernement de Venise von 1676,[13] zu schreiben, hatte wissenschaftlich keinen Wert, doch Casanova wollte mit seiner Verteidigungsschrift die Inquisitoren in Venedig versöhnlich stimmen. Nebenbei versuchte er erneut, Angriffe gegen Voltaire einzustreuen. Zum anderen, so stellte eine frühere Geliebte fest, sei ihm der Nimbus der Jugendlichkeit nunmehr abhandengekommen. Tatsächlich wandte sich Casanova in dieser Zeit anderen Lebenszielen zu, Liebe und Abenteuer verloren an Bedeutung.

Ende 1769 reiste Casanova nach Italien, zunächst nach Livorno, dann nach Neapel, Salerno und Rom, weiter nach Florenz und Bologna. Doch seine wirtschaftliche Lage war inzwischen verzweifelt. 1772 publizierte er zum bloßen Broterwerb ein kleines Opus unter dem Titel Lana caprina. Darin polemisierte er, nicht ohne medizinische Kenntnisse, gegen Schriften, die das Verhalten der Frauen auf bloße Veränderungen im Uterus zurückführen wollten. Für ihn waren die Autoren dieser Schriften Esel, die sich sinnloserweise um „Ziegenwolle“ stritten, wie es sprichwörtlich hieß.

Casanova nahm den Rat seiner adligen Freunde Marco Dandolo und Pietro Zaguri an und zog im Oktober 1772 nach Triest; doch die Inquisitoren ließen ihn weiterhin warten. Dort konnte er immerhin auf die Protektion durch den venezianischen Konsul Marco de' Monti hoffen. Es gelang ihm, für gute Beziehungen zwischen Österreich und Venedig zu werben. Er reiste nach Görz, wo er sich einige Wochen aufhielt. Er hielt sich bei Frauen und Glücksspiel zurück, stattdessen widmete er viele Stunden seinen literarischen Bemühungen, besonders der Geschichte Polens seit dem Tod der Zarin Elisabeth von Russland bis zum Frieden mit den Osmanen (Istoria delle turbolenze della Polonia). Sein Werk erschien bei De' Valeri in Görz.[14] Von diesem Werk wurden nur die ersten drei Bände 1774 publiziert, erst die Wiederentdeckung des vierten Bandes durch Giampiero Bozzolato ermöglichte auch die Veröffentlichung des vierten und letzten Bandes nach zwei Jahrhunderten.

 
Giacomo Casanova, gemalt von Alessandro Longhi (um 1774)

Ab 1772 setzten sich hochrangige Fürsprecher für eine Begnadigung ein (nach der Flucht war ein Verbannungsurteil ergangen), die jedoch erst am 3. September 1774 erfolgte. Die Mitteilung erfolgte am 10. September während seines Aufenthaltes in Triest, er brach am 15. November nach Venedig auf.

Rückkehr nach Venedig (1774–1782), Zeitschrift, Theater, Pamphlet gegen den Adel

Am 14. September 1774 traf Casanova wieder in Venedig ein. Mit seiner Heimkehr brechen seine Memoiren ab, doch lassen zahlreiche andere Quellen die weitere Verfolgung seines Lebensweges zu.

Die Begnadigung war tatsächlich auf der Grundlage seiner jüngsten Verdienste erfolgt. Allerdings lebten viele seiner Freunde nicht mehr, vor allem sein Gönner Bragadin. Andere waren nicht mehr geneigt, ihn zu unterstützen. Er war zwar frei, doch drohte ihm die Verarmung. Andererseits war er nicht bereit, an literarischen Werken mitzuarbeiten oder sich als Agent des Landgrafen von Hessen-Kassel zu verdingen.

So versuchte er, sich mit Hilfe seiner Feder zu ernähren. 1775 bis 1778 veröffentlichte er drei Bände einer Übersetzung der Ilias ins Italienische, die aber wenig Beachtung fand, zumal er selbst zwar Latein, aber nicht Griechisch beherrschte, so dass der abschließende 4. Band ungeschrieben blieb.

Mangels anderer Möglichkeiten, Geld zu verdienen, ließ er sich als Spitzel der venezianischen Staatsinquisition gewinnen. Seine Spitzelberichte unterzeichnete er mit dem Decknamen Antonio Pratolini. Zunächst erhielt er nur gelegentliche Aufträge, doch ab dem 7. Oktober 1780 wurde er mit einem festen Salär ausgestattet. Dabei waren es keineswegs besonders wichtige Aufträge, die er erhielt. So misstrauten die Inquisitoren dem römischen Konsul Agostino Del Bene, doch auch nach drei Wochen der Reisebegleitung hatte Casanova nichts Wesentliches zu berichten. Im Staatsarchiv Venedig (Inquisitori di Stato, busta 565) liegen heute etwa 50 riferte, also Berichte, doch findet sich nichts Erhellendes darin, außer, dass er sich um den Sittenverfall insbesondere am Theater sorgte.

Den Hochstapler Alessandro Cagliostro und seine schöne Schwester Serafina, die er bereits 1769 in Aix kennengelernt hatte, warnte er vor der öffentlichen Missachtung der Religion, zumindest in Rom.

1779 erschien ein Büchlein Casanovas gegen den im Jahr zuvor verstorbenen Voltaire: Scrutinio del libro: Eloges de M. de Voltaire par differens auteurs.[15] 1781 stellte er ein Verzeichnis verbotener Bücher zusammen, die er jeweils selbst kommentierte. Casanova selbst wünschte, dass er als Literat Aufmerksamkeit erregte, nicht nur wegen Skandalen und Duellen.

Der Versuch des Jahres 1780, eine Monatszeitschrift zu gründen, die Opuscoli miscellanei heißen sollte, und in der nur er schrieb, misslang – zwischen Januar und Juli 1780 erschienen nur sieben Ausgaben.[16]

Ebenso misslang seine Tätigkeit als Theaterdirektor. Er versuchte vergebens einen Ableger der Comédie-Française in Venedig zu gründen, analog zur italienischen Commedia in Paris. Die erste Aufführung fand in S. Angelo am 7. Oktober 1780 statt, und zwar ausgerechnet mit einem Werk Voltaires (Zaïre). Bis zum Karneval des nächsten Jahres unterstützte Casanova die Aufführungen mit einer Art Programmheft, dem Le Messager de Thalie.

Ein Tiefpunkt war nach zahllosen Rückschlägen schließlich das im Sommer 1782 publizierte Pamphlet Né amori né donne, ovvero La stalla ripulita (Weder Liebschaften noch Frauen, oder der Ausgeräumte Stall) gegen venezianische Adlige, insbesondere gegen Giovanni Carlo Grimani, bei dem er häufig zu Gast gewesen war. Casanova behauptete, Sohn Michele Grimanis zu sein, während jener gar nicht der Vater von Giovanni Carlo Grimani sei. Dabei schien sich seine Lage zu bessern, als er eine Anstellung als Sekretär des Marquis Carlo Spinola erhalten hatte, eines genuesischen Diplomaten. Nachdem er mit einem Grafen Carletti vereinbart hatte, ihm die 250 Dukaten zu beschaffen, die er Spinola schuldete, er aber die vereinbarte Provision nicht erhalten hatte, kam es im Haus von Giovan Carlo Grimani zu einem heftigen Streit, in dessen Verlauf Casanova von Carletti und Grimani beleidigt und gedemütigt wurde.

Auf Anraten des Prokuratoren Morosini setzte sich Casanova nach Triest ab. Nach kurzzeitiger Rückkehr, während der er letzte Dinge regelte, ging er nach Wien. Casanova wurde erneut aus Venedig verbannt.

Im September 1782 reiste er nach Triest und passierte im Juni 1783 nur noch auf der Durchreise Venedig, ohne das Schiff zu verlassen. Nach Reisen über Paris, Dresden, Berlin und Prag kam er 1784 nach Wien, wo er im Februar Sekretär des venezianischen Gesandten Sebastiano Foscarini wurde. Er veröffentlichte Artikel im Triestiner Osservatore triestino. Doch bereits am 23. April 1785 starb Foscarini und Casanova war wieder ohne Einkünfte.

In seinem Haus hatte er allerdings Glück, denn dort hatte er Graf Joseph Karl Emanuel von Waldstein kennengelernt. Dieser hatte ihm, bis dahin vergebens, eine Stellung als Bibliothekar auf seiner Burg Teplice, im Norden Böhmens gelegen, angeboten. Casanova schlug nunmehr bei einem Salär von tausend Dukaten ein.

Erneute Verbannung, Bibliothekar auf Schloss Dux (ab 1785)

 
Schloss Dux
 
Johann Berka: Medaillon-Porträt von Casanova, als Frontispiz für den Icosaméron verwendet (1788)

1784 traf Casanova in Wien den Grafen Joseph Karl von Waldstein, der ihm 1785 das Angebot machte, als Bibliothekar auf Schloss Dux zu arbeiten. Im September des Jahres kam Casanova auf dem Schloss an. Die letzten Jahre seines Lebens waren von Eintönigkeit und ständigem Streit mit den anderen Schlossbewohnern geprägt. Der Fürst de Ligne, ein Onkel des Grafen von Waldstein, beschrieb Casanovas Leben so:

„Es gab keinen Tag, an dem er sich nicht über seinen Kaffee, seine Milch oder den Teller Makkaroni beschwerte, den er täglich verlangte … Der Graf hatte ihm nicht als erster guten Morgen gewünscht. Die Suppe war ihm absichtlich zu heiß serviert worden. Ein Diener hatte ihn auf ein Getränk warten lassen. Er war einem berühmten Besucher nicht vorgestellt worden … Der Graf hatte ein Buch verliehen, ohne ihn davon zu verständigen. Ein Diener hatte nicht den Hut gezogen, als er an ihm vorüberging … Er hatte seine französischen Verse vorgezeigt, und jemand hatte gelacht. Er hatte gestikuliert, als er italienische Verse vortrug, und jemand hatte gelacht. Er hatte beim Betreten eines Raumes die Verbeugung gemacht, die ihm von dem berühmten Tanzlehrer Marcel vor sechzig Jahren beigebracht worden war, und jemand hatte gelacht.“

Charles de Ligne: Fragment sur Casanova[17]

Es wird vermutet, dass Casanova 1787 in Prag mit Wolfgang Amadeus Mozart und dem Librettisten Lorenzo Da Ponte zusammengetroffen ist, als sie dort die Uraufführung der Oper Don Giovanni vorbereiteten. Casanova war mit dem aus Venedig stammenden Da Ponte befreundet und hat nach dessen Aussage sogar Textentwürfe beigesteuert, welche jedoch keine Verwendung in der Oper fanden. Die betreffenden Textpassagen sind überliefert. 1791 kam er zur Krönung Kaiser Leopolds II. nach Wien und traf dort 1792 zum letzten Mal Lorenzo Da Ponte.

Seine letzten Reisen führten ihn 1795 nach Berlin und Thüringen, 1796 und 1797 nach Dresden. Die Französische Revolution lehnte er entschieden ab, wie sich in seiner Schrift Raisonnement d'un spectateur sur le bouleversement de la monarchie française par la rèvolution de 1789 besonders deutlich erweist.[18]

 
Eintrag zum Tode Casanovas am 4. Juni 1798 im Archiv des Schlosses Dux

Der einzige Trost für Casanova war das Schreiben. 1787 beendete er die Niederschrift der Histoire de ma fuite (deutsch: Geschichte meiner Flucht). 1788 erschien in Prag sein fünfbändiger utopischer Roman Icosaméron ou Histoire d’Edouard et d’Elisabeth.

1790 begann er mit der Niederschrift seiner Mémoires, wobei er sich auf Capitulaires und Briefe stützte, also tagebuchartige Aufzeichnungen, die er sein Leben lang geführt hatte. Schon seit 1780 hatte er darüber nachgedacht, seine Biographie selbst zu schreiben. Neun Stunden am Tag arbeitete er durchschnittlich an seinen Erinnerungen. Nachdem er 1793 eine erste Fassung vollendet hatte, widmete er sich bis zu seinem Tod am 4. Juni 1798 der Überarbeitung des Textes.[19]

Auf dem Sterbebett – Casanova litt an Prostatabeschwerden – soll er gesagt haben, er hätte wie ein Philosoph gelebt und lebe nunmehr wie ein Christ. Er wurde in Dux auf dem Friedhof der Hl. Barbara bestattet. Der Ort, an dem sich sein Grab befand, ist heute allerdings unbekannt, denn der Friedhof wurde später in einen Park umgewandelt. Lediglich die Grabplatte wurde an die Außenmauer der noch existierenden Kapelle der heiligen Barbara befestigt.

Werke

Die Liste basiert auf den Ergebnissen der Fondazione Giacomo Casanova.[20]

Zu Lebzeiten herausgegeben

  • Zoroastro, tragedia tradotta dal Francese, da rappresentarsi nel Regio Elettoral Teatro di Dresda, dalla compagnia de’ comici italiani in attuale servizio di Sua Maestà nel carnevale dell’anno MDCCLII, Dresden 1752.
  • La Moluccheide, o sia i gemelli rivali, Dresden 1753.
  • Confutazione della Storia del Governo Veneto d’Amelot de la Houssaie, Amsterdam & Lugano 1769.
  • Lana caprina. Epistola di un licantropo, Bologna 1772.
  • Istoria delle turbolenze della Polonia, Görz 1774.
  • Dell’Iliade di Omero tradotta in ottava rima, Venedig 1775.
  • Scrutinio del libro „Eloges de M. de Voltaire par différents auteurs“, Venedig 1779.
  • Opuscoli miscellanei – Il duello ovvero Saggio della vita di G. C. veneziano – Lettere della nobil donna Silvia Belegno alla nobildonzella Laura Gussoni, Venedig 1780.
    • deutsch: Das Duell oder Versuch über das Leben des Venezianers G. C. Piper, München 1988.
  • Le messager de Thalie, Venedig 1781.
  • Di aneddoti viniziani militari, ed amorosi del secolo decimoquarto sotto i dogadi di Giovanni Gradenigo, e di Giovanni Dolfin, Libro unico, diviso in quattro parti, Modesto Fenzo, Venedig 1782. (Google Books)
  • Né amori né donne ovvero la Stalla ripulita, Venedig 1782.
  • Soliloque d’un penseur, Jean Ferdinande noble de Shonfeld imprimeur et libraire, Prag 1786.
  • Histoire de ma fuite des prisons de la République de Venise qu’on appelle les Plombs. Écrite a Dux en Bohème l’année 1787, beim Edlen von Schönfeld, Leipzig 1788. (Digitalisat)
  • Icosameron ou histoire d’Edouard, et d’Elisabeth qui passèrent quatre vingts un ans chez les Mégamicres habitans aborigènes du Protocosme dans l’intérieur de notre globe, traduite de l’anglois par Jacques Casanova de Seingalt Vénitien Docteur ès loix Bibliothécaire de Monsieur le Comte de Waldstein seigneur de Dux Chambellan de S.M.I.R.A. l’imprimerie de l’école normale, Prag 1788 (dt. Ausgabe von Heinrich Conrad, 1922, gasl.org [PDF; 21 MB])
  • Solution du problème deliaque démontrée par Jacques Casanova de Seingalt, Bibliothécaire de Monsieur le Comte de Waldstein, seigneur de Dux en Bohème e c. C. C. Meinhold, Dresden (Problem der Würfelverdoppelung).
  • Corollaire a la duplication de l’hexaedre donné a Dux en Bohème, par Jacques Casanova de Seingalt, Dresden 1790.
  • Demonstration géometrique de la duplication du cube, Corollaire second, Dresden 1790.
  • A Leonard Snetlage, Docteur en droit de l’Université de Gottingue, Jacques Casanova, docteur en droit de l’Université de Padoue, 1797.

Posthum erschienen

  • Histoire de ma vie, zuerst 1789, Digitalisat der ersten beiden Kapitel bei Gallica); 1960–1962 bei F. A. Brockhaus, Wiesbaden und bei Plon, Paris.
  • Jean-Christophe Igalens, Érik Leborgne (Hrsg.): Histoire de ma vie, Bd. I (unter der Direktion von Gérard Lahouati und Marie-Françoise Luna unter Mitarbeit von Furio Luccichenti und Helmut Watzlawick, Collection Bibliothèque de la Pléiade (n° 132), Gallimard, Paris 2013.
    • deutsch: Geschichte meines Lebens, Kiepenheuer, Leipzig 1983–1988 (rev. und erg. Ausgabe nach Histoire de ma vie).
    • italienisch: Storia della mia vita, Mondadori, Mailand 2001.
  • Le Polemoscope, Hrsg. Gustave Kahn, La Vogue, Paris 1886.
  • Enrico Straub (Hrsg.): Rapporti di Giacomo Casanova con i paesi del Nord. A proposito dell'inedito "Prosopopea Ecaterina II (1773-74), Deutsches Studienzentrum in Venedig, Venedig 1978.
  • Marco Leeflang, Tom Vitelli (Hrsg.): Examen des »Etudes de la Nature« et de »Paul et Virginie« de Bernardin de Saint Pierre, Utrecht 1985 (ital. bei Pendragon, Bologna 2003).
  • Federico di Trocchio (Hrsg.): Pensieri libertini, Rusconi, Mailand 1990 (über die unveröffentlichten philosophischen Werke, die auf Dux entstanden)
  • Tom Vitelli (Hrsg.): Philocalies sur les sottises des mortels, Salt Lake City 1993.
  • Iliade di Omero in veneziano Tradotta in ottava rima. Canto primo, Reproduktion des Manuskripts, Editoria Universitaria, Venedig 1997, Canto secondo 1998.
  • Dell'Iliade d'Omero tradotta in veneziano da Giacomo Casanova. Canti otto, Edizioni della Laguna, Mariano del Friuli 2005.
  • Dialoghi sul suicidio, Aracne, Rom 2005.
  • Iliade di Omero in idioma toscano, Reproduktion der von Modesto Fenzo geleisteten Edition (1775–1778), Editoria Universitaria, Venedig 2006.

Die Memoiren

 
Die erste Seite von Casanovas Memoirenmanuskript

Die Erinnerungen Casanovas, die er unter dem Titel Geschichte meines Lebens bis zum Jahr 1797 – im Manuskript heißt es „Histoire de ma vie jusqu'à l'an 1797“[21] – abfasste, zählen zur Weltliteratur. Sie wurden bis 1972 in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Entsprechend dem Titel im Manuskript plante Casanova seine Memoiren bis in seine letzten Lebensjahre fortzuführen, doch brechen sie 1774 mit seiner Heimkehr nach Venedig ab. In einem Brief aus dem Jahr 1793 begründet Casanova selbst, warum er sie nicht fortsetzte. Er glaubte, über sein Leben, nachdem er über 50 Jahre alt geworden war, nur noch Trauriges darbieten zu können. Das mache ihn selbst traurig und würde sein Publikum, mit dem er sich unterhalten wollte, nur langweilen.

Durch seine Reisen, bei denen er europäische Höfe und Metropolen besuchte, hatte er Kontakt zu bedeutenden Personen seiner Zeit gehabt. Neben einer Reihe von Herrschern war ihm auch die geistige Elite Europas bis zu einem gewissen Grad vertraut: Da Ponte, Voltaire, Crébillon, von Haller, Winckelmann und Mengs zählten zu seinen Bekannten. Doch auch die unteren Stände spielen in seinen Erinnerungen eine bedeutende Rolle.

Das Manuskript der Memoiren vererbte Casanova seinem Dresdner Neffen Carlo Angiolini, der es 1820 dem Verlag F. A. Brockhaus in Leipzig anbot und 1821 verkaufte.[22] Infolge der nun einsetzenden Editionsgeschichte, die dazu führte, dass sehr stark vom Manuskript Casanovas abweichende Ausgaben zugrunde gelegt wurden, verzögerte sich die quellennahe Beschäftigung mit Casanova um rund eineinhalb Jahrhunderte. Dies hielt zahlreiche Autoren jedoch keineswegs davon ab, sich mit der so verfälschten Figur Casanovas auseinanderzusetzen, vor allem fachfremde, männliche Autoren zog das Sujet an.

Im Auftrag des Verlages übersetzte Wilhelm von Schütz das französische Werk ins Deutsche. Bereits Ende des Jahres 1821 wurde der erste Band in deutscher Sprache veröffentlicht, der bezeichnenderweise den Titel Aus den Memoiren des Venetianers Jacob Casanova de Seingalt, oder sein Leben, wie er es zu Dux in Böhmen niederschrieb. Nach dem Original-Manuscript bearbeitet von Wilhelm Schütz trug. Weil dieser Band reißenden Absatz fand, gab der Verlag zwischen 1822 und 1828 eine zwölfbändige, stark überarbeitete Ausgabe heraus.

Aus Sorge, bei der Zensur oder einem breiten Publikum auf Ablehnung zu stoßen, bearbeitete Schütz das Original. Gerd Forsch analysierte in seiner Dissertation diese Bearbeitung und stellte fest, dass „Anrüchige sexuelle Praktiken und dunkle Punkte der Biographie – Onanie, Homoerotik und Päderastie, Abtreibungen und Geschlechtskrankheiten“[23] getilgt wurden.

Bald darauf wurde in Frankreich ein Raubdruck, eine Rückübersetzung der deutschen Übersetzung von Schütz ins Französische, veröffentlicht, worauf der Verlag Brockhaus den Dresdner Romanisten Jean Laforgue beauftragte, das französische Original zu veröffentlichen (1826–1838). Laforgues Bearbeitung griff noch tiefer in den Text ein als jene von Schütz: „Die im Original eher nüchtern gehaltenen erotischen Passagen erhielten eine Tendenz zum Wollüstigen und kamen so dem Wunsch einer vorwiegend männlichen Leserschaft nach Stimulation sexueller Phantasien entgegen.“[24]

Diese Edition blieb über ein Jahrhundert lang die einzige Textbasis. Die Familie Brockhaus schreckte nämlich vor der Veröffentlichung zurück, weil sie fürchtete, der Unmoral beschuldigt zu werden. Nachdrucke und Auswahlausgaben entstanden, die so tendenziös gestaltet waren, dass Casanova nur noch als Verführer erschien. Dies trug andererseits enorm zum Erfolg dieser Ausgaben bei: Laut des Casanova-Biographen James Rives Childs gab es bis 1956 insgesamt 104 deutsche und 91 französische Editionen.[25]

Erst 1960 wurde – eigentlich eine historiographische Selbstverständlichkeit – erstmals der Originaltext der Memoiren veröffentlicht, nämlich durch F. A. Brockhaus, Wiesbaden, und Plon, Paris. Diese zwölfbändige Ausgabe wurde 1962 abgeschlossen (Nachdruck 1985 in 6 Bänden) und, kommentiert von Günter und Barbara Albrecht, neu herausgegeben (Leipzig 1992).

Nun erst wurde der kulturhistorische Wert der Memoiren erkannt. Im Februar 2010 wurde das Manuskript vom französischen Staat erworben. Mit über 7 Millionen Euro ist es der höchste jemals für ein Manuskript erzielte Preis. Im Anschluss daran erfolgte von 2013 bis 2015 unter der Leitung von Gérard Lahouati und Marie-Françoise Luna eine Neuedition in drei Bänden, herausgegeben vom Verlag Éditions Gallimard in Paris.[26]

Heute gibt es keine aktuelle Auflage der deutschen Fassung der Memoiren, so dass die Bücher ausschließlich im Antiquariat zu erhalten sind.

Bildliche Darstellungen Casanovas

 
Histoire de ma fuite des prisons de la République de Venise

Trotz der jahrzehntelangen Präsenz Casonovas in den seinerzeitigen Medien und an den Höfen existieren nur wenige zeitgenössische Darstellungen. Anfang der 1750er Jahre fertigte sein Bruder Francesco eine Bleistiftskizze an (s. o.). Als Casanova 30 war entstand eine Miniatur, die Pierre Antoine Baudouin zugeschrieben wird, doch ist das Original verschollen. Mindestens zwei Medaillons mit versteckten Bildnissen Casanovas, die er auf Wunsch von „C. C.“ und „M. M.“ 1753 und 1754 anfertigen ließ, sind verschollen.

Immerhin existiert eine Gravur, die sein Werk Histoire de ma fuite des prisons de la République de Venise von 1787 schmückt, die Casanova zeigt, wie er vom Dach des Dogenpalasts steigt. Als Casanova 62 war, fertigte Jan Berka ein Werk an, das als Frontispiz des Icosameron diente, veröffentlicht in Prag. Schließlich kennen wir ein Bild des 71-Jährigen, das wiederum sein Bruder Francesco angefertigt hat.[27]

Quellen

Literatur

Zeitschriften

  • James Rives Childs (Hrsg.): Casanova gleanings, 1958–1980.
  • L'intermédiaire des casanovistes (1984–2013), hgg. v. Marco Leeflang (Utrecht), Furio Luccichenti (Rom), u. a.
  • Casanoviana. Rivista internazionale di studi casanoviani, hgg. v. Antonio Trampus, Dipartimento di Studi Linguistici e Culturali Comparati, Università Ca' Foscari, Venedig, Ca' Bembo.

Lexikoneinträge

Biographien

  • Leo Damrosch: Adventurer. The life and times of Giacomo Casanova, Yale University Press, New Haven 2022, ISBN 978-0-300-24828-9
  • Roland Kanz: Die Brüder Casanova. Künstler und Abenteurer. Deutscher Kunstverlag, München 2013, ISBN 978-3-422-07211-4 (mit einer Liste der archivalischen Quellen, einer Bibliographie der Schriften Casanovas und einer Bibliographie zu den vier Brüdern Casanova).
  • Ian Kelly: Casanova. Actor, Lover, Priest, Spy, Tarcher, London 2008.
Gelesen von Benedict Cumberbatch. BBC-Audio 2008. ISBN 978-1-78529-077-0
  • James Rives Childs: Casanova. Die große Biographie, Blanvalet, München 1977, ISBN 3-7645-0683-0.
  • Lydia Flem: Casanova oder Die Einübung ins Glück, EVA, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-434-50436-2.
  • Derek Parker: Casanova. Sutton Publishing, 2002, ISBN 0-7509-2666-X.
  • Heinz von Sauter: Der wirkliche Casanova. Engelhorn, Stuttgart 1987, ISBN 3-87203-020-5.
  • Thomas Schäfer: Casanova. Magier, Gelehrter, Abenteurer, Militzke, Leipzig 1998; Lübbe, Köln 2000, ISBN 3-404-61456-9.
  • Marita Slavuljica: Giacomo Casanova. Die Geschichte seines Lebens. Lang, 2006, ISBN 3-631-55316-1.
  • Philippe Sollers: Casanova. Agenda, Münster 2000, ISBN 3-89688-081-0. (frz.: Casanova l’admirable. 1998)
  • Jean-Didier Vincent: Casanova. La Contagion du plaisir Odile Jacob, Paris 1990.
  • James Rives Childs: Giacomo Casanova de Seingalt. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt. Reinbek 1960.
  • Victor Ottmann: Jakob Casanova von Seingalt. Sein Leben und seine Werke. Nebst Casanovas Tragikomödie „Das Polemoskop“. Stuttgart 1900.
  • Francesca Serra: Casanova autobiografo, Marsilio, Venedig 2001.
  • Max Kunze (Hrsg.): Die Casanovas. Beiträge zu Giacomo, Francesco und Giovanni Battista Casanova sowie Silvio della Valle di Casanova (=Schriften der Winckelmann-Gesellschaft, 17), Stendal 2000.
  • Otto Krätz, Helga Merlin: Casanova. Liebhaber der Wissenschaften, München 1995.

Die Memoiren und deren Rezeption

  • Gerd J. Forsch: Casanova und seine Leser. Die Rezeption von Casanovas „Histoire de ma vie“ in Deutschland, Frankreich und Italien (= Bonner Untersuchungen zur vergleichenden Literaturwissenschaft, 1). Rheinbach-Merzbach 1988, ISBN 3-922584-51-9.
  • Franz Blei: Die Memoiren des Casanova, in: Der Amethyst. Blätter für seltsame Literatur und Kunst, hgg. v. Franz Blei. Nr. 8, Juli 1906, S. 247–253, Ders.: Die zwei unveröffentlichten Kapitel aus Casanovas Memoiren, in: Der Amethyst Oktober/November 1906, S. 327–342 (typische Beispiele für die Stilisierung Casanovas zum Liebes- und Lebenskünstler, eine „Projektion männlichen Wunschdenkens“[28]).
  • Stefan Zweig: Drei Dichter ihres Lebens. Casanova – StendhalTolstoi, Insel, Leipzig 1925 (griff 1928 als Erster die Idealisierungen des angeblich nur dem Moment lebenden Casanova an, denn seine Sprunghaftigkeit korrespondiere mit einer fehlenden seelischen Tiefe, ihm würden sittliche Eigenheiten und Überzeugungen und damit Charakter fehlen (Lehnen, S. 56 f.)). (Projekt Gutenberg)
  • Walter Rode: Jakob Zweig gegen Stefan Casanova, in: Die Weltbühne 24, Jg. 19 vom 8. Mai 1928, S. 714–716.
  • Friedrich Wilhelm Barthold: Die geschichtlichen Persönlichkeiten in Jacob Casanova’s Memoiren. Beiträge zur Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts, 2 Bde., Berlin 1846. (Digitalisat)

Einzelaspekte

  • Nicola Vinovrški: Casanova. A Case Study of Celebrity in 18th Century Europe, Historische Sozialforschung, Supplementbd. 32 (2019), 99–120 (online, PDF)
  • Ansgar Bach: Casanova in Berlin und Potsdam. Seine Affären und die Begegnung mit Friedrich, Kopfundwelt, Berlin 2019, ISBN 978-3-9816632-2-8 (u. a. zu seinen Begegnungen mit Friedrich II., der Tänzerin Giovanna Denis, dem Lotterieunternehmer Calzibigi und mit der Gräfin Lichtenau).
  • Ders.: Giacomo Casanova in Dresden. Seine Dresdner Affären und die Familie, Kopfundwelt, Berlin 2017, ISBN 978-3-9816632-1-1 (u. a. zum Wirken Casanovas und seiner Mutter Zanetta an der Dresdner Oper und an der Italienischen Komödie).
  • Ders.: Casanova und Leipzig. Seine Leipziger Affären und die Memoiren, Kopfundwelt, Berlin 2015, ISBN 978-3-9816632-0-4 (u. a. zur Editionsgeschichte des Icosaméron und der Memoiren).
  • Jürgen Helfricht: Casanovas ergötzliche Abenteuer in Sachsen, Tauchaer Verlag, Taucha 1998, ISBN 3-910074-89-8.
  • Antonio Trampus: Tra cultura tedesca e letteratura italiana. Storia di un plagio, di un equivoco e di una ripicca, con una lettera inedita di Christian Joseph Jagemann a Giacomo Casanova, in: Leander Moroder, Hannes Obermair, Patrick Rina (Hrsg.): Lektüren und Relektüren – Leggere, riflettere e rileggere – Nrescides letereres y letures critiches. Studia Prof. Ulrike Kindl septuagenariae die XVI mensis Oct. anni MMXXI dicata, Istitut Ladin Micurá de Rü, San Martin de Tor 2021. ISBN 978-88-8171-141-3, S. 497–510.

Veraltet

  • Gustav Gugitz: Giacomo Casanova und sein Lebensroman. Historische Studien zu seinen Memoiren, Wien, Prag und Leipzig 1921.
  • Franz Walther Ilges: Casanova in Köln. Die Kölner Erlebnisse des Abenteurers auf Grund neuer Quellen und Urkunden, Köln 1926.
  • Hermann Kesten: Giacomo Casanova. In: Ders.: Die Lust am Leben. Boccaccio. Aretino. Casanova. München 1968, DNB 457198494, S. 151–174.
  • Albrecht Freiherr von Notthafft: Sexuelles und Geschlechtskrankheiten in Casanovas Memoiren, in: Dermatologische Wochenschrift Nr. 46/47, 15. November 1913, S. 1339–1351, 1366–1383.
  • Charles Samaran: Jacques Casanova, Paris 1931.
  • Edgar von Schmidt-Pauli (Hrsg.): Der andere Casanova – unveröffentlichte Dokumente aus dem Duxer Archiv, Berlin 1930.

Rezeption

  • Carina Lehnen: Das Lob des Verführers. Über die Mythisierung der Casanova-Figur in der deutschsprachigen Literatur zwischen 1899 und 1933, Igel, Paderborn 1995 (sie schält vor allem die wichtige Rolle Wiens als Zentrum der Casanova-Rezeption heraus[29]). ISBN 3-89621-007-6
  • Werner Wolf Schrader: Leben, Werk und Wirkung des Giacomo Casanova de Seingalt in kultursoziologischer Interpretation, Dissertation. Heidelberg 1956.
  • Hartmut Scheible (Hrsg.): Mythos Casanova. Texte von Heinrich Heine bis Buñuel, Reclam, Leipzig 2003 (Anthologie), ISBN 3-379-20066-2.
  • Eduard und Elisabeth bei den Megamikren (PDF; 20 MB) Fraktur-Reprint in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek der GASL

Bibliographien

  • James Rives Childs: Casanoviana. An annoted world bibliography of Jacques Casanova de Seingalt and of works concerning him, Wien 1956.
Commons: Giacomo Casanova – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Giacomo Casanova – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Casanova – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Federico Montecuccoli degli Erri: Dov’era la casa di Zanetta Casanova?, in: L’Intermédiaire des casanovistes. Études et informations casanoviennes 20 (2003) 3–15.
  2. Piero Del Negro: Gli anni padovani di Giacomo Casanova, in: L’Intermédiaire des casanovistes. Études et informations casanoviennes 16 (1999) 7–16.
  3. Giacomo Casanova: Geschichte meines Lebens, Bd. 1, Gustav Kiepenheuer, Leipzig/Weimar 1983, S. 138 f.
  4. Zitiert nach: Bert Hochheim: Casanova und die Empfängnisverhütung zu seiner Zeit, Med. Diss., Würzburg 2006, S. 20 (online, PDF).
  5. Bert Hochheim: Casanova und die Empfängnisverhütung zu seiner Zeit, Med. Diss., Würzburg 2006, S. 23 f.
  6. So schrieb er in seinen Memoiren: ‚Eine geistreiche Frau, die nicht dazu geschaffen ist, einen Mann glücklich zu machen, ist die gelehrte Frau. Gelehrsamkeit ist für eine Frau nicht angebracht, denn sie beeinträchtigt die Sanftheit ihres Charakters, ihre Lieblichkeit, jene zarte Schüchternheit, die dem weiblichen Geschlecht so viele Reize verleiht; übrigens hat noch niemals eine Frau es im Wissen über gewisse Grenzen hinausgebracht, und der Wortschwall gelehrter Frauen imponiert nur Dummköpfen. Keine einzige große Entdeckung ist von einer Frau gemacht worden. Das weibliche Geschlecht entbehrt jener geistigen Kraft, die ein Ausfluss der körperlichen Kraft ist; aber im Ziehen einfacher Vernunftschlüsse, an Zartheit des Gefühls und an vielen Verdiensten, die mehr dem Herzen als dem Geist zuzuschreiben sind, da sind die Frauen uns weit überlegen.‘ (Bd. 2, Kap. 3).
  7. James Rives Childs: Casanova. A Biography Based on New Documents, Allen and Unwin, 1961, S. 61.
  8. Casanova: Meine Flucht aus den Staatsgefängnissen zu Venedig, 2. Auflage. Illgen, Gera/Leipzig 1799, S. 11.
  9. Zu seinen vier Aufenthalten in der Toskana vgl. Stefano Feroci: Sulle orme di Casanova nel Granducato di Toscana, Fiesole 2018.
  10. Heinz Marzulla: Ehrensache! Das Pistolenduell – Geschichte, Regeln und Waffen, Ares, Graz 2005, S. 37.
  11. Giacomo Casanova: Das Duell oder Versuch über das Leben des Venezianers G. C. Piper, München 1988, ISBN 3-492-03302-4.
  12. Digitalisat.
  13. Digitalisat. Das Werk erschien angeblich in Amsterdam, Druckort war jedoch Lugano.
  14. Google Books.
  15. Scrutinio del libro Eloges de M. de Voltaire par differens auteurs e altri scritti volterriani, Editoria Universitaria, 1999.
  16. Digitalisat der Januarausgabe.
  17. Charles de Ligne: Œuvres melées en prose et en vers, Bd. 15, Wien 1807. Zitiert nach Childs: Casanova, 1960, S. 160ff.
  18. online, PDF.
  19. Carina Lehnen: Das Lob des Verführers, 1995, S. 21 f.
  20. Liste auf der Website der Giacomo-Casanova-Stiftung.
  21. Erich Loos: Einleitung, in: Giacomo Casanova. Geschichte meines Lebens, Bd. 1, S. 37–60, hier: S. 45.
  22. Carina Lehnen: Das Lob des Verführers, 1995, S. 23.
  23. Gerd J. Forsch: Casanova und seine Leser. Die Rezeption von Casanovas „Histoire de ma vie“ in Deutschland, Frankreich und Italien. (= Bonner Untersuchungen zur vergleichenden Literaturwissenschaft. Band 1). Rheinbach-Merzbach 1988, S. 16., zitiert nach Lehnen: Das Lob des Verführers. 1995, S. 24.
  24. Carina Lehnen: Das Lob des Verführers, 1995, S. 24 f.
  25. James Rives Childs: Casanoviana. An annotated world bibliography of Jacques Casanova de Seingalt and of works concerning him. Wien 1956, S. 33, zitiert nach Lehnen: Das Lob des Verführers, 1995, S. 25.
  26. Casanova: Histoire de ma vie, Edition établie sous la direction de Gérard Lahouati et Marie-Françoise Lunda, avec la collaboration de Furio Luccichenti, Alexandre Stroev et Helmut Watzlawik. Gallimard, Paris 2013–2015.
  27. Nicola Vinovrški: Casanova. A Case Study of Celebrity in 18th Century Europe, Historische Sozialforschung, Supplementbd. 32 (2019) 99–120, hier: S. 113.
  28. Lehnen, S. 50–55.
  29. Der dortigen Deutung widmet sie einen erheblichen Teil ihrer Arbeit, wobei Hugo von Hofmannsthal (Der Abenteurer und die Sängerin, Drama. 1899; Cristinas Heimreise Drama, 1910) und Arthuer Schnitzler (Casanovas Heimfahrt, Fischer 1918; Die Schwestern oder Casanova in Spa, 1919) im Mittelpunkt stehen, aber auch Anton Wildgans (Casanova, 1905), Franz Blei, Rudolf Lothar, Ernst Lissauer (Casanova in Dux, Tragikomödie, 1920), ebenso wie Raoul Auernheimer (Casanova in Wien, Lustspiel in Versen, 1924).