Der Biggesee (auch Biggetalsperre) ist ein Stausee. Er liegt im südlichen Teil des Sauerlandes zwischen Olpe und Attendorn.
Zweck
Der See dient der Regulierung von Ruhr und Lenne sowie der Wasserversorgung für das Ruhrgebiet. Er wird von der Bigge, einem Nebenfluss der Lenne, gespeist.
Vor allem dient der See der Speicherung von Trinkwasser für das Ruhrgebiet um eine gleichmäßige Wassermenge in der Ruhr sicherzustellen. Aus dem See können über Bigge und Lenne bis zu 40% des erforderlichen Zuschusswassers aller Talsperren im Flusssystem der Ruhr abgegeben werden. Daneben erzeugt ein Wasserkraftwerk ca. 24 Mio kWh Strom im Jahr. Die Ausbauleistung der drei großen und einer kleinen Francis-Turbine beträgt 17,52 MW. Betreiber der Talsperre ist der Ruhrverband.
Mit der Listertalsperre auf dem Gebiet der Städte Meinerzhagen und Drolshagen bildet der Biggestausee ein großes Talsperrensystem. Die ehemals selbstständige Listertalsperre schließt unmittelbar an den Biggestausee an.
Bau der Biggetalsperre
1956 verabschiedete der Landtag von Nordrhein-Westfalen ein Gesetz für die Finanzierung der Biggetalsperre.
Am 1. August 1956 trat das Biggetalsperrengesetz in Kraft. Danach waren die Stadtwerke verpflichtet, von jedem Wasserabnehmer im Versorgungsgebiet 1,2 Pfennige je m³ bezogenen Wassers als sogenannten "Biggepfennig" zur Finanzierung des Baus der Biggetalsperre einzuziehen.
Der Bau der Biggetalsperre begann im Jahre 1956 und wurde 1965 beendet, die Planungen reichen allerdings bis ins Jahr 1938 zurück. Die aus dem Jahre 1912 stammende Listertalsperre wurde zu einem Vorbecken der neu entstandenen Talsperre. Das Gesamtsystem umfasst ein Stauvolumen von 172 Millionen m³, davon entfallen 150 Millionen auf die Bigge- und 22 Millionen auf die Listertalsperre. Das Einzugsgebiet beider Talsperren umfasst ein Gebiet von 289 km². Die Seen selbst haben eine Wasserfläche von 8,76 km² bei einer Länge von ca. 20 km. Die größte Tiefe des Biggesees beträgt bei der geplanten Stauhöhe rund 52 m.
Rund 2550 Personen mussten für die Biggetalsperre in die neu erbauten Ortschaften Neu-Listernohl, Sondern-Hanemicke und Eichhagen umgesiedelt werden. Es wurden 4,4 km Bundesstraße, 14,8 km Landstraße, 18,2 km Kreis- und Gemeindestraßen sowie 31 km Randwege, zusammen 68,4 km Straßen und Wege neu gebaut. Die Biggetalbahn wurde im Bereich der Talsperre ebenfalls neu erbaut. Für die neuen Verkehrswege war der Bau von acht großen Talbrücken und 24 kleineren Brücken erforderlich.
Auch die Marien-Kapelle Waldenburg musste dem Bau der Biggetalsperre weichen. Sie wurde am Ufer des Biggesees neu errichtet.
Als Sperrbauwerk dient im Fall der Biggetalsperre ein 52 Meter hoher Felsschüttdamm mit einer Asphaltbeton-Außendichtung. Die Listertalsperre hat dagegen eine Staumauer.
Tourismus
Im Laufe der Jahre haben sich die Seen zu Touristenmagneten entwickelt. Neben der Möglichkeit zum Wassersport (Segeln, Surfen, Paddeln, Angeln und Tauchen) auf und im Biggesee verkehren zwei Personenschiffe auf dem See. Es gibt auch zwei offizielle Tauchplätze, die Weuste und der Kraghammer Sattel. Zudem führen zahlreiche Rad- und Wanderwege rund um den See und in die Umgebung. Besonders zur Sommerzeit sind diese rege benutzt. Viele Urlauber beziehen ihr Quartier in den Campingplätzen um den See herum.
Die im Biggesee liegende etwa 100 ha große Insel mit dem Namen „Gilberg“ ist mit der angrenzenden Wasserflächen als Vogelschutzgebiet eingestuft und wird daher von den Einheimischen einfach Vogelinsel genannt.
Als besondere Ausfahrtsziele in der Nähe sind die Städte Attendorn und Olpe zu nennen. Sie können bequem mit Hilfe des "Biggesee-Expresses", einer Eisenbahnlinie entlang des Biggesees von Finnentrop nach Olpe mit einigen Haltepunkten in der Nähe des Seeufers, erreicht werden.
Siehe auch
Literatur
- Talsperren in der Bundesrepublik Deutschland, Peter Franke, Wolfgang Frey, DNK - DVWK 1987, ISBN 3-926520-00-0