Pfingsten
Pfingsten (von griech. Vorlage:Polytonisch, pentekostē [hēmera], „der fünfzigste [Tag]“) bezeichnet das Fest am fünfzigsten Tag nach Ostern (das entspricht dem 10. Tag nach Christi Himmelfahrt); gemäß antiker Praxis wurde dabei der Ostersonntag als erster Tag gezählt.



Seine theologischen Eckpfeiler sind die Entsendung des Heiligen Geistes an die Apostel, wie sie in der Apostelgeschichte (Kapitel 2) des Neuen Testaments beschrieben ist (… und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen …), und die offizielle Gründung der Kirche. Das Pfingstfest entstand aus dem jüdischen Schawuot (Wochenfest). Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt.
Pfingsten als religiöses Fest
Das Pfingstfest, auch bezeichnet als „Geburtstag der Kirche“, ist durch besondere religiöse Feiern geprägt. Es ist sowohl ein eigenes kirchliches Fest, an dem das – von Jesus angekündigte – Kommen des Heiligen Geistes gefeiert wird, als auch zugleich der feierliche Abschluss der Osterzeit. Nach dem christlichen Glauben empfängt auch heute noch jeder wahrhaft gläubige Christ den Heiligen Geist und wird dadurch „wiedergeboren“. Jeder Christ ist nach dem Neuen Testament demnach ein „Tempel des Heiligen Geistes“.
Als „Pfingstwunder“ bezeichnet man die wunderbare Fähigkeit der Jünger, in allen Sprachen zu sprechen und alle Sprachen zu verstehen. Damit wurde aus christlicher Sicht die „babylonische Sprachverwirrung“ aufgehoben, mit der Gott die Menschen für die Hybris des Turmbaus zu Babel bestraft hatte. Theologisch steht dies für die Mission der Kirche, alle Menschen unabhängig von ihrer Nationalität und Ethnizität anzusprechen.
Zu den kirchlichen Feiern in der roemisch-katholischen Kirche gehört das Gebet um das Kommen des Heiligen Geistes in der Pfingstnovene. Das Hochfest erstreckt sich von der Vesper am Vorabend bis zur Vesper am Pfingstsonntag. Zu den liturgischen Besonderheiten im feierlichen Gottesdienst der römisch-katholischen Liturgie gehört der Gesang der Pfingstsequenz Veni, Sancte Spiritus (Komm, Heiliger Geist), einer von insgesamt fünf verbliebenen Sequenzen im Ritus. Der Pfingstmontag wurde in einigen Ländern als zweiter Feiertag und Rest der ehemaligen Pfingstoktav beibehalten, zählt aber (nach heutiger römisch-katholischer Ordnung) liturgisch nicht mehr zur Osterzeit, sondern bereits zum Jahreskreis.
Pfingsten als gesellschaftlicher Festtag
In vielen Regionen existieren Pfingstbräuche, so zum Beispiel das Pfingstbaumpflanzen in der Lüneburger Heide, in Mecklenburg das Schmücken des Pfingstochsen, in Frankfurt am Main der Wäldchestag oder die Geißbockversteigerung in Deidesheim. Viele Jugendgruppen führen Pfingstzeltlager durch.
In Österreich und Teilen von Deutschland ist in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag die Unruhnacht (Bosheitsnacht). Ursprünglich sollten in dieser Nacht böse Geister ausgetrieben werden, jetzt wird in der „Unruhnacht“ den Mitbürgern verschiedene Streiche gespielt z: B.: Die Gartenbank vom Hauseigentümer wird versteckt, oder es wird seine Haustüre mit Blumenstöcken verstellt. Diese Aktivitäten werden auch als Pfingststehlen bezeichnet. Alles, was nicht durch ein Dach geschützt ist, darf mitgenommen und versteckt werden.
Feiertag
Der Pfingstmontag ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Deutschland forderten Wirtschaftsverbände 2005 seine Abschaffung. Sämtliche im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der FDP sprachen sich ebenso wie die Kirchen und Gewerkschaften gegen diesen Vorschlag aus. In Frankreich ist der Versuch der Regierung Raffarin, ihn 2005 erstmals zum unbezahlten Feiertag zu machen, am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Ein Regierungssprecher äußerte sich so dazu, dass eine Überprüfung des Gesetzes vorgenommen werden müsse, ob es nach diesen Erfahrungen dabei bleiben könne. In Schweden wurde der Pfingstmontag als Feiertag im Jahre 2005 abgeschafft. Stattdessen ist ab demselben Jahr der 6. Juni schwedischer Nationalfeiertag, auch ein gesetzlicher und damit arbeitsfreier Feiertag. In Italien wurde der Pfingstmontag als gesetzlicher Feiertag vor einigen Jahren abgeschafft.
Siehe auch
Literatur
- Christel Dhom: Unser Frühjahrs- und Osterbuch. Mit Kindern den Jahreslauf erleben von Fasching bis Pfingsten; Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 2004, ISBN 3-7725-2025-1
- Jens Herzer: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten. Was wissen wir über die Ursprünge des Christentums?; Brennpunkt: Die Bibel, Bd. 4; Berlin: Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft und von Cansteinsche Bibelanstalt, 2000, ISBN 3-7461-0144-1 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert)
- Katholisches Bibelwerk (Hrsg.): Gottes Volk. Bibel und Liturgie im Leben der Gemeinde; Teil 4; Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2005, ISBN 3-460-26635-X
- Joseph Ratzinger: Komm, Heiliger Geist! – Pfingstpredigten, ISBN 3879042993
- Maria Schwabe (Hrsg.): Pfingsten statt Babel. Zur Mystik und Spiritualität im Weltsozialforum; Bonn: Missionszentrale der Franziskaner, 2004
- Alfons Weiser, Karl-Heinrich Bieritz, Henning Schröer, Petra Sevrugian: Art. Pfingsten/Pfingstfest/Pfingstpredigt I. Neutestamentliche Grundlagen des Pfingstfestes II. Das Pfingstfest in der Kirchengeschichte III. Praktisch-theologische Aspekte IV. Pfingstpredigt V. Ikonographisch; in: Theologische Realenzyklopädie 26 (1996), S. 379-398 (enzyklopädischer Überblick mit weiterer Lit.)
Weblinks
- Berechnung der Termine von Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten für die Jahre 1600 bis 2399
- Kirchlicher Feiertagskalender
- katholische Kirche im Internet: Pfingsten
- EKD: Zu Pfingsten feiern die Kirchen Geburtstag
- Pfingsten-Info: umfangreiche Darstellung rund ums Thema
- Pfingsten im Kindergottesdienst