Maul- und Klauenseuche

Viruserkrankung der Paarhufer
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Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Rindern und Schweinen. Auch andere Paarhufer wie Rehe, Ziegen und Schafe, aber auch Elefanten, Ratten und Igel können sich infizieren. Pferde sind nicht für MKS anfällig. Dass es sich bei MKS um eine durch Viren verursachte Krankheit handelt, wurde zuerst durch Friedrich Löffler im Jahr 1897 nachgewiesen. Er filterte das Blut eines infizierten Tieres durch einen feinen Porzellan-Filter und entdeckte, dass die gesammelte Flüssigkeit gesunde Tiere weiterhin anstecken kann. MKS ist in weiten Teilen der Welt, u.a. in Europa, Afrika, Asien und Südamerika aufgetreten. Obwohl derzeit (Stand Juli 2001) einige Staaten wie Kanada, die USA und Australien relativ frei von MKS sind, geben die zahlreichen Übertragungswege und die schnelle Ausbreitungsgeschwindigkeit international Anlass zur Sorge.

Bei Rindern äußert sich die Maul- und Klauenseuche in hohem Fieber, das nach zwei bis drei Tagen sehr schnell wieder fällt, durch Blasen im Maul, was zu starker Absonderung von klebrigem oder schäumendem Speichel und zu Geifer führt und in Blasen an den Klauen, die aufbrechen und zu Lähmungen führen können. Ausgewachsene Tiere können unter Gewichtsverlust leiden, von dem sie sich über mehrere Monate nicht erholen. Bei Kühen kann die Milchproduktion signifikant zurückgehen. Obwohl die meisten Tiere sich wieder von MKS erholen, kann die Seuche zu Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) und, besonders bei neugeborenen Tieren, zum Tode führen. Einige infizierte Tiere bleiben asymptomatisch, was bedeutet, dass sie nicht unter den Auswirkungen leiden oder Anzeichen der Seuche zeigen, jedoch Träger des MKS-Virus sind und ihn weiter verbreiten können.

Infektionen mit der Maul- und Klauenseuche treten in der Regel lokal auf, das Virus wird also durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, mit kontaminierten Pferchen oder Viehtransportfahrzeugen übertragen. Die Kleidung und Haut von Landwirten und Menschen, die mit Tieren umgehen, stehendes Wasser, ungekochte Futterabfälle und Futterzusätze, die infizierte Tierprodukte enthalten, können das Virus beherbergen. Kühe können MKS von infizierten Bullen durch Samenübertragung bekommen. Kontrollmassnahmen schließen Quarantäne, die Vernichtung von infizierten Viehherden und ein Exportverbot für tierische Produkte in Länder, die nicht von der Seuche betroffen sind, ein.

Die Maul- und Klauenseuche wird von einem Aphthovirus der Virenfamilie Picornaviridae hervorgerufen. Die Mitglieder dieser Familie sind kleine Viren (25-30 nm) mit ikosaederförmiger Proteinhülle, jedoch ohne Lipidhülle (Envelope), die einsträngige RNS (Ribonukleinsäure, das virale genetische Material) enthält. Wenn ein solches Virus mit einer Wirtszelle in Kontakt kommt, bindet es sich an einen ihrer Rezeptoren und wird daraufhin von der Zellmembran umschlossen. Ist das Virus in die Wirtszelle eingedrungen, löst sich seine Proteinhülle auf. Neue virale RNS sowie die Bestandteile des Proteinmantels werden nun in großen Mengen synthetisiert und zu neuen Viren zusammengesetzt. Anschließend platzt die Wirtszelle auf und setzt die neuentstandenen Viren frei.

Menschen können sich mit der Maul- und Klauenseuche durch Kontakt mit infizierten Tieren anstecken, wenngleich dies sehr selten vorkommt. Da das Virus, das MKS hervorruft, von der Magensäure zerstört wird, kann die Seuche nicht durch den Konsum von infiziertem Fleisch auf Menschen übertragen werden. In Großbritannien gab es den letzten bestätigten Fall 1967 und nur vereinzelte Fälle im übrigen Europa, in Afrika und Südamerika. Die Symptome von MKS bei Menschen sind Unwohlsein, Fieber, Erbrechen, Aphthen (gerötete, geschwürige Schäden der Mundschleimhaut) und manchmal kleine Blasen auf der Haut. Es existiert eine weitere, durch Viren hervorgerufene Krankheit mit ähnlichen Symptomen, die gemeinhin als Hand-, Fuß- und Mundseuche bezeichnet wird. Sie tritt häufiger bei Menschen, insbesondere Kleinkindern, auf. Diese Krankheit wird von einem anderen Virus aus der Familie der Picornaviridae, nämlich einem Enterovirus, Coxsackie A genannt, hervorgerufen.

Da Menschen nur sehr selten infiziert werden, die Seuche sich aber unter Tieren äußerst schnell ausbreitet, ist MKS eher eine Bedrohung für die Agrarindustrie als für die menschliche Gesundheit. Wenn während einer MKS-Epidemie große Mengen von Tieren vernichtet werden und die Einnahmen aus Milch- und Fleischproduktion zurückgehen, können Landwirte weltweit Milliarden von Dollar pro Jahr verlieren.