Günter Stössel

deutscher Schriftsteller, Mundartdichter, Kabarettist und Liedermacher (1944–2023)
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Günter Stössel (* 2. August 1944 in Nürnberg; † 25. Januar 2023)[1] war ein deutscher Schriftsteller, Mundartdichter, Kabarettist und Liedermacher. Er lebte in Nürnberg.

Ausbildung und Beruf

Günter Stössel besuchte die Pestalozzi-Schule und das Hardenberg-Gymnasium in Fürth. 1966/67 absolvierte er ein Industrie-Praktikum und studierte danach bis 1970 an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg Maschinenbau mit dem Abschluss graduierter Ingenieur. Von 1970 bis 1988 war Stössel als Projektingenieur bei der Kraftwerk Union in Erlangen tätig und ab 1978 als Technischer Redakteur.

Liedermacher und Schriftsteller

Nebenberuflich trat Stössel ab 1974 öffentlich als Liedermacher mit Blues, Folk und Ragtime auf, unterlegt mit fränkischen Mundarttexten. Hierfür verfasste er eigene Lieder und Texte in der Art des Mundart-Kabaretts. Er nahm achtmal am Nürnberger Bardentreffen teil.[2] Ab 1989 war er selbständiger Musiker und Schriftsteller. Bekannt wurde er durch zahlreiche Veröffentlichungen in Broschüren- und Buchform als Langspielplatten, CD und Musikkassetten, vor allem durch die Bücher Närmberch English Spoken und Nürnberg bei Fürth, die mehrfach aufgelegt wurden. Zuletzt übersetzte er Texte des Nürnberger Mundartdichters Konrad Grübel und, zusammen mit Maximilian Kerner, von Wilhelm Busch in den heutigen Nürnberger Stadtjargon.[3][4] Zudem hat er auch im Rahmen der Asterix-Mundartreihe zwei Bände in den fränkischen Dialekt übertragen.

Stössel war freiberuflicher Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks mit einer eigenen regelmäßigen Kolumne. Schon in den neunziger Jahren war er u. a. auch in einer der beliebtesten Unterhaltungssendereihen des Bayerischen Rundfunks: „Das Bairisch Herz. Heiteres und Besinnliches in Worten und Liedern“ mit Beiträgen in den fränkischen Ausgaben vertreten.[5]

Unterstützung der Sprachpflege

Günter Stössel unterstützte das Sprachbündnis Franken, das kritisiert, dass die deutsche Sprache vor allem in Wirtschaft, Medien und Wissenschaft, sogar im Inland, zunehmend durch Englisch ersetzt wird. Zitat Stössel:

„Fremdwörter sind wie Schlaglöcher auf Straßen: Man sollte sie kennen, um ihnen elegant ausweichen zu können. Ein passendes deutsches Wort gibt es (fast) immer.“

Außerdem arbeitete er im Sprachausschuss des Pegnesischen Blumenordens mit. In einer Sprachausschusssitzung „Zur Sprachpflege“ ging es um die verbreitete Einstellung, in der Sprachgeschichte sei ohnehin „alles im Fluss“. Günter Stössel glossierte dies, man könne das auch so ausdrücken, dass „alles den Bach hinuntergeht“.[6]

Auszeichnungen

  • 1976 Sonderpreis beim Bardentreffen Nürnberg[7]
  • 2002 Kulturpreis des Kulturforums Franken
  • 2004 Medienpreis der mittelfränkischen Medienbetriebsgesellschaft: Comedy-Preis für sein „Schmarrereck“ bei Radio F[8]
  • 2005 Hörfunkpreis der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) für den besten Beitrag in der „Kategorie Unterhaltung/Comedy“, Sprachglosse „Schmarrer-Egg“, Funkhaus Nürnberg (Radio F)[9]
  • 2010 Frankenwürfel der drei fränkischen Regierungspräsidenten
  • 2012 Goldener Nürnberger Trichter der Nürnberger Trichter Karnevalsgesellschaft e. V. 1909
  • 2019 Ehrenbrief des Bezirkes Mittelfranken[10]

Schriften

  • Nämberch English spoken. Sprachbasteleien für Hiesige und Zugereiste. Böckel, Nürnberg: Bd. 1: 9. Auflage 1975; Bd. 2: 1976; Bd. 3: 6. Auflage 1990, ISBN 3-87191-136-4; Bd. 4: 1993, ISBN 3-87191-188-7.
  • The best of Nämberch English spoken. 2. Auflage. Ars Vivendi, Cadolzburg 2003, ISBN 3-89716-372-1.
  • Wenns der’s glabsd ... Gedichte, Texte und Sprüche im Nürnberger Dialekt und Stadtjargon. Collagen von Jürgen Ritter. Plakaterie GmbH, Nürnberg 1977.
  • Songbuch. [Liedersammlung aus den Langspielplatten „Schdrohwidwer-Blues“, „Globetrottel-Rag“, „Franken Song“]. Plakaterie, Nürnberg 1979, ISBN 3-88469-015-9.
  • Fränggisch’ Wördderbichla. 500 Ausdrücke aus dem Nürnberger Raum. Ludwig, München 1991, ISBN 3-7787-3389-3.
  • Maximilian Kerner, Günter Stössel: Max und Moritz/Die fromme Helene, aff fränggisch. Illustrator: Wilhelm Busch. 2. Auflage. ars vivendi, Cadolzburg 2001, ISBN 3-89716-220-2.
  • Günter Stössel, Christian Groß: Di Haibtling’ raffin’s raus! Der Kampf der Häuptlinge, Asterix aff fränggisch. Asterix Mundart, fränkische Ausgabe. 9. Auflage. Egmont Ehapa Verlag GmbH, Berlin 2002, ISBN 3-7704-2253-8.
  • Günter Stössel, Christian Groß, Manfred Groß: Asterix und es Gscheiderlä – Asterix und Maestria. Asterix aff fränggisch. Asterix Mundart, fränkische Ausgabe. Mundart-Büchle 29. Egmont Ehapa Verlag GmbH, Berlin 2002.
  • Nürnberg bei Fürth. Mit Illustrationen von Toni Burghart. 4. Auflage. Edelmann, Nürnberg 2004, ISBN 3-87191-323-5.

Tonträger

  • I mechd ned wissn .... Drei Nürnberger Dichter lesen aus eigenen Werken: Klaus Schamberger, Günter Stössel und Fitzgerald Kusz. Stuttgart: Intercord, 1980, 1 Schallplatte: 33/min, Stereo
  • Das Beste aus meinen 3 LPs. Eine Auswahl aus den LPs „Schdrohwidwer Blues“, „Globetrottel Rag“ und „Franken Song“: 1. Alde, laß dein Dopf an der Wend, 2. Goldbach City, 3. Weihnachtslied, 4. Kandidaten Blues, 5. Globetrottel Rag, 6. Leg mer an Strohsack vur dei Tür, 7. Manchmol könnt i greina wäi a Sau, 8. Dei Nachbar, 9. Cocaine, i glaab i spinn, 10. Nachtgiger strolling along, 11. A Liebeslied wärs beinah worn. – CD
  • Günter Stössel änd fränds: Af Nämberch nei: 1. Af Nämberch nei, 2. Lou’mer’s läiber gäih-! 3. Haus vom Meier's Gerchla, 4. Muggnbaddscher, Sunnabrand, 5. Globetrottel Rag, 6. Aus Nämberch naus, 7. Dou schdäihd a Haus in Gost’nhuf, 8. A Liebeslied wär’s beinoh worn, 9. Sooch – des is ned woahr, 10. Du sollsd a braver Bärcher sai, 11. Kardang’lenk und Ausbuffdupf. – CD
  • Frankensong (2006)

Literatur

  • Clemens Helldörfer: Günter Stössel erfand das legendäre „Närmberch-Englisch“. „Zoo a blade sin – des buggy fie net!“ In: Nürnberger Zeitung Nr. 28 vom 3. Februar 2007, Nürnberg plus, S. + 1 – online mit Fotografie
  • Clemens Helldörfer: Wilhelm Busch auf Fränkisch: Bei Ärger hilft «Schnabbs». In: Nürnberger Zeitung Nr. 276 vom 29. November 2007, Nürnberg plus, S. + 1 – online

Einzelnachweise

  1. Pressebericht BR24 vom 26. Jan. 2023
  2. Lokalmatador Günter Stössel war beim Ersten Nürnberger Bardentreffen 1976 dabei
  3. Günter Stössel, Mitglied Nr. 1716. In: Stammliste des Pegnesischen Blumenordens (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  4. Günter Stössel: Erinnerung an Johann Konrad Grübel, den Begründer der Nürnberger Mundartdichtung, 14. Mai 2003 (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  5. Andreas Scherrer: Findbuch. Das Bairisch Herz, PDF. Bayerischer Rundfunk, Historisches Archiv, 1. August 2006
  6. Zur Sprachpflege, Sprachausschusssitzung am 28. Januar 2004 (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  7. Bardentreffen Nürnberg 1976: Peter Viebig: Vom Bänkelsong zum Ethnopop (Memento vom 20. September 2006 im Internet Archive)
  8. Medienpreis der mittelfränkischen Medienbetriebsgesellschaft. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juni 2004; abgerufen am 4. Mai 2009.
  9. BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreis. Gewinnerbeiträge Hörfunk 2005. Bayerische Landeszentrale für neue Medien, abgerufen am 26. November 2010.
  10. Bezirk ehrt Günter Stössel. In: donaukurier.de. 15. November 2019, abgerufen am 24. November 2019.