Wappen | Karte |
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Wappen | Deutschlandkarte, Position von Wilhelmsdorf hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Landkreis: | Ravensburg |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 616 m ü. NN |
Fläche: | 38,10 km² |
Einwohner: | 4.759 (31. Dezember 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 125 Einwohner je km² |
Ausländeranteil: | 4,2 % |
Postleitzahl: | 88268-88271 |
Vorwahl: | 07503 |
Kfz-Kennzeichen: | RV |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 36 083 |
Gemeindegliederung: | 4 Ortsteile |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Saalplatz 7 88271 Wilhelmsdorf |
Offizielle Website: | www.gemeinde-wilhelmsdorf.de |
E-Mail-Adresse: | info@gemeinde-wilhelmsdorf.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Dr. Hans Gerstlauer |
Wilhelmsdorf ist eine Gemeinde im westlichen Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg.
Geografie
Geografische Lage
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Wilhelmsdorf gehören die Ortsteile Esenhausen, Pfrungen und Zußdorf.
Geschichte
Im Gegensatz zu den gewachsenen Gemeinden der Umgebung ist Wilhelmsdorf 1824 als pietistische Siedlung planmäßig gegründet worden. Nach der Einführung einer neuen Liturgie für die württembergische Landeskirche war im württembergischen Pietismus starker Widerstand aufgekommen, weil viele Menschen die neue Gottesdienstordnung als unchristlich ansahen. Als in den Jahren 1816/17 eine riesige Auswanderungswelle einsetze, verließen auch zahlreiche Pietisten das Land. Es gelang dem Leonberger Bürgermeister Gottlieb Wilhelm Hoffmann, bei König Wilhelm I. von Württemberg eine Genehmigung zur Begründung einer religiösen Siedlung auf dem Rittergut Korntal in der Nähe der Residenzstadt Stuttgart zu erlangen. Diese 'Brüdergemeinde' hatte das Recht, ihre religiöse Verfassung selbst zu bestimmen, war aber ansonsten an die württembergischen Gesetze gebunden. Weitere Siedlungsgründungen lehnte der König jedoch ab, da er die Entstehung einer größeren nichtkirchlichen Religionsgemeinschaft fürchtete. Erst als Gottlieb Wilhelm Hoffmann anbot, das Lengenweiler Moosried bei Pfrungen trocken zu legen, gestattete der König die Errichtung einer "Kolonie" als Tochtersiedlung von Korntal. Dazu schenkte er der evangelischen Brüdergemeinde Korntal (bei Stuttgart) Land aus seinem Privatbesitz im unfruchtbaren Moor des Pfrunger Riedes. Da er auch den Aufbau der Siedlung unterstützte, wurde der Ort nach ihm benannt. Wilhelmsdorf und Korntal sind so genannte Brüdergemeinden, d.h. nicht-landeskirchliche Gemeinden nach Herrnhuter Vorbild.
Im Januar 1824 trafen die ersten Siedler ein und begannen mit der Trockenlegung des Moorgebiets. Sie kamen jedoch aus dem zentralen Teil Württembergs und verfügten über keine Erfahrung über die Bewirtschaftung solcher Flächen. Außerdem war das Unternehmen unterkapitalisiert, so dass die Siedler von vornherein auf finanzielle Unterstützung durch den König angewiesen waren. Durch königliche Privilegien gelang es mit der Zeit, das Moor urbar zu machen. Allerdings geriet die Siedlung in eine schwere wirtschaftliche Krise und schließlich in den Konkurs. Nur durch die Ausweisung von einem Drittel der Familien und hohe Spenden der württembergischen Pietisten konnte der Fortbestand gesichert werden. Inmitten des katholischen Oberlandes entwickelte Wilhelmsdorf ein eigenständiges Leben, allerdings weiterhin geprägt durch schwierige Rahmenbedingungen und ungünstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft.
Neben der Landwirtschaft waren in Wilhelmsdorf soziale Einrichtungen begründet worden, die sich im 19. Jahrhundert erfreulich entwickelten. Auch sie trugen maßgeblich zur Erhaltung der Siedlung bei. Es entwickelten sich vielfältige diakonische Einrichtungen mit Schulen, Heil- und Pflegeanstalten und Bildungsstätten. Die Einrichtungen der Zieglerschen Anstalten, wie beispielsweise die Gotthilf-Vöhringer-Schule, eine Fachschule unter anderem für Arbeitserziehung und Heilerziehungspflege, haben Wilhelmsdorf weit über die nähere Umgebung hinaus bekannt gemacht und prägen den Charakter der Gemeinde bis heute.
Pfrungen
Im Jahr 1436 erwarb die Deutschordenskommende Altshausen die niedere Gerichtsbarkeit im Ort Pfrungen vom Ravensburger Patrizier Konrad Gremlich. Die hohe Gerichtsbarkeit lag bei der Herrschaft Fürstenberg-Heiligenberg. Damit besaß der Deutsche Orden Rechte in einem Ort, der als Exklave inmitten anderer Herrschaften, einige Kilometer entfernt von der kleinen geschlossenen Deutschordensherrschaft, lag. Neben den Lehengütern des Deutschen Ordens besaßen auch andere Herrschaften Güter, so die Geistlichkeit von Pfullendorf einen Lehenhof, das Kloster Salmansweiler ein Lehenhof und die Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg sieben Lehengüter. Deshalb mussten die beteiligten Herrschaften stets miteinander verhandeln.
Bis zur Säkularisation und Mediatisierung blieb diese Situation bestehen. Im Jahr 1806 ließ der nunmehrige Großherzog von Baden den Ort besetzen und beanspruchte ihn für sich. Auf dem Verhandlungsweg gelang es jedoch König Friedrich von Württemberg, die gesamte Deutschordenskommende Altshausen in seinen besitz zu bringen, so dass Pfrungen im Jahr 1807 württembergisch wurde.
Esenhausen
Zußdorf
Zußdorf bildete den Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft. Von Zußdorf führt ein schöner 5 km langer Wanderweg durch den Bettenreuter Wald auf den Höchsten (833 m).
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Gemeinde ist mit einigen Buslinien u.a. mit Altshausen und Ravensburg verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an.
Literatur
- Ein Königskind. Erzählt für meine Söhne von J. Ziegler. Verlag der Ziegler'schen Anstalten in Wilhelmsdorf und der Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart. Wilhelmsdorf (Württemberg) 1905
Film
- Pöhlers Passagen (2002) von Klaus Armbruster, Semi-Dokumentation über den Wanderfotografen Friedrich Pöhler