Digitaler Rundfunk

digital übertragener Rundfunk
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Mit digitalem Rundfunk bezeichnet man Rundfunk, welcher eine digitale Übertragungstechnik verwendet. Es gibt hierbei verschiedene, nur bedingt zueinander kompatible Verfahren.

Beim digitalen Fernsehen (DTV) wird unterschieden zwischen:

  • D2-MAC und HD-MAC waren hybride Analog-/Digital-Standards, die sich nicht durchgesetzt haben.
  • Digital Video Broadcasting (DVB) ist der mittlerweile verbreitetste Standard für die digitale Fernsehübertragung. Er bietet Komponenten für die verschiedenen Übertragungsverfahren: DVB-S (Satellit), DVB-C (Kabelfernsehen), DVB-T („terrestrisch“, also über Funktürme) und DVB-H (auf mobilen Geräten wie Handys).
  • ATSC ist der nordamerikanische DTV-Standard. Dieser wird nur genutzt in USA, Kanada, Mexiko, Südkorea.
  • ISDB ist der japanische DTV-Standard, der DVB sehr ähnlich ist.
  • Digital Multimedia Broadcasting (DMB) ist ein in Deutschland maßgeblich von BOSCH entwickeltes Verfahren [1], das in Südkorea und China für die digitale Fernsehübertragung, insbesondere auf Mobiltelefone eingesetzt wird und auch in Europa erprobt und ggf. eingeführt werden soll. DMB basiert technisch auf dem DAB-System, das um einige Video/Audio-Codecs erweitert wurde.

Für die Verfahren im Hörfunk siehe Digitalradio.

Digitale Verbreitung

Für die digitale Verbreitung muss das Programmsignal zunächst digitalisiert und komprimiert werden, sofern das Signal nicht schon digital vorliegt. Heute wird jedoch fast nur noch digital produziert und hergestellt. Anschließend werden mehrere digitale Programme für die Übertragung gebündelt (multiplexing). Die Datenbündel werden dann via Kabel, Satellit oder Antenne zum Empfänger gesendet. Dort wird das Signal durch das Empfangsgerät selbst oder die Set-Top-Box decodiert.

Analogabschaltung

In Deutschland ist geplant, bis zum Jahr 2010 sämtliche analogen Rundfunkfrequenzen endgültig abzuschalten (engl. „switch-off“) und Rundfunk dann nur noch digital zu verbreiten. In der EU soll diese Umschaltung bis spätestens 2012 stattfinden. [2][3] [4] [5] Im restlichen Europa, sowie Afrika, Naher Osten, Iran wird die Analogabschaltung bis spätestens 17. Juni 2015 stattfinden. [6]

Von der Umstellung verspricht man sich eine größere Übertragungskapazität und geringere Kosten bei geringerer Störanfälligkeit.

Für herkömmliche, analoge Fernsehempfangsgeräte ist dann ein digitales Empfangsgerät (Set-Top-Box) nötig, das die digitalen Signale umwandelt. Neue Fernsehempfangsgeräte können das digitale Signal zunehmend direkt empfangen.

Für den Hörfunk werden dann spezielle Radioempfangsgeräte benötigt.

Antenne

Auf etwa 80 Prozent der Fläche Deutschlands [7] wurde die Umstellung für das terrestrische Fernsehen (von PAL auf DVB-T) bereits vollzogen. Je nach Region kann es dabei eine Übergangszeit verschiedener Dauer geben, in der analoge und digitale Übertragung parallel laufen (engl. Simulcast) – in Deutschland wird inzwischen an einem Stichtag der analoge Rundfunk abgeschaltet und der digitale Rundfunk aufgeschaltet. [8][9] [10] [11] Bundesweit soll der Umstieg bis Ende 2008 vollzogen sein (siehe auch Umstellung auf DVB-T).

In Österreich sind die ersten Abschaltungen analoger terrestrischer Fernsehsender für 2007 angekündigt, nachdem im Herbst 2006 der Regelbetrieb von DVB-T beginnen soll.[12]

Satellit

Im Satellitenbereich (DVB-S, ISDB-S oder DSS)[13] ist die Umstellung weltweit bereits weitgehend vollzogen. Deutschland ist weltweit der letzte Industriestaat, für den noch in großem Umfang parallel analoge Programme abgestrahlt werden. In den meisten Ländern spielt das verschlüsselte Bezahlfernsehen eine größere Rolle als im deutschen Sprachraum und da analoge Kodierungen nicht mehr sicher genug waren, forcierten die Abosender den Umstieg.

Kabel

Beim Kabelfernsehen (DVB-C oder OpenCable)[14] ist die Umstellung in der Endphase.

Radio

Da EU-weit bis 2010 bzw. 2012[2] alle Rundfunkaussendungen digitalisiert werden sollen und die analoge Aussendung somit eingestellt wird, betrifft dies auch die analogen Hörfunkprogramme auf (UKW, [15]. Obwohl „Digital Radio“ (DAB) in Deutschland seit einigen Jahren fast flächendeckend verfügbar ist [16], ist die Verbreitung von Empfangsgeräten gering. Selbst in Fachmärkten werden immer noch vorrangig analoge Radiogeräte verkauft, sowie in Neufahrzeuge fast ausschließlich Analoggeräte verbaut[17]. Deutschland hinkt der internationalen Entwicklung bei der Digitalisierung des Hörfunks hinterher. [18] Falls die EU-Vorgaben umgesetzt werden, werden analoge Radiogeräte ab 2010 keinen Empfang mehr ermöglichen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) empfiehlt deshalb beim Radioneukauf ein Gerät zu erwerben, das sowohl analogen als auch digitalen Empfang ermöglicht. Auch der ADAC fordert, dass zukünftig kein Autoradio mehr ohne DAB verbaut werden sollte [19]. Gründe für die geringe Verbreitung und Akzeptanz ist der fehlende Mehrwert – insbesondere mangelt es an Programmvielfalt (dabei gibt es derzeit etwa 120 DAB-Programme deutschlandweit [20] [21]), aber auch Klangqualität wegen zu gering gewählter Bitraten – und die bisher geringe Senderstärke wegen Ausstrahlung im L-Band[22] und die bisher wegen militärischer Bedenken gering gehaltene Senderstärke von einem Kilowatt im Band III Kanal 12 (FM bis 100 kW) (siehe Probleme mit dem Sendeplatz). Dagegen bescheinigt der ADAC dem Digitalradio DAB einen exzellenten Sound und wirbt für den DAB-Radio-Kauf [23]. Ein Heise-Test kommt zu dem Ergebnis: "DAB: Fürs Auto eigentlich längst serienreif." [24]

In Großbritannien und Dänemark wurde die Umstellung von analogem Hörfunk zu DAB schon nahezu vollzogen. [25] [26] Da die DAB-Technik bereits seit 1995 im Einsatz ist, sind einige wenige Länder der Ansicht, dass diese Technik schon wieder veraltet ist und suchen neue Lösungen: Schweden [27] und Finnland haben sich von DAB abgewendet und wollen die Entwicklung von DRM+, DVB-H und anderen Techniken abwarten. Es ist offen, ob bis 2012 noch einer der technischen Nachfolger etabliert werden kann, zumal DAB zum europäischen Standard für Digitalradio erhoben worden ist.

Insgesamt wird DAB derzeit in mehr als 40 Ländern eingesetzt. 500 Millionen Menschen befinden sich derzeit im Sendebereich von DAB-Sendern. [28] Es wurden weltweit etwa 12 Millionen Empfänger verkauft.

Kritik

Es gibt auch vielfältige Kritik zur Analogabschaltung. Oft wird genannt, dass durch die Digitalisierung alte Geräte unbrauchbar werden, die Anschaffung neuer Geräte notwendig wird. [29] Auch auf privaten homepages findet man Kritik [30].

Quellen

  1. fraunhofer.de: Fair: First on air
  2. a b Pressemitteilung der EU-Kommission zur Abschaltung des analogen Rundfunks (Hörfunk und Fernsehen) in der EU bis Anfang 2012 bzw. bis Ende 2010
  3. Heise-Newsticker: Abschaltung des analogen Rundfunks in Deutschland bis Ende 2010: „Die meisten EU-Mitgliedstaaten, die ein Datum für die Abschaltung des analogen Rundfunks festgelegt haben, hätten sich für 2010 entschieden, darunter auch Deutschland.“
  4. Heise-Newsticker, 10. Februar 2006: „Nach dem aktuellen Stand soll bis 2010 der Rundfunkempfang über Kabel, Antenne und Satellit komplett auf Digitaltechnik umgestellt werden.“
  5. Meinungsbarometer Mai 2006: Michael Glos: „Mit der geplanten Abschaltung des analogen Fernsehens im Jahr 2009 wird die Bundesrepublik Deutschland eines der ersten europäischen Länder sein, in denen nur noch digitales Fernsehen zu empfangen ist. Diese Zielstellung entspricht den Vorgaben der Europäischen Kommission, die ihrerseits die Abschaltung des analogen Fernsehens in ganz Europa in den Jahren 2010 bis 2012 anstrebt.“
  6. heise.de: "Bis zum 17. Juni 2015 sollen die bislang für Analogtechnik genutzten Frequenzen in den Bereichen 174 bis 230 MHz und 470 bis 862 MHz umgewidmet werden. Darauf einigte sich die regionale Radiocommunication Conference Europa, Afrika, Naher Osten, Iran bei der International Telecommunication Union (ITU) (...) Während Deutschland zu den Ländern gehört, die ohnehin bereits Fristen für das Ende der Frequenznutzung für Analogtechnik gesetzt hatten, erbaten sich einige Länder Nachfristen von bis zu fünf Jahren (...) Der neue Frequenzplan auf der Basis von T-DAB und DVB-T löst den seit 1961 für Europa und seit 1989 für Afrika geltenden Frequenzplan für die analoge Welt ab."
  7. Ueberallfernsehen: siehe Karte dort
  8. Heise-Newsticker: Umstellung von analogem Rundfunk auf digitalen Rundfunk am Beispiel Ostwestfalen für DVB-T. An einem Stichtag wird der analoge Rundfunk eingestellt und der digitale Rundfunk aufgeschalten. Dazu wird per Hubschrauber innerhalb weniger Stunden die alte analoge Sendeanlage durch eine neue digitale Sendeanlage ersetzt. Aus den Kommentaren zu diesem Artikel geht hervor, dass einige Betroffene von der Umstellung überrascht wurden. Die lokale Presse hatte sich dem Thema kaum gewidmet.
  9. Heise-Newsticker: Umschaltung des analogen Rundfunks auf digitalen Rundfunk am Beispiel DVB-T in Bayern: „Sender wie ProSieben, Sat.1 oder RTL kappen mit dem 30. Mai die analoge Übertragung via Antenne in ganz Bayern.“
  10. Verivox: „im Mai“ 2006 wird „in den Großräumen Stuttgart, Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, der Vorderpfalz und Kaiserslautern (…) das analog-terrestrische Antennenfernsehen (…) auf digitale Qualität (DVB-T) umgestellt. (…) In Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und der Vorderpfalz findet der sogenannte "harte Umstieg" voraussichtlich am 17. Mai statt, dann werden die beiden Sender Königstuhl und Weinbiet nur noch digitale Programmsignale verbreiten. (…) Schrittweise wird nach dem "Umstieg in den Startinseln" der weitere Ausbau von DVB-T in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz folgen. Bis Ende 2008 soll der Umstieg nach den Vorstellungen von SWR und ZDF landesweit abgeschlossen sein.“
  11. Hessischer Rundfunk: „Startschuss für DVB-T in ganz Hessen am 29. Mai 2006. (…) die analoge Ausstrahlung über Antenne wird am 29. Mai 2006 in Hessen eingestellt.“
  12. der Standard: "In Österreich soll der Regelbetrieb für digitales terrestrisches Fernsehen am 27. September 2006 aufgenommen werden. Die ersten österreichischen Haushalte in den neun Landeshauptstädten und Umgebung können ab dann ORF1, ORF2 und ATVplus digital über Antenne empfangen. Ab dem Frühjahr 2007 wird mit der endgültigen Umstellung auf DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) begonnen. Dann können die drei österreichischen Sender nur mehr digital über Antenne empfangen werden. Die komplette Abschaltung aller analogen TV-Frequenzen werden bis spätestens 2010 erfolgen."
  13. Weltkarte mit Verteilung der digitalen Satellitenformate
  14. Weltkarte mit Verteilung der digitalen Kabelformate
  15. Landtag in NRW: „Die DAB-Einführung muss neue Dynamik entfalten. Zu diesem Zweck (…) einen gemeinsamen Zeitplan zur Einführung von DAB erarbeiten. Dieser Stufenplan müsste unter anderem beinhalten, wann einzelne UKW-Programme digitalisiert werden oder auch, wann die Automobilindustrie Autoradios verwendet, die auch digitale Signale empfangen können. Am Ende des Stufenplans würde das analoge Signal durch das digitale Signal abgelöst werden. (…) darauf hinzuwirken, dass der Initiativkreis unter Beteiligung der Länder einen zeitlich verbindlichen Stufenplan für den analogen Switch-off ausarbeitet und umsetzt.“
  16. digitalradio.de: DAB Ausstrahlungsgebiet Deutschland 2005
  17. juraforum.de: "Schon seit Anfang 2005 wird Audi seiner Vorreiterrolle auch im Infotainment gerecht und bietet die innovative Rundfunk- Übertragungstechnologie DAB (Digital Audio Broadcasting) als bisher einziger Automobilhersteller im Premiumsegment an.(...) Jeder vierte A8-Kunde in Deutschland bestellt bereits sein Fahrzeug mit Digitalradio. In Großbritannien liegt die Einbaurate im A8 sogar bei über 40 Prozent."
  18. de.internet.com: "Deutschland verschläft seine digitale Zukunft. Im internationalen Vergleich sind weder die deutschen Hörfunksender noch die Verbraucher auf der Höhe der technischen Entwicklung"
  19. ADAC Forderung: "Zukünftig sollte kein Autoradio mehr ohne DAB verbaut werden."
  20. digitalradio.de: Liste der DAB-Programme in Deutschland
  21. rein-hoeren.de: Liste der DAB-Programme in Deutschland
  22. Umstellung von L-Band auf Band III in Bayern auch für lokale Digitalsender
  23. ADAC: " ... mehr Programmvielfalt, einfache Bedienung, neue Serviceangebote und vor allem exzellenten Sound in CD-ähnlicher Qualität. Verpassen Sie also nicht die Zukunft beim nächsten Auto- oder Radiokauf!"
  24. heise.de: Digitalradio im Auto
  25. reinhoeren.de: UKW-Radio ade
  26. kleinreport.ch: Englische Discountkette setzt ganz auf DAB
  27. bayerndigitalradio.de: Swedish government denies radio industry call for DAB expansion
  28. worlddab.org, Jahresbericht 2005: “DAB Digital Radio has become an internationally adopted standard that can be seen and heard in nearly 40 countries (…). Countries including India, China and South Africa, are testing DAB and developing consumer trials. More than 500 million people worldwide are within range of a DAB Digital Radio transmitter, and there are nearly 1000 services on air.”
  29. radioszene.de: Beispiel für Kritik an der Analogabschaltung
  30. private homepage: Beispiel für Kritik an DAB