Hanf

Gattung der Familie Hanfgewächse (Canabeaceae)
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Hanf (Cannabis) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Hanfgewächse.

Hanf
Hanfpflanze (Cannabis sativa)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Rosenartige (Rosales)
Vorlage:Familia: Hanfgewächse (Cannabaceae)
Vorlage:Genus: Cannabis
Wissenschaftlicher Name
Cannabis
L.

Hanf (Cannabis sativa L.) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. In China wurde er schon vor mindestens 10.000 Jahren genutzt. Während ältere Einteilungen von drei Hanfarten ausgingen, besteht die Gattung nach neueren Erkenntnissen nur aus einer einzigen Art (Cannabis sativa), die in drei Unterarten vorkommt:

  • Nutzhanf (Cannabis sativa subsp. sativa) L. - (sativa „nützlich“)
  • Indischer Hanf (Cannabis sativa subsp. indica) (Lam.) E. Small & Cronq.
  • Ruderalhanf (Cannabis sativa var. spontanea) Vavilov - russischer Hanf oder Wilder Hanf

Je nach Verwendungszweck wird zwischen Rausch- bzw. Medizinalhanf mit dem Wirkstoff THC sowie Nutz- und Schmuckhanf unterschieden.

Hanf wird im Freiland je nach Sorte zwischen ca. 50 cm bis 8 m hoch, in europäischen Breitengraden maximal ca. 4 m, wobei 2 m als realistisch angesehen werden sollten.

Die Wurzeln des Hanf können bei entsprechenden Bodenverhältnissen (auf Braunerde, deren Humushorizont jedoch durch einen feinerdereichen Horizont unterlagert ist) bis zu 140 cm in den Boden eindringen - das ist wesentlich tiefer als bei vergleichbaren Nutzpflanzen. Aus diesem Grund wurde Hanf früher gerne auf ausgelaugten, verhärteten Böden gepflanzt um den Boden zu lockern und gegebenenfalls für den späteren Anbau anspruchsvollerer Pflanzen wie etwa Getreide vorzubereiten. Hanf wurde ebenfalls in versteppten Gebieten verwendet, um den Boden nicht nur zu lockern sondern zugleich zu beschatten. Erst wenn der Boden gebessert war, wurden andere Nutzpflanzen gesäht.

Geschichte

Hanf (Cannabis sativa L.) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. In China wurde er schon vor mindestens 10.000 Jahren genutzt. „Ma“, wie die Chinesen den Hanf nannten, lieferte ihnen nicht nur wohlschmeckende und nahrhafte Samen, auch die Stängel mit ihren besonders langen und nahezu unverwüstlichen Fasern wusste man schon früh zu schätzen. Bereits im Shen nung pen Ts'ao king, einem vermutlich ungefähr zu Beginn unserer Zeitrechnung verfassten chinesischen medizinischen Text, beschreibt der Autor, wie Hanf als Heilmittel gegen Malaria, Rheuma und viele andere Unpässlichkeiten eingesetzt werden kann.

Die so vielseitig einsetzbare, schnell wachsende Pflanze mit ihren charakteristisch handförmigen Blättern konnte nur göttlichen Ursprungs sein. So verwundert es denn auch nicht, dass Hanf bei hinduistischen Zeremonien als Schutz gegen das Böse Verwendung fand. Von Buddha heißt es, er habe sich auf seinem Weg zur Erleuchtung nur von Hanfsamen ernährt (die Samen selbst haben keine berauschende Wirkung).

Über Indien und die antiken Hochkulturen im heutigen Irak trat der Hanf seinen Siegeszug um die Welt an. In Europa sind die ältesten Funde ca. 5.500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Eisenberg (Deutschland). Aus der Gegend des heutigen Litauen stammen Funde von Hanfsamen ca. 2500 v. Chr. und eines Hanffadens ca. 2300 v. Chr. Die alten Griechen und ihre ägyptischen Nachbarn kleideten sich oft mit Hanf -- Kleidung aus Hanfgewebe wird von Herodot (450 v. Chr.) erwähnt. Hanf und Flachs waren lange Zeit die wichtigsten Faserpflanzen Europas. Aber auch die Wirkung von Cannabis-Gebäck, welches „Ausgelassenheit und Vergnügen hervorruft“ (Galen, 200 n. Chr.) war bei ihnen bekannt. Plinius der Ältere schreibt, dass Hanf Schmerzen lindere, und Pedanios Dioscurides berichtet von der Wirksamkeit des Saftes der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden aus Hanf Mittel zur Linderung von Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Schmerzsymptomen gewonnen.

Bei den Skythen im heutigen südlichen Russland ist seit 700 v. Chr. der Anbau von Ruderalhanf als Nutzpflanze sowie die Herstellung und der Export von Seilen bekannt. In einfachen Zelten wurde Hanf von den Skythen rituell verräuchert und die dabei entstehenden Dämpfe inhaliert.

Über die Jahrhunderte hinweg geriet die vielseitige Pflanze nie in Vergessenheit. So fand man die im Jahre 565 n. Chr. bestattete Merowinger-Königin Adelheid in ein Hanfkleid gewandet, das sie in die Ewigkeit begleiten sollte. Kaiser Karl der Große erließ um 800 n. Chr. mit seiner „Capitulare“ das erste Hanf-Gesetz. Es verpflichtete seine Untertanen zum Anbau dieses Rohstoffes, welcher in Friedens- und Kriegszeiten bedeutsam war.

Viele mittelalterliche Waffen wie etwa der Langbogen, dessen Sehnen aus Hanf bestanden, wären ohne die robuste und widerstandsfähige Hanffaser, die enorme Zugkräfte aushält, nicht anzufertigen gewesen.

 
Illustration aus dem Jahr 1885

Über Spanien fand im 13. Jahrhundert eine weitere Anwendung der Hanffaser ihren Weg nach Europa - die Papierherstellung. Da die Papierherstellung aus Holz damals noch nicht beherrscht wurde, war Hanf neben Lumpen (die selbst oft aus Hanf bestanden) der wichtigste Rohstoff für die Papierproduktion. So entstand in Nürnberg 1290 eine erste Papiermühle auf deutschem Boden. Gutenberg druckte 1455 seine berühmte Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier und auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 können wir nur deshalb heute noch im Original bewundern, weil sie auf fast unverwüstlichem Hanfpapier verfasst wurde (und inzwischen unter Schutzgas konserviert wird). Der erste amerikanische Präsident George Washington baute selbst im großen Stil Hanf an. Viele US-amerikanische Orts- und Countynamen wie Hempstead (hemp „Hanf“) zeigen noch heute an, wo Nutzhanf in großem Stil angebaut wurde.

Im Elbing-Preussischen Wörterbuch von etwa 1350 ist Hanf als knapios im altpreussischen Dialekt von Pomesanien dokumentiert. Bis ins 19. Jahrhundert baute man Hanf an den Berghängen entlang des Rheins an, wovon möglicherweise u. a. der Ortsname Hennef (Sieg) zeugt.

Hanfseile und Segeltuch aus Hanf waren in der Schifffahrt wichtig, da die Faser sehr widerstandsfähig gegenüber Salzwasser ist und weniger Wasser aufnimmt als beispielsweise Baumwolle -- Baumwollsegel würden bei Regen derartig schwer, dass die Masten brechen könnten. Auch Flachsleinen war ein schlechter Ersatz, da es bei Kontakt mit Wasser anders als Leinwand aus Hanf binnen weniger Monate verrottet. Venedig erreichte seine Vormachtstellung als bedeutendes Handelszentrum im Mittelalter u.a. durch die hohe Qualität der Seilerei. Kolumbus hatte beispielsweise 80 Tonnen Hanffasern in Form von Segeln und Tauen auf seinem Schiff, als er Amerika erkundete. Erst in der Mitte des 20. Jahrhundert verdrängten Kunstfasern besonders des Herstellers Du Pont den Hanf aus der Bekleidungsherstellung, unterstützt von der Anti-Cannabis Kampagne von Harry J. Anslinger. Eine Ausnahme bildet hier die „Hemp for Victory“-Kampagne des US Militärs, das dringend den Rohstoff Hanf für die Rüstung brauchte.

Gleichwohl überall in Mitteleuropa seit Jahrhunderten Hanf angebaut wurde und auch Deutschland ein bedeutender Hanfproduzent war, wurde Hanf nach dem verlorenen Krieg illegalisiert. 1964 folgte das endgültige Anbauverbot.

Die Samen der Hanfpflanze dienen seit mindestens 2000 Jahren als Nahrungsmittel. Alle 20 essentiellen Fettsäuren sind in ihnen enthalten.

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Weibliche Cannabisblüte im Licht einer Natriumdampflampe (home-growing)

Weiterhin ist auch seit mehr als 2000 Jahren die psychoaktive Wirkung des Hanfes bekannt. Als Wirkstoffe werden hauptsächlich Cannabinoide genannt. Siehe hierzu Cannabis.

Gegenwart

Spricht man heute von Hanf als Rohstoff bzw. als natürliche Ressource, ist damit in der Regel „Nutzhanf“ gemeint.

Der landwirtschaftliche Anbau von Hanf hat seit seiner Wiedergeburt Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts kontinuierlich zugenommen. Trotzdem liegt die Produktion in Europa weit hinter der Nachfrage zurück.
Dank seiner überlegenen Eigenschaften konnte Hanf in vielen Bereichen der Wirtschaft wieder Fuß fassen. Er eignet sich zum Hausbau ebenso wie als Basis für Farben, Lacke, Waschmittel und vieles mehr. Die Hanffaser ist der Baumwollfaser in vielerlei Hinsicht überlegen und für die Papierherstellung ist sie geradezu ideal. Sie lässt sich nahezu ohne Wasserverschmutzung verarbeiten und wesentlich öfter recyceln als Holzfasern.
Hanferzeugnisse verbleichen und verrotten selbst nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten der Aufbewahrung im Schrank nicht. Die Gutenbergbibel ist z.B. noch heute gut lesbar.

Längst sind nicht alle möglichen Anwendungen auch in die Praxis übertragen und doch wird schon heute ein Sortiment unterschiedlichster Artikel aus Hanf oder unter Zuhilfenahme von Hanf hergestellt und angeboten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Moderne Hanfbauern unterscheiden vier verschiedene Teile der Pflanze mit wirtschaftlicher Bedeutung:

Samen

Die Samen – Hanfsamen sind nicht nur wohlschmeckend, sie sind auch gesund. Nachdem das Märchen vom „Rausch durch Samenkonsum“ als solches erkannt war -- die Samen sind nicht psychoaktiv --, fanden aus Hanfsamen gepresstes Hanföl (nicht zu verwechseln mit dem berauschenden Haschischöl aus den Blüten) sowie die Samen selbst als Nahrungsmittel schnell viele Freunde. Die Samen enthalten alle acht für den menschlichen Körper essentiellen Aminosäuren; hauptsächlich besteht das Hanfeiweiß aus dem Globulin Edestin, welches sehr leicht verdaulich ist. Als Proteinquelle sind Hanfsamen damit für den Menschen ideal. Hanföl (siehe dort) wiederum besitzt ein Fettsäurespektrum, welches ebenfalls ideal für den menschlichen Körper ist.

Aber auch der Presskuchen, die Samenreste nach der Ölgewinnung, sind kein Abfall. Sie finden z.B. in der Viehzucht als hochwertiges Futtermittel Verwendung. Bereits seit langem sind Hanfsamen unverzichtbarer Bestandteil von Vogelfutter, zum Beispiel für Kanarienvögel. Interessanterweise war der Import von sterilisierten Hanfsamen als Vogelfutter von der US-amerikanischen Hanfprohibition ausgenommen.

Normale Hanfsamen liefern im Schnitt gleich viele weibliche wie männliche Pflanzen.

Für den Anbau von Rauschhanf in kleinem Rahmen sind heute "feminisierte" Samen erhältlich, aus denen sich größtenteils weibliche Pflanzen entwickeln. Der psychoaktive Wirkstoff THC findet sich in besonders hoher Konzentration in unbestäubten weiblichen Blüten, während Männchen nur wenig THC produzieren; eine Trennung der Geschlechter beim Anbau von Cannabis ist deshalb wünschenswert und üblich. Feminisierte Samen reduzieren den Aufwand der Züchter erheblich - alle Pflanzen können zur Cannabis-Produktion verwendet werden, die Aufzucht der Männchen bis zur Geschlechtsreife entfällt.

Der Hanfsamen zählt im botanischen Sinne zu den Nussfrüchten.

Fasern

Hanffasern werden durch Brechen und Walzen der Stängel vom Rest der Pflanze getrennt. Je nach Länge der so gewonnenen Faser entstehen aus ihnen grobe Fliese oder feinster Zellstoff.

  • Hanffasern sind vor allem aufgrund ihrer Langlebigkeit, gesundheitlichen Unbedenklichkeit und Schädlingsresistenz als Dämmstoff, z.B. für den Hausbau, gut geeignet.
  • Für die Herstellung von Textilien und Papier eignet sich Hanf hervorragend, da er lange haltbare Fasern hat.
  • Eine klassische Anwendung ist das Werg - loses Fasermaterial zum dichten Verschrauben von Rohrgewinden. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (vormals Gas- und Wasserinstallateur) verwenden nach wie vor Hanffasern, um Wasser- und Heizungsrohre abzudichten. Die Fasern füllen die Gewindespalte auf, bei Flüssigkeitseinwirkung quillt die Faser auf. Die Quellung unterstützt nachträglich die Dichtwirkung - anders als z.B. bei der modernen Alternative Teflonband.

Schäben

Die Schäben sind die Reste der verholzten Pflanzenteile, die sich nicht zur Fasergewinnung verwenden lassen. Dennoch sind sie kaum weniger wertvoll. Die 31.000 t Hanfschäben, die 2003 von europäischen Hanfbauern produziert wurden, finden vor allem als Einstreu Verwendung. Besonders Pferde lieben die besonders absorptionsfähige Einstreu aus Hanf. Ihre Besitzer schätzen die leichte Kompostierbarkeit.

Blätter

Blatt und Blüte der Hanfpflanze können heute zu „ätherischen Hanfölen“ veredelt werden. Diese Wasserdampfdestillate finden dann als Geschmacksstoffe in Lebensmitteln oder als Geruchsstoff in z.B. Waschmitteln Verwendung.

Nachwachsender Rohstoff

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Das von Henry Ford entwickelte Hemp Car hatte eine Karosserie aus Hanffasern. Es wurde mit Methanol betrieben, den Ford ebenfalls aus Nutzhanf gewann.

Hanf ist als nachwachsender Rohstoff wegen seiner problemlosen Zucht und vollständigen Nutzbarkeit beliebt. Es werden keinerlei Herbizide benötigt, weil die Pflanzen bereits nach wenigen Tagen den Boden vollständig beschatten, sodass kein Unkraut mehr Licht findet. Außerdem ist er äußerst schädlingsresistent und pflegeleicht. In der Wirtschaft ist Hanf äußerst vielseitig einsetzbar und wird wegen seiner hohen Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit und niedrigen Energiebilanz geschätzt. Aus Hanf können über 40.000 verschiedene Produkte aus allen Bereichen des täglichen Lebens hergestellt werden:

  1. Werkstoffe
  2. Kosmetika
  3. Medikamente
  4. Nahrungsmittel
  5. Biomasse, Öle, Ölprodukte
  6. Papiere, Vliese, Zellstoffe, natürliche Dämmstoffe
    • Bücher sowie deren textile Bindung und Einbände
    • Standard- und hochwertige Spezialpapiere und -zellstoffe
    • Vliese
  7. Stoffe (Kurz- und Langfasern)
    • Bekleidung und Textilien
    • Bestandteil von Brems- und Kupplungsbelägen
    • Fäden, Netze, Seile
    • Geo- und Agrartextilien (Abdeckungen gegen Erosion, Trennmatten, Schutz des Ballens von Bäumen beim Transport)
    • Planen, Säcke, Segeltücher, Tücher
    • Teppiche

Militärische Bedeutung

Kleine Hanfwälder werden bisweilen als schnell wachsende natürliche Hindernisse gegen feindliche Panzer eingesetzt. Beispielsweise nutzen es im Krieg um Afghanistan die Taliban, um den Handlungsspielraum der Panzer der kanadischen Einheiten einzuengen. [1]

Nutzhanf

 
Hanffasern sind der Rohstoff für sehr widerstandsfähige Textilien.

Von der Antike bis tief ins 20. Jahrhundert war Hanf ein anerkannter und unentbehrlicher Rohstoff zur Herstellung einer Vielzahl von Gegenständen

  • Kleidung
  • Taue und Takelagen
  • Segel
  • Papier: Bis etwa in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Bücher und Dokumentenpapier überwiegend aus Hanfpapier hergestellt. Dieses Papier hatte anders als das später aufgekommene Papier aus Holz den Vorteil, dass es annähernd unbegrenzt haltbar war. Viele Werke aus dem 17. Jahrhundert beispielsweise sind in wesentlich besserem Erhaltungszustand als solche aus dem späteren 19. Jahrhundert
  • Hanföl sowie Ölkuchen als Beifutter für Tiere
  • Hanf-Schampoo
 
Theodor von Hörmann: „Hanfeinlegen“, um 1890

Bereits die spanischen Conquistadoren hielten im 16. Jahrhundert die spanischstämmigen Siedler im heutigen Mexiko, im heutigen Texas und im heutigen Kalifornien dazu an, Nutzhanf anzubauen. Auch die englischen Kolonisten weiter nördlich folgten später diesem Beispiel. Im 17. Jahrhundert hatte der Hanfanbau in US-Staaten wie Virginia eine so überragende Bedeutung für die Erschließung des Kontinents, dass der Anbau ausdrücklich vorgeschrieben war. Auch in anderen US-Staaten waren ähnliche Vorschriften üblich.

Im Dezember 1985 erschien das Buch "The Emperor wears no clothes" von Jack Herer, das 1993 auch in deutscher Sprache erschien. Der Titel der von Herer und Mathias Bröckers erstellten deutschen Übersetzung ist "Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf". Schnell wurde es das Standardwerk für Hanfaktivisten und Nutzhanfbauern, zeigt Herer doch wie vielseitig Hanf Verwendung findet.

In den Jahren nach 1985 kam es zu einem regelrechten Hanf-Boom, der nicht nur dem Rauschhanf, sondern auch den Anwendungen der Nutzpflanze immensen Vortrieb einbrachte. Im Zuge dieser Hanfwelle entstanden in aller Welt Strukturen, die sich für eine Normalisierung der gesetzlichen Lage oder schlicht eine vollständige Legalisierung einsetzten. In Deutschland entstand z.B. 1992 der H.A.N.F. der zu diesem Zweck unter anderem das Hanf Museum Berlin betreibt.

Das weltweit wachsende Engagement und der damit wachsende politische Druck führten dazu, dass man sich auf europäischer Ebene mit Hanfanbau beschäftigte. 1989 verfügte die europäische Kommission in der Verordnung Nr. 1164/89, dass der Anbau von Hanf, einer der in der Anlage benannten 25 Sorten, von den Mitgliedsstaaten legalisiert werden muss. Die genannten Sorten sind so genannter "Faserhanf" mit einem Wirkstoffgehalt von unter 0,3 Prozent.

Der Nutzhanf der heute von Bauern angebaut wird, wurde speziell so zurückgezüchtet, dass er einen sehr geringen THC-Gehalt hat. Wenn man Nutzhanf gezielt zurückzüchtete, würde der THC-Gehalt mit jeder Generation bis zur ursprünglichem Konzentration ansteigen. Daher steht der Nutzhanf unter strengen Kontrollen. Das größte europäische Anbaugebiet ist das französische Département Aube in der Champagne.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten Hanf als Biorohstoff zu nutzen.

Literatur

  • Lark-Lajon Lizermann: Der Cannabis Anbau : Alles über Botanik, Anbau, Vermehrung, Weiterverarbeitung und medizinische Anwendung sowie THC-Messverfahren. ISBN 3037881348 Nachtschatten Verlag 2004
  • van Treeck, Bernhard: Das große Cannabis-Lexikon - Alles über die Nutzpflanze Hanf. Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin, 2000, ISBN 3-89602-268-7
  • van Treeck, Bernhard: Drogen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2003, ISBN 3-89602-420-5
  • Bócsa, Karus, Lohmeyer: Der Hanfanbau - Botanik, Sorten, Anbau und Ernte, Märkte und Produktlinien. Landwirtschaftsverlag, 2000, ISBN 3-7843-3066-5
  • Ronald Rippchen & Hainer Hai: Hanf Hand Buch, Grüne Kraft Verlag, Lörbach 1994 (?), ISBN 3-925817-73-5
  • Hans Georg Behr: Von Hanf ist die Rede. rowohlt, Nachdrucke erschienen beim 2001 Verlag, ca. 1985, vergriffen (antiquarisch erhältlich), ISBN 3-861500-93-0
  • Connell Clarke, Robert: Hanf, Botanik, Anbau, Vermehrung, Züchtung. 1997, AT Verlag, Aarau, Schweiz, ISBN 3-85502-573-8
  • Herer, Jack u. Bröckers, Mathias: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf. 1996, Heyne Verlag, ISBN 3-453-11566-X
  • Connell Clarke, Robert u. Cervantes, Jorge: Marihuana drinnen, Alles über den Anbau im Haus. 2003, Solothurn Nachtschatten-Verlag, ISBN 3-907080-92-0
  • Gebhardt, Kathrin: Backen mit Hanf. 1997, AT-Verlag, ISBN 3-855026-11-4
  • Nelson, Robert A. : Hemp Husbandry. 1997, ISBN ISBN 0-913073-00-8


Siehe auch

Quellen

  1. Panzer können Hanfblockaden nicht durchdringen
Wikibooks: Das Hanfbuch – Lern- und Lehrmaterialien
Commons: Cannabis sativa – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hanf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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