Wortfolge

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Die Wortfolge (auch Wortstellung, Satzstellung, Satzgliedfolge) ist die Anordnung der Wörter innerhalb eines Satzes (Nominalgruppe). Diese Anordnung folgt bestimmten Regeln, die in der Grammatik festgelegt sind. (Davon abgesehen spielen auch semantischer Gehalt, Motivation des Sprechers und damit verknüpfte Intonation sowie der Kontext eine Rolle. Diese Phänomene fallen unter Vorfeldbesetzung.) Obwohl viele Grammatiker die Wertigkeit der Wortfolge innerhalb der Satzlehre als hoch beurteilen, kommt die Wortfolge in den Grammatiken meistens recht kurz, da diese sich eher auf Satzgliedfolgen konzentrieren.

1970 hat Engels die von ihm erforschten Regelmäßigkeiten in der Wortstellung herausgegeben, auf denen die meisten modernen Grammatiken wie die von Heidolph und vom Dudenverlag aufbauen. Die ursprünglichen Bezeichnungen Satzgliedfolge und Wortfolge leiten jedoch bei genauer Betrachtung in die Irre. Zum einen geht es nämlich in der Regel nicht um einzelne Wörter, und zum anderen gehorchen auch z.B. Attribute, die keine Satzglieder sind, demselben Regelwerk. Engel korrigierte sich 1991 und benannte Sätze, die dem Schema folgten, als Folgeregeln und Konstrukte auf niederer Ebene als Folgeelemente.

Die grobe Einteilung der Wortgruppen erfolgt meistens durch die drei Satzarten Spannsatz , Stirnsatz, und Kernsatz. Diese unterscheiden sich in der Stellung des finiten Tätigkeitswortes. Beim Spannsatz (Prima, daß Paul bald kommt) steht es an letzter Stelle, beim Stirnsatz (Kommt Paul bald?) führt es den Satz an und beim Kernsatz (Paul ist gleich da) hält es die mittlere Position.
Manche Autoren indizieren die Wortfolgen und sprechen analog von Verbletztstellung, Verberststellung und von Verbzweitstellung. Beim Verberst steht der sogenannte Stellungstyp (auch : Strukturtyp) im Stirnsatz an S1, im Kernsatz beim Verbzweit an S2 und beim Verbletzt im Spannsatz auf S3..

Topologische Wortfelder nach Fritzenschaft

Viele Grammatiker sehen den Aussagesatz als Prototyp an, von dem sie die anderen Satztypen ableiten. Diesen Aussagesatz zerlegen sie in drei Stellungsfelder, nämlich in ein Vorfeld, ein Mittelfeld (Hauptfeld) und ein Nachfeld. Diese drei Felder weichen in ihrer jeweiligen Besetzung der Feldgliederung jeweils vom Basismodell des Aussagesatzes ab. Der Aussagesatz definiert demnach die Grundwortstellung.
Dem infiniten Verb ist ein Nachfeld nachgeschaltet. Und dem finiten Verb ist ein Vorfeld vorgeschaltet, das ein Bindewort enthalten kann. Die beiden Verbformen erscheinen meistens isoliert, besetzen das Mittelfeld und bauen eine für das Deutsche typische verbale Klammer auf, die wiederum einen Satz in die drei Felder aufteilt.
Viele Grammatiker verurteilen die Nachfeldbesetzung als Affront gegen die Grundwortstellung und benennen diese Formation entsprechend abschätzigals Nachtrag oder Ausklammerung.
Einige Grammatiker unterscheiden wiederum die doppelte Anzahl von Positionen, da sie das zusammengesetzte Verb als gängigste Verbbildung einstufen, was lediglich eine Verfeinerung des dreigliedrigen Modells darstellt
Vorfeld und Nachfeld sind in der Regel nur durch ein einzelnes Satzglied besetzt. Schwierigkeiten bei der eindeutigen Einteilung entstehen oft bezüglich des Mittelfeldes, weil dieses regelmäßig aus mehreren Satzgliedern besteht und damit nicht nur dem grammatikalischen Regelwerk sondern auch der Pragmatik untersteht. (Laut Reis ist der Einfluß der Pragmatik jedoch nicht allzuhoch einzuschätzen). Duden und Engel sprechen im Sinne der Dreigliederung auch von einem "Kern der Nominalgruppe"

Quellen

  • U. Engel, Regeln zur Wortstellung. Forschungsberichte des IdS, 1970, 7-148
  • U. Engel, Dt. Grammatik. 1991 (insbesondere Besonderheiten der Wortstellung in Satzgefügen)
  • W. Flämig, Grammatik des Dt. 1991
  • Eisenberg, Gr3.
  • J. Rehbein, Zur Wortstellung im komplexen dt. Satz. 1992, 523-574 (insbesondere Besonderheiten der Wortstellung in Satzgefügen)
  • Helmut Glück (Hsg),Metzler Lexikon Sprache. Stuttgart: Metzler 2000 ISBN 347601519X
  • M. Reis, Die Stellung der Verbargumente im Dt. 1987, 139-178.
  • W. Abraham, Wortstellung im Dt. 1992, 484-522
  • Ch. Dürscheid, Zur Vorfeldbesetzung in dt. Verbzweitstrukturen. 1989
  • H. Altmann/U.Hofmann, Topologie fürs Examen. 2004