Yves Coppens

französischer Paläoanthropologe, Mit-Entdecker von Lucy
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Yves Coppens (* 1934 in Vannes) ist ein französischer Anthropologe und Paläoanthropologe. Er ist Professor am Collège de France, Mitglied der Académie des sciences und gilt als der bedeutendste französische Forscher auf dem Gebiet der Stammesgeschichte des Menschen. Gemeinsam mit Donald Johanson und Tim White veröffentlichte er 1978 die Erstbeschreibung des Australopithecus afarensis und war daher gleichermaßen führend an der Erforschung des 1974 in Äthiopien entdeckten Skeletts eines Australopithecus afarensis beteiligt, das unter dem Namen Lucy berühmt wurde.

Werdegang

Nach seiner Schulausbildung in Rennes und dem Studium der Naturwissenschaften und der Archäologie an der Sorbonne in Paris ging Yves Coppens 1956 ans Pariser Centre national de la recherche scientifique (CNRS) und wurde am Institut für Paläontologie der Sorbonne tätig sowie ab 1969 als Vize-Direktor am Muséum national d'histoire naturelle und am Musée de l'Homme.

Mehrere Forschungsaufenthalte in Afrika und Asien erbrachten ab 1960 unter seiner Führung mehrere Dutzend Tonnen Tierfossilien. Zu ihnen gehörten u.a. rund tausend fossile Überreste von frühen Vormenschen und anderen Vorfahren des heutigen Menschen, darunter sechs neue Arten. International bekannt wurde er nach der Veröffentlichung der Erstbeschreibung von Lucy und der aus diesem Fund letztlich abgeleiteten neuen Hominiden-Art Australopithecus afarensis. In seinem Buch "The Ancestor's Tale" schrieb Richard Dawkins, dass Coppens in seiner Heimat als der Entdecker von Lucy gilt, während dies in den USA Donald Johanson zugeschrieben wird.

1979 wurde er zum Direktor des Musée de l'Homme berufen, 1980 zum Professor für Anthropologie am Muséum national d'histoire naturelle und 1983 zum Professor für Paläoanthropologie am Collège de France. Er veröffentlichte seine Forschungsberichte meist in französischer Sprache, weswegen er im anglo-amerikanischen Sprachgebiet und in Deutschland weniger bekannt wurde als englisch publizierende Paläoanthropologen.

Neben intensiver Feldforschung betätigte sich Coppens auch als Evolutions-Theoretiker. 1983 veröffentlichte er erstmals ökologische Gründe, die vor acht Millionen Jahren zur Abtrennung der Hominiden von den Vorfahren der Schimpansen geführt haben könnten. 1999 folgte ein Erklärungsversuch für die Entfaltung der Australopithecinen.

Auszeichnungen

Yves Coppens wurde vielfach geehrt, u.a. mit der Goldmedaille des Kaisers von Äthiopien (1973), dem Grand prix Jaffé der Académie des Sciences (1974), dem Grand prix scientifique der Fondation de France (1975), dem Kalinga-Preis der UNESCO (1984) und der Carl Gustaf Bernhard-Medaille der Könglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften (1997). Er ist ferner Ehrendoktor der Universitäten von Bologna, Liège, Mons und Chicago.

Literatur

  • D. C. Johanson, T. D. White und Y. Coppens: A new Species of the Genus Australopithecus (Primates: Hominidae) from the Pliocene of Eastern Africa. Kirtlandia Nr. 28 (1978)
  • Yves Coppens: The differences between Australopithecus and Homo: preliminary conclusion from the Omo Research Expedition’s studies. In: Current Argument on Early Man, report from a Nobel symposium, Pergamon press, 1980, S. 207-225
  • Yves Coppens: Lucys Knie. zuletzt aufgelegt bei dtv, 2002, ISBN 3423242973
  • Yves Coppens: Die Wurzeln des Menschen. Das neue Bild unserer Herkunft. Ullstein Taschenbuchverlag, 1987, ISBN 3548344267
  • Yves Coppens: Earliest Man and Environments in the Lake Rudolf Basin: Stratigraphy, Paleoecology and Evolution (Prehistoric Archaeology and Ecology). University of Chicago Press, 1976, ISBN 0226115798
  • Yves Coppens: East Side Story, the origin of Humankind. Scientific American, April 1994, S. 88-95