René Descartes [latinisiert Renatus Cartesius, (* 31. März 1596 in La Haye/Touraine, Frankreich; † 11. Februar 1650 in Stockholm, Schweden) war ein französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.
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Descartes begründete den Rationalismus, dafür - und aufgrund seiner neuen philosophischen Methoden - bezeichnen ihn manche als „Vater der neueren Philosophie“. Sein rationalistisches Denken wird auch Cartesianismus genannt. Seine Auffassung bezüglich der Existenz von zwei voneinander verschiedenen 'Substanzen' - Geist und Materie - ist heute als Cartesianischer Dualismus bekannt und steht im Gegensatz zu den beiden Varianten des Monismus.
Sein Ethos der Pflicht und der Selbstüberwindung hat die Literatur der französischen Klassik des 17. Jahrhunderts stark beeinflusst. Das berühmte Dictum „cogito ergo sum“ (lat.; eigentlich: "Ich bin so viel, wie ich denke.", meist aber übersetzt mit „ich denke, also bin ich“), das seiner Erkenntnistheorie zugrundeliegt, ist bis heute geläufig. Als die dauerhafteste geistige Leistung Descartes' sollte sich allerdings sein Beitrag zur Mathematik erweisen: die Entwicklung der analytischen Geometrie.
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Mathematik
In der Mathematik ist er vor allem für seine Beiträge zur Geometrie bekannt: Er verknüpfte Geometrie und Algebra und gehört damit zu den Wegbereitern der analytischen Geometrie, die die rechnerische Lösung geometrischer Probleme ermöglicht. Allerdings taucht nirgendwo in seinem Werk das heute nach ihm benannte, rechtwinklige kartesische Koordinatensystem auf, als dessen Erfinder mit größerem Recht Apollonios von Perge, Oresme, Fermat und de Witt gelten können[1]. Der Begriff kartesisch oder kartesianisch bedeutet allgemein von Cartesius eingeführt und tritt an verschiedenen Stellen der Mathematik auf, neben dem Koordinatensystem beispielsweise beim kartesischen Produkt.
Um 1640 leistete er einen Beitrag zur Lösung des Tangentenproblems der Differentialrechnung. Descartes wählte einen algebraischen Zugang, indem er an eine Kurve einen Kreis anlegte. Dieser schneidet die Kurve in zwei Punkten, es sei denn, der Kreis berührt die Kurve. Damit war es ihm für spezielle Kurven möglich, die Steigung der Tangente zu bestimmen. Dieser Ansatz fand unter seinen Zeitgenossen große Beachtung, trug allerdings kaum zur tatsächlichen Lösung des Problems bei, da man auf diese Weise dem Ableitungsbegriff nicht näherkam.
Der nach Descartes benannte Vier-Kreise-Satz aus dem Jahre 1643 löst ein schon in der Antike betrachtetes Berührkreisproblem.
In der Physik gehen der erste Erhaltungssatz und das Brechungsgesetz auf Descartes zurück.
Wirkungsgeschichte
Descartes hat die Philosophie bis in die Gegenwart hinein stark beeinflusst. Vorwiegend dadurch, dass er Klarheit und Differenziertheit des Denkens zur Maxime erhob. Auch die Geisteshaltung des Szientismus geht zum Teil auf ihn zurück.
- Arnold Geulincx
- Arnold Geulincx entwickelt Descartes Thesen fort und begründete den Occasionalismus. Danach sind für Geulincx Körper und Geist getrennte Bereiche, zwischen denen Gott vermittelt.
- Blaise Pascal
- Blaise Pascal lehnt die Gottesbeweise als rational unentscheidbar ab und kritisiert, dass Gott bei Descartes zum bloßen "Lückenbüßer" verkommt, der die Verbindung zwischen res cogitans und res extensa herstellen müsse: "Der Gott Abrahams ist nicht der Gott der Philosophen", schreibt Pascal in seinen Pensées. Pascal wandelt Descartes' Dualismus in eine dreiteilige Systematik ab: An die Seite von res extensa (Körperliches) und res cogitans (Gedankliches) stellt er das "Herz" oder den "Geist des Feinsinnes".
- Immanuel Kant
- Kant widerlegt den Gottesbeweis Descartes' in der "Kritik der reinen Vernunft". Dort zeigt Kant in der "Widerlegung des Idealismus" weiterhin einen Selbstwiderspruch des Descartschen Aussenweltskeptizismus auf.
- G.W.F. Hegel
- In seinen Geschichtsvorlesungen lobt Hegel Descartes ausdrücklich für seine philosophische Innovationskraft: Bei Descartes fange das neuzeitliche Denken überhaupt erst an, seine Wirkung könne nicht breit genug dargestellt werden. Hegel kritisiert allerdings, dass Descartes die Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft noch nicht mache.
- In Descartes' archimedischem Denkpunkt des "cogito ergo sum" sieht Hegel einen Beleg dafür, dass Denken und Sein eine "unzertrennliche Einheit" bilden (vgl. Parmenides), weil an diesem Punkt Verschiedenheit und Identität zusammenfallen. Hegel übernimmt dieses „Anfangen im reinen Denken“ für seine idealistische Systematik.
- Descartes’ Gottesbeweis suchte er in Kritik der Überlegungen Kants dagegen weiter zu entwickeln (1831).
- Friedrich Nietzsche
- Auch Nietzsche findet zunächst lobende Worte für Descartes, weil dessen Hinwendung zum Subjekt ein "Attentat auf den alten Seelenbegriff" und somit ein "Attentat auf das Christentum" sei. Descartes und die Philosophie nach ihm seien also "antichristlich, keineswegs aber antireligiös". Er nennt Descartes den "Großvater der Revolution, welche der Vernunft allein die Autorität zuerkannte". (Jenseits von Gut und Böse)
- Andererseits lehnt Nietzsche aber Descartes' Dualismus ab und stellt ihm seine eigene Theorie vom "Willen zur Macht" gegenüber. Er wehrt sich darüber hinaus gegen die "dogmatische Leichtfertigkeit des Zweifelns", und deutet damit an, dass der radikale Zweifel nicht voraussetzungsfrei stattfinden kann. (Siehe weiter unten die Einwände von Peirce und Wittgenstein)
- Martin Heidegger
- Heidegger sieht in Descartes den Schlüssel zur Wissenschaftsgenese der Neuzeit. Durch die (anti-aristotelische) Einklammerung der Qualitäten des Organischen und durch Fixierung auf die Quantifizierung der Objektwelt stelle seine Philosophie den Beginn der unheilvollen technischen Beherrschung der Welt dar. Für Heidegger ist der Zweifelsansatz nur scheinbar neu, denn Descartes sei noch fest in der Scholastik verankert.
- Im "cogito ergo sum" sieht Heidegger die "Pflanzung eines verhängnisvollen Vorurteils", denn Descartes erkunde zwar die cogitatio, nicht aber die "Ontologie des sum".
- Bertrand Russell
- Der frühanalytische Philosoph Bertrand Russell nennt Descartes in seiner History of Western Philosophy den "Begründer der modernen Philosophie ", wendet aber wie Heidegger ein, dass er noch vielen scholastischen Ideen (z.B. Anselms Gottesbeweis) verschrieben sei. Russell schätzt allerdings seinen zugänglichen Schreibstil und würdigt, dass Descartes als erster Philosoph seit Aristoteles ein völlig neues Denksystem errichtet habe. Er hebt dabei v.a. seinen radikalen Zweifelsansatz hervor.
- Russell hält Descartes' Erkenntnis für wesentlich, dass alle Objekte bzw. überhaupt jede Art von Gewissheit gedanklich vermittelt seien. Dieser Gedanke werde eine zentrales Stellung bei den Rationalisten einnehmen. Während die Idealisten diese Einsicht "triumphalistisch" übernähmen, würden die britischen Empiristen sie bedauernd zur Kenntnis nehmen.
- Russell kritisiert auch, dass das "Ich denke" als Prämisse ungültig sei. In Wirklichkeit müsste Descartes sagen: "There are thoughts." („Da sind Gedanken“). Schließlich sei das „Ich“ ja nicht gegeben.
- Charles Sanders Peirce
- Charles Peirce hält Descartes' radikalen Zweifelsansatz in einem Punkt für übertrieben: Jeder formulierte Zweifel setze nämlich eine "hinlänglich funktionierende Alltagssprache" voraus. Auch Schelling schlug bereits in diese Kerbe: Sprache lasse sich nicht aus einer ersten vorsprachlichen Gewissheit heraus erst neu konstruieren, denn "wo würden wir beginnen?"
- Ludwig Wittgenstein
- Auch Ludwig Wittgenstein wendet ein, dass ein absolut sicher gewusstes (vorsprachliches) Fundament gedanklich nicht vollständig einholbar sei, denn alles geschehe immer schon innerhalb eines präsupponierten (vorausgesetzten) Systems.
- Wilhelm Kamlah
- Von dem Historiker und Philosophen Wilhelm Kamlah wurde Descartes als erster herausragender Repräsentant der in der oberitalienischen Werkstättentradition der Renaissance entwickelten neuen Wissenschaft(sauffassung) mit ihrer spezifischen methodisch durchgeklärten Verbindung von mathematischer Theorie und technischer Empirie herausgearbeitet, die zur Grundlage des modernen Szientismus wurde.
- Thomas Buchheim
- Thomas Buchheim hat in einer "perspektivischen Einführung in das 'Leib-Seele-Problem" auf das Selbstmissverständnis von Descartes und damit auf die Grundlage seines ihm unterstellten oder tatsächlichen Substanzdualismus aufgedeckt: er weist darauf hin, dass Descartes sein Cogito mit der Bedeutung von "Ich denke" trotz eindeutigen Selbstbezugs inkonsequenterweise nicht als Ausdruck eigenen Denkens und damit als spezifische menschliche Tätigkeit auffasst (die umgangssprachlich 'geistig' und fachpsychologisch 'kognitiv' genannt wird), sondern in religiös bestimmter Tradition von der Aktivität eines metaphysisch vorausgesetzten "Geistes" ausgeht.
- Franz Xaver Benedikt von Baader
- Franz Xaver Benedikt von Baader formte das Cogito ergo sum um in Cogitor ergo sum ("Ich werde gedacht (vom Absoluten), also bin ich."), Weiterbildung: Ich liebe, also bin ich (J. Ratzinger).
- Michel Foucault
- Für Foucault zeigt sich bei Descartes Bild der Maschine "Mensch" die erste neuzeitlich-philosophische Grundlage für die Herausbildung der technokratischen und disziplinierenden Prozesse, die im 18. Jahrhundert eine neue Politik des Körpers und einer neuen Ökonomie der Macht (Biomacht) einläuteten.
- Norbert Elias
- Der Soziologe Norbert Elias sieht in seiner wissenssoziologischen Analyse Descartes als einen prototypischen Vertreter der durch den westeuropäischen Integrations- und Staatsbildungsprozeß verursachten Individualisierung. Descartes' Philosophie sieht Elias als unreflektierten Ausfluß der damals noch seltenen und seit dem 19. Jahrhundert in Europa weit verbreiteten menschlichen Selbsterfahrung als isoliertem Individuum, als "homo clausus", als "wir-losem Ich", die seitdem die klassische Erkenntnistheorie prägte und begrenzte.
Werke
- Musicae compendium (1618)
- Regulae ad directionem ingenii (ca. 1628)
- Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences. 1637 (deutsch: "Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung") http://bdsweb.tripod.com/de/106.htm
- Anhänge: Dioptrique ("Lichtbrechungslehre")
- Les Météores
- La Géométrie (die Grundlegung der neuzeitlichen Geometrie)
- Meditationes de prima philosophia (1641) ("Meditationen über die Grundlagen der Philosophie" - eines der Hauptwerke des Rationalismus.)
- Principia philosophiae. 1644 ("Die Prinzipien der Philosophie")
- Inquisitio veritatis per lumen naturale (ca. 1647)
- Les Passions de l'âme (1649) ("Die Leidenschaften der Seele")
- De homine (posth. 1662) ("Über den Menschen")
Einzelbelege
- ↑ siehe z. B. C. Boyer, A History of Mathematics, New York 1968
Literatur
Vorlage:Philosophiebibliographie1
- Karsten Laudien: Die Schöpfung der ewigen Wahrheiten. Zur Bedeutung der philosophischen Gotteslehre bei René Descartes. Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-10208-8
- Dominik Perler: Rene Descartes. Beck, München 1998, ISBN 3-406-41942-9 (Sehr empfehlenswert als Überblick über Descartes' Werk und seine Voraussetzungen und zur Einführung)
- Rainer Specht: René Descartes. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 9. Aufl. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, ISBN 3-499-50117-1 (Behandelt vor allem die Biographie und die Zeithintergründe, weniger das Werk)
- Peter Prechtl: Descartes zur Einführung. 2. Aufl. Junius, Hamburg 2004, ISBN 3-88506-926-1
- Hans Poser: René Descartes. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018286-7
- Wolfgang Röd: Die Genese des Cartesianischen Rationalismus. 3. Aufl. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39342-X
- Uwe Schultz: Descartes. Biographie. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50506-7
- Frank Schweizer: René Descartes. Abhandlung über die Methode, die Vernunft richtig zu gebrauchen; Meditation über die Grundlage der Philosophie. Matrix Verlag GmbH, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-066-8, ISBN 978-3-86539-066-0
- Bernard Williams (1996). Descartes: Das Vorhaben der reinen philosophischen Untersuchung. 3. Aufl. Beltz Athenäum, Weinheim 1996, ISBN 3-89547-103-8
- Karl Jaspers: Three Essays. Leonardo, Descartes, Max Weber. New York 1964
Siehe auch
- Leib-Seele-Problem
- Gottesbeweis
- Skeptizismus
- Szientismus
- logistica speciosa
- Genius malignus
- Franciscus Vieta
- Ikone (Medien)
Nach Descartes benannt ist der Cartesische Taucher, ein Objekt, welches auftauchen, abtauchen oder im Wasser schweben kann.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Descartes' Life and Works. Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy. (hier weitere Artikel zu Descartes in der SEP)
- Artikel in "Namen, Titel und Daten der franz. Literatur" (Hauptquelle für den biografischen Teil)
- Conscientia bei Descartes
- Descartes Ich denke, also bin ich Symposionsvortrag des Club Dialektik
Texte von Descartes Vorlage:LaWikisource
- Texte in der Bibliotheca Augustana (lateinisch)
- Discours de la méthode (Auszug aus dem 4. Kapitel auf deutsch)
- Discours de la méthode (französisch)
- Descartes's Werke auf die IntraText Digitale Bibliothek
Personendaten | |
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NAME | Descartes, René |
ALTERNATIVNAMEN | Renatus Cartesius |
KURZBESCHREIBUNG | Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 31. März 1596 |
GEBURTSORT | La Haye, Frankreich |
STERBEDATUM | 11. Februar 1650 |
STERBEORT | Stockholm, Schweden |