Prädestination
Prädestination (lat. praedestinatio: Vorherbestimmung) ist der persönliche, unerforschliche Ratschluss Gottes mit personalem Charakter über das ewige Heil oder die ewige Verdammnis des Menschen.
Es handelt sich damit um eine religiöse Glaubensvorstellung, nach der das Schicksal eines Menschen im Bezug zum Heil allein von Gott bestimmt wird. Die Eigenschaft von Gott "erwählt" oder "verworfen" zu sein, hängt somit nicht etwa vom Handeln oder Glauben einer Person ab, sondern nur von der persönlichen Entscheidung Gottes.
Die erste strenge Prädestinationslehre entwickelte Augustinus. In der katholischen Kirche hat sich dagegen allgemein die Auffassung von einer bleibenden Entscheidungsfreiheit des Menschen gegenüber den Gnadengaben durchgesetzt. Die reformierte Theologie (Johannes Calvin, Zwingli) vertrat ursprünglich die – in manchen Kreisen bis heute vertretene – schärfste Prädestination, d.h. die grundsätzliche Vorherbestimmung jedes einzelnen Menschen entweder zur Seligkeit (ohne Schuld) oder zur Verdammnis (ohne Verdienst) als doppelte Prädestination. Das durch die calvinistischen Niederlande geprägte Südafrika entwickelte so die Apartheid, das Getrenntsein von "Seligen = Weißen" und "Verdammten = Schwarze Rasse". Die Einwände der Remonstranten wurden auf der Dordrechter Synode (1618-1619) verurteilt. Moyse Amyraut (1596-1664) versuchte diese Verurteilung abzumildern durch den Universalismus hypotheticus, also durch die Annahme eines gnädigen Willen Gottes, alle Menschen unter der Bedingung des Glaubens selig zu machen. Dagegen wandten sich 1674 der Zürcher Professor Johann Heinrich Heidegger und sein Genfer Kollege François Turrettini (1623-1687) mit dem Consensus Helveticus.
Martin Luther kannte in gewisser Weise ebenfalls eine doppelte Prädestination, stellte aber die Erwählung zum Heil in den Vordergrund. Eine strenge Prädestinationslehre vertritt auch der orthodoxe Islam.
In der heutigen Zeit haben die reformierten und lutherischen Kirchen, die unter dem Dach der EKD sind, die Gemeinsamkeiten ihre Lehre in der Leuenberger Konkordie zusammengefasst. Hier ein Auszug aus der Korkordie:
- "Im Evangelium wird die bedingungslose Annahme des sündigen Menschen durch Gott verheißen. Wer darauf vertraut, darf des Heils gewiß sein und Gottes Erwählung preisen. Über die Erwählung kann deshalb nur im Blick auf die Berufung zum Heil in Christus gesprochen werden. Der Glaube macht zwar die Erfahrung, daß die Heilsbotschaft nicht von allen angenommen wird, er achtet jedoch das Geheimnis von Gottes Wirken. Er bezeugt zugleich den Ernst menschlicher Entscheidung wie die Realität des universalen Heilswillens Gottes. Das Christuszeugnis der Schrift verwehrt uns, einen ewigen Ratschluß Gottes zur definitiven Verwerfung gewisser Personen oder eines Volkes anzunehmen."
Die Prädestinationslehren der reformierten Kirchen richten sich als theologische Behauptungen gegen den Fatalismus als Vorherbestimmung durch eine unpersönliche Macht (als Schicksal), den Indeterminismus und vor allem gegen die (natur-)wissenschaftlich-philosophischen Lehren des Determinismus.