M109 (Panzerhaubitze)
Die M109 ist eine 155 mm-Panzerhaubitze amerikanischer Bauart. Sie wurde in den fünfziger Jahren als Nachfolger der M7 "Priest" entwickelt.
M109 | |
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[[Datei:![]() Panzerhaubitze M109 | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 5 Mann |
Länge | 11,4 m (mit Rohr in Marschposition) |
Breite | 3,18 m |
Höhe | 3,18 m (mit MG) |
Masse | 23,5t (Gefechtsgewicht: 27t) |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | mm |
Hauptbewaffnung | Haubitze Kaliber 15,5 cm |
Sekundärbewaffnung | Maschinengewehr |
Beweglichkeit | |
Antrieb | 8V71T Turbo-Diesel 440 PS (324 kW) |
Federung | Torsionsstab |
Geschwindigkeit | 56 km/h |
Leistung/Gewicht | 18,7 PS/t |
Reichweite | 350 |
Auffälligstes Merkmal der M109 ist der klobige Turm und das Rohr mit einem Rauchabsauger direkt vor der großen Mündungsbremse. Die ursprünglichen Ausführungen M109 und M109A1 hatten außerdem gegenüber den späteren Ausführungen ein deutlich kürzeres Rohr. Das Fahrzeug ist eigentlich eine um 2 Laufrollen verlängerte Weiterentwicklung des Mannschaftstransportpanzers M113. Das Rollenlaufwerk ist drehstabgefedert, der Motor sitzt vorne in der Wanne und verleiht dem Geschütz eine Höchstgeschwindigkeit von rund 56 km/h. Die Besatzung besteht aus sechs Soldaten, das Gefechtsgewicht beträgt ca. 24 t.
Entwicklungsgeschichte
Eine Kampfwertsteigerung wurde bei der M109A2 (mit einem längeren Rohr) und einer Reichweitensteigerung von 18 km auf ca. 24 km, bei der M109A3 bis auf 30 km durchgeführt. Es können Spreng-, Leucht-, Brand- und Nebelgeschosse sowie taktische Atomsprengköpfe und auch chemische Gefechtsköpfe verschossen werden. Die bis dato fortschrittlichste Version ist die M109A6 "Paladin" der US-Armee. Sie wird wohl noch längere Zeit in Dienst stehen, da das Nachfolgeprojekt "Crusader" stillgelegt wurde. Wesentliche Änderung gegenüber früheren Typen ist eine GPS-gestützte Navigations- und Richtanlage, ein spezielles Munitionsbeladungssystem im Geschützturm sowie eine verbesserte Ansetzvorrichtung zur Erhöhung der Feuerrate. Die in Europa modernste Variante steht beim österreichischen Bundesheer unter der Typenbezeichnung M109A5Ö in Verwendung.
Funktionsbeschreibung (M 109 G)
Fahrzeug
Die M 109 G wurde durch einen dieselbetriebenen Zweitakt-Motor mit Turbolader (ca. 440 PS) angetrieben. Die Lenkung erfolgte (im Gegensatz zu dem mit einem Paar Lenkstangen ausgerüsteten Mannschaftstransportpanzer M113) mit einem Flugzeuglenkrad. Die Steuerung war, vor allem bei Langsamfahrt in Kurven, ausgesprochen "ruppig"; die M 109 galt als das am schwierigsten zu fahrende Kettenfahrzeug der Bundeswehr. Die M 109 G verfügte über eine halbautomatische Gangschaltung (P-1-2-3-4-R), bei der die Gänge 1 und 2 nur bei Extremsteigungen verwendet wurden. Das geringe Gewicht des Fahrzeugs (Wanne aus Aluminium) ermöglichte wesentlich höhere Geschwindigkeiten als die offiziell angegebenen 56 km/h. Bei Maximaleinschlag des Lenkrads blockierte eine Kette vollständig. Das Fahrzeug verfügte über abklappbare Erdsporne zur Fixierung beim Schießen und eine leistungsfähige treibstoffbetriebene Heizung.
Waffenanlage
Verschossen wurden in der Regel Sprenggranaten, an deren Spitze ein Zünder montiert wurde. Die am häufigsten verwendeten Zünder waren Aufschlags- und Verzögerungszünder. Der Zünder wurde erst nach dem Abschuss der Granate durch den "Drall" des Projektils scharf. Neben Sprenggranaten wurden (z.B. im Rahmen einer Gefechtsfeldbeleuchtung) kleinere und schwerere Leuchtgranaten verschossen. Die mit einem Zünder versehene Granate wurde in das Geschützrohr eingeführt und mit einem festen Schlag eines Holzstopfers arretiert. Daraufhin wurde die Treibladung in das Geschützrohr geschoben und der Verschluß geschlossen. Die Dosierung der Treibladung wurde durch das Zusammenbinden von mehreren mit Sprengstoff gefüllten Stoffbeuteln reguliert. Mit zunehmender Sprengkraft wurden grüne und weiße Beutel unterschieden. Die stärkste Treibladung (8te weiß) bestand aus einem einzigen mit TNT-Stangen gefülltem Sack. Nach dem Einsetzen des Zünders in den Verschluß war das Geschütz feuerbereit. Das Abfeuern wurde nach dem Feuerbefehl ...vier, drei zwei, Zug, Feuer! durch das manuelle Ziehen einer Reißleine ausgelöst. Neben dem indirekten Richten auf Punkt- oder Flächenziele in großer Distanz (bis 24 km) bekämpfte die M 109 G im Notfall auch nahe Ziele wie durchbrechende Kampfpanzer (auf ca. 1000 m) im direkten Richten. Die Leistungsfähigkeit einer M 109 G-Besatzung wurde in erster Linie nach der Zeitdauer der Herstellung der Feuerbereitschaft beurteilt. Dieser Zeitraum umfasst den Zeitpunkt des Erreichen des Geschützes der Feuerstellung bis zum Zeitpunkt des an den Feuerleit-MTW gemeldeten Funkspruches Geschütz X feuerbereit. Das Aufgeben bzw. der Wechsel der Feuerstellung wird mit dem Befehl Stellungswechsel ausgelöst. Der Befehl Stopfen bedeutet ein sofortiges Einstellen des Artilleriefeuers auf Grund eines massiven Fehlers.
Besatzung
Die M 109 G hatte 6 Mann Besatzung bestehend aus Geschützführer (Unteroffizier oder Stabsunteroffizier), Fahrer, K1 und K2 (Richtschütze und Funker) und K3 und K4 (Ladeschützen). Bei Personalmangel übernahmen Geschützführer und Fahrer die Funktion der Ladeschützen. Die kleinste taktische Einheit bestand aus einem Zug bestehend aus 4 Geschützen, dem Zugführer-MTW und dem Feuerleit-MTW. Im Marsch folgten dem Zugführer (Kommandant: Leutnant oder Hauptfeldwebel), die 4 Geschütze (Alpha, Bravo, Charly, Delta) und der Feuerleit-MTW (Kommandant: Oberfeldwebel). Eine Batterie bestand aus 2 Zügen (jeweils angeführt von einem Leutnant und einem Hauptfeldwebel), 4 MTWs und 8 Geschützen (Alpha, Bravo, Charly, Delta, Echo, Foxtrott, Golf, Hotel). Dazu kamen 2 bis 3 Kettenfahrzeuge der Beobachter (M 113 und modifizierte Kanonenjagdpanzer, neuerdings ausgediente Marder). Ein Panzerartillerie-Batallion bestand aus 3 bis 4 Batterien.
Bundeswehr-Jargon
Die Besatzungen der M 109 bezeichneten ihr Fahrzeug mehr oder weniger respektvoll als Bagger oder Emma. Granaten wurden als Murmeln, die messingfarbenen taktischen Übungs-Atomsprengköpfe als Goldene Murmeln bezeichnet.
Versionen (Auswahl)
M109A6 "Paladin"
Die derzeitige Version der US Army:
In ihrem Herkunftsland ist die M109 Panzerhaubitze derzeit in der Version A6 im Einsatz und trägt den Namen "Paladin". Hierbei wird die M284 Haubitze verwendet, wie bereits im A5 Rüststand. Verbessert wurden u.a. Periskop, Feuerleitcomputer und Navigationssystem. Die M109A6 ist dadurch in der Lage während der Fahrt die per Funk befohlenen Einsatzkoordinaten zu bearbeiten und so in Feuerstellung zu gehen, um dann innerhalb einer Minute das befohlene Zielgebiet zu bekämpfen.
PzH M109 G
Die ursprüngliche Version der deutschen Bundeswehr (Heer).
Im Zeitraum von 1966 bis 1972 wurden fast 600 amerikanische Panzerhaubitzen in den damaligen Rüstständen M109A1 und M109A2 beschafft und angepasst. Dabei wurden diverse Veränderungen am Waffen-, Ziel-, Richt- sowie Selbstschutzsystem getätigt. Außerdem wurde auf Dieselmotorisierung umgestellt und als Nahbereichswaffe wurde ein 7,62mm MG3, statt dem schweren 12,7mm Browning M2 eingesetzt.
PzH M109 A3GEA2
Die derzeitige Version der deutschen Bundeswehr (Heer).
Anfang der 80er Jahre wurden alle PzH M109 auf den Rüststand M109 A3G gebracht. Hierbei wurden die PzH auf den amerikanischen Rüststand A3 gebracht, mit einigen spezifischen Änderungen wie z.B. eine modifizierte Kanone der FH-155-1 Feldhaubitze von Rheinmetall.
Nachdem nicht wie zunächst geplant alle M109 der Bundeswehr durch die neue PzH 2000 ersetzt werden konnten, wurden 265 der M109 A3GEA1 einer Nutzungsdauerverlängerung unterzogen und auf den Rüststand M109 A3GEA2 gebracht. Diese sollen nun bis 2015 im Dienst des deutschen Heeres verbleiben. Bei dieser (wahrscheinlich letzten) Nutzungsdauerverlängerung stand vor allem die physische Entlastung der Soldaten im Vordergrund. So wurden u.a. diverse Ladehilfen wie z.B. eine elektronische Hubhilfe eingebaut.
Im täglichen Gebrauch erweisen sich diese Zusatzsysteme leider als fehleranfällig, so dass Hubhilfe und automatische Ladevorrichtung in Übungen oft gar nicht genutzt werden (bzw wegen Defekten nicht genutzt werden können).
PzHb M109 A5Ö
Die derzeitige Version der österreichischen Bundesheers:
Gefechtsgewicht: | 28.000 kg |
Motorleistung: | 324 kW (440 PS) |
Höchstgeschwindigkeit: | 56 km/h |
Steigfähigkeit: | 60 % |
Besatzung: | 5 Mann |
Bewaffnung: | 15,5 cm Haubitze, 12,7 mm üsMG M 2, Nebelwurfanlage |
Höchstschußweite: | bis zu 30 km |
Das Artillerieeinheitsgeschütz des Bundesheeres ist mit einem elektronischen Feuerleitsystem und einer Selbstfahrlafette mit modernen Richt- und Beobachtungsmitteln ausgestattet. Jede Panzerhaubitze verfügt über eine Trägheitsnavigations-, Orientierungs- und Richtanlage.
M 109 KAWEST (Pz Hb 79/95 bzw. Pz Hb 88/95)
Die derzeitige Version der Schweizer Armee.
Von der RUAG Schweiz kampfwertgesteigerte Version mit folgenden Verbesserungen:
Steigerung der Feuerkraft:
Das neue längere Rohr (L 47), das von der Festungskanone Bison übernommen wurde, ermöglicht mit einer neuen Ladung eine Reichweite von 28 km. Eine modifizierte Ladevorrichtung ermöglicht einen Feuerschlag von drei Schuss in 15 Sekunden. Dauerhaft kann ein Schnellfeuer von sechs Schuss pro Minute garantiert werden.
Verbesserte Überlebensfähigkeit:
Das NAPOS (Navigations- und Positionierungssystem) arbeitet mit dem Prinzip der Koppelungsnavigation und ermöglicht autonom vom GPS eine präzise Positionsbestimmung, zusätzlich wird die Lage des Rohres im Raum festgelegt. Mittels NAPOS kann ein Feuerauftrag inklusive Stellungsbe- und entzug in weniger als einer Minute erfüllt werden. Nachtsichtgeräte garantieren die Nachtkampftauglichkeit. Eine neue BUA (Brandunterdrückungsanlage) sorgt für die Sicherheit der Besatzung.
Erhöhung der Zuverlässigkeit:
Die Stromversorgung wurde überholt.
Die M 109 KAWEST konnte zu Teilen nach Österreich exportiert werden. Weitere Geschäfte wurden durch die USA unterbunden, da die kostengünstige Schweizer Variante ihr Eigenprodukt Paladin konkurrenzierte.
Die M109 ist in fast allen NATO-Staaten sowie Israel und zahlreichen anderen Ländern nach wie vor das Rückgrat der Panzerartillerie. Sie wurde unter anderem im Vietnamkrieg eingesetzt. Weltweit stehen etwa 4000 dieser Panzerhaubitzen im Dienst.
Weblinks
- Commons: M109 (Panzerhaubitze) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien