Rudolf Wolters (* 3. August 1903 in Coesfeld, † 1. September 1983) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner.
Wolters war der Sohn des Coesfelder Stadtbaurates Hermann Wolters (1868-1951). Sein Onkel mütterlicherseits war Peter Klöckner (1863-1940), der Gründer der Klöckner-Werke.
Er studierte Architektur, zunächst in München, und wechselte dann zusammen mit Albert Speer und Friedrich Tamms an die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg, u.a. in der Klasse von Heinrich Tessenow und schloss 1927 mit dem Diplom ab. 1929 promovierte zum Dr.-Ing. In der Zeit um 1931 arbeitete Wolters mehrfach für die Reichsbahndirektion sowie für die Städtebauabteilung der Sibirischen Eisenbahnen im sowjetischen Nowosibirsk. Bei seiner Rückkehr war er im Architekturbüro von Albert Speer tätig.
Speer machte Wolters 1937 zum Leiter der Abt. I.3 im Hauptamt I (Planungsstelle) der Behörde Generalbaudirektion für die Reichshauptstadt Berlin, zuständig für Nord-Süd-Achse, Verkehrsringe, Museen und Pressereferat. Zusätzliche Aufgaben erhielt er von Joseph Goebbels, der ihn zum Ausstellungskommissar und zum zuständigen Redakteur (Schriftleiter) für Architektur in der Zeitschrift Die Kunst im Deutschen Reich berief. Nach dem Aufstieg Speers zum Nachfolger des Ministers für Bewaffnung und Munition Fritz Todt wurde Wolters in der Organisation Todt Hauptabteilungsleiter für Kultur, Presse, Propaganda.
Seit 1941 schrieb Wolters an der Chronik der Speerdienststellen, deren Weg von Matthias Schmidt nachgezeichnet wurde und die die Beteiligung Speers an den so genannten Judenentmietungen in Berlin dokumentierte. 1980 hat Wolters Matthias Schmidt auf Originaldokumente und auf Fälschungen Speers aufmerksam gemacht. Speer selbst hatte Schmidt an Wolters verwiesen.
Im Dezember 1943 wurde Wolters unter Speer Leiter des Arbeitsstabes zum Wiederaufbau bombenzerstörter Städte und im Januar 1945 zuständig für die Vorbereitung eines Nachkriegsbüros zur Planung vorfabrizierten Wohnbaus.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg gründete Wolters ein Architekturbüro in Höxter, später arbeitete er wieder in seiner Vaterstadt Coesfeld. Nachkriegsbauten von Wolters stehen u.a. in Dortmund (Polizeipräsidium), Düsseldorf (Gebäude der Industrie-Kredit-Bank) und Bonn (Hotel Königshof).
Wolters sammelte Speers Kassiber aus dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau, wo dieser seit den Nürnberger Prozessen einsaß. Die Kassiber waren die Grundlage für Speers Bücher Erinnerungen und Spandauer Tagebücher. Die Familie von Speer wurde u.a. über einen so genannten Schulgeldfonds unterstützt, in den - von Wolters organisiert - der so genannte Freundeskreis (u.a. Walter Rohland. Friedrich Tamms) einzahlte. Nach Speers Haftentlassung 1966 kam es zu Differenzen zwischen den Freunden und 1971 zum Bruch. Wolters, der lebenslang ein Hitleranhänger geblieben war, warf Speer vor, seine Kumpane in Nürnberg metaphorisch mit Fußtritten versehen zu haben. Der endgültige Bruch in tiefer Verachtung geschah, als der nicht englisch sprechende Wolters Auszüge eines umfangreichen Interviews, geführt vom Journalisten Eric Norden für die Zeitschrift Playboy, 1971 auszugsweise in deutscher Übersetzung in der Zeitschrift Quick las.
In der Filmserie Speer und Er wird Wolters Rolle in Speers Stab und das zunehmend schlechtere Verhältnis zwischen Speer und Wolters thematisiert. Er wird dort als Nationalist beschrieben, der lieber die Verbrechen und negativen Folgen des Nationalsozialismus ausgeblendet und stattdessen die seiner Meinung nach positiven Leistungen hervorgehoben habe. Den Bruch mit der Nazizeit habe er daher nie gemacht, sondern seine Sympathie für den Nationalsozialismus durch Devotionalien wie ein Hitlerbild im Schlafzimmer gezeigt. Andererseits sei er aber kein fanatischer Nazi gewesen, da er mit einer Frau liiert war, deren nahe Verwandte von den Nazis als Juden verfolgt wurden. Ein positiver Zug sei gewesen, dass er Albert Speer und dessen Familie in den 20 Jahren der Haft als treuer Freund beigestanden habe. Umso enttäuschender sei für ihn gewesen, dass Speer später keine Dankbarkeit zeigte und schlecht über die führenden Nazis sprach. Im vierten Teil der Filmreihe, einer begleitenden Dokumentation, kommt auch sein Sohn Friedrich Wolters (*1942) zu Wort. Dieser spricht von seinem Vater oft nur distanziert als "Rudolf Wolters" und lässt im weiteren Gesprächsverlauf auch durchblicken, dass es wegen der Haltung seines Vaters zu Zerwürfnissen kam.
Er starb am 1. September 1983 nach langer Krankheit an Krebs.
Literatur
- Matthias Schmidt: Albert Speer. Das Ende eines Mythos. München: Goldmann 1983 ISBN 3-44211-354-7
- Werner Durth: Deutsche Architekten, Krämer-Verlag, Stuttgart, 2001, ISBN 3-78281141-0
- Wolters, Fritz: Wolters [Architektenfamilie aus Coesfeld]. In: Bauwelt. - 75 (1984), S. 670-671
- Filmdokumentation Speer und Er von Heinrich Breloer: Wolters kommt in seiner Rolle als Assistent und Büroleiter von Speer in allen vier Teilen vor und wird von Axel Milberg verkörpert.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Wolters, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | Architekt |
GEBURTSDATUM | 3. August 1903 |
GEBURTSORT | Coesfeld |
STERBEDATUM | 1. September 1983 |