Die Republik Zypern (griechisch: Κυπριακή Δημοκρατία / türkisch: Kıbrıs Cumhuriyeti), ist ein Staat im Mittelmeer. Die Insel Zypern liegt vor der Südküste der Türkei, nicht weit von Syrien und dem Libanon entfernt. Rein geografisch gesehen befindet sich Zypern in Asien. Viele Zyprer zählen sich zum europäischen Kulturkreis.
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Amtssprache | Griechisch und Türkisch | ||||
Hauptstadt | Nikosia | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsident Tassos Papadopoulos | ||||
Fläche | 9.251 km² | ||||
Einwohnerzahl | 784.000 (Juli 2006) | ||||
Bevölkerungsdichte | 83,9 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Zypern-Pfund | ||||
Unabhängigkeit | von Großbritannien am 16. August 1960 | ||||
Nationalhymne | Imnos pros tin Eleftherian | ||||
Zeitzone | UTC+2 | ||||
Kfz-Kennzeichen | CY | ||||
Internet-TLD | .cy | ||||
Telefonvorwahl | +357 | ||||
Die Autorität der Regierung der Republik Zypern beschränkt sich seit 1974 auf den zyperngriechisch dominierten Südteil der Insel. Den Nordteil der Insel bildet, als Folge der türkischen Intervention von 1974, seit 1983 die Türkische Republik Nordzypern. Die britischen Basen auf der Insel sind extraterritorial. Die Republik Zypern sieht sich als Vertretung ganz Zyperns. Es kann mit dem Zypern-Pfund, in den souveränen königlich-britischen Basen zum Teil mit Britischen Pfund bezahlt werden. Das angestrebte Datum zur Einführung des Euro ist Januar 2008.
Politik
Das Parteiensystem der Republik Zypern wird von vier großen Parteien geprägt:
- Aufbaupartei des Werktätigen Volkes – AKEL (kommunistisch)
- Demokratische Partei – DIKO (konservativ)
- Demokratische Sammlung – DISY (rechts)
- Vereinigte Demokraten – ED (liberal)
Daneben sind noch vier kleinere Parteien im Parlament vertreten.
Zypernkonflikt
1963 gab es Unstimmigkeiten zwischen dem "türkischen"/muslimischen (19 %) und "griechischen"/griechisch-orthodoxen (80 %) Teil der ethnisch vermischten Bevölkerung über Verfassung und Gesetze, Ausübung der Staatsgewalt usw. Dieser Streit, von Extremisten auf beiden Seiten systematisch eskaliert, machte ein weiteres gemeinsames Regieren unmöglich. Die türkisch-zyprischen Regierungsmitglieder zogen sich aus der Regierung zurück und strebten seitdem ein selbstverwaltetes Gebiet an, während viele griechischsprachige Zyprioten den Anschluss an Griechenland (Enosis) anstrebten. 1974 kam es zum Putsch der griechisch-zyprischen Nationalgarde gegen Präsident Makarios.
Nachdem Makarios von der Insel geflohen war, führte die Türkei als Garantiemacht gemäß dem Londoner Garantievertrag unter dem Eindruck eines drohenden Anschlusses Zyperns an Griechenland eine Intervention auf dem Nordteil der Insel durch. Seitdem hat die Türkei in einem Gebiet, das ca. 37 % der Insel entspricht, Truppen stationiert. 1977 starb Makarios, und Spyros Kyprianou folgte als Präsident. Dieser wurde von der Türkei und den türkischen Zyprern allerdings nicht anerkannt. Darauf veranlasste der griechische Süden Wirtschaftssanktionen gegen den Norden. Der Norden seinerseits antwortete nach Verfolgungen und Tötungen türkischer Zyprer mit der Vertreibung von mehreren zehntausenden griechischen Zyprern und der Ansiedlung von mehreren zehntausend Türken aus der Türkei, wodurch das zahlenmäßige Gewicht des türkischen Bevölkerungsanteils gegenüber den griechischen Zyprern erhöht wurde. 1983 wurde auf dem Nordteil der Insel die Türkische Republik Nordzypern ausgerufen, die allerdings nur von der Türkei anerkannt wird.
Verhandlungen unter Führung der UN sollten eine Annäherung beider Seiten bringen - eine Abstimmung über eine Wiedervereinigung scheiterte jedoch am Referendum 2004 in Südzypern, deren griechische Bevölkerung den Wiedervereinigungsversuch mit 3/4-Mehrheit ablehnte, während die türkische Bevölkerung in Nordzypern mit großer Mehrheit für die Vereinigung stimmte. Es war ein Konzept nach dem Vorbild der Schweiz vorgesehen. Zypern sollte ein Staatenbund aus zwei Teilstaaten werden, deren Einwohner sowohl die zyprische als auch die Staatsangehörigkeit des Landes, aus dem sie stammen, erhalten. Am 4. Juni 1990 wurde der Beitrittsantrag Zyperns zur Europäischen Union gestellt, der letztlich für die gesamte Insel gilt, da auch die EU die Türkische Republik Nordzypern nicht anerkennt. Seit Mai 2004 ist Zypern Mitglied der Europäischen Union.
Es gibt insgesamt fünf Kontrollstellen, von denen vier mit dem Auto und einer (Ledra Palace) nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad überquert werden kann. Die Einreisebestimmungen für den Nordteil wurden gelockert. Man muss nur noch ein Visum in Form eines Zettels bei den türkisch-zypriotischen Behörden an der Grenze beantragen. Dieses wird dann bei Ein- und Ausreise abgestempelt. Direkte Eintragungen im Pass werden nicht vorgenommen. Zollkontrollen finden nur sporadisch statt. Alles in allem hat sich die Lage etwas entspannt. Seit dem EU-Beitritt gibt es für EU-Bürger grundsätzlich keine Beschränkung der Aufenthaltsdauer im Nordteil, allerdings beträgt die Gültigkeit des Nordzypern-Visums bei Einreise über die Green Line nur 3 Tage. Ein längerer Aufenthalt im türkisch verwalteten Teil ist bei einer Einreise über die Türkei problemlos möglich. Früher verweigerten die Republik Zypern und Griechenland die Einreise, wenn der Pass in der Türkischen Republik Nordzyperns abgestempelt wurde. Aufgrund einer EU-Direktive [1] ist EU-Bürgern die Einreise über alle Häfen und Flughäfen (also auch jene im Norden) gestattet. Nicht-EU-Bürger sollten sich bei ihrem jeweiligen Außenamt erkundigen.
Zypern in der EU
Zypern trat völkerrechtlich am 1. Mai 2004 der EU bei. Zuvor war jedoch ein Versuch der Wiedervereinigung Zyperns bei einer Volksabstimmung am 24. April 2004 an der Ablehnung im griechischen Teil gescheitert. Aufgrund des positiven Abstimmungsergebnisses im türkisch verwalteten Teil entschied sich die EU, den Norden wirtschaftlich mit weit über 200 Millionen Euro jährlich zu unterstützen. Die Green Line ist zur Zeit die de facto Außengrenze der EU, die Zollbehörden der Republik Zypern bzw. die der Souveränen Britischen Basen führen an den Kontrollstellen Zollkontrollen durch.
Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter von Zypern
Bevölkerung
Die Bevölkerung der Republik Zypern in Südzypern besteht aus 2.000 Zypern-Türken, jeweils 20.000 Armeniern und Russen, 42.000 Arabern, 8.000 Briten und 2.000 Amerikanern.
Religion
Der größte Teil der Bewohner sind griechisch-orthodoxe Christen, etwa 78 %. Die restlichen Minderheiten mit Ausnahme der muslimischen Zypern-Türken und Arabern sind auch Christen.
Wirtschaft
Die Angaben beziehen sich nur auf den von der international anerkannten Regierung kontrollierten Teil der Insel. Für den türkisch verwalteten Teil liegen keine genauen Zahlen vor, es wird jedoch allgemein von einer wesentlich schwächeren Wirtschaftslage in diesem Teil der Insel ausgegangen. Nach einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums von 4 % 2001 auf 2,2 % 2002 sind die Prognosen für das Jahr 2003 mit etwa 2,3 % verhalten positiv. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich im Jahre 2004 auf 12,4 Milliarden Euro. Das BIP pro Kopf betrug etwa 17.400 Euro. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Wert bei rund 23.100 Euro. Trotzdem hat Zypern von allen Beitrittsstaaten der EU-Erweiterung des Jahres 2004 den höchsten Wert. 72 % der Zyprer arbeiten im tertiären Sektor, in der Landwirtschaft hingegen nur 5 % aller Beschäftigten. In den touristisch entwickelten Regionen sind viele Saisonkräfte, vor allem aus Polen, tätig. Die Arbeitslosenquote belief sich auf 3,6 % vor dem EU-Beitritt. Dieser Wert liegt unter dem EU-Durchschnitt. Die Inflationsrate beträgt 2 %, Auslandsschulden hat Zypern nicht. Aufgrund der wirtschaftlichen Struktur gilt Zypern neben Malta als der am weitesten entwickelte Staat der zehn neuen Beitrittsländer. Auf Zypern sind seit dem Bürgerkrieg viele libanesische Banken ansässig, was zu einem großen Zustrom von Geldern geführt hat. Zypern ist einer der größten Investoren und Exporteure in Russland. Viele Gelder werden über Zypern in Russland "reinvestiert" (gewaschen) , was zu dieser merkwürdigen Konstellation führt.
Bodenschätze
Auf Zypern gibt es Kupfer und Asbest, in den Bergen befinden sich große Marmorgebiete und Pyritminen. Dort gibt es auch Gipsgestein und Salzablagerungen. An den Stränden wird Tonerde abgebaut.
Landwirtschaft
Auf Zypern werden häufig Zitrusfrüchte angebaut. Hinzu kommt die Erzeugung von Gemüse. Außerdem gehören zyprische Kartoffeln zu den Export-Schlagern (meist nach Großbritannien). Im griechischen Teil wird des weiteren Gerste angebaut. Bei vielen Anbausorten (Obst, Gemüse und Getreide) sind zwei Ernten im Jahr durch das ausgesprochen freundliche Klima Standard. Fast jede Familie griechischer Zyprer hat irgendwo auf der Insel noch ein kleines Stück Land, auf dem für den Eigenverbrauch angebaut wird. Jedoch werden die landwirtschaftlich genutzten Flächen seit dem EU-Beitritt immer kleiner (besonders in den Touristenregionen), da Briten verstärkt Land und Häuser für den Altersruhesitz kaufen, zudem in der EU z. T. Brachflächen gefördert werden. Im nördlichen Teil werden bevorzugt Geflügel und Lämmer aufgezogen. Auf der gesamten Insel gibt es außerdem noch einige größere Olivenplantagen. Fremde Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft kommen immer häufiger aus dem Norden - völlig legal - anders, als in der Tourismusbranche (hier in erster Linie polnische Saisonkräfte).
Währung
Die nationale Währung Zyperns ist das Zypern-Pfund (int. Kürzel CYP). Ein Zypern-Pfund ist (seit 1983) 100 Cent (Σεντ) (und war davor 1000 Mils).
Am 29. April 2005 trat Zypern dem Euro-Wechselkursmechanismus II bei zu einem Leitkurs von 1 EUR = 0,585274 CYP und darf um diesen Mittelkurs ±15 % schwanken. Der Euro könnte frühestens im Sommer 2007 eingeführt werden. Allerdings ist die Einführung für den 1. Januar 2008 geplant. Ob Zypern es schaffen wird, alle nötigen Umstellungen rechtzeitig vorzunehmen, ist noch fraglich. Mit Sicherheit wird man spätestens im Jahr 2009 die ersten Zypern-Euros zirkulieren sehen.
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 6%
- das Bildungswesen bei 12%
- das Militär bei 4%
Verkehr
Wichtigster Verkehrsträger ist der Individualverkehr auf der Straße, gefolgt vom Busverkehr. Bei Larnaka und Limassol befinden sich Seehäfen, bei Larnaka ferner ein Flughafen. Die früher von Osten nach Westen das Land durchquerende Eisenbahnverbindung wurde vor längerer Zeit geschlossen.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Zyperns
Die ehemalige britische Kolonie wurde am 16. August 1960 aufgrund des Abkommens von Zürich zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei (1959) unabhängig.
In einem von der griechischen Junta inspirierten Putsch wurde 1974 Präsident Makarios gestürzt. Die Putschisten strebten die Angliederung an Griechenland an. Unter Berufung auf ihre Rolle als Garantiemacht intervenierte die Türkei und besetzte den Norden Zyperns.
1983 kam die Proklamation der Türkischen Republik Nordzypern (TRNZ), die jedoch von keinem Land der Vereinten Nationen außer der Türkei anerkannt wird (siehe Resolution 541 der Vereinten Nationen).
Im Jahr 2003 wurde die Grenze zwischen den beiden Landesteilen erstmals wieder durchlässig, es erfolgte die Öffnung der Grenzübergänge für beide Volksgruppen für Besuche im jeweils anderen Teil der Insel zum 23. April 2003. 2004 scheiterte jedoch der Annan-Plan zur Wiedervereinigung in einer Volksabstimmung an der Ablehnung im griechischen Teil Zyperns. Der Annan-Plan hatte für den griechischsprachigen Südteil Zyperns den Namen Griechisch-zyprischer Staat vorgesehen. Aufgrund der Ablehnung des Annan-Plans im Südteil wurde Zypern am 1. Mai 2004 als geteiltes Land Mitglied der EU.
Kultur
Musik
Haupartikel: Zyprische Musik
Küche
Feiertage
- 1. April Revolution der Zyprioten gegen die Englische Besatzung.
- 1. Oktober Unabhängigkeitstag
Siehe auch
Weblinks
Literatur
Sachbücher
- Cony Ziegler: Zypern Reisehandbuch - Tipps für Individuelle Entdecker, Iwanowski Verlag Dormagen, 6. Auflage 2004, ISBN 3-923975-14-7