Baumwolle

Gattung der Familie Malvengewächse (Malvaceae)
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Die Baumwollpflanze oder Baumwolle ist eine Gattung aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Aus den Samenhaaren der Sträucher wird die Naturfaser Baumwolle gewonnen. Bei der Unterfamilie Malvoideae sind die vielen Staubblätter und der Stempel zu einer Röhre verwachsen, dem sogenannten Androgynophor.

Baumwolle
Baumwolle auf dem Feld
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Malvenartige (Malvales)
Vorlage:Familia: Malvengewächse (Malvaceae)
Vorlage:Subfamilia: Malvoideae
Vorlage:Genus: Baumwolle
Wissenschaftlicher Name
Gossypium
L.
Datei:Prokudin-Gorskii-47.jpg
Baumwollpflanzen in Blüte.
Mikrotomschnitt, 100fach vergrößert

Die Samen der Baumwollpflanze sind giftig, sie enthalten bis zu 1,5 % Gossypol.

Arten

Es gibt viele Wildarten, für den industriellen Anbau sind die Kulturbaumwollarten von Bedeutung. Das sind vier Arten, zwei Arten: G. herbaceum L. und G. arboreum L. aus der Alten Welt; und zwei Arten: G. hirsutum L. und G. barbadense L. (Synonym G. vitifolium LAM.) aus der Neuen Welt. G. herbaceum und G. arboreum sind diploid, wogegen G. hirsutum und G. barbadense tetraploid sind. Den größten und wichtigsten Anteil an der Baumwollgewinnung hat dabei G. hirsutum. In der Textilindustrie und -verarbeitung unterscheidet man die Baumwolle primär nach ihrer Stapellänge (Faserlänge). Je länger eine Baumwollfaser ist, um so hochwertiger wird Sie eingestuft. Die Längengrade werden in der Regel nach drei bis vier Kategorien sortiert, die so auch im Handel zu finden sind. Standard bildet die Upland-Baumwolle aus den USA (ca 20-25mm), über die handgeflückte Pima-Baumwolle aus Peru (ca. 30mm) bis hin zur 40mm Premium-Sea Island Cotton, aus den USA. Unter 10mm Stapellänge, ist für die Textilverarbeitung nicht geeignet.

Produkt

Baumwolle ist eine Naturfaser, die aus den Samenhaaren der Pflanzen der Gattung Baumwolle (Gossypium), siehe Baumwollpflanze, gewonnen wird. Die Faser wird meist zu dünnen Fäden gesponnen, aus denen Textilien hergestellt werden können. Baumwollgewebe sind - z.B. gegenüber Kunstfasern - sehr saugfähig, Baumwollstoffe sind subjektiv sehr hautfreundlich (sie "kratzen" nicht) und gelten hinsichtlich ihres Allergiepotentials als äußerst verträglich.

Etymologie

Der Name "Baumwolle" leitet sich von den Büscheln langer Fasern in den Früchten der Baumwollpflanze ab, die die Ausbreitung der Pflanzensamen über größere Distanzen ermöglichen; allerdings ist die Baumwollpflanze trotz des Namens kein Baum, sondern ein Strauch. Viele Pflanzensamen tragen solche Samenhaare (auch Samenwolle), doch nur die der Baumwollpflanze werden zur Textilherstellung verwendet. Wie die tierischen Wollhaare dienen diese Pflanzenfasern als Grundlage zur Herstellung von Fäden und Stoffen.

Bestandteile

Bei der Aufarbeitung der Baumwolle gehen nur rund 10% des Rohgewichtes verloren. Wenn die Wachs-, Eiweiß- und weiteren Pflanzenreste entfernt sind, bleibt ein natürliches Polymer aus Zellulose zurück. Die besondere Anordnung der Zellulose gibt der Baumwolle eine hohe Reißfestigkeit. Jede Faser besteht aus 20-30 Lagen Zellulose in einer gedrehten Struktur. Wenn der Baumwollball - der Fruchtstand der Baumwollpflanze - geöffnet wird, trocknen die Fasern und verhaken sich untereinander. Diese Form wird für das Spinnen zu einem sehr feinen Garn verwendet.

Geschichte

Baumwolle wird seit Jahrtausenden zur Herstellung leichter Kleidung vor allem in tropischen Gebieten verwendet. Einige Quellen behaupten, dass schon die Ägypter ca. 12.000 v. Chr. mit Baumwolle gearbeitet hätten. In Babylon wurde Baumwolle als Weißes Gold bezeichnet. In mexikanischen Höhlen wurden Baumwollkleider gefunden, die etwa 7.000 Jahre alt sind. Die älteste Aufzeichnung über Baumwolle stammt aus Indien. Baumwolle wurde hier seit mehr als 3.000 Jahren angebaut und wird im Rigveda 1.500 v. Chr. erwähnt. Tausend Jahre später schrieb der griechische Historiker Herodot über indische Baumwolle: „Es gibt wildwachsende Bäume, aus deren Frucht man eine Wolle gewinnen kann, die die Schönheit und Qualität der Schafwolle weit übertrifft. Die Inder machen aus dieser Baumwolle ihre Kleider“.

Mit der Ausweitung des Fernhandels in der frühen Neuzeit begann die Baumwolle, Leinen (Flachs) und Hanf auch in Nord- und Mitteleuropa für die meisten Anwendungen zu verdrängen. Die indische Baumwollindustrie hatte ihre Glanzzeit während der britischen Industrierevolution, als 1764 die Erfindung der Jenny, einer frühen Spinnmaschine mit mehreren Spindeln, und Arkwright's Waterframe 1769 die kostengünstige Massenproduktion im Vereinigten Königreich ermöglichte. Die Baumwollproduktion in den Südstaaten der USA profitierte von der Erfindung der Egreniermaschine („Cotton Gin“) im Jahr 1793; Baumwolle blieb bis ins 20. Jahrhundert hinein das wichtigste Exportgut des amerikanischen Südens, obwohl das dortige Klima eigentlich für Baumwolle etwas zu feucht und nicht heiß genug ist, sodass es immer wieder zu Ernteausfällen durch Verrottung kam. Im 20. Jahrhundert bekam die Baumwolle zunehmend Konkurrenz durch industriell hergestellte Fasern. Als Hauptkonkurrent stellten sich Polyesterfasern heraus, die in den Jahren 2003/2004 erstmals in größerer Menge verarbeitet wurden als Baumwolle und somit Baumwolle als Textilfaser auf Nr. 2 setzten.

Anbau und Ökologie

 
Erntemaschine im Einsatz
 
Baumwoll-Ernte maschinell in Texas

Heute wird Baumwolle - als nachwachsender Rohstoff - auf allen fünf Kontinenten der Erde angebaut. Hierzu werden Baumwollpflanzen verwendet, die durch Züchtung oder neuerdings auch genetische Manipulation mehr Fasern produzieren als die Wildpflanze. In Australien war der Einsatz von genmanipulierter Baumwolle bislang wenig erfolgreich: Die Ernten waren geringer und die manipulierten Pflanzen kreuzten sich mit Wildpflanzen. Dadurch entstanden zahlreiche rechtliche Probleme für die beteiligten Farmer. Die beiden größten Baumwollproduzenten weltweit, die USA und China, bauen zu 79% bzw. 60% gentechnisch veränderte Baumwolle an.[1] Gentechnisch veränderte Baumwolle, die das Insektizid des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis gegen die Baumwollkapselraupe selbst produziert, erzielte in China in den ersten Jahren einen um 36 % gesteigerten Ertrag. In den folgenden Jahren ging der Ertrag zurück, da von Nachbarfeldern her andere Insekten vermehrt einwanderten, weil ihre natürlichen Konkurrenten nun fehlen. Es werden wieder die gleichen hohen Ertragseinbussen verzeichnet wie unter konventionellen Bedingungen. Der Aufwand an zusätzlichen Pestiziden ist enorm. Eine solche Entwicklung ist in den USA nicht zu verzeichnen, da hier zu den Nachbarfeldern Sperrstreifen mit konventioneller Baumwolle vorgeschrieben sind, in die sich die Baumwollkapselraupe verziehen kann. Das soll Resistenzentwicklung verhindern. Es kommt aber auch nicht zu dem Effekt der Einwanderung konkurierender Schädlinge. [2]

Die großflächige Baumwollindustrie ist stark von Chemikalien abhängig, sie gilt als das landwirtschaftliche Produkt mit dem höchsten Einsatz an Düngemitteln und Insektiziden. Auf Baumwolle entfallen etwa 25% des weltweiten Insektizid- und 10% des Pestizidmarktes.[3] Daher gilt sie aus Umweltsicht als sehr bedenklich. Auch der Wasserverbrauch ist als sehr problematisch zu sehen. Besonders bekannt wurde in diesem Zusammenhang der Aralsee, der seit den späten 1960er Jahren stark an Wasser verloren hat, da eine große Menge Wasser zu Bewässerungszwecken für den Baumwollanbau abgezweigt wird, bevor es den See erreichen kann. Einige Baumwollbauern setzen auf ökologischen Anbau, so dass es heute auch Bio-Baumwollprodukte auf dem Markt gibt. Bio-Baumwolle hält einen Anteil von nur 0,1% des Weltmarktes.

Demgegenüber ist der kleinflächige Anbau von Baumwolle in Entwicklungsländern ein wesentlicher Bestandteil der jeweiligen Volkswirtschaften. Diese neben Mais als so genannte "Cash-Crops" angebaute Baumwolle hilft den einzelnen Bauern ein Einkommen zu erwirtschaften. Gewöhnlich erfolgt dieser Anbau auf Flächen bis zu 2ha ohne nennenswerten Einsatz von Agrarchemikalien und ohne jegliche künstliche Bewässerung, so dass die Ernteerträge vom Niederschlag abhängen. Da jedoch Baumwolle im Gegensatz zu Mais erheblich widerstandsfähiger gegen längere Dürreperioden ist, sichert der Baumwollanbau die Lebensgrundlage vieler Bauern in Entwicklungsländern.

Ägyptische Mako-Baumwolle und Sea Island Cotton aus den USA gelten als beste Baumwoll-Qualitäten.

Die weltweit bedeutendsten Baumwollproduzenten sind China, USA, Indien und Pakistan. In Europa ist Griechenland das einzige Land mit einer nennenswerten Produktion (Platz 10 der Weltrangliste) - die Türkei wird hier zu den asiatischen Nationen gezählt, da die Hauptanbauflächen in Asien liegen.

Produktionsvolumen 2004/2005

2004/2005 wurden weltweit insgesamt 26.043.000 t Baumwolle produziert, die sich wie folgt auf die verschiedenen Anbauregionen und Länder verteilen:

Die größten Baumwollproduzenten (2004/05)
 Rang  Land Produktion (in Tsd. t) Anteil
   1 China    6.320 24,27 %
   2 USA    5.062 19,44 %
   3 Indien    4.080 15,67 %
   4 Pakistan    2.415 9,27 %
   5 Brasilien    1.250 4,80 %
   6 Usbekistan    1.134 4,36 %
   7 Westafrika1    1.040 3,99 %
   8 Türkei    900 3,46 %
   9 Australien    613 2,35 %
   10 Griechenland    390 1,50 %
   11 Syrien    331 1,27 %
   12 Ägypten    291 1,12 %
   13 Turkmenistan    203 0,078 %
   14 Tadschikistan    172 0,066 %
   15 Kasachstan    148 0,057 %
    Sonstige    1.694 6,51 %
    Welt    26.043 100,00 %
(1) Westafrika umfasst Benin (152), Burkina Faso (257), Kamerun (105), Tschad (85), Elfenbeinküste (130), Mali (240) und Togo (71)

Eigenschaften

Baumwolle ist sehr saugfähig und kann bis 80 % ihres Gewichtes an Wasser aufnehmen. Sind Textilien aus Baumwolle einmal nass geworden, benötigen sie lange um zu trocknen.

Siehe auch

Literatur

Commons: Baumwolle – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Baumwolle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


Quellen

  1. Gentechnisch veränderte Pflanzen: Anbauflächen weltweit - Baumwolle
  2. Per Pinstrup-Andersen, Cornell University, nach: Gentechnik in Reinkultur. in: FAZ, 27.07.2006, 172, S.30.
  3. Probleme im konventionellen Baumwollanbau