León Roldós

ecuadorianischer Rechtsanwalt und Politiker, Vizepräsident von Ecuador
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Oktober 2006 um 22:41 Uhr durch Chigliak (Diskussion | Beiträge) (Eintrag im Diccionario Biográfico del Ecuador). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

León Roldós Aguilera (* 21. Juli 1942 in Guayaquil) ist ein ecuadorianischer Rechtsanwalt und Politiker. Er war von 1981 bis 1984 Vizepräsident seines Landes und kandidierte bei den Wahlen vom 15. Oktober 2006 zum dritten Mal für das Präsidentenamt. Im ersten Wahlgang belegte er mit 14,8% der Stimmen den vierten Platz und wird nicht in die Stichwahl einziehen.

Roldós studierte Rechtswissenschaft in der Universität Guayaquil. Mit der Politik kam er bereits während seines Studiums durch ein Praktikum in der Kanzlei des liberalen Politikers und Rechtanwalts Clemente Huerte in Berührung. 1969/70 war er Sekretär des populistischen Bürgermeisters von Guayaquil, Asaad Bucaram, dem Gründer und Führer der Partei Concentración de Fuerzas Populares. Später war Roldos Rechtsanwalt und lehrte an Universitäten in Guayaquil. Er arbeitete in der ersten Funktion unter anderem für verschiedene Banken und die Bankenaufsicht und war in zweiter Funktion zeitweise Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universidad Laica Vicente Rocafuerte in Guayaquil.

1979 wurde sein Bruder Jaime Roldós als Kandidat eines Wahlbündnisses der Concentración de Fuerzas Populares mit der christdemokratischen Democracia Popular zum Präsidenten Ecuadors gewählt. León Roldós wurde in der Folge 1979 Vorsitzender der Junta Monetaria, die unter anderem die Währungsreserven des Landes und die Zentralbank beaufsichtigte.

Jaime Roldós starb am 24. Mai 1981 bei einem Flugzeugabsturz. Der Vizepräsident Osvaldo Hurtado wurde daraufhin zu seinem Nachfolger gewählt. Zum neuen Vizepräsidenten bestimmte der Nationalkongress León Roldós, der dieses Amt bis zum Ende der Legislaturperiode 1984 innehatte. Roldós und Hurtado waren besonders über politische Maßnahmen wiederholt unterschiedlicher Meinung. Unter anderem wandte sich Roldós gegen die „Sucretisierung“ der Auslandsschulden Ecuadors, eine Maßnahme die Beinhaltete, dass der ecuadorianische Staat die Verluste übernahm, die private Unternehmen durch das Wechselkursrisiko im Ausland aufgenommener Kredite eingegangen waren.

Von 1992 bis 1996 war er Vorstandsmitglied der Bank Banco de Estado, von 1998 bis 2002 Parlamentsabgeordneter für die Provinz Guayas im Nationalkongress.

Am 31. Oktober 1994 wurde Roldós zum Rektor der Universität Guayaquil gewählt und hatte diesen Posten zwei Amtszeiten (bis 2004) inne. Seinem Rektorat wird allgemein attestiert, dass es transparent verwaltet und zur Verbesserung von Studienbedingungen und Ansehen der staatlichen Universität geführt habe.

Roldós war bereits 1992 (für die Sozialistische Partei Ecuadors) und 2002 (als unabhängiger Kandidat einer „Bürgerbewegung“) Präsidentschaftskandidat. 1992 belegte er im ersten Wahlgang den sechsten Platz; 2002 erhielt er mit 15,4 Prozent im ersten Wahlgang die drittmeisten Stimmen und erreichte erneut nicht den zweiten Wahlgang.

Bei den Wahlen 2006 trat er als gemeinsamer Kandidat seiner 2005 gegründeten Partei Red Ética y Democracia und der etablierten sozialdemokratischen Izquierda Democrática an. In den Wahlabsichtsumfragen lag er lange an erster Stelle, wurde aber kurz vor der Wahl von Rafael Correa, der von einer eigenen Wahlplattform und der Sozialistischen Partei nominiert wurde, überholt. Bei den Wahlen belegte er überraschend nur den vierten Platz, was in Ecuador Zweifel bezüglich der Qualität von Umfragen vor der Wahl, bei denen offenbar ländliche Unterschichten zu wenig berücksichtigt wurden, aufkommen ließ.