Dresden Hauptbahnhof

größter Personenbahnhof der sächsischen Landeshauptstadt Dresden
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Der Hauptbahnhof in Dresden wurde von 1892 bis 1897 unter Leitung von Ernst Giese, Paul Weidner und Arwed Rossbach an der Stelle des Böhmischen Bahnhofes erbaut und wurde 1898 seiner Bestimmung übergeben. Er löste den Bayrischen, den Berliner und den Böhmischen Bahnhof als Fernbahnhöfe auf Altstädter Elbseite ab. Seit jeher war er mit S-Bahn und Straßenbahnlinien zu erreichen. Die dreischiffige Stahlbogenhalle besaß 18 Bahnsteige.

Der Hauptbahnhof Dresden im Oktober 2006
Neugestaltete Haupthalle (noch nicht fertiggestellt), Juli 2006

Lage und Umgebung

Der Hauptbahnhof liegt südlich der historischen Altstadt im Stadtteil Seevorstadt. Südlich des Bahnhofs grenzt das Schweizer Viertel der Südvorstadt an. Direkt am Bahnhof liegt auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft; etwa einen Kilometer südlich der Campus der TU Dresden. Östlich unterquert die Bundesstraße 170 den Bahnhof.

Aufbau

Konstruiert wurde er im Mittelschiff mit einer Spannweite 50 Metern ebenerdig als Kopfbahnhof, in den Seitenschiffen, mit Spannweiten 30 Metern, als Hochbahnsteige für den Durchgangsverkehr. Häufigste Fernverkehrsziele sind Berlin, Hamburg, Leipzig, Prag und Budapest. In den letzten Jahren hat aber auch die Sachsen-Magistrale über Chemnitz und durch das Vogtland nach Nürnberg an Bedeutung gewonnen. Die Zahl der Direktverbindungen entspricht der eines Bahnhofes mit überregionaler Bedeutung als Umsteigebahnhof. Vor dem Mittelschiff liegt die Empfangshalle aus Sandstein. An der Nordseite liegt der so genannte Königspavillon, der ursprünglich zum Empfang von Staatsgästen im Königreich Sachsen diente und später bis etwa 2000 das „Kino am Hauptbahnhof“ beherbergte.

Nach den Kriegszerstörungen 1945 wurde er durch die DDR vereinfacht, auf der städtischen Ostseite vorerst verkleinert, aber insgesamt doch sehr ähnlich, wieder aufgebaut. Provisorische Parkplätze und Verkehrsführungen sowie Zuleitungen prägten und prägen nun das Bild ringsum.

 
Neugestaltete Bahnsteige

Seit 2002 bis 2006 erfolgt eine umfassende Rekonstruktion des Bahnhofes selbst, unter anderem mit einem neuen Dach nach Entwürfen des britischen Stararchitekten Sir Norman Foster, eine Vollüberdachung der oberen äußeren Bahnsteigflächen wurde jedoch vom Bauherren Bahn aufgegeben. Er ist einer der letztmodernisierten größeren Bahnhöfe Deutschlands. Die Umfeldgestaltung, insbesondere auf dem Wiener Platz, erfolgte nach dem Kriege teils primitiv und konnte architektonisch und vom Metropolcharakter her keinesfalls an die Vorkriegszeit anknüpfen. 2004 stellt der Platz mitsamt der kompletten Untertunnelung und verschiedenen größeren Gebäuden noch immer eines der vom Investitionsvolumen her größten Bauvorhaben Deutschlands dar und wird von Dresdnern und Gästen mit kritischem Interesse verfolgt.

Im Obergeschoss der Station steht eine DB Lounge für Fahrgäste der ersten Klasse und Vielfahrer zur Verfügung.

Zahlen

Täglich benutzen etwa 50.000 Reisende den Bahnhof. Diese Zahl ist vergleichsweise niedrig, allerdings wird derzeit am Dresdner Hauptbahnhof auch umfangreich gebaut, weshalb der Bahnhof nur unwesentlich zum Einkaufen genutzt wird. Auch nach den Baumaßnahmen wird der Bahnhof nicht so stark frequentiert werden wie Hauptbahnhöfe in vergleichbar großen Städten, da es in Dresden zwei Fernbahnhöfe gibt. Dabei verkehren etwa 500 Züge (davon etwa 60 im Fernverkehr) am Tag. Zusätzlich passieren täglich etwa 200 Güterzüge den Bahnhof. Einzige Bahngesellschaft, die den Bahnhof anfährt, ist die Deutsche Bahn AG. Häufigstes direktes Ziel außerhalb des S-Bahn-Raums ist Leipzig mit täglich bis zu 32 Verbindungen. Stündlich verkehren bis zu 10 S-Bahnen ab Dresden Hauptbahnhof.

Geschichte

1933 bis 1945

Während der Zeit des Nationalsozialismus spielte der Bahnhof der Garnisonsstadt eine Rolle bei Truppen- und Gefangenentransporten. Durch die Luftangriffe auf Dresden brannte er in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 aus. Bei den nachfolgenden Luftangriffen wurden auch die Gleise schwer beschädigt. Nach den Angriffen im April 1945 war der Hauptbahnhof vollständig funktionsuntüchtig.

Der achte und letzte Luftangriff auf Dresden erfolgt mit Intervallen in der Zeit von 13:38 bis 15:12 Uhr durch 580 amerikanische Bomber. Er führte u. a. zum Ausfall des Hauptbahnhofes und des Rangiersbahnhofes Friedrichstadt.

Flüchtlingszüge

 
Dresden Hauptbahnhof um 1900.

Am 3. Oktober 1989 kam es während der ansonsten meist friedlichen Revolution zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Volkspolizei und etwa 3000 Demonstranten am Hauptbahnhof, bei denen der Bahnhof teilweise schwer beschädigt wurde.

Flutkatastrophe 2002

Im Jahr 2002 wurde der Hauptbahnhof während des Elbehochwassers 2002 überschwemmt, jedoch nicht wie oft vermutet von der Elbe, sondern von dem kleineren Gebirgsfluss Weißeritz. Der Verkehr konnte jedoch schnell wieder aufgenommen werden.

Allerdings waren die meisten Strecken relativ lang unpassierbar, vor allem die Richtung Chemnitz. Nur die Strecke der Berlin-Dresdner Eisenbahn blieb von den Hochwassern unberührt.

Versuchter Bombenanschlag am 6. Juni 2003

Am 6. Juni 2003 wurde eine Kofferbombe auf dem Hauptbahnhof entdeckt. Ein Sprengstoffspürhund hatte angeschlagen und nach einer Evakuierung des gesamten Hauptbahnhofes wurde der Koffer durch die Polizei kontrolliert zerstört. Die Bombe bestand aus einem handelsüblichen Koffer mit Rollen, einem Wecker, einem Schnellkochtopf und Steinen aus einem Steinbruch in Hof (Bayern). Die scharfe Bombe mit Zündschnur und Zündvorrichtung und dem enthaltene Sprengstoff hätte unter den Reisenden ein Blutbad mit bis zu mehreren Hundert Opfern anrichten können. Anscheinend war aber der Zeitschalter stehen geblieben. Ein im Koffer befindlicher Bibelkalender, der nur im Vogtland verteilt wurde, führte zu einem vorbestraften Rentner Ulrich V., der diesen Sprengsatz gebastelt hatte. Er musste sich später wegen versuchtem Mordes vor Gericht verantworten und wurde zu einer Haftstrafe von 12 Jahren verurteilt. Seine Verteidiger argumentierten, er habe die Batterien falsch eingesetzt, sodass eine Explosion nicht möglich gewesen wäre.

Anbindung an den Nahverkehr (ÖPNV)

 
Luftbild des Dresdner Hauptbahnhofes Sommer 2005

Neben dem Bahnhof Neustadt ist der Hauptbahnhof dominierend als innerstädtischer Anlaufpunkt für den überregionalen öffentlichen Verkehr. Neben dem Postplatz, dem Albertplatz und dem Pirnaischen Platz markiert er einen der fünf größten Straßenbahnknotenpunkte. Vor dem Hauptbahnhof befindet sich der Wiener Platz als Portal zur ebenfalls völlig neugestalteten Prager Straße. Von dort gelangt man beispielsweise mit der Linie 7 in den Dresdner Westen oder mit der Linie 10 in den Dresdner Osten. Mit der Linie 3 gelangt man vom Hauptbahnhof gen Süden zur TU Dresden, gen Norden weiter in die Innenstadt und zur Elbe. Zahlreiche weitere Straßenbahn- und S-Bahnlinien verbinden größteils auch die Nacht hindurch mit den Stadtteilen und dem Umland, namentlich der Sächsischen Schweiz, Pirna und Meißen. Die Kreisstadt Dippoldiswalde ist vom Hauptbahnhof auf der Südseite mit dem Bus zu erreichen, der Flughafen mit der S-Bahn.

Die Wegstrecke zwischen ICE-Bahnsteig und den Straßenbahnhaltestellen beträgt nicht mehr als 150 Meter. Der Übergang zur Stadt ist von den Kopfbahnsteigen aus ebenerdig. Am Bahnhof halten 7 Straßenbahn- und 2 Stadtbuslinien. Darüberhinaus halten noch zwei Linien nur an der Haltestelle Hauptbahnhof-Nord, die etwas weiter entfernt liegt. Insgesamt wird der Bahnhof nach dem Umbau 10 Aus- und Eingänge besitzen. Der Bahnhof befindet sich am südwestlichen Rand des Ortsamtsbereiches Altstadt und liegt etwa 1,3 Kilometer südlich der historischen inneren Altstadt.

 
Empfangshalle im Ostflügel (2002)

„Unterm Strick“

Für viele Dresdner bezeichnet seit langer Zeit der Begriff „Unterm Strick“ einen bekannten Treffpunkt im Hauptbahnhof Dresden. Mit dieser Bezeichnung ist der Punkt unter einem jahrelang in der Mitte der Empfangshalle herunterhängenden Strick gemeint. Obwohl im Rahmen der Bahnhofssanierung der Strick entfernt wurde, wird auch heute noch dieser Ort von vielen Dresdnern als Treffpunkt für z. B. die beliebten Ausflüge in die Sächsische Schweiz genannt.

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