Paul Ehrlich

deutscher Chemiker, Mediziner und Serologe, Begründer der Chemotherapie
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Paul Ehrlich (* 14. März 1854 in Strehlen bei Breslau; † 20. August 1915 in Bad Homburg) war ein deutscher Chemiker, Arzt, Serologe und Immunologe. Er gilt mit seinen Forschungen als Begründer der Chemotherapie und entwickelte als erster eine medikamentöse Behandlung gegen Syphilis. Außerdem war er beteiligt an der Entwicklung des Serums gegen Diphterie. 1908 erhielt er zusammen mit Ilja Iljitsch Metschnikow den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die Begründung der Immunologie.

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Paul Ehrlich auf der 200-DM-Banknote

Leben

Paul Ehrlich wurde 1854 im schlesischen Strehlen als Sohn jüdischer Eltern geboren. Der Vater Ismail Ehrlich war Likörfabrikant, Lotterieeinnehmer und Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Bereits sein Großvater war Destillateur und Schankpächter in Strehlen und hatte es in dem damals etwa 5000 Einwohner großen Ort zu einigem Wohlstand gebracht. Wie streng religiös seine Familie war, ist nicht bekannt; Ehrlich selber hielt an seinem Glauben fest, pflegte jedoch die jüdischen Gebräuche und Vorschriften nicht sehr.

Schule und Studium

Neben verschiedenen Geschichten aus Pauls Kindheit und Jugend, die alle spekulativ bleiben, ist durch Aufzeichnungen seines Lehrers Rudolf Tardy belegt, dass Paul ein guter Schüler war. Er besuchte das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau von 1864 bis 1872. Tardy war sein Lehrer in Griechisch und Deutsch von der Obersekunda bis zur Unterprima und war lediglich mit Pauls Leistungen im Deutschunterricht unzufrieden. Pauls Abituraufsatz-"Das Leben- ein Traum", in dem er ausführte, dass alles Leben auf "normaler Qxydation" beruhe und indem er auch die Hirntätigkeit auf eine Art "Oxydation", nämlich die "Phosphoreszenz des Geistes" zurückführte, fand dann auch keinen Anklang und wurde mit "ungenügend" bewertet. Dennoch ließ ihn die Prüfungskommission bestehen und so beendete Ehrlich die Schule als 17jähriger.

Schon als Schüler hatte Ehrlich Interesse an der Färbung mikroskopischer Gewebepräparate. Die Anregungen dazu erhielt er durch seinen Cousin Karl Weigert, einem bekannten Pathologen, der später Direktor des Senckenbergischen Zentrums für Pathologie in Frankfurt am Main wurde. Weigert war neun Jahre älter als Ehrlich und besaß eines der ersten Mikrotome, mit dem er dünne Gewebeschnitte herstellen konnte. Durch Verwendung unterschiedlicher Farbstoffe, besonders der verschiedenen Aniline, die von der wachsenden chemischen Industrie hergestellt wurden, konnte Weigert verschiedene Zelltypen besonders hervorheben und für die Mikroskopie erst sichtbar machen. Auch Ehrlich hat später verschiedene Zellbestandteile durch Experimente mit verschiedenen neuen Farbstoffen voneinander unterscheiden und zuordenen können. Geweben, Das Interesse an Färbungen führte Ehrlich mit einem Studium der Medizin 1872 bis 1878 an den Universitäten von Breslau, Straßburg, Freiburg und Leipzig fort. 1872 schrieb er sich an der Universität Breslau ein, und nach dem ersten Semester ging er nach Straßburg, um als Schüler von Heinrich Wilhelm Waldeyer Anatomie zu studieren. Er hatte Waldeyer bereits in Breslau kennen gelernt, der dort Schüler von Rudolf Heidenhain gewesen war. Bei Waldeyer lernte er den Umgang mit Farbstoffen und die Färbung von Geweben im Detail. Durch Waldeyers Kurse und Vorlesungen wurde Ehrlichs Faszination für die Histologie vollends geweckt, und er schrieb knapp 40 Jahre später in einem Brief an Waldeyer, dass die "Chemotherapie zunächst eine Farbentherapie gewesen sei".[1]

Nach dem vierten Semester ging Ehrlich nach Breslau zurück, wo immer noch Ferdinand Julius Cohn am pflanzenhysiologischen Institut lehrte. Cohn hatte das Rätsel gelöst, warum manche Bakterien große Hitze oder Kälte überleben können, und andere nicht, er beschrieb die Sporen, die Bakterien der Gattung Bacillus bilden können. Er wurde ein wichtiger Lehrer für Paul Ehrlich, ebenso wie Rudolf Heidenhain und Julius Friedrich Cohnheim. Bei Cohnheim habilitierte zu dieser Zeit sein Cousin Karl Weigert, und auch Ehrlich bekam einen Arbeitsplatz.

Für das achte Semester ging er nach Freiburg im Breisgau, wo er mit den Farbstoffen Jodviolett, Methylviolett, Purpurin, Primula, Saffranin, Fuchsin und Dahlia arbeitete. Beim Färben verschiedener Gewebe von verschiedenen Tierarten und dem Menschen entdeckte er einen besonderen Zelltyp, die Mastzellen, die er allerdings erst in seiner Dissertation so bezeichnete. Im neunten Semester war er wieder in Breslau, um sein Staatsexamen abzulegen, und arbeitete erneut bei Julius Cohnheim.

Dissertation und Habilitation

Auch in seiner Leipziger Dissertation befasste er sich mit diesem Thema (Titel: Beiträge zur Theorie und Praxis der histologischen Färbung). Nach seiner klinischen Ausbildung als Assistent und Oberarzt an der 1. Medizinischen Klinik der Charité in Berlin habilitierte er dort 1887 mit der Arbeit: Das Sauerstoffbedürfnis des Organismus. 1891 wurde er von Robert Koch, mit dem er schon früher zusammengearbeitet hatte, als Professor (Extraordinarius) an das neugegründete Institut für Infektionskrankheiten in Berlin berufen. Nach Überwindung einer bei Laborversuchen erworbenen Tuberkuloseerkrankung in Ägypten unterstützte er in Berlin den ihm freundschaftlich verbundenen Emil Adolf Behring maßgeblich bei der Entwicklung des Diphtherieserums.

Diese Arbeiten inspirierten ihn 1897 zu seiner berühmten "Seitenkettentheorie", die die Wirkungsweise des Heilserums erklärte und es ermöglichte, den Antigengehalt genau zu messen. 1896 wurde Ehrlich zum Direktor des neuen Königlichen Instituts für Serumforschung und Serumprüfung in Steglitz (bei Berlin) berufen. 1899 wurde dieses Institut nach Frankfurt am Main verlegt und zum Königlichen Institut für experimentelle Therapie erweitert, wo sich Ehrlich der Krebsforschung und der Chemotherapie von Infektionskrankheiten zuwandte. 1904 ernannte man Ehrlich zum ordentlichen Honorarprofessor in Göttingen, 1906 wurde er zusätzlich zum Direktor des neu eröffneten Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt ernannt.


Mit Unterstützung seines Assistenten Sahachiro Hata entwickelte er im Jahre 1909 das Salvarsan gegen Syphilis und andere gefährliche Seuchen. Dies war das erste spezifisch wirkende Chemotherapeutikum, das jemals hergestellt wurde. Es folgte die Entwicklung zahlreicher anderer Medikamente auf chemischer Basis, mit denen viele bis dahin tödlich verlaufende Krankheiten wirksam bekämpft werden konnten. 1911 erhielt er die Liebig-Medaille. 1914 wurde Ehrlich Ordinarius an der neuen Frankfurter Universität.

Am 17. August 1915 erlitt er einen Herzinfarkt, dem er am 20. August erlag. Der Geheime Ministerialrat Professor Dr. Paul Ehrlich starb im Beisein seiner Frau und seiner beiden Töchter im Bad Homburger Sanatorium Dr. Pariser seines Freundes Curt Pariser. Kaiser Wilhelm II. schrieb in seinem Beileidstelegramm: "Ich beklage mit der gesamten gebildeten Welt den Tod dieses um die medizinische Wissenschaft und die leidende Menschheit so hochverdienten Forschers, dessen Lebenswerk ihm bei der Mit- und Nachwelt unvergänglichen Ruhm und Dank sichert."

Paul Ehrlichs Leben und Werk wurde 1940 von William Dieterle verfilmt im US-Spielfilm Dr. Ehrlich's Magic Bullet (Paul Ehrlich - Ein Leben für die Forschung, mit Edward G. Robinson in der Titelrolle.)

Institutionen

Quellen

  1. Bäumler, 3. Auflage, S. 26

Literatur