Timbuktu [dt. [ ], frz. Tombouctou [ ]) ist eine Oasenstadt in westafrikanischen Staat Mali mit 32.414 Einwohnern.[1]
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Die Stadt hatte Jahrhunderte lang den legendären Ruf eines Ortes der weit weg und nahezu unerreichbar ist. So wird der Name im deutschen, englischen und niederländischen Sprachgebrauch häufig als Platzhaltername für einen weit entfernten Ort im Ausland verwendet, ohne Kenntnisstand des Sprechers wo sich der Ort befindet.
Etymologie
Der Name bedeutet "Brunnen der Buktu". Der Sage nach war Buktu (andere Schreibweise Bouctou) eine Sklavin, die mit einer Ziegenherde von den Tuareg hier zur Bewachung eines Brunnens zurückgelassen wurde. Der Name soll "Frau mit einem großen Bauchnabel " bedeuten, möglicherweise handelt es sich dabei aber um eine Volksetymologie.
Geographie
Timbuktu liegt am südlichen Rand der Sahara, deren Fortschreiten (Desertifikation) der Stadt die meisten Probleme bereitet. Der Sand breitet sich überall in den Straßen aus. In den letzten zwanzig Jahren soll sich die Wüste um ungefähr 100 Kilometer weiter nach Süden ausgebreitet haben.
Nördlich des Niger-Flusses, der aus südwestlicher Richtung aus der Region Massina in einem großen Bogen fließt und hier am nördlichsten Punkt dann in südöstlicher Richtung in abdreht und später an der fernen Küste in den Golf von Guinea mündet. Früher verband ein dreizehn Kilometer langer Kanal, Kabara den Hafen der Stadt, mit dem Niger. Dieser künstliche Nebenarm des Nigers ermöglichte es den Bewohnern während der Flutzeiten einen direkten Zugang zum Fluss und somit Segelschiffen und Pirogen Waren in die Stadt zu bringen. Nun ist der Kanal versandet und nur als Graben sichtbar.
Obwohl Timbuktu seit Jahrhunderten ein Schnittpunkt großer Handelsstraßen ist, bereitet es heutzutage immer noch Schwierigkeiten, den Ort zu erreichen. Die Schifffahrt ist nur möglich, wenn der Wasserstand es erlaubt. Die Straßen durch die Savanne vom Süden aus versanden schnell und sind dann zeitweise unpassierbar. Von Norden her, durch die Wüste, ist der Weg zwei Gruppen von Reisenden vorbehalten: die selten gewordenen Salzkarawanen der Tuareg (vor allem aus Taoudenni) und den modernen Abenteurern, die auf den Spuren der Wüstenromantik sind. Die modernste Variante der Anreise erfolgt über den Flughafen Timbuktu, der regelmäßig von der Hauptstadt Bamako angeflogen wird.
Das Klima ist wüstenhaft, es weht stets ein trockenheißer Wind ("Harmattan") aus der Sahara. An spärlicher Vegetation finden sich hier Dornbüsche, Tamarisken, Akazien und Ginster. Aber auch der Afrikanische Affenbrotbaum (Baobab) und Palmen sowie eine Reihe von Nutzbäumen wachsen hier.
Geschichte
Timbuktu - erstmals um das Jahr 1000 erwähnt - wurde vermutlich von dem Reich der Tuareg als Handelsniederlassung an einem Brunnen gegründet. Der Name ist dem Tamascheq, der Sprache der berberischen Tuareg, entnommen.
Die Stadt gehörte ab dem 12. Jahrhundert zum Mali-Reich. Zum Zentrum des Salz- und Goldhandels der Karawanen wurde die Stadt im 14. Jahrhundert. Schon zu dieser Zeit war die Stadt auch in Europa bekannt, sie fungierte auf alten Weltkarten als Residenzstadt "Ciutat de Melli" des "Rex Melli", dem König von Melli. Damit war Mansa Musa, der schwarze Sultan von Mali gemeint, der 1324 seine legendäre Pilgerfahrt nach Mekka absolvierte. Von dieser Wallfahrt, auf der er mit angeblich 60.000 Bediensteten begleitet worden war, wird berichtet, dass er zwei Tonnen Gold mit sich geführt und großzügig in Ägypten verteilt haben soll. Diese Berichte trugen zur Legendenbildung der maßlos reichen Stadt bei. Nach seiner Rückkehr aus Mekka ließ Mussa von einem muslimischen Architekten aus Andalusien, der ihn bei seiner Rückkehr begleitete, in Timbuktu die Djinger-ber-Moschee und eine Residenz erbauen.
Die Europäer hatten zahlreiche Berichte nordafrikanischer Händler und Karawanenführer erhalten. Außerdem lagen schriftliche Aufzeichnungen zweier Reisender vor, welche die Phantasien in Europa anregten. Der in Tunesien geborene Marokkaner Ibn Battuta (1304–1368) machte im 14. Jahrhundert eine ausgedehnte Reise durch zahlreiche islamische Länder. Die Reise, die ihn über Ostafrika bis nach Indien brachte, führte ihn 1352 auch nach Timbuktu. Leo Africanus (1485–1554), ein Moslem aus Grenada, reiste im Auftrag Papst Leo X. durch Nordafrika und kam 1512 in die Stadt.
Die Glanzzeit erlebte Timbuktu im 15. und 16. Jahrhundert. Sie war damals die größte Stadt der Region und hatte geschätzte 100.000 Einwohner. Sie gehörte nun zu dem Reich der Songhai und galt als reiche Stadt. Neben dem Handel mit Salz und Gold - beide Produkte waren damals gleichwertig - gelangten aus dem Norden Metalle, Pferde, Waffen, Seide, Schmuck, Literatur und Datteln nach Timbuktu. Getauscht wurden neben dem begehrten Gold noch Sklaven, Elfenbein, Moschus, Kolanüsse, Pfeffer, Gummi, Lederwaren sowie Hirse aus dem Süden Westafrikas. Darüber hinaus entwickelte sich Timbuktu auch als Mittelpunkt des islamischen Geisteslebens. Neben einer Universität, an der die arabische Sprache, Rhetorik, Astrologie, die Rechtsprechung und die Schriften des Korans gelehrt wurden, gab es 180 Koranschulen. Aus der Songhai-Epoche, die durch die marokkanische Eroberung im Jahre 1591 zu Ende ging, stammen die meisten Moscheen von Timbuktu.
Die Marokkaner konnten aber mit ihren kleinen Garnisonen die Stadt gegen Attacken der Tuaregs und den südlichen Völkern, darunter die Bambara, nicht dauerhaft halten und gaben sie auf. Die Stadt, die selber nie Hauptstadt eines der westafrikanischen Reiche war, konnte nie mehr ihre alte Blüte entfalten und verlor an Bedeutung. Hinzu kam, dass der atlantische Handel gegenüber dem Transsaharahandel an Bedeutung deutlich gewonnen hatte.
Der britische Offizier und Schotte Alexander Gordon Laing war 1826 der erste Europäer, der Timbuktu erreichte. Da er allerdings auf dem Rückweg erschlagen wurde, konnte erst René Caillié, der 1828 als Araber verkleidet nach Timbuktu reiste, in Europa von dieser Stadt berichten. Allerdings war sein Bericht so enttäuschend, dass es bis heute hartnäckige Zweifler, vor allem in Großbritannien gibt, die bestreiten, dass er jemals in Timbuktu gewesen sei. Allerdings wurden Cailliés Berichte fünfundzwanzig Jahre später durch den deutschen Afrikaforscher Heinrich Barth bestätigt. Barth hielt sich mit britischem Auftrag von September 1853 bis April 1854 unter dem Schutz des obersten Korangelehrten der Stadt, Sidi Ahmat al-Baqqai, in Timbuktu auf und konnte zahlreiche historische Schriften auswerten. Sein Reisebericht wurde zur Grundlage aller späteren Forschungsarbeiten zur Geschichte des Landes am Niger und speziell von Timbuktu. Heute erinnert noch ein Haus an Barths Anwesenheit, obwohl es sich dabei nicht um das Gebäude handelt, in dem der Forscher wohnte, denn dieses stürzte bereits 1911 bei einem Unwetter ein.
1894 wurde Timbuktu von Frankreich erobert und seinem Kolonialreich Französisch-Westafrika einverleibt. Mali wurde am 22. September 1960 von Frankreich unabhängig. In den 1990ern kam es unter den Tuareg zu einem Aufstand, der das Ziel hatte, einen eigenen Staat auszurufen. Die Rebellion wurde 1996 mit einer symbolischen Waffenverbrennung beendet.
Bevölkerung
Durch die bewegte Geschichte und der Lage am Schnittpunkt großer Handelsstraßen setzt sich die Bevölkerung Timbuktus aus den Angehörigen verschiedenster Volksgruppen zusammen. Darunter Berber, Mauren, Songhai, Mandinka und die Bambara. Zum Teil bewohnen sie ihre eigenen Viertel. In der Stadt und deren Umgebung wird man Vertreter der Tuareg mit ihren Kamelen und den Fulbe mit ihren Viehherden antreffen. Die Bozo leben als Fischer am Niger.
Am meisten wird unter der Bevölkerung die Sprache Songhai, mit dem Dialekt Koyra Chiini gesprochen. Daneben sprechen ein Zehntel Tamascheq oder Arabisch.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Weltkulturerbe
Das historische Stadtbild zählt wegen der charakteristischen Lehmbauweise und zahlreicher Moscheen des 13. bis 15. Jahrhunderts seit 1988 zum Weltkulturerbe der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO). Die drei Moscheen die das Stadtbild prägen, die Djinger-ber-Moschee, die Sankóre-Moschee und die Sidi Yahia-Moschee waren 1996 in der Liste der gefährdeten Denkmäler aufgenommen worden. Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert und wurden im Laufe der Zeit schon mehrmals renoviert. Mit Hilfe der UNESCO wurde ein Programm zur Konservierung auferlegt, so dass die Stätten 2005 wieder von der roten Liste gestrichen werden konnten. Drei weitere Moscheen aus dieser Zeit, die El-Hena-Moschee, die Kalidi-Moschee und die Algourdour-Djingareye-Moschee sind leider zerstört.
Mit den drei erhaltenden Moscheen zählen auch 16 Friedhöfe und Mausoleen zu dem Weltkulturerbe. Das bekannteste Mausoleum ist das des Scheichs Abul Kassim Attouaty, der 1529 verstorben ist. Daneben wird noch das Grab des 1548 verstorbenen Gelehrten Sidi Mahmoudou und des Restaurator der Moscheen Qadi Al Aqib, der 1583 verstorben ist, namentlich erwähnt.
Bildung
Im 15. Jahrhundert war die Stadt mit der die Universität Sankóre, die schon im Jahr 989 erbaut wurde, in der islamischen Welt ein Zentrum der Bildung gewesen. Der Ruf der der Universität, die bis zu 25.000 Studenten unterrichtete, drang bis in andalusische Granada. Es wird berichtet, dass schon im 14. Jahrhundert hier am Auge operiert, dem etymologischen Ursprung der Wörter nachgegangen und im mathematischen Bereich die Ziffer Null erfunden wurde.
Zahlreiche Dokumente der Bibliothek von Sankóre sind noch erhalten, die teilweise während einer Auslagerung durch die United States Library of Congress auf Mikrofilm aufgezeichnet wurden.
Wirtschaft
Heute ist Timbuktu eine arme Stadt, die historische Innenstadt ist von wenigen Ausnahmen abgesehen in einem schlechten Zustand. Sand und Dreck findet sich überall in den Straßen. Vom Glanz alter Tage ist heute nichts mehr übrig geblieben, die Bevölkerung ist arm und zum großen Teil arbeitslos. Timbuktu wirkt noch karger als andere Städte in der Sahelzone.
Ein wenig Einkommen erhält die Stadt durch den Tourismus, vor allem amerikanische Touristen besuchen die Stadt und wollen den Mythos des sagenhaften Ortes erkunden. Meist bleiben sie aber nur einen Tag und sind oft vom Besuch enttäuscht.
Partnerstädte
Seit 1968 unterhält Timbuktu eine Städtepartnerschaft mit Chemnitz.
Söhne und Töchter der Stadt
- Ali Farka Touré (1939–2006), Musiker
- Seidnaly Sidhamed (Alphadi) *1957, Designer
Trivia
- Bekanntheitsgrad unter Comiclesern erlangte die Stadt durch die Donald-Duck-Comics von Carl Barks. Drohte Donald Duck Ärger in seiner Heimatstadt, so machte er sich auf, um an einen möglichst weit entfernten, abgeschiedenen Ort zu gelangen. Im letzten Bild solcher Comics sieht man ihn meist gen Horizont rennen, ein Schild weist in die Richtung mit der Aufschrift "Timbuktu".
- In Walt Disneys Aristocats wird der böse Butler Edgar am Schluss in einem Koffer nach Timbuktu verfrachtet.
Siehe auch
Literatur
- Regula Renschler, Am Schnittpunkt großer Handelsstraßen, ISBN 3-89331-502-0
Weblinks
- UNESCO-Seite von Timbuktu
- Das Weltkulturerbe
- Unterwegs nach Timbuktu (Reisebericht eines dpa-Korrespondenten)
- Bilder und Reiseinformationen (englisch)
- Fotos von 1906
- Haus, in dem Barth in Timbuktu lebte
Quellen
- ↑ http://www.bevoelkerungsstatistik.de Stand 1. Januar 2006