Jülich–Dalheim (Strecke 2540) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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![]() Personenzug bei Hückelhoven | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bei der KBS 457 handelte es sich um eine größtenteils eingleisige, im Abschnitt Baal-Güterbahnhof - Ratheim elekrifizierte Vollbahn. Die 1911 eröffnete Strecke war früher eine wichtige Nord-Süd-Verbindung, die den Textilstandort Düren mit dem Textilstandort Mönchengladbach / Krefeld verband. Heute gibt es nur noch den Torso Baal-Güterbahnhof - Ratheim, auf dem Güterverkehr für die Hückelhovener Brikettfabrik stattfindet, und den Torso Linnich - Jülich, auf dem die Rurtalbahn verkehrt.
Geografie
Vom Bf Jülich aus verläuft die Strecke zunächst auf einem Damm. Nach ein paar Kilometern wird schon der erste Haltepunkt erreicht: Jülich Nord. Hinter dem Haltepunkt verläuft die Strecke über leicht hügleiges Land bis zum Bf Linnich. Bei Bedarf kann noch an den beiden neu errichteten Haltepunkten in Broich und Tetz/Boslar ein- bzw. ausgestiegen werden. Der Streckenteil zwischen Linnich Bf und Baal (Tief) Bf wurde in den 1970er Jahren von der Bundesbahn stillgelegt und abgebaut. Der Streckenverlauf ist größtenteils noch gut sichtbar, da nach der Stilllegung zur Trassensicherung (für einen möglichen Wiederaufbau) zwischen Rurich und Baal ein Radweg angelegt wurde. Im Baaler Tiefbahnhof befinden sich heute (Stand 2006} eine Bushaltestelle sowie ein P+R-Parkplatz. Dahinter fängt die Strecke in Form einer Verbindungskurve zur Hauptstrecke Mönchengladbach - Aachen wieder an. Nun geht es mit Oberleitung weiter durch die Ortschaften Doveren und Hückelhoven bis schließlich der 9-gleisige Werksbahnhof der ehemaligen Zeche Sophia - Jacoba erreicht wird, der von der in Hückelhoven ansässigen Brikettfabrik genutzt wird. Dahinter ist die Strecke nicht mehr elekrifiziert. Gleise liegen nur noch bis zum Ratheimer Gewerbegebiet, wo in Zukunft neue Bahnkunden gewonnen werden sollen. Im Abschnitt Ratheim - Wassenberg - Dalheim sind zwar alle Gleise und ein Großteil der Brücken demontiert, allerdings ist der Bahndamm zumeist noch als solcher zu erkennen.
Geschichte\Betrieb der Strecke
Im Jahre 1896 hatte der Linnicher Bergwerksbesitzer Gustav Bausch eine Konzession für den Bau einer Bahnlinie von Jülich über Linnich nach Baal beantragt. Dieser stand im Gegensatz zu Plänen des Kreises Jülich, der eine Anbindung an die Strecke Aachen – Düsseldorf favorisierte. Am 24.September 1895 lehnte der Jülicher Kreistag eine finanzielle Beteiligung an dem Bahnbau ab.
Am 26. Februar 1896 berichtete die Erkelenzer Zeitung über ein Projekt einer Berliner Gesellschaft, die eine Bahnlinie von Baal bzw. Lövenich über Hückelhoven und Dalheim nach Brüggen bauen wolle.
Die Eisenbahndirektion Köln favorisierte in einer Denkschrift vom 21. Juni 1896 eindeutig eine Linienführung rechts der Rur.
Im Dezember 1897 wandten sich Doveren ( zu dem damals noch Hückelhoven gehörte ), Ratheim und Hilfarth an den Minister für öffentliche Arbeiten, um den Bau einer Bahnlinie zu erreichen. Am 19. Dezember 1898 unterrichtete der Bezirksausschuß die beteiligten Landräte über den Auftrag des Ministers an die Eisenbahndirektion, mit den Vorarbeiten für die Strecke Jülich - Baal - Dalheim zu beginnen.
Der Kreis Jülich erklärte sich in der Folgezeit bereit, Grund und Boden für das Teilstück Jülich - Baal kostenlos bereitzustellen; der Kreis Erkelenz war dazu nur bereit, wenn die Strecke bis Dalheim ausgeführt werde.
Während die Gemeinde Körrenzig Mitte 1899 bereits die Einplanung eines Bahnhof beantragte, lehnte die Gemeinde Baal jedliche Zuschüsse zum Bahnbau ab. In Rurich war man der Meinung, dass man keinen Beschluss fassen könne, solange keine genaue Streckenfestlegung erfolgt sei. Desweiteren befürchtete man Nachteile in der Bewässerung der Wiesen und im Weidegang des Viehs, da die Strecke dort auf einem Damm verlaufen sollte.
In den folgenden Jahren gab es eine Vielzahl von Einsprüchen und Petitionen, die hauptsächlich auf eine andere Streckenführung abzielten.
Am 3. Juli 1904 wurde der endgültige Gesamtentwurf dem Minister in Berlin vorgelegt. Die Gesamtkosten der neuen Bahnlinie wurden mit 4.647.00 Mark veranschlagt.
Nach der landespolizeilischen Abnahme am 12. und 13. Dezember 1911 fand am 15. Dezember 1911 die offizielle Eröffnung der Bahnstrecke Jülich - Baal - Dalheim mit einem Sonderzug statt, der aus zwei Lokomotiven und sieben D - Zug - Wagen bestand.
Neben den beiden Endbahnhöfen hatte der neue Turmbahnhof Baal die größte Bedeutung. Dort wurde die Verbindung für Personen, Gepäck und Expressgut zur Strecke Aachen - Düsseldorf hergestellt. Über eine Verbindungsstrecke bei Baal Gbf / Baal West wurde die neue Strecke auch für den Bahnverkehr angeschlossen.
Linnich und Wassenberg erhielten Bahnhöfe III. Klasse. Broich, Tetz, Körrenzig, Hückelhoven, Ratheim und Rosenthal erhielten Bahnhöfe der Klasse IV, Doveren wurde Haltepunkt. Die Haltepunkte Birgelen, Hückelhoven - Zeche und Rurich kamen erst später hinzu; Rurich im Mai 1912
Durch den Kohleabbau der Gewerkschaft Sophia - Jacoba entstanden Anschlussbahnen in Hückelhoven.
Während des 2. Weltkrieges wurden die Brücken der Bahnstrecke zerstört; zumeist durch Sprengungen der deutschen Wehrmacht. Diese sprengte im Dezember 1944 auch den Kreuzungsbahnhof in Baal. Amerikanische Pioniere schütteten das Kreuzungsbauwerk zu, um die Wiederherstellung der Hauptbahn Aachen - Düsseldorf zu beschleunigen.
Auf Grund der Kohletransporte wurde der Abschnitt Hückelhoven - Baal Gbf als erstes wiederhergerichtet. Es folgte am 11. Februar 1950 der Abschnitt Hückelhoven - Dalheim. Am 1. April 1950 war die Strecke zwischen Jülich und Baal wieder befahrbar. Bis zur durchgehenden Befahrbarkeit der gesamten Strecke zwischen Jülich und Dalheim sollte es aber noch ein Jahr dauern, da die Wiederherstellung des Turmbahnhofes diese Zeit in Anspruch nahm.
Durch die Bahnverbindung wuchsen nach dem 2. Weltkrieg insbesondere Ratheim und Hückelhoven zu Industriestandorten (Bergwerk Sophia-Jacoba). Der Betrieb war so auch immer schon geprägt von sehr langen und schweren Kohlezügen, welche später auch der Grund für die Elektrifizierung im Anschnitt Ratheim - Baal Güterbahnhof werden sollten.
Aufgrund des anwachsenden Individualverkehrs wurde am 29. September 1968 der Personenverkehr von Baal nach Jülich eingestellt; gleiches geschah am 28. Mai 1972 mit dem Güterverkehr. 1974 begann die Demontage der Gleise zwischen Baal und Linnich.
Auf der Nordstrecke von Baal nach Dalheim wurde der Fahrplan bis auf wenige Züge am Tag ausgedünnt und parallel verkehrende Busse taten ihr übriges; am 27.September 1980 befuhr der vorerst letzte fahrplanmäßige Personenzug, ein Schienenbus, die Strecke. Die offizielle Betriebseinstellung des Abschnitts Dalheim - Ratheim erfolgte am 31. Dezember 1983.
Trotz der Stilllegung der Gewerkschaft ( Zeche ) Sophia - Jacoba am 27. März 1997 verkehren weiterhin Kohlezüge zwischen Baal Gbf und Ratheim. Die SJ - Brikett- und Extracitfabrik GmbH auf dem alten Zechengelände in Hückelhoven stellt Formkohlen aus Anthrazit her. Neben den raucharmen, bitumengebundenen Briketts werden Formkohlen mit dem Eigennamen Extrazit produziert. Diese besitzen durch einen silberfarbenen Überzug einen besonderen Qualitätsstandard, der im Markt auf eine entsprechende Akzeptanz trifft. So transportiert die DB AG heute Kohle zu einer ehemaligen Zeche, wo diese in Brikett und Formkohle umgearbeitet wird
Bilder von Bahnhöfen
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Endhaltepunkt Linnich der Rurtalbahn
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Bahnhof Baal (Tief)
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Bahnhof Baal (Hoch) ( an der Hauptstrecke Aachen - Mönchengladbach )
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Bahnhof Ratheim
Betrieb 2006 / Zukunft
Die DKB / Rurtalbahn entschloss sich 2002 den Abschnitt zwischen Linnich und Jülich zu reaktivieren, damit kann man die Stadt Linnich seit 34 Jahren nun erstmals wieder mit dem Zug (von Düren aus) erreichen. Nördlich von Linnich soll die Strecke außerdem bis zur DB-Strecke Aachen - Mönchengladbach verlängert werden. Dabei ist noch strittig, ob die Verlängerung nach Hückelhoven-Baal, was de facto ein Wiederaufbau wäre, oder nach dem benachbarten Brachelen geschehen soll. Wegen der weitgehend gestrichenen Infrastrukturmittel des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen ruht dieser Plan momentan allerdings.
Literatur
Josef Lennartz, Schienenwege im Rheinischen Grenzland, Museumsschriften des Kreises Heinsberg, Band 6, 1985