Multiplexer

Selektionsschaltung in der analogen und digitalen Elektronik
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Ein Multiplexer (MUX) ist ein Selektionsschaltnetz (ein Bauteil aus der Elektronik/Digitaltechnik), mit dem aus einer Anzahl von Eingangssignalen eines ausgewählt werden kann (etwa beim Speicherzugriff). Bei zyklischem Durchlauf können so parallele Datenströme in serielle gewandelt werden. Des Weiteren kann jede Schaltfunktion realisiert werden.

Abb. 1a: Aufbau eines 1-MUX durch zwei Und- und ein Oder-Gatter
Abb. 1b: Symbol eines 1-MUX gem. DIN 40900; die Beschriftung definiert den inneren Aufbau (G = UND; V = ODER; 1 = Identität; 1 = Negation)

Neben mehreren Eingängen und einem Ausgang verfügt ein MUX über ein oder mehrere Steuersignale, über die festgelegt wird, welcher Eingang ausgewählt wird: Es wird derjenige Eingang zum Ausgang durchgeschaltet, der die Nummer hat, die in Form einer Dualzahl an den Steuersignalen anliegt. Ein n-MUX hat n Steuersignale, 2n Eingänge und einen Ausgang. Die Eingänge sind von 0 bis 2n-1 durchnummeriert.

Der einfachste Fall ist der 2-Eingaben-Multiplexer oder 1-MUX (Abbildung 1), der ein Steuersignal s0, 2 Eingänge e0 und e1 und einen Ausgang a hat. Liegt am Steuersignal s0 eine 1 an, so liefert der Ausgang a das Signal, das am Eingang e1 anliegt, andernfalls das von Eingang e0.

Schalttafel des 1-MUX
s0 a
0 e0
1 e1

Abbildung 2a zeigt den rekursiven Aufbau eines 2-MUX aus 1-MUXen. Analog kann man MUXe mit mehr Steuersignalen und entsprechend mehr Eingängen bauen. Dabei benötigt man für die Konstruktion eines m-MUX 2m-1 MUXe mit je m Steuersignalen. Die Kosten eines Multiplexers steigen also exponentiell mit der Anzahl seiner Steuersignale. Außerdem haben Multiplexer mit vielen Steuersignalen eine hohe Zahl von Gatter-Stufen, was zu hoher Laufzeit führt.

Abb. 2a: Aufbau eines 2-MUX aus drei 1-MUX
Abb. 2b: Schaltsymbol eines 2-MUX bestehend aus drei 1-MUX gem. DIN 40900; Beschriftung beschreibt den inneren Aufbau; mit Funktionskopf

Das Schaltsymbol eines 2-MUX zeigt Abbildung 2b.

Die Schaltfunktion eines 2-MUX lautet:

Schalttafel des 2-MUX
s1 s0 a
0 0 e0
0 1 e1
1 0 e2
1 1 e3
Abb. 2c: Aufbau eines 2-MUX aus UND- und ODER-Gattern
Abb. 2d: Schaltsymbol eines 2-MUX gem. DIN 40900

Beispiel

Gegeben ist eine Schaltfunktion f(s3,s2,s1,s0), die genau dann 1 ist, wenn die Dualzahl [s3s2s1s0]2 eine Primzahl ist. So muss etwa f(0, 0, 1, 1) = 1 sein, da die Dualzahl 0011 der dezimalen 3 entspricht und 3 eine Primzahl ist.

Die Funktion f entspricht der folgenden Wahrheitstafel:

s3 s2 s1 s0 a
0 0 0 0 0
0 0 0 1 1
0 0 1 0 1
0 0 1 1 1
0 1 0 0 0
0 1 0 1 1
0 1 1 0 0
0 1 1 1 1
1 0 0 0 0
1 0 0 1 0
1 0 1 0 0
1 0 1 1 1
1 1 0 0 0
1 1 0 1 1
1 1 1 0 0
1 1 1 1 0

Diese Schaltfunktion soll mit einem 4-MUX realisiert werden. Die an den Eingängen des 4-MUX anliegenden Bits kann man hierzu aus der Ergebnisspalte f der Wahrheitstafel ablesen. Der 4-MUX muss also folgendermaßen geschaltet sein:

Datei:4-MUX-Primzahl.png
Abb. 4a: Realisierung der Funktion f mit einem 4-MUX (Prinzip)
 
Abb. 4b: Praktische Realisierung



Es ist aber auch möglich, dieselbe Funktion mit einem 3-MUX zu realisieren. Das Problem ist dabei, dass die Funktion f vier Parameter hat, aber nur drei Steuersignale zur Verfügung stehen. Man löst es, indem man den Funktionswert a in Abhängigkeit von s3 ausdrückt.

Dadurch entsteht die folgende Wahrheitstafel:

s2 s1 s0 a
0 0 0 0
0 0 1 0
0 1 0 S3
0 1 1 1
1 0 0 0
1 0 1 1
1 1 0 0
1 1 1 S3

Der 3-MUX wird also folgendermaßen angeschlossen:

 
Abb. 5a: Realisierung der Funktion f mit einem 3-MUX (Prinzip)


 
Abb. 5b: Praktischer Aufbau mit 3-fach Multiplexer bestehend aus 1-fach Multiplexern (Variante 1)
 
Abb. 5c: Praktischer Aufbau mit 3-fach Multiplexer bestehend aus 1-fach Multiplexern (Variante 2)
 
Abb. 5d: Praktischer Aufbau mit 3-fach Multiplexer

Ausgänge

In CMOS-Technik werden Multiplexer dabei sowohl mit digitalen Logik-Gattern, als auch mit Analogschaltern (Transmission-Gates) ausgeführt. Bei Verwendung von Transmission-Gates kann der elektrische Strom in beide Richtungen (bidirektional) fließen, wodurch ein solcher Multiplexer—durch umgekehrte Ansteuerrichtung—auch als Demultiplexer verwendet werden kann. Ein solcher Multiplexer wird daher auch als Analog-Multiplexer/Demultiplexer bezeichnet.

Die ODER-Verknüpfung am Ausgang lässt sich auch durch eine Wired-OR-Verknüpfung realisieren. Will man dabei die langen Anstiegszeiten am Ausgang verhindern kann man auch Tristate-Gatter am Ausgang anschließen. Diese Lösung wird allerdings nicht in integrierten Schaltungen verwendet, ausgenommen in Bussystemen, bei denen die Signalquellen räumlich getrennt sind.

Multiplexer Bausteine

Multiplexer sind im Handel als vorgefertigte IC-Bausteine erhältlich. Die wichtigsten Typen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

gebräuchliche integrierte Multiplexer
Anzahl der
Eingänge
TTL ECL CMOS
digital analog1)
16 74LS150   4515 4067
2×8       4097
8 74LS151 10164 4512 4051
2×4 74LS153 10174 4539 4052
8×2 74LS604      
4×2 74LS157 10159 4519 4066
1) Multiplexer/Demultiplexer mit Transmission-Gate

Siehe auch