Der Rundfunk der DDR produzierte die Hörfunkprogramme in der DDR. Zentraler Sitz des DDR-Rundfunks war von 1956 bis 1990 das Funkhaus Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide. Daneben bestanden zahlreiche Funkhäuser und Studios in verschiedenen Städten der DDR, so in Potsdam, Weimar, Leipzig und Dresden.

Sender
In den 80er-Jahren sendete der Rundfunk auf fünf Stationen innerhalb der DDR:
- Radio DDR 1 - Nachrichten- und Unterhaltungsprogramme
- Radio DDR 2 - Kultur- und Bildungsprogramme, morgens Regionalprogramme
- Berliner Rundfunk - Regionalsender für die Hauptstadt
- DT64 - Jugendradio
- Stimme der DDR - für deutschsprachige Hörer außerhalb der DDR
- Ferienwelle (Urlaubsprogramm für die Ostseeregion, sendete nur während der Feriensaison zwischen Mai und September)
- Messewelle (buntes, westlich orientiertes Programm während der Leipziger Messe, je eine Woche im März und September)
Dazu kam der Auslandsender RBI:
- Radio Berlin International - Auslandssender
Folgende Sender wurden am 1. Oktober 1971 zur Stimme der DDR vereinigt:
- Berliner Welle - für Hörer in West-Berlin
- Deutschlandsender - für Hörer in der Bundesrepublik
Auslandsgeheimsender (1971 bzw. '72 eingestellt):
- Deutscher Freiheitssender 904 (17. August 1956 bis 30. Oktober 1971)
- Deutscher Soldatensender 935 (September 1960 bis 30. Juni 1972)
Geschichte
Gründung bis 1960
Die erste Rundfunksendung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde bereits wenige Tage nach Kriegsende am 13. Mai 1945 im Haus des Rundfunks, dem alten Berliner Funkhaus in der Masurenallee (ab Juli britischer Sektor, später Sitz des ehemaligen SFB) produziert und über den Sender Tegel ausgestrahlt, nachdem der sowjetische Stadtkommandant in Berlin Nikolai Bersarin am 10. Mai 1945 die Wiedereinrichtung eines öffentlichen Rundfunks befohlen hatte. Bersarin handelte auf Grundlage eines Beschlusses der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) vom 8. Mai.
Das Pragramm nannte sich zunächst Radio Berlin und ging mit den Worten „Hier spricht Berlin“ auf Sendung. Verantwortlich für das Programm war der zur Gruppe Ulbricht gehörende KP-Funktionär Hans Mahle unter Kontrolle der SMAD. Kurze Zeit später wurde das Programm in Berliner Rundfunk umbenannt, dessen Aufgabe zu diesem Zeitpunkt vor allem in einer regionalen Rundfunk-Versorgung bestand. Allerdings wurden andere Sender in der SBZ schon wenig später angewiesen, Programmteile des Berliner Rundfunks zu übernehmen.
Parallel zum Weideraufbau des Rundfunks in Berlin nahmen auch in anderen Teilen der SBZ verschiedene Sender ihren Betrieb wieder auf. So lizensierte die SMAD u.a. ebenfalls 1945 "Radio Leipzig" aus dem kurz darauf der wiedergeründete Mitteldeutsche Rundfunk hervorging.
Kurz vor der Gründung der DDR 1949 nahm dann als erstes zentrales Programm der Deutschlandsender seinen Programmbetrieb auf, der - entsprechend der damilgen Ausrichtung der DDR-Politik auf eine deutsche Einheit unter sozielistischen Vorzeichen - ein Programm für ganz Deutschland sein sollte.
1952 wurde das Staatliche Rundfunkkomitee (mit einem besonderen Intendanzbereich Deutscher Fernsehfunk) als oberstes zentrales Leitungsorgan aller Sender gebildet. Sitz des DDR-Rundfunks war ab 1954 das für diesen Zweck neu errichtete Funkhaus in der Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide. Offiziell wurde dieses Funkhaus am 4. September 1954 eröffnet, nachdem sich in Folge eines Brandes die Fertigstellung des Baus um etwa 1 Jahr verzögert hatte. Der Neubau war notwendig geworden, weil sich angesichts der politischen Entwicklungen und des beginnenden kalten Krieges der Verbleib der DDR-Rundfunk-Zentrale in West-Berlin als untragbar herausgestellt hatte.
Mit der Gründung des Staatlichen Rundfunkkomitees ging eine Umstrukturierung und Zetralisierung des Rundfunks in der DDR einher. So wurden fortan alle Programme in Berlin produziert. Die bisherigen Landessender wurden zu Bezirks-Sender umfunktioniert und bekamen vor allem eine Zulieferfunktion für die Programme aus Berlin. Darüber hinaus wurden durch die Bezirks-Sender auch Regional- und Sonderprogramme produziert. Diese liefen z.B. vergleichbar heutigen Fensterprogrammen als Mogrenprogramm bei Radio DDR II. Sonderprogramme waren u.a. die Messewelle in Leipzig oder die Radio-DDR-Ferienwelle für Ostsee-Urlauber.
Die 60er- bis 80er-Jahre
Drei Wochen nach dem Bau der Berliner Mauer, am 5. September 1961 begann die verstärkte ideologische Abschottung gegen die „Ochsenköpfe“. Die FDJ startete die Aktion „Blitz contra Natosender“, dabei wurden von überzeugten Jungsozialisten auf Westempfang gedrehte Rundfunkdachantennen entweder auf Ostempfang gedreht oder zerstört.
Zu den Aufgaben des DDR-Rundfunks gehörte auch das Stören unliebsamer Sendungen aus dem Westen. Betroffen davon war vor allem der RIAS; man versuchte mehr oder weniger erfolgreich, dessen Mittelwellefrequenzen (Berlin-Britz und Hof) bis zum Inkrafttreten des Genfer Wellenplanes 1978 durch ein die gesamte DDR überspannendes Netz von Störsendern unhörbar zu machen.
Die Anzahl der Sendestunden stieg insbesondere Ende der 1980er-Jahre an. Ein Grund dafür ist unter anderem der Start von DT64 als eigenständiges Programm.
Nach November 1989
Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden die Sender umbenannt, Personal abgebaut und der Sendebetrieb auf Grundlage des Staatsvertrags über den Rundfunk im vereinigten Deutschland zum 31. Dezember 1991 eingestellt.
Die ARD wurde um die beiden ostdeutschen Anstalten ORB (2003 mit dem SFB zum RBB fusioniert) und MDR erweitert. Im Hörfunk entstand aus der Fusion ehemaliger Ostberliner (DS Kultur) und Westberliner Sender (RIAS 1) 1994 das DeutschlandRadio Berlin (heute: Deutschlandradio Kultur).
Das Archivmaterial des DDR-Rundfunks wird heute vom Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) am Standort Babelsberg verwaltet.
Produktionszahlen
Jahr | 1965 | 1970 | 1975 | 1980 | 1985 | 1988 | 1989 |
Sendestunden Wort | 32.217 | 36.866 | 32.479 | 35.435 | 38.221 | 46.033 | 48.428 |
Sendestunden Musik | 31.499 | 31.131 | 29.706 | 31.583 | 33.804 | 48.112 | 48.953 |
Sendestunden Gesamt | 63.716 | 67.997 | 62.185 | 67.018 | 72.025 | 94.145 | 97.381 |
Durchschn./Woche | 1.222 | 1.304 | 1.193 | 1.282 | 1.381 | 1.800 | 1.868 |
Rundfunk der ehemaligen Sowjetunion
Die ehemalige Sowjetunion strahlte für die in der DDR stationierten Sowjettruppen auf der Langwellenfrequenz 261 Kilohertz (kHz) unter der Bezeichnung „Radio Wolga“ ein russischsprachiges Programm aus. Auf der Mittelwellenfrequenz 1323 kHz sendete der Auslandsdienst. Genutzt wurden Sendeeinrichtungen, die auch vom Rundfunk der DDR mitbenutzt wurden und wie diese von der ehemaligen Deutschen Post betrieben wurden, in Burg (Langwelle) und Wiederau (Mittelwelle).
Über Kleinsender wurde auch das erste Programm des sowjetischen Fernsehens an den Militärstandorten ausgestrahlt. Die Reichweite war begrenzt, ähnlich wie bei AFN-TV in der Bundesrepublik. Die Sender wurden bis 1994 abgeschaltet.
Ab Januar 1989 wurde für den Auslandsdienst der Hochleistungssender in Wachenbrunn benutzt. Der Sender „Radio Wolga“ wurde nach dem Abzug der Sowjettruppen abgeschaltet, die Langwellenfrequenz übernahm - bis zur Betriebsseinstellung Anfang 2000 - Radioropa Info. Es ist geplant auf dieser Frequenz vom Standort Brehm bei Burg ein deutschsprachiges Programm von Europe 1 auf 261 kHz im Digital Radio Mondiale-Modus abzustrahlen. Der Hochleistungssender in Wachenbrunn, der heute Eigentum der Deutschen Telekom ist, wird weiterhin vom russischen Auslandsdienst zur Verbreitung seiner Programme im Mittelwellenbereich genutzt. Inzwischen gibt es noch einen zweiten, allerdings leistungsschwächeren Mittelwellensender in Zehlendorf bei Oranienburg.
Literatur
- Klaus Arnold u. Christoph Classen (Hrsg.): Zwischen Pop und Propaganda. Radio in der DDR. Berlin: Ch. Links, 2004. ISBN 3-86153-343-X
- Sibylle Bolik: Das Hörspiel in der DDR. Frankfurt [u.a.]: Lang, 1994. ISBN 3-631-46955-1
- Patrick Conley: Features und Reportagen im Rundfunk der DDR. Tonträgerverzeichnis 1964-1991. 2. Aufl. Berlin: Askylt, 1999. ISBN 3-9807372-0-9
- Wolfgang Mühl-Benninghaus: „Rundfunk in der SBZ/DDR.“ In: Rundfunkpolitik in Deutschland, Bd. 2. München: dtv, 1999. S. 795-873. ISBN 3-423-30714-5
- Ingrid Pietrzynski (Bearb.): Das Schriftgut des DDR-Hörfunks. Eine Bestandsübersicht. Potsdam-Babelsberg: DRA, 2002. ISBN 3-926072-99-7
- Ingrid Scheffler (Hg.): Literatur im DDR-Hörfunk. Günter Kunert - Bitterfelder Weg - Radio-Feature. Konstanz: UVK, 2005. ISBN 3-89669-478-2
Siehe auch
Weblinks
- Deutsches Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg
- Rundfunk der DDR (MDR-Lexikon)