Geschichtliche Voraussetzungen
Schon das Wort Mühle (v. althochdeutsch: muli; aus lat. molina bzw. molere = mahlen) hat lateinische , also römische Wurzeln.
Antrieb durch Muskelkraft (Mensch/Tier)
Die ersten Ackerbauern werden ihre mühsam erlangten geringen Mengen geernteter Getreidekörner per Muskelkraft gestampft oder zerrieben haben, um sich aus dem so gewonnenen Mehl Mahlzeiten herzustellen
Nachdem der Mensch in seiner Entwicklung vom Jäger zum sesshaften Ackerwirt wurde, Tiere domestizierte, sich damit unabhängig von der Jagd machte, lernte er auch, Tiere als Antriebskraft einzusetzen. Irgendwann in dieser Zeit (vor fünf bis sechstausend Jahren), nachdem auch das Rad erfunden worden war, zogen sie den Pflug oder waren Antrieb der Schöpfräder am Brunnen oder für die Bewässerung.
Erfindungsgeist und Technik
Die Menschen entwickelten sich weiter, sie hatten gelernt, auch die Kräfte der Natur zu nutzen. Das Segel wurde erfunden. Schiffe bewegten sich nun auch ohne Ruderer, Wind oder auch Wasserkraft ersetzten das Ochsengespann als Antrieb eines Mahlwerkes einer Mühle. Ein römischer Schriftsteller, Marcus Vitruvius Pollio, beschreibt 24 vor Christus eine Wassermühle mit „Steinmahlgang“, dem Kernstück jeder Getreidemühle. Dieser Steinmahlgang (es dreht sich nur der obere angetriebene Mühlstein) ist das Zusammenspiel der Mühlsteine, die durch die Mahlbewegung das Getreide zu Mehl verarbeiten.
Die Römer brachten ihr Wissen auch in ihren eroberten Provinzen am Rhein zur Anwendung.
Später nach Frankenzeit und Mittelalter waren es dann zunächst Mönche, die das römische Mühlenwissen bewahrt hatten und im Rahmen der klösterlichen Selbstversorgung weiter praktizierten. Die neuzeitlichen Wurzeln der europäischen Mühlentechnik gehen daher nicht nur auf das Ingenieurwissen der mittelalterlichen Klosterschulen, sondern schon auf den Erfindungsgeist römischer Zeit zurück
Korn- und Ölmühlen als Lohnmühlen
Müller der damaligen Zeit waren Pächter auf dem Grund und Boden des Erzbischofs, des Stiftes oder eines Klosters, wurden vom Volke jedoch oft nicht sehr hoch geachtet. Da die einfachen Menschen auf dem Land ohnehin nicht viel von Technik verstanden, dachte man, es könne bei diesen geheimnisvollen Mechanismen nur mit dem Teufel zugehen. Auch konnte ja nie genau nachgewiesen werden, ob der Müller nur seinen ihm rechtmäßig zustehenden Anteil als Lohn genommen hatte oder möglicherweise noch mehr. So unterstellte man den Müllern oftmals Unehrlichkeit und sagte: " Das beste an der Mühle ist, dass die Säcke nicht reden können".
Naturgegebene Voraussetzung der Mühlen im Raum Hürth
Eine Besiedlung des Raumes entlang des etwa acht Kilometer breiten Villerückens zwischen Brühl und Frechen erfolgt wohl erst in der Frankenzeit, als die ständig anwachsende Bevölkerung aus den fruchtbaren Tälern des Rheines und der Erft auch in die eher kargen Waldgebiete auf dem Höhenzug der Ville vordringt. Die im Mittelalter noch dicht bewaldeten fast undurchdringlichen Höhen des Villerückens waren nur spärlich besiedelt. Unter einer relativ dünnen Erdschicht lag die noch nicht entdeckte oder in ihrer Bedeutung nicht erkannte unberührte Braunkohle und wirkte dort wie ein riesiger Schwamm, der das Regenwasser speicherte. Von diesem wahrhaft gigantischen Wasserreservoir wurden alle nach Osten hin abfließenden Quellen und Bäche des Hürther Raumes gespeist.
Diese Quellgebiete an den Hängen der Ville, mit Rinnsalen, die sich zu Bächen vereinigten, waren günstige Gegebenheiten, sich anzusiedeln. Denn Wasser war nicht nur unverzichtbare Lebensgrundlage, sondern bot sich hier auf Grund des reichhaltigen Vorkommens und des vorhandenen Gefälles als Energiequelle für den Antrieb von Mühlen an. So wurden in den letzten Jahrhunderten allein im Hürther Raum (inklusive der auch vom Gleueler Bach angetriebenen Pletsch- oder Decksteiner Mühle im heutigen Köln-Lindenthal) 16 nachweisbare Mühlen betrieben.
Die für die mittlerweile zahlreichen bäuerlichen Ansiedlungen des Vorgebirgssaumes mit noch heute bedeutender Landwirtschaft äußerst wichtigen Mühlen zur Verarbeitung der Ernten dienten allen Beteiligten. Die Bauern bzw. das Volk erhielt Mehl für Brot und Speisen, der Müller seinen Lohn, die Mühleneigner die Pacht.
Die Mühlen in Hürth
Die Hürter Wassermühlen waren in der Mehrzahl Getreide-Mahlmühlen. Sechs der Mühlen lagen am Duffesbach, sechs weitere am Gleueler Bach und drei am Born- oder Burbach .
Gleueler Bach
Schallmauer Ölmühle
In der Ölmühle, sie war integriert in eine landwirtschaftliche Hofanlage, wurden Raps, Rübsen, Leinsamen vom Flachs und Bucheckern verarbeitet. Durch den fortschreitenden Braunkohleabbau ab 1920, immer mehr Ländereien wurden von den Großbaggern geschluckt, verlor die Hofanlage an Wert. Bis auf das sich heute in Privatbesitzbefindliche barocke Landhaus wurden in den 1950er Jahren alle übrigen Gebäude abgerissen.
Oebels Mühle oder Obere Mühle
Die Oebels Mühle wurde um 1905 von ihrem letzten Besitzer Edmund Oebel geräumt und zu anderen Verwendungszwecken verkauft.
Keips oder Correns Mühle
Die Correns Mühle, Ernst-Reuter-Str. 91 , deren Mühlrad einst auch vom Gleueler Bach angetrieben wurde, welcher bei Berrenrath entspringt (An den 7 Sprüngen), und durch Gleuel und Sielsdorf bis zum südlichen Randkanal fließt, wird erstmals 1773 erwähnt. Die Stilllegung der Mühle erfolgte 1954. Von den ehemals zahlreichen Mühlen an den Villebächen im Hürther Gebiet ist die früher auch Keips- oder Mittlere Mühle genannte Anlage dank aufwendiger Investitionen des jetzigen Besitzers die einzige einigermaßen gut erhaltene.
Technik der ehemaligen Mühle
Das verbliebene Teilinventar, ein Getriebe des Motorantriebs aus der späteren Neuzeit, Transmission und der Läuferstein eines Mahlgangs, wurde in den Wohnbereich integriert. Das unterschlächtige Wasserrad ist nicht mehr vorhanden. Erhaltene Müllereimaschinen, im Besitz des heutigen Eigentümers, lagern an separater Stelle.
Burgmühle später Mertens Mühle
Den Namen hatte die Mühle durch die Ritter von Gleuel. Die in den mittelalterlichen Texten „Spezificatio derfronhofs länderey zu Glewel de 1545 und 1628“ erwähnten Wasserburgen von Gleuel, führen als wahrscheinlich älteste auch die Burgsmühle an. Um 1930 wurde die Mühle vom letzten Besitzer Mertens stillgelegt. Die Mühlsteine wurden im wegen des Braunkohleabbaus kaum noch Wasser führenden Gleueler Bach „entsorgt“, das Bachbett später zugekippt.
Untere Mühle oder Unterste Mühle
An die Untere Mühle, auch sie wird in der vorgenannten „Spezificatio“ erwähnt, erinnert heute lediglich ein in einer dort nach dem zweiten Weltkrieg erbauten kleinen Siedlung angebrachtes Straßenschild. 1875 letztmals erwähnt, verliert sich ihre Spur.
Sielsdorfer Mühle
Die Sielsdorfer Mühle gehörte zum Kölner Stift Sankt Pantaleon und wurde laut Lagerbuch der Pfarrei Gleuel an private Müller verpachtet. Genannt werden hier um 1550 ein Rorich Müller, ein Gottschalk Deckstein um 1599 und ein Hermann Bachem im Jahre 1621. Ein Straßenname erinnert noch an die Mühle.
Bornbach oder Burbacher Bach
Im Westen des historischen Berrenrath (etwa 130 – 140 m. ü. NN) trat aus den früheren (mittelalterlichen) Waldgebieten des Villerückens der Bornbach aus. Er durchfloss Berrenrath bis zum Anfang des Braunkohleabbaus im letzten Jahrhundert. Am Bornbach oder Burbacher Bach wurden im Lauf der Zeit drei Mühlen erbaut und betrieben. Der Bornbach mündete bei oder in Efferen in den Duffesbach.
Kloster Burbach
Verbürgt ist die Errichtung des Klosters der Heiligen Maria an der Quelle (ad fontem Sanctae Mariae) des Burbaches im Jahre 1233. Mit dem Erwerb des Fronhofes im Jahre 1298 erlangen die Burbacher Nonnen des Zisterzienserinnenordens die Grundrechte über Berrenrath und damit verbunden auch die niedere Gerichtsbarkeit.
Ölmühle und Mahlmühle Kloster Burbach
Die Erstnennung der Burbacher Klostermühlen ist für 1669 belegt. Die Ölmühle lag oberhalb des Klosters, von ihr ist nichts mehr zu finden.
Die eigendliche Klostermühle, der heutige Füngelingshof, ist eine geschlossene Hofanlage, Erbaut wurden solche Anwesen im Stil fränkischer Bauernhöfe als Vierseithof, bestehend aus Wohnhaus, dem Mühlengebäude, überdachter Einfahrt, Wirtschaftsgebäude, Stallungen und Scheune. Oftmals , wie im Fall der Correns Mühle in Gleuel, war auch noch eine Backstube integriert. Zusammen mit einer Mahlmühle gehörte das Anwesen bis zur Aufhebung des gegenüberliegenden Klosters Marienbrunn zu dessen Immunitätsbezirk. Der jeweilige Hof- und Mühlenpächter war dem Kloster gegenüber abgabepflichtig.
Die ältesten Gebäudeteile stammen wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert. Auf einem Balken des Scheunentores ist die Jahreszahl 1839 eingeritzt. Die eigentliche Mühle wurde nach Kriegszerstörungen im Jahr 1949 abgerissen. Ein südlich der Hofscheune von der langjährigen Pächterfamilie Füngeling errichteter Bildstock erinnert an das ehemalige Kloster.
Burbacher Dorfmühle oder Krings-Mühle
Der Ort Burbach selbst ist einige Kilometer vom Kloster entfernt und liegt im Tal des den Ort durchfließenden Burbaches (oder Bornbach, später Stotzheimer Bach) am Villehang.
In der Müllerliste der Dorfmühle ist aus der Zeit um 1700 ein Müller Fündelin als Landwirt und Erbpächter erwähnt. Die Erbfolge der Eigentümer des Anwesens ist bis zum heutigen Tag lückenlos. Auch wurde mit der Sanierung der historischen verbliebenen Bausubstanz in jüngster Zeit begonnen (derzeitiger Zustand)
Duffesbach
Schollsmühle oder Talmühle
Der Name der Mühle geht auf ihren um 1837 erwähnten Eigentümer Emmanuel Scholl zurück. Der Name „Talmühle“ stammt whrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als auf dem Gelände des Mühlenanwesens ein dann als Hauptgeschäft etabliertes Restaurant betrieben wurde, die Hotel-Restauration Talmühle, die heute noch mit neuerem Gebäude und in bescheidenerem Umfang mit dem Namen Talmühle als Schankwirtschaft besteht.
Das Erbauungsdatum der drei folgenden Mühlen ist nicht bekannt, erwähnt werden alle drei in einem Bericht zum Besitzstand der Hürther Burg im Jahr 1732. Dort ist die Rede von „Horster Mühl“, „Hammermanns-Mühl“ und „Kuhlhaß Mühl“.
Horster Mühle
Das Mühlengebäude wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Mühlsteine liegen noch im Hof. Vom Gerinne ist nur noch der Durchlauf unter der Bahnlinie zu erkennen.
Hammermanns Mühle oder Mittlere Mühle
Kohlhaasmühle oder Untere Mühle
Die Kohlhaasmühle wurde Anfang 1943 von einer Luftmine getroffen und völlig zerstört. Heute erinnert nur die Straße an der Kohlhaasmühle an die Anlage.
Deutschherrenmühle
Der Gedanke, den Ortsnamen Hermülheim in Verbindung mit einem Mühlenstandort zu sehen, drängt sich nicht nur auf, sondern ist auch zu belegen. Der Name wird erstmals 943 erwähnt in einer Urkunde, mit der der Abt von Prüm den Eheleuten Ramengarius und Adalgarda ein Gut in Molinen (Mühlen) überließ. Hermülheim war allerdings bereits zur Römerzeit Siedlungsgebiet mit dem Namen Molinaricum (Mühlenheim). Weitere Namen im Laufe der Zeit waren Mulenheim, Richemülheim, Richzaemülheim und Rizemolheim. Die letzte Umbenennung zu Her(ren)mülheim rührte von der Ansiedlung des Deutschen Ritterordens in der ehemaligen Burg von Hermülheim her.
Eine Karte von Mathias Ehmanns (um 1762) zeigt den aus dem Duffesbach abzweigenden Mühlbach, seine Führung über Damm und ein aufgeständertes Gerinne zum Mühlrad.
Heute erinnert nur noch der Straßennahme an der Herrenmühle an diese Mühle.
Lowenmühle Schleifkotten
Am Lauf des Efferen durchfließenden Duffesbaches gab es nur eine Mühle, die Lowenmühle (wahrscheinlich von Gerber-"Lohe"). In späterer Zeit, als dort auch Waffen geschliffen wurden, nannte man sie Schleifkottenmühle oder auch nur "der Schleifkotten". Sie hat etwas außerhalb der Ortschaft in Richtung Köln gestanden und wurde 1211 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name lebt nur als Lagebezeichnung für ein Waldstück im Kölner Grüngürtel fort.
Mit dem Zeitalter der technischen Industrialisierung, besonders mit der Einführung der Dampfmaschine um 1780, begann die allmähliche Verdrängung der Wasser- und Windmühlen.
Die Neuzeit / Heute
Unter Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde 1957 das Mühlenstilllegungsgesetz verabschiedet. Es bewilligte Müllern und Mühlenbesitzern eine staatliche Prämie unter der Auflage, dreißig Jahre lang die stillgelegte Mühle nicht mehr zu betreiben. Im Zuge der staatlichen Subventionierung wurden die meisten Mühlen aufgegeben.
Seit nunmehr über einem Jahrhundert bestimmen heute Anwendungen von Elektrizität wie Licht, Wärme und Kraft mehr und mehr das menschliche Leben. Eine Wind- oder Wassermühle ist für die Menschen unserer Hemisphäre etwas Nostalgisches, Romantisches. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es auf unserer Erde Menschen gibt, welche froh wären, über diese für uns veraltete Technik verfügen zu können.
Auch in Hürth haben die 15 Mühlen nur wenig Spuren hinterlassen
Literatur
- Hürther Heimat, Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Heimatkunde – Band 76 -1997 und Band 84 - 2005
- Brühler Heimatblätter : Für den Bereich der Stadt und des Ehemaligen Kurkölner Amtes Brühl,
Hrsg.: Brühler Heimatbund, S.12, Brühl 1951 1/1
Weblinks
- www.muehlen-dgm-ev.de - DGM-Homepage
- http://www.muehlenverband-rhein-erft-rur.de/kataster/2003/432.php