Als virtuelles Wasser wird jenes Wasser bezeichnet, das zur Erzeugung eines Produkts aufgewendet wird. Zieht man die Bilanz des virtuellen Wassers, verbraucht jeder Deutsche pro Tag 4000 Liter Wasser.
Den Begriff prägte der englische Geograf Tony Allan um 1995. Mit virtuellem Wasser ist die Wassermenge bezeichnet, die nach einer umfassenden Bilanz als tatsächlich verbrauchte Menge pro Produkt anfällt. Bei der Herstellung eines Mikrochips werden 32 Liter Wasser verbraucht, bei der Herstellung einer Tomate 13 Liter. In die Bilanz geht auch auf den ersten Blick verdeckter Wasserverbrauch ein. Zum Beispiel fällt bei der Erzeugung von Rindfleisch nicht nur der Verbrauch von Trinkwasser für die Tiere an, sondern auch die Bewässerung von Futterpflanzen. Zudem ist die Wasserverbrauchsbilanz von Region zu Region unterschiedlich; in regenreichen Regionen ist der Wasserverbrauch für das gleiche Produkt geringer als in Trockengebieten.
Die Berechnung des virtuellen Wassers ermöglicht auch, den internationalen Transfer von in Produkten gebundenem Wasser zu untersuchen. Deutschland exportiert virtuelles Wasser, das in der Industrieproduktion verbraucht wird und importiert virtuelles Wasser vor allem in Agrarprodukten (zu denen auch die besonders wasserverbrauchende Baumwolle gehört). In der Bilanz gehört Deutschland zu den zehn größten Importeuren von virtuellem Wasser.
Die Untersuchungen zielen auf einen künftig sparsameren Wasserverbrauch. Insbesondere soll transparent gemacht werden, dass wasserintensive Agrarnutzung in Trockenregionen der Erde ökologisch unsinnig und wirtschaftlich vergleichsweise unrentabel ist. Wasserarme Länder können durch den gezielten Import von Gütern, deren Herstellung viel Wasser benötigt, ihre eigenen Wasserressourcen schonen.
Mit der Bilanzierung virtuellen Wassers beschäftigt sich das Institute for Water Education der UNESCO. Das Institut veröffentlichte unter anderem diese Verbrauchsmengen virtuellen Wassers:
- Die Produktion von 1 kg Weizen benötigt ca. 1.100 l Wasser
- Die Produktion von 1 kg Eier benötigt ca. 4.500 l Wasser
- Die Produktion von 1 kg Rindfleisch benötigt ca. 14.000 l Wasser
- Die Produktion eines Baumwoll-T-Shirts benötigt ca. 2000 l Wasser
Siehe auch Emissionshandel, Ökologischer Rucksack, Fairer Handel
Literatur
- Vereinnahmung von Wasser; In: Wuppertal-Institut (Hrsg.), Fair Future – Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit (S. 108 ff). Ein Report des Wuppertal Instituts, 278 S., 19,90 Euro, Verlag C. H. Beck, ISBN 3-406-52788-4
Weblinks
- UNESCO "Dossier: Virtuelles Wasser"
- UNO "International year of fresh water - virtual water"
- Artikel in der Süddeutschen Zeitung online vom 21.08.2006
- www.waterfootprint.org UNESCO national/individual water footprint calculator