Generalfeldmarschall

Dienstgrad
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Der Feldmarschall, auch Generalfeldmarschall (von ahdt. "marahscalc", Marschall, Stallmeister oder Pferdeknecht) war im 16. Jahrhundert der Führer der Reiterei. Im Dreißigjährigen Krieg war der Feldmarschall ein höherer Generalsrang. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung als höchster militärischer Dienstgrad in vielen europäischen Armeen verwendet.

Marschallstab von Generalfeldmarschall v. Richthofen (III. Reich) - Replik

Geschichte

Aus dem ursprünglichen Hofamt eines Stallmeisters entwickelte sich im Mittelalter die Position des Oberbefehlshabers der Reiterei. Im 16. Jahrhundert war der Feldmarschall normalerweise der Befehlshaber der Kavallerie und der stellvertretende Oberbefehlshaber mit richterlichen Vollmachten. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Feldmarschall der höchste Generalsdienstgrad.

Der Dienstgrad des Feldmarschalls bedeutete nicht nur einen militärischen Rang, er galt protokollarisch dem Minister gleichgestellt und erhielt dadurch auch eine politische Dimension. Der Marschallstab, mit den Hoheitszeichen des Landesherren geschmückt, und nur von diesem verliehen oder übersandt, machte ihn zum Teilhaber an der Macht des Landesherren.

Der Generalfeldmarschall war in der preußischen Armee ein Dienstgrad, der an aktive Offiziere in der Regel nur im Krieg verliehen werden konnte. Generalfeldmarschall konnte werden, wer beispielsweise eine Festung erstürmt oder eine bedeutende Schlacht gewonnen hatte. Erwin Rommel wurde nach dem Sturm auf Tobruk und Erich von Manstein nach der Eroberung von Sewastopol zum Generalfeldmarschall ernannt. In Friedenszeiten wurde er aber auch ehrenhalber an Fürsten befreundeter Staaten oder als "Charakter" (das heißt Ehrenrang) an verdiente Generale zur Versetzung in den Ruhestand vergeben.

In der preußischen Armee und in der Wehrmacht hatte ein Generalfeldmarschall Anspruch auf bestimmte Privilegien. So stand ihm beispielsweise eine ständige Eskorte zum Schutz und als Ehrenbegleitung zu, zudem schied ein Feldmarschall nicht aus dem aktivem Dienst aus und wurde bis zu seinem Tod als aktiver Soldat geführt und geehrt (diese letzte Regelung galt ähnlich in den US-Streitkräften auch für deren Fünf-Sterne-Generäle (General of the Army)). In Preußen waren außerdem alle Feldmarschälle geborene Mitglieder des Preußischen Staatsrates.

Mit Prinz Friedrich Karl und Kronprinz Friedrich-Wilhelm wurden 1870 zum ersten Mal in der Geschichte preußische Prinzen zu Feldmarschällen ernannt. Noch im Jahre 1854 musste der Rang des Generalobersten erfunden werden, um Prinz Wilhelm befördern zu können, ohne gegen diese Regel zu verstoßen.

In den deutschen Armeen war der Dienstgrad Generalfeldmarschall als höchster militärischer Rang bis 1945 in Gebrauch. Seine Entsprechung bei der Marine war der Großadmiral. Heute wird der Dienstgrad in der Bundeswehr nicht mehr verwendet, höchster Dienstgrad ist der General bzw. Admiral.

Die Nationale Volksarmee kannte in Anlehnung an die Rote Armee der Sowjetunion den Dienstgrad des Marschall der DDR, der aber nie verliehen wurde.

Feldmarschall in anderen Ländern

In den romanischen Sprachen entspricht dem Feldmarschall der Marschall. Das französische Maréchal de Camp sowie das spanische Mariscal del campo bedeutet wörtlich zwar Feldmarschall, war jedoch im Gegensatz zum Marschall von Frankreich kein Marschallsrang, sondern ein Generalsrang, der dem Generalmajor entsprach, vergleiche auch den österreichisch-ungarischen Feldmarschalleutnant (Generalleutnant) bzw. den britischen Air Marshal (Luftmarschall).

Ein französischer Maréchal des Logis ist heute wiederum nur ein Unteroffizier. Momentan ist in Frankreich das "maréchalat" ein Ehrentitel, jedoch nicht ein Dienstgrad.

Liste der Generalfeldmarschälle

- sortiert nach der Reihenfolge ihrer Ernennung, soweit bekannt -

Kursachsen und Königreich Sachsen

  1. 21. Juni 1631 – Hans Georg von Arnim-Boitzenburg (1583–1641)
  2. 24. November 1632 – Franz Albrecht Herzog von Sachsen-Lauenburg (1598–1642)
  3. 19. Oktober 1638 – Rudolf von Marzin (auch Marazin)
  4. 1. Januar 1666 – Ernst Albrecht Freiherr von Eberstein (1605–1676)
  5. 28. August 1681 – Joachim Rüdiger Freiherr von der Goltz (1620–1688)
  6. 8. September 1688 – Heino Heinrich Graf von Flemming (1632–1706)
  7. 9. April 1691 – Hans Adam von Schöning (1641–1696)
  8. 10. Mai 1693 – Jeremias von Chauvet († 1696)
  9. 30. September 1697 – Heinrich VI. Fürst Reuß-Plauen
  10. 27. August 1699 – Adam Heinrich Graf von Steinau († 1712)
  11. 3. Dezember 1706 – Georg Benedikt Freiherr von Ogilvy (1651–1710)
  12. 22. Februar 1712 – Jakob Heinrich Graf von Flemming (1667–1728)
  13. 17. April 1730 – Christoph August Graf von Wackerbarth (1662–1734)
  14. 26. November 1735 – Johann Adolf II. Herzog von Sachsen-Weißenfels (1685–1746)
  15. 11. Januar 1749 Friedrich August Graf Rutowski (1702–1764)
  16. 27. Juli 1763 – Johann Georg Chevalier de Saxe (von Sachsen) (1704–1774)
  17. 6. Januar 1775 – Friedrich Heinrich Eugen von Anhalt-Dessau (1705–1781)
  18. 11. Juli 1871 – Albert Kronprinz (später König) von Sachsen (1828–1902)
  19. 15. Juni 1888 – Georg Kronprinz (später König) von Sachsen (1832–1904)

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Kurbrandenburg und Preußen

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Leopold I. von Anhalt-Dessau
 
Gebhard Leberecht von Blücher

Deutsches Reich (Kaiserreich)

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Edwin Freiherr von Manteuffel
  1. 28. Oktober 1870 – Prinz Friedrich Karl von Preußen (1828–1885), Neffe Kaiser Wilhelms I., Heerführer in den deutschen Einigungskriegen, Inspekteur der preußischen Kavallerie, auch russischer Generalfeldmarschall
  2. 28. Oktober 1870 – Friedrich Wilhelm von Preußen (1831–1888), Heerführer im deutsch-französischen Krieg, als Friedrich III. Deutscher Kaiser und König von Preußen 1888
  3. 8. April 1871 – Eberhard Herwarth von Bittenfeld (1796–1884)
  4. 8. April 1871 – Karl Friedrich von Steinmetz (1796–1877)
  5. 16. Juni 1871 – Helmuth Graf von Moltke (1800–1891), "der große Schweiger", Chef des Generalstabs der Armee
  6. 11. Juli 1871 – Albert Friedrich August Anton von Sachsen (1828–1902), Kronprinz, seit 1873 König von Sachsen, Königlich Preußischer und Kaiserlich Russischer Generalfeldmarschall, erster nichtpreußischer Generalfeldmarschall des Deutschen Reiches
  7. 1. Januar 1873 – Albrecht Graf von Roon (1803–1879), preußischer Kriegs- und zugleich Marineminister, Chef des preußischen Staatsministeriums (Ministerpräsident)
  8. 19. September 1873 – Edwin Freiherr von Manteuffel (1809–1885), Chef des Militärkabinetts, Kaiserlicher Statthalter in Elsaß-Lothringen
  9. 15. März 1888 – Leonhard Graf von Blumenthal (1810–1900), Chef des preußischen Generalstabes und Armeeführer
  10. 15. März 1888 – Kronprinz Georg von Sachsen (1832–1904)
  11. 19. Juni 1888 – Prinz Albrecht von Preußen (1837–1906)
  12. 19. Juni 1888 – Erzherzog Albrecht von Österreich (1817–1895)
  13. 27. Februar 1895 – Kaiser Franz Joseph von Österreich (1830–1916)
     
    Waldersee-Denkmal am Rande der Eilenriede in Hannover
  14. 6. Mai 1900 – Alfred Graf von Waldersee (1832–1904), Chef des Generalstabs des Heeres
  15. 1. Januar 1905 – Gottlieb Graf von Haeseler (1836–1919), "der grobe Gottlieb", einer der populärsten Heerführer seiner Zeit
  16. 1. Januar 1905 – Wilhelm von Hahnke (1833–1912)
  17. 1. Januar 1905 – Walter Freiherr von Loë (1828–1908), Generaladjutant dreier Kaiser und Truppenkommandeur, der einzige katholische Generalfeldmarschall der Kaiserzeit
  18. 9. September 1906 – Prinz Arthur, Herzog von Connaught und Strathearn (1850–1942), dritter Sohn der Königin Viktoria, britischer Feldmarschall seit 1902, Generalinspekteur der britischen Truppen
  19. 20. April 1909 – König Carol I. von Rumänien (1839–1914)
  20. 1. Januar 1911 – Max von Bock und Pollach (1842–1915)
  21. 1. Januar 1911 – Alfred Graf von Schlieffen (1833–1913), Chef des Generalstabs des Heeres, Erfinder des "Schlieffenplans"
  22. 1. Januar 1911 – Colmar Freiherr von der Goltz (1843–1916), "Goltz-Pascha", Militärberater und Armeeführer im Osmanischen Reich, Generalgouverneur von Belgien
  23. 16. Mai 1911 – König Georg V. von Großbritannien und Irland (1865–1936)
  24. 11. September 1912 – König Friedrich August III. von Sachsen (1865–1932)
  25. 8. August 1913 – König Konstantin I. von Griechenland (1868–1923)
  26. 2. November 1914 – Paul von Hindenburg (1847–1934), Chef des Generalstabs des Heeres, Reichspräsident
  27. 27. Januar 1915 – Karl von Bülow (1846–1921)
  28. 22. Juni 1915 – Erzherzog Friedrich von Österreich
  29. 22. Juni 1915 – August von Mackensen (1849–1945), populärer deutscher Heerführer
  30. 26. Juni 1915 – Prinz Ludwig (König Ludwig III.) von Bayern (1845–1921)
  31. 23. Juli 1916 – Wilhelm II., König von Württemberg (1848–1921)
  32. 1. August 1916 – Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869–1955), königlich bayerischer und königlich preußischer Generalfeldmarschall, der letzt-lebende deutsche Feldmarschall des Ersten Weltkrieges
  33. 1. August 1916 – Prinz Leopold von Bayern (1846–1930), Oberbefehlshaber Ost im Ersten Weltkrieg
  34. 1. August 1916 – Albrecht, Herzog von Württemberg (1865–1939), Armeeführer im Ersten Weltkrieg
  35. 18. Januar 1916 – Zar Ferdinand I. von Bulgarien
  36. 1. Februar 1916 – Mehmed V. (1844–1918), Sultan der Osmanen
  37. 1916 - Franz Graf Conrad von Hötzendorf (1852–1925), österreich-ungarischer Feldmarschall (1916), österreichischer Generalstabschef
  38. 12. Februar 1917 – Kaiser Karl I. von Österreich (1887–1922)
  39. 18. Dezember 1917 – Hermann von Eichhorn (1848–1918, Attentat)
  40. 31. Dezember 1917 – Remus von Woyrsch (1847–1920)

Deutsches Reich in der Zeit des Nationalsozialismus (Drittes Reich)

- (L) = Angehöriger der Luftwaffe -

 
Schulterklappen eines Generalfeldmarschalls (1935-1945)
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Werner von Blomberg
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Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt
  1. 20. April 1936 – Werner von Blomberg (1878–1946), Reichswehrminister 1933–1935, Reichskriegsminister 1935–1938
  2. 4. Februar 1938 Hermann Göring (1893–1946, Suizid) (L), Oberbefehlshaber der Luftwaffe (Beförderung zum Reichsmarschall am 19. Juli 1940)
  3. 19. Juli 1940 – Walther von Brauchitsch (1881–1948), Oberbefehlshaber des Heeres von 1938 bis 1941
  4. 19. Juli 1940 – Albert Kesselring (1885–1960) (L), Luftflottenführer, gegen Kriegsende Oberbefehlshaber West
  5. 19. Juli 1940 – Wilhelm Keitel (1882–1946, hingerichtet), Chef des Oberkommandos der Wehrmacht
  6. 19. Juli 1940 – Günther von Kluge (1882–1944, Suizid), Heeresgruppenführer
  7. 19. Juli 1940 – Wilhelm Ritter von Leeb (1876–1956), Heeresgruppenführer
  8. 19. Juli 1940 – Fedor von Bock (1880–1945, gefallen), Heeresgruppenführer
  9. 19. Juli 1940 – Wilhelm List (1880–1971), Heeresgruppenführer
  10. 19. Juli 1940 – Erwin von Witzleben (1881–1944, hingerichtet), Armeeführer und Widerstandskämpfer
  11. 19. Juli 1940 – Walter von Reichenau (1884–1942, Schlaganfall), Heeresgruppenführer
  12. 19. Juli 1940 – Erhard Milch (1892–1972) (L), Generalinspekteur der Luftwaffe
  13. 19. Juli 1940 – Hugo Sperrle (1885–1953) (L), Luftflottenführer
  14. 19. Juli 1940 – Gerd von Rundstedt (1875–1953), Heeresgruppenführer und Oberbefehlshaber West
  15. 31. Oktober 1940 – Eduard Freiherr von Böhm-Ermolli (1856–1941), österreich-ungarischer Feldmarschall, Armeeführer im Ersten Weltkrieg (Charakter, d.h. Ehrenrang, eines deutschen Generalfeldmarschalls)
  16. 22. Juni 1942 – Erwin Rommel "der Wüstenfuchs" (1891–1944, zum Suizid gezwungen), Oberbefehlshaber des deutschen Afrikakorps (später Heeresgruppe Afrika), später Generalinspekteur des franz. Atlantikwalls
  17. 30. Juni 1942 – Georg von Küchler (1881–1968), Heeresgruppenführer
  18. 30. Juni 1942 – Erich von Manstein (1887–1973), als Belohnung für die Eroberung Sewastopols als Oberbefehlshaber der 11. Armee
  19. 30. Januar 1943 – Friedrich Paulus (1890–1957), Oberbefehlshaber der 6. Armee, kapitulierte in Stalingrad
  20. 1. Februar 1943 – Ewald von Kleist (1881–1954), Kommandeur der Panzergruppe Kleist, später Heeresgruppe A, 1944 wegen Meinungsverschiedenheiten entlassen
  21. 1. Februar 1943 – Maximilian Reichsfreiherr von Weichs (1881–1954), Heeresgruppenführer
  22. 1. Februar 1943 – Ernst Busch (1885–1945), Heeresgruppenführer
  23. 16. Februar 1943 – Wolfram Freiherr von Richthofen (1895–1945) (L), Luftflottenführer
  24. 1. März 1944 – Walter Model (1891–1945, Suizid), Heeresgruppenführer
  25. 5. April 1945 – Ferdinand Schörner (1892–1973), Oberbefehlshaber Heeresgruppe Mitte
  26. 25. April 1945 – Robert Ritter von Greim (1892–1945, Suizid) (L), Luftflottenführer und gegen Kriegsende als Nachfolger Görings Oberbefehlshaber der Luftwaffe

Literatur

  • Klaus Borchert: Die Generalfeldmarschälle und Großadmiräle der Wehrmacht. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1994, ISBN 3-79-090511-9

Feldmarschälle (Österreich 1618–1918)

Von 1618 bis zum Untergang der Habsburgermonarchie 1918 wurden 287 Feldmarschälle ernannt. In Einzelfällen wurde der Rang auch Feldherrn verbündeter Heere – wie den ligistischen Generalen Tilly und Pappenheim, den russischen Marschällen Suworow und Paskewitsch und dem britischen Feldmarschall Wellington – verliehen.

Erblande des Hauses Österreich 1618–1804

(Römische Kaiserwürde beim Haus Österreich bis 1806 – Ausnahme 1742-1745)

Kaisertum Österreich 1804–1867

Österreichisch-ungarische Monarchie 1867–1918

(1. Weltkrieg 1914–1918)

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Literatur

  • Schematismus für das k. u. k. Heer und für die k.u.k. Kriegsmarine für 1914, Wien 1914
  • Steiner, J.C., Schematismus der Generale und Obersten der k.u.k. Armee, Wien 1992)
  • Kasamas, Österreichische Chronik, Wien 1948
  • Wandruszka-Urbanitsch (Hg.), Die Habsburgermonarchie 1848-1918, Bd. V. Die bewaffnete Macht, Wien 1987

Siehe auch