Rügen

Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns in Deutschland
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Rügen ist die größte deutsche Ostseeinsel, nahe der pommerschen Küste, Stralsund gegenüber, gehört zu Mecklenburg-Vorpommern. Die Insel, durch den Rügendamm über den 2 km breiten Strelasund mit dem Festland verbunden, hat eine maximale Länge von 52 km (von Süd nach Nord), eine maximale Breite im Süden von 41 km und eine Fläche von 926 km2. Ihre Gestalt ist durch zahlreiche Meeresbuchten (Bodden oder Wieke) sowie vorspringende Halbinseln und Landzungen äußerst zerrissen.

Kreidefelsen auf der Insel Rügen, 2003

Die Insel Rügen bildet verwaltungsmäßig den Landkreis Rügen mit der Kreisstadt Bergen. Weitere wichtige Städte sind Putbus, Sassnitz und die Ostseebäder Binz, Sellin und Göhren. Rügen wird wegen seiner landschaftlichen Schönheiten und Badestrände von vielen Urlaubern besucht.

Geographie

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Die Kreideküste in der Stubbenkammer, um 1930

Der Kern der Insel hat die Form eines Dreiecks. Die nach S. gekehrte Grundlinie ist durch den Rügenschen Bodden ausgebuchtet. Am Westende des letzteren erstreckt sich die Halbinsel Zudar mit dem südlichsten Vorgebirge (Palmerort) Pommern gegenüber; am Ostende ragt die wiederum vielgegliederte Halbinsel Mönchgut in das Meer, an deren Ostküste zwei Vorgebirge südlich das Thießower Hövd (südliches Pehrd) und nördlich das Göhrensche Hövd (nordisches Pehrd), zwei einem Pferderücken ähnliche Steinrücken, zu bemerken sind.

Der Nordostseite des Kerns parallel läuft die Halbinsel Jasmund, die mit der Insel durch die Schmale Heide zusammenhängt, welche zwischen der Prorer Wiek, einer äußern Meeresbucht, und dem Kleinen Jasmunder Bodden des Binnenmeers hinläuft. Die Halbinsel springt weit nach O. vor und endigt mit der Stubbenkammer. Mit Jasmund hängt durch die Schaabe (eine schmale, sandige Niederung, 8 km lang und bis 1 km breit) die Halbinsel Wittow zusammen, die der Nordspitze des Dreiecks gegenüberliegt und samt Jasmund durch den Großen Jasmunder Bodden, den größeren Abschnitt des Binnenmeers, vom Kern geschieden ist. Wittow hat das nördlichste Vorgebirge, Kap Arkona.

Wittow und Jasmund sind durch die Tromper Wiek, eine Bucht des Außenmeers, geschieden. Die Nordwestseite des Dreiecks ist nicht so tief ausgezackt, hat aber dafür die begleitenden Inseln Ummanz und Hiddensee (früher Hiddensöe), die früher wohl ebenfalls mit dem Kern zusammenhingen.

Die Oberfläche ist im W. eben und waldlos und hebt sich allmählich gegen die Mitte, wo sie im Rugard bei Bergen 90 m, östlicher, auf der Granitz, einer kleinen waldigen Berggruppe, 103 m Höhe erreicht. Im ganzen ist der Boden sehr fruchtbar und ergiebig, besonders auf Wittow, der Kornkammer der Insel. Rügen ist noch mit unzähligen erratischen Blöcken übersät.

 
Weltbekanntes Gemälde der Rügener Kreidefelsen von Caspar David Friedrich

Jasmund besteht auf der Nord- und Nordostseite aus einem Kreidegebirge, das von horizontal liegenden Feuersteinlagern durchzogen ist und an mehreren Seiten weite, runde Einschnitte hat, deren gegen die See vorspringende Spitzen kleine Vorgebirge bilden, die zusammen die Stubnitz und die berühmte Stubbenkammer bilden. Diese so genannte Große Stubbenkammer (man leitet den Namen vom slaw. stopien, "Stufen", und kamen, "Fels", ab), deren höchste Spitze, der Königsstuhl, 122 m ü. M. sich erhebt, ist gegen das Meer hin fast senkrecht abgeschnitten u. gewährt eine unvergleichliche Aussicht.

Ein anderer Einschnitt des Kreidegebirges, die Kleine Stubbenkammer, liegt ostwärts vom Königsstuhl, ist nicht so hoch, aber fast noch steiler und lässt von seinem mit Bäumen und Gebüsch bewachsenen Rand fast senkrecht zur Tiefe des Meers blicken. Im Rücken der Großen Stubbenkammer liegt die Stubnitz (Stubbenitz), ein 16 km langer und 4 km breiter Buchenwald, an dessen Südende der Badeort Sassnitz und in dessen Innerem der so genannte Herthasee (Borg- oder Schwarzer See), der 52 m im Durchmesser und 16 m Tiefe hat.

Westwärts stößt an denselben ein Wall (Burgwall), der einen ovalen Platz einschließt und einen Umfang von 300 m hat und westlich fast in einem Viertelkreis von einem zweiten, aber unregelmäßigen Wall eingefasst wird. Man hat diesen Wall, der 159 m ü. M. liegt, für die Reste der Herthaburg gehalten und dahin den Schauplatz der Hertha oder Nerthus verlegt, indessen ohne triftigen Grund; der betreffende Wall ist viel wahrscheinlicher ein slawischer Burg- und Tempelwall aus der letzten heidnischen Zeit, der vielleicht den Tempel des Triglav umschloss. Auch an anderen Denkmälern der Vorzeit, namentlich Hünengräbern, ist Rügen reich.

Geschichte

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Die Kreideküste nördlich von Sassnitz, um 1930

Die Insel wurde in ältester Zeit von Germanen bewohnt, in der Völkerwanderung von den slawischen Ranen (Rujanen) besetzt und stand unter besonderen Fürsten.

Der dänische König Waldemar I. unterwarf die Insel und zerstörte 1168 auf Kap Arkona, das letzte Asyl des Svantovit-Kultes. Unter dem Fürsten Jaromar (gest. 1218) wurde dann die Insel völlig bekehrt und füllte sich mit deutschen Ansiedlern. Seine Nachfolger eroberten einen Teil der pommerschen Küste bis zum Ryckfluss, gründeten 1209 Stralsund und warfen das dänische Joch ab. Witzlaw III. nahm 1282 die Insel vom deutschen König Rudolf zum Lehen und erhielt das Amt eines Reichsjägermeisters.

1309 und 1317 verwüsteten Sturmfluten die Insel und rissen einen Teil, Ruden genannt, davon ab. Nach Witzlaws IV. Tod 1325 kam Rügen infolge der 1221 geschlossenen Erbverbrüderung an Pommern-Wolgast und war eine Zeitlang das Besitztum einer abgezweigten Linie (Bart), bis es 1478 auf immer mit Pommern vereinigt wurde. Mit diesem Land kam es dann 1648 durch den Westfälischen Frieden an Schweden. Am 23.-24. Sept. 1678 und 15. Nov. 1715 wurde Rügen von den Brandenburgern, 1807 von den Franzosen genommen und von letztern bis 1813 besetzt gehalten. Im Frieden von Kiel von 1814 ging es zunächst von Schweden an Dänemark. 1815 fiel es dann mit Neuvorpommern an Preußen.

Die Halbinsel Jasmund war nach dem Dreißigjährigen Krieg eine Zeitlang im Besitz des schwedischen Generals Carl Gustav Wrangel, dann der Grafen de la Gardie, von denen sie Fürst Putbus erwarb.

Tourismus und Verkehr

Rügen ist eine der touristischen Hochburgen Deutschlands. Etwa ein Viertel aller Übernachtungen Mecklenburg-Vorpommerns finden auf Rügen statt. Die wichtigsten Ferienorte sind Binz, Sellin und Göhren. Im Vordergrund stehen dabei der Bade- und Kurtourismus. Neben den klassischen Sehenswürdigkeiten wie Kap Arkona, den Kreidefelsen, Prora, Jagdschloss Granitz oder den klassizistischen Bauwerken von Putbus erfreuen sich seit einigen Jahren die Störtebeker-Festspiele von Ralswiek großer Beliebtheit.

Der Autoverkehr auf die Insel läuft neben einer Autofähre von der Halbinsel Zudar nach Stahlbrode bei Greifswald fast ausschließlich über den nur zweispurigen Rügendamm zwischen Altefähr und Stralsund. Um die Stadt Stralsund zu entlasten, wurden in den letzten Jahren Umgehungsstraßen aus südlicher und westlicher Richtung gebaut. Die Bundesstraße 96 soll zwischen Stralsund und Greifswald außerdem über einen Zubringer mit der in Bau befindlichen Autobahn A20 verbunden werden.

Das Eisenbahnstreckennetz besteht aus den elektrifizierten Normalspurstrecken der Deutschen Bahn AG Stralsund — (Rügendamm) — Bergen — Sassnitz (Kursbuchstrecke (KBS) 195), Lietzow — Binz (KBS 197), der nicht elektrifizierten Strecken Bergen — Putbus — Lauterbach Mole (KBS 198), die von der Karsdorfer Eisenbahngesellschaft (KEG) befahren wird, sowie den Schmalspurstrecken (750 mm) der Rügenschen Kleinbahn GmbH (Rasender Roland): Lauterbach Mole — Pubus — Binz — Göhren (KBS 199). Neben Regionalzügen gibt es von Binz über Bergen und Stralsund auch Intercityverbindungen nach Berlin, Hamburg, München und ins Ruhrgebiet.

Vom Fährhafen Neu Mukran bei Sassnitz gehen die Fährverbindungen ins schwedische Trelleborg und ins Baltikum nach Klaipeda ab.

Bedeutende Rüganer

Literatur

  • Insula Rugia e.V.: Rügen-Jahrbuch

antiquarisch

  • Boll, Die Insel Rügen (Schwerin 1858)
  • Baier, Die Insel Rügen nach ihrer archäologischen Bedeutung (Stralsund 1886)
  • Reisehandbücher von Edwin Müller (12. Aufl., Berl. 1884), Dunker (Bergen 1887), Gust. Müller (Greifswald 1887):
  • Karte von G. Müller (1:75,000, Greifswald 1887)
  • Fabricius, Urkunden zur Geschichte des Fürstentums Rügen (Stralsund und Berlin 1841 bis 1869, 4 Bde.)
  • Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern (Hamburg 1839-45, 5 Bde.)
  • Fock, Rügenschpommersche Geschichten (Leipzig 1861-72, 6 Bde.).

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