Ost-Berlin

ehemaliger sowjetischer Sektor von Berlin und Hauptstadt der DDR
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Als Ost-Berlin bezeichnete man den sowjetischen Sektor Berlins, der nach dem Zweiten Weltkrieg gebildet wurde, als die Stadt in vier Sektoren eingeteilt wurde, in Abgrenzung zu West-Berlin, dem Gebiet der übrigen drei Sektoren.

Flagge Ost-Berlins

Geschichte

 
Ost-Berlin im Sommer 1989 kurz vor der Wende
 
Verkehrsübersicht U- und S-Bahn, 1984

1948 wurden beide Teile Berlins formell getrennt (Teilung Berlins), als die Sowjetunion die Wahl des damaligen Oberbürgermeisters Ernst Reuter nicht akzeptierte und einen eigenen Oberbürgermeister einsetzte. Nach der Gründung der DDR wurde gemäß Art. 2 der Verfassung vom 7. Oktober 1949 Berlin (faktisch Ost-Berlin) Hauptstadt.

Für Ost-Berlin wurden die Eigenbezeichnungen Demokratischer Sektor von Berlin oder Demokratisches Berlin, nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 Berlin, Hauptstadt der DDR, Berlin (Hauptstadt der DDR) oder einfach nur Berlin verwendet. In Literaturlisten ist als Verlagsort Berlin (DDR) gebräuchlich. Die Bundesrepublik Deutschland verwendete den Begriff Ost-Berlin oder Berlin (Ost).

Während Ost-Berlin also von der DDR-Führung als eigenständige und vollständige Stadt angesehen wurde, erkannte die Bundesregierung weder die DDR als souveränen Staat noch Ost-Berlin als dessen Teil oder gar Hauptstadt an, da sowohl die Wahl Berlins zur Hauptstadt als auch das Stationieren deutscher Waffen auf Berliner Gebiet gegen Alliiertes Recht verstieß.

Die amerikanischen, britischen und französischen Sektoren hingegen bezeichnete man zusammen als West-Berlin. Der Westteil der Stadt hieß in der DDR offiziell „Westberlin“. Nach Bildung der Bundesrepublik Deutschland 1949 wurde Berlin (West) (so die von da an offizielle Bezeichnung) von der Bundesrepublik als eigenes Bundesland betrachtet (mit eingeschränkter Souveränität durch den Alliiertenvorbehalt), während West-Berlin ab 1949 von der Deutschen Demokratischen Republik als Selbständige politische Einheit Westberlin bezeichnet wurde.

Mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990 wurden auch die beiden Stadtgebiete wieder vereinigt und bilden gemeinsam das Bundesland Berlin.

Einwohnerentwicklung

Die höchste Einwohnerzahl erreichte Ost-Berlin 1988, ein Jahr vor der Wende, mit 1,28 Millionen. Die niedrigste Bevölkerungszahl wurde 1961, im Jahr des Mauerbaus, mit 1,06 Millionen erzielt. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle sind Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik.[1]

Datum Einwohner
29. Oktober 1946 ¹ 1.174.582
31. August 1950 ¹ 1.189.074
31. Dezember 1955 1.139.864
31. Dezember 1960 1.071.775
31. Dezember 1961 1.055.283
31. Dezember 1964 ¹ 1.070.731
Datum Einwohner
1. Januar 1971 ¹ 1.086.374
31. Dezember 1975 1.098.174
31. Dezember 1981 ¹ 1.162.305
31. Dezember 1985 1.215.586
31. Dezember 1988 1.284.535
31. Dezember 1989 1.279.212

¹ Volkszählungsergebnis

Ost-Berliner Stadtbezirke

 
Die Bezirke Ost-Berlins zwischen 1986 und 1990

Ost-Berlin war zuletzt in 11 Stadtbezirke unterteilt, ihre Gegenstücke in West-Berlin hießen nur Bezirke, ohne die Vorsilbe Stadt. Seit der Wiedervereinigung wird in Gesamtberlin einheitlich nur noch die Bezeichnung Bezirk verwendet.

Sehenswürdigkeiten

 
Volkspolizisten am 22. Dezember 1989 vor der offiziellen Öffnung des Brandenburger Tores

Der Mittelpunkt Ost-Berlins war der Alexanderplatz nördlich des gleichnamigen Bahnhofs und der 365 m hohe Fernsehturm südlich davon. In der näheren Umgebung befanden sich einige der bekanntesten Geschäfte, Restaurants und Hotels des Landes. Auf dem noch heute von der sozialistischen Bauweise stark beeinflussten Platz befindet sich noch immer die Weltzeituhr. Ost-Berlin war auch das alleinige politische Zentrum der sowjetischen Besatzungsmacht und der DDR. Hier befand sich der Palast der Republik, in dem sich mehrere Cafés, Restaurants und Bars, der Sitzungssaal der Volkskammer sowie der Große Saal befanden, der für Veranstaltungen und Fernsehübertragungen genutzt wurde. Im zentralistischen Staatsaufbau der DDR hatte Berlin als Hauptstadt ganz besonders herausgehobene Bedeutung als Sitz aller wichtigen staatlichen und politischen Institutionen. Das Brandenburger Tor markierte die Grenze zwischen Ost-Berlin und West-Berlin und damit die Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der NATO. Es war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands Symbol des Kalten Krieges und erhielt nach 1990 die Symbolik der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas. Treffend bemerkte der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu Zeiten des Kalten Krieges hierzu: „Solange das Brandenburger Tor geschlossen ist, ist die Deutsche Frage offen“.

Quellen

  1. Statistisches Jahrbuch der DDR, teilweise auch bei luise-berlin.de

Siehe auch