Circuit de Nevers Magny-Cours

Circuit de Nevers Magny-Cours heißt seit 1989 eine 1961 eröffnete Motorsport-Rennstrecke in Frankreich, knapp 15 Kilometer südlich von Nevers im Département Nièvre im westlichen Teil der Bourgogne. Auf ihr finden zahlreiche Auto- und Motorradwettbewerbe statt, etwa der Formel 1, der Tourenwagen-WM und der Superbike-WM. Auf der Gesamtanlage befinden sich neben der aktuell rund 4,4 km langen GP-Strecke ein 2,53 km langer „Club“-Kurs, eine 1,1 km lange Kart-Piste und ein Offroad-Gelände.
Die ersten Jahre
Bereits 1959 ließ Jean Bernigaud, der Bürgermeister der Gemeinde Magny-Cours, auf einem eigenen, zuvor landwirtschaftlich genutzten Gelände neben seinem Bauernhof eine kleine Kart-Piste anlegen. Im Lauf der folgenden beiden Jahre entstand daraus die erste Version einer im Uhrzeigersinn zu fahrenden Clubstrecke mit knapp zwei Kilometern Länge und rund sieben Metern Fahrbahnbreite. Als postume Ehrung für den 1959 tödlich verunglückten, legendären französischen Rennfahrer wurde die 1961 eröffnete Strecke Circuit Jean Behra genannt. Sie war im Wesentlichen ein Dreieckkurs mit Start und Ziel auf der heute so nicht mehr vorhandenen abfallenden Geraden zwischen den Kurven Chateau d'eau (dem höchsten Punkt der Strecke) und Lycee. Bestandteil dieses ersten Layouts waren auch Teile der Streckenführung der aktuellen Start- und Zielgeraden, der Grande Courbe und der Geraden vor der Imola-Schikane bzw. Chateau d'eau.
Am 28. Mai 1961 wurde die Strecke mit dem 1. Grand Prix de Magny-Cours eröffnet; einem internationalen Lauf der Formel Junior, die zwischen 1960 und 1963 die Formel 2 ersetzte. Sieger des 50-km-Rennens mit rund 10.000 zahlenden Zuschauern wurde der auch in der Formel 1 fahrende Südafrikaner Anthony Maggs auf einem Cooper T56 − BMC mit 1,5-Liter-Saugmotor. Am 11. Juni fand das erste Motorradrennen vor rund 5.000 Zuschauern statt. 1963 eröffnete Jean Bernigaud an der Strecke eine Rennfahrerschule, die später als Winfield Racing Schools bekannt wurde und weitere Dependancen auf anderen Strecken hatte. In Magny-Cours ließen sich unter anderem die späteren französischen Formel-1-Fahrer François Cévert, Patrick Depailler, Jean-Pierre Jarier und Jacques Laffite ausbilden. Ab 1964 gastierte als größtes Motorsportereignis des Kurses nicht die wieder eingeführte Formel 2, sondern nur noch die Formel 3 einmal jährlich in Magny-Cours – allerdings mit internationaler Beteiligung. Die Rundenzeiten lagen dabei deutlich unter einer Minute; Patrick Depailler fuhr 1969 auf nun neun Meter breiten Fahrbahn mit einem Alpine A330-Renault/Mignotet beim Formel-3-Rennen mit 49,6 Sekunden den ewigen Rundenrekord für das erste Strecken-Layout.
Umbauten und Probleme

1971 wurde die Rennstrecke erstmals erweitert; der auf 3,848 Kilometer verlängerte Verlauf entsprach schon in Grundzügen dem Layout vor dem jüngsten Umbau 2003. So kam die Estoril-Kurve hinzu, daran anschließend die mit knapp 900 Meter längste Gerade des Kurses (die heute Golf genannt wird) bis hin zur Aidelaide-Kurve (die noch erheblich weiter war als die spätere Haarnadelkurve) und eine neue Gegengerade bis zu einer engen Kehre, die einfach nur 180 Grad genannt wurde und wieder auf den alten Kurs führte. Durch kurze Verbindungspassagen konnten zwei Streckenteile unabhängig voneinander genutzt werden. Auch der verlängerte und am 1. Mai 1971 eingeweihte Kurs hatte jedoch mit dem 1970 eröffneten Circuit Paul Ricard harte Konkurrenz im eigenen Land. An eine Ausrichtung von Formel-1-Rennen war vorerst in Magny-Cours nicht zu denken. Neben Paul Ricard waren in den 1970er und 1980er Jahren stattdessen noch die Rennstrecken Circuit de Charade bei Clermont-Ferrand und Circuit de Dijon-Prenois beim (wie Magny-Cours) in der Bourgogne gelegenen Dijon Austragungsorte des Großen Preises von Frankreich.
Die anfangs nur halbherzige Unterstützung durch die Behörden und die mangelnde Finanzkraft von Rennstreckenbesitzer Jean Bernigaud erwiesen sich als schlechte Voraussetzungen, um in diesem Konkurrenzkampf mithalten zu können. Vor allem die Infrastruktur der Strecke war lange Zeit mangelhaft gewesen, notwendige Gebäude wie etwa Boxenanlagen fehlten noch Mitte der 1960er Jahre völlig und wurden später nur rudimentär ergänzt. Gleichzeitig stiegen aber die Anforderungen des immer professioneller betriebenen Rennsports und der Streckensicherheit rasant an und wären nur durch ständige, hohe Investitionen zu erfüllen gewesen. Auch die neu gebaute Anlage repräsentierte deshalb noch nicht den Stand der Technik.
Bernigaud musste aus diesen Gründen einige Enttäuschungen hinnehmen und starb im Dezember 1971, nur wenige Monate nach Eröffnung der neuen Strecke. Der lokale Motorsportclub ASA Nivernais übernahm den Kurs; Bernigauds Witwe Jacqueline versuchte dort in führender Position die Arbeit ihres Mannes fortzuführen.
Problematisch war und ist bis heute für Magny-Cours als Veranstaltungsort weniger die Strecke selbst als eher die unzureichende touristische, gastronomische und verkehrstechnische Infrastruktur. So gibt es in Streckennähe nur ein Hotel, das teilweise internationalen Standards entspricht; auch im etwas weiter entfernten Nevers sind nur wenige Betriebe in der Lage, hohe Ansprüche zu befriedigen. Häufig logieren deshalb internationale Gäste trotz des dadurch bedingten, aufwändigen Transfers im 250 km weiter nördlich gelegenen Paris. Rennteams ziehen ihre Motorhomes im Fahrerlager den Hotels als Unterkunft vor. Der nächstgelegene größere Verkehrsflughafen ist Lyon Saint-Exupéry, der allerdings nur langwierig über hügeliges Gebiet führende, zum Teil kurvenreiche, zweispurige Nationalstraßen mit zahlreichen Ortsdurchfahrten zu erreichen ist. Auch die RN 7 von Nevers nach Magny-Cours ist nur teilweise vierspurig ausgebaut. Hier macht sich auch heute noch die zentralistisch auf die Hauptstadt Paris ausgerichtete Verkehrs- und Infrastrukturpolitik Frankreichs bemerkbar, die weite Teile des Landes zur vernachlässigten Provinz degradierte. Immerhin wurde in den letzten Jahren der Regional-Flughafen Nevers-Fourchambault erweitert, damit dort auch die Privat-Jets der Formel-1-Protagonisten landen können.
Große internationale Motorsport-Ereignisse waren deshalb selten und so blieben auch die Besucherzahlen und Einnahmen hinter den Erwartungen zurück. Die Formel 2 kam erstmals am 4. Mai 1975 nach Magny-Cours. Dieses nicht zur europäischen Meisterschaft zählende Premierenrennen gewann Jean-Pierre Jabouille. Die schnellste Rennrunde fuhr Jacques Laffite mit 1:20,2 Minuten. Außerdem war die europäische Formel-3-Meisterschaft ab 1978 bis zu ihrem Ende 1984 einmal pro Jahr zu Gast in Magny-Cours. Bis dahin war der Streckenzustand allerdings wegen immer noch unzureichender Investitionen immer schlechter geworden. In den folgenden drei Jahren gab es dort deshalb keine internationale Veranstaltung mehr. Der ASA Nivernais zog sich 1987 als Streckenbetreiber zurück und so fanden am 11. November 1987 die letzten Rennen auf dem Circuit Jean Behra statt.
Politische Förderung
Seit den 1970er Jahren wurde die Entwicklung der Strecke von François Mitterrand gefördert. Er war zwischen 1959 und 1962 Senator des Wahlkreises Nièvre und ab 1964 Präsident des Generalrats dieses Départements, das als wirtschaftliches schwaches, an Sehenswürdigkeiten armes und vorwiegend von Agrarnutzung geprägtes „Niemandsland“ inmitten von Frankreich galt. Hier hätte mit Hilfe des Motorsports gegengesteuert werden können, allerdings geschah dies erst mit einigen Jahren Verzögerung. 1965 hatte sich Rennstreckenbesitzer Jean Bernigaud schon an den Generalrat gewandt, um die Anlage mit Hilfe einer finanziellen Partnerschaft erweitern zu können. Dieses Ansinnen wurde aber vom Generalrat schnell abgelehnt, so dass Bernigaud Renovierungs- und Erweiterungsinvestitionen allein schultern musste und sie deshalb auch in kleinerem Rahmen als geplant durchführte. So wurden erst 1967 ein Kontrollturm und ein Gebäude für die Winfield-Rennfahrerschule errichtet und 1969 fünf Boxen mit einer Boxengasse gebaut. Immerhin waren die Behörden bei den nötigen Genehmigungen schnell und entgegenkommend.
1986, 15 Jahre nach Bernigauds Tod, beschloss der Generalrat dann doch noch ein umfassendes Engagement in Magny-Cours, das 1988 in die Tat umgesetzt wurde: Der Besitz der Anlage ging mit Hilfe von Steuergeldern komplett in die öffentliche Hand über. Hilfreich war dabei auch der stetige politische Aufstieg von Mitterrand, der 1981 zum ersten sozialistischen Staatspräsidenten der französischen Nachkriegszeit gewählt worden war. Auch in dieser bis 1995 dauernden Amtszeit setzte er sich für die Finanzierung der Um- und Ausbauten in Magny-Cours ein und nutzte seinen Einfluss, um ab 1991 die Formel 1 nach Magny-Cours zu holen. Zur Seite stand ihm dabei seit den 1970er Jahren Pierre Bérégovoy, der zuerst Mitterrands Wahlkampfhelfer war und später neben seinem Amt als Bürgermeister von Nevers verschiedene Ministerposten in der französischen Regierung innehatte. Zuletzt war er bis zu seinem gewaltsamen Tod 1993 Premierminister unter Mitterands Präsidentschaft.
Der Neuanfang

1988 ließ der Generalrat die gesamte Anlage mit Blick auf künftige Formel-1-Rennen umfassend renovieren und erweitern. Als Designberater fungierten dabei unter anderem die französischen Formel-1-Fahrer Jacques Laffite und Rene Arnoux. Zwar wurde der grundsätzliche Streckenverlauf beibehalten, der Start- und Zielbereich mitsamt Boxenanlagen jedoch auf die Gerade zwischen Lycee und Grande Courbe verlegt, eine spektakuläre abfallende Schikane vor der Zielkurve gebaut und eine weitere nach der Adelaide-Haarnadel. Die Strecke war nun 4,271 km lang. Außerdem wurden sämtliche Kurven modifiziert, die Fahrbahn verbreitert, der gesamte Belag erneuert und die Tribünen sowie die Auslaufzonen erweitert. Im Umfeld entstanden ein Motorsport-Museum, ein 18-Loch-Golfplatz und ein Industriepark namens Technopole, der vor allem Rennsportbetriebe anziehen sollte. Dazu wurden potentielle Investoren mit weitreichenden Steuer-Subventionen und bürokratischen Erleichterungen geködert. Als einer der ersten Betriebe zog der Ligier-Rennstall auf das Gelände, später folgten unter anderem die Entwicklungsabteilungen von Oreca und Mygale.
Am 29. April 1989 wurde der Circuit de Nevers Magny-Cours offiziell eröffnet, das erste Formel-1-Rennen zum Großen Preis von Frankreich fand allerdings erst am 7. Juli 1991 statt. Der relativ ebene Streckenverlauf mit relativ wenig Grip schien vor allem dem britischen Fahrer Nigel Mansell entgegen zukommen, der mit seinem Williams FW14 sowohl das Premierenrennen, als auch das im Jahr darauf für sich entscheiden konnte. Bis zum Rennen 1992 war die Strecke allerdings erneut modifiziert worden: Die erst beim Umbau neu hinzugekommene Schikane nach Adelaide wurde wieder entfernt und der Verlauf begradigt. Die Länge des Kurses reduzierte sich dadurch auf 4,250 km. Hier gelang 1992 Nigel Mansell auch der offizielle Rundenrekord mit 1,13864 Minuten, der bis zum Ende des Bestehens dieser Streckenversion 2002 Bestand hatte. 1993 übertrug der Generalrat von Nièvre die Verantwortung für das Betreiben der Strecke und der Weiterentwicklung der Gesamtanlage an die Association Circuit Nevers Magny-Cours (ACNMC). Um die sportlichen Belange kümmert sich seitdem die Association Sportive Automobile Nevers Magny-Cours (ASANMC). 1994 wurde die Kart-Strecke gebaut und 2000 die nicht für Rennzwecke geeignete „Club-Piste“.
Die schnellste Formel-1-Rennrunde 2002, dem Jahr vor dem erneuten Umbau der Strecke, fuhr David Coulthard im McLaren-Mercedes mit 1,15045; eine Zeit, die heute schon fast wieder erreicht wird, obwohl die Strecke seit 2003 deutlich länger ist.
Der bisher letzte Umbau

Vor allem der letzte Abschnitt des bis 2002 gefahrenen Kurses mit der Schikane vor der engen Zielkurve erwies sich als unfallträchtig, weil die Strecke im Bereich der Anbremszone und in der Schikane selbst stark abfiel und die Fahrzeuge noch dazu beim Überfahren der hohen Curbs schnell abhoben und unkontrollierbar wurden. Da sofort nach der Schikane eine scharfe Rechtskurve direkt vor der Boxenmauer folgte, fehlte eine adäquate Auslaufzone. Deshalb wurde ab Herbst 2002 erneut umgebaut. Im letzten Streckendrittel wurde die Chateau d'eau-Kurve etwas weiter nach außen verlegt und der Radius verkleinert, die darauffolgende Gerade wurde leicht nach links versetzt und verlängert. Sie endet nun in einem neuen Streckenteil namens Complexe du Lycee vor Start und Ziel, der durch eine scharfe Rechtskurve mit sehr großer Auslaufzone eine risikoarme Gelegenheit für Überholversuche bietet. Im Zusammenhang mit diesen Umbauten wurden die Ein- und Ausfahrten der Boxengasse verlegt und die meisten Kies-Auslaufzonen durch Asphalt ersetzt. Die aktuelle Länge des Kurses beträgt 4,411 km, er besteht aus sieben Rechts- und vier Linkskurven und ist zwischen 10,4 und 18 Metern breit.
Zukunftsängste
Schon 2004 bestand für Magny-Cours die Gefahr, den Formel-1-Grand-Prix zu verlieren, weil die geforderten Vorauszahlungen von den Streckenbetreibern nicht rechtzeitig beglichen werden konnten. Nur durch die Verlängerung der Zahlungsfrist und eine im Januar mit dem Formel-1-Management (FOM) erzielte Vereinbarung konnte die Veranstaltung gerettet werden. Da die Formel-1-Organisatoren mehr und mehr Rennen außerhalb von Europa in den Kalender aufnehmen, sind viele der europäischen Großen Preise prinzipiell in Gefahr oder bereits aus dem Kalender gestrichen worden (wie etwa der Große Preis von San Marino in Imola). Für Magny-Cours ist dieses Risiko verhältnismäßig groß, weil Formel-1-Promotor Bernie Ecclestone, viele Teamchefs, Sponsoren, Fahrer und Zuschauer den Kurs in der französischen Provinz aus den oben genannten infrastrukturellen Gründen nicht mögen. Als alternativer Austragungsort für den französischen Grand Prix wird der 2001 grundlegend modernisierte Circuit Paul Ricard favorisiert, der über den Familien-Trust APM 1 indirekt Ecclestone gehört. Diese Konstellation verringert die Chancen von Magny-Cours für eine längerfristige Formel-1-Zukunft noch mehr. Immerhin scheint das Rennen 2007 gesichert; der Circuit de Nevers Magny-Cours steht am 1. Juli auf dem Saisonkalender der FIA.
Besonderheiten

Die Fahrbahn von Magny-Cours ist sehr eben. Deshalb kann mit minimaler Bodenfreiheit gefahren werden, was den Anpressdruck durch den Bodeneffekt vergrößert und somit die möglichen Kurvengeschwindigkeiten erhöht.
Das Einstellen der aerodynamischen Hilfen ist auf dieser Strecke schwierig, weil es sowohl sehr schnelle als auch sehr langsame Kurven und eine relativ lange Gerade gibt. Bei zu viel Abtrieb würde man hier die Höchstgeschwindigkeit stark reduzieren.
Der Streckenbelag ist sehr temperaturempfindlich, so dass ein Fahrzeugsetup häufig geändert werden muss. Bei Sonneneinstrahlung heizt sich der Belag durch die dunkle Oberfläche sehr schnell auf.
Bei Regen wird die Fahrbahn sehr rutschig, weil das Wasser wegen der relativ ebenen Strecke nur schlecht ablaufen kann. Die Fahrzeuge neigen dann vermehrt zum Untersteuern, dem Schieben über die Vorderräder, oder dem Aufschwimmen durch Aquaplaning. Die Ideallinie liegt deshalb bei nasser Fahrbahn in einigen Kurven abseits der bei Trockenheit üblichen Linie.
Während einer Runde muss ein Formel-1-Fahrer bis zu 29mal den Getriebegang wechseln und Querbeschleunigungen von bis zu 4,2 g (das 4,2-fache der Erdbeschleunigung) aushalten, der Motor wird zu 58% der Zeit im Volllastbereich bewegt und verbraucht etwa 2,8 kg Treibstoff pro Runde.
Die Ziellinie liegt am Beginn der Zielgeraden, direkt nach der letzten Schikane. Die Startlinie ist dagegen rund 300 Meter weiter in Richtung Grande Courbe.
In die Imola-Schikane muss „blind“ eingelenkt werden, weil der Verlauf der in einer leichten Senke liegenden Rechts-Links-Kombination von der vorangegangenen, leicht ansteigenden Geraden aus nicht eingesehen werden kann.
Nach den jüngsten Umbauten zählt der Circuit Nevers Magny-Cours zu den modernsten und sichersten Rennstrecken weltweit. Er wird oft auch als Retortenstrecke bezeichnet. Das Design einiger Abschnitte wurde von anderen Rennstrecken inspiriert und daher auch nach ihnen benannt: Die Adelaide-Haarnadelkurve, die langgezogene Estoril-Rechtskurve vor der langen Geraden, die Nürburgring-Schikane oder die Imola-Schikane vor Chateau d'eau.
Auf der Anlage finden auch Open-Air-Konzerte statt. So trat dort etwa 2006 die britische Band Pink Floyd auf – unter anderem mit dem Schlagzeuger, Autosammler und Rennsportfan Nick Mason. Das Konzert war am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag. An diesem Wochenende fand auch der Formel-1-Grand-Prix statt; mit insgesamt 200.000 Zuschauern, davon 84.000 am Renntag. Hier wurden außerdem „100 Jahre Grand-Prix“ gefeiert, da 1906 in Le Mans der erste Große Preis von Frankreich und damit die erste Veranstaltung dieser Art weltweit ausgetragen worden war.
Wichtige Kurven
- Die Adelaide-Kurve gilt als der sinnvollste Punkt für einen Überholvorgang. Hier bremsen Formel-1-Fahrzeuge von rund 300 km/h auf unter 80 km/h ab. Als weitere Überholmöglichkeit hat sich nach dem jüngsten Umbau die Anbremszone vor der 90-Grad-Rechtskurve im neu gestalteten Complexe du Lycee vor Start und Ziel erwiesen.
- Der Linksknick Grande Courbe nach der Zielgeraden wird von der Formel 1 ohne Anbremsen mit über 270 km/h gefahren. Er ist damit eine der schnellsten Kurven der Strecken im Rennkalender.
- Die langgezogene und leicht ansteigende Estoril-Rechtskurve ist entscheidend für die Höchstgeschwindigkeit auf der nachfolgenden Golf-Geraden. In dieser Kurve tendieren die meisten Fahrzeuge zum Untersteuern; sie werden am schlecht einsehbaren Kurvenausgang weit nach links bis auf die Curbs hinausgetragen.
Kurioses
- Während der letzten Phase des Ersten Weltkriegs und noch kurze Zeit danach war auf dem Gelände der heutigen Rennstrecke ein von den US-Streitkräften betriebenes Lazarett mit über 17.000 Betten. Zeitweise lebten und arbeiteten hier bis zu 42.000 Menschen; mehr als Nevers und die noch nicht fusionierten Orte Magny und Cours-sous-Magny damals an regulären Einwohnern hatten.
- Die Kurve Chateau d'eau liegt am höchsten Punkt der Strecke und hat ihren Namen von einem wenige hundert Meter entfernten Wasserturm, der auch heute noch die Gemeinden Magny-Cours und Saint-Parize-le-Châtel versorgt.
- Im Gebäude der Rennleitung hängt eine Tafel mit den Rundenrekorden verschiedenster Fahrzeugklassen auf der bis 2002 gefahrenen Streckenversion. Vermerkt ist dort unter anderem nicht nur der Formel-1-Rekord von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992 mit 1:13,864 min, sondern auch die schnellste Zeit, die dort jemals mit einem Rennrad erzielt wurde: Der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger Florian Rousseau aus Frankreich fuhr 1994 eine Runde in 6:07,460 min.
Die Formel-1-Sieger
(detaillierte Ergebnisse bei Großer Preis von Frankreich)
- 2006 Michael Schumacher (Ferrari)
- 2005 Fernando Alonso (Renault)
- 2004 Michael Schumacher (Ferrari)
- 2003 Ralf Schumacher (BMW-Williams)
- 2002 Michael Schumacher (Ferrari)
- 2001 Michael Schumacher (Ferrari)
- 2000 David Coulthard (McLaren-Mercedes)
- 1999 Heinz-Harald Frentzen (Jordan)
- 1998 Michael Schumacher (Ferrari)
- 1997 Michael Schumacher (Ferrari)
- 1996 Damon Hill (Williams)
- 1995 Michael Schumacher (Benetton)
- 1994 Michael Schumacher (Benetton)
- 1993 Alain Prost (Williams)
- 1992 Nigel Mansell (Williams)
- 1991 Nigel Mansell (Williams)
Literatur
Peter Higham, Bruce Jones (Übers.: Walther Wuttke): Rennstrecken der Welt, Heel-Verlag (Königswinter, 2000), ISBN 3-89365-890-4