Mandschuko (chinesisch 滿洲國 / 满洲国, Pinyin Mănzhōu Guó, W.-G. Man-chou-kuo; jap. 満州国 Manshū koku), auch Mandschukuo oder Manshū teikoku (满洲帝國, dt. Kaiserreich Manshū) genannt, war ein von Japan errichteter Marionettenstaat („Kaiserreich“) in der Mandschurei. Er bestand vom 1. März 1932 bis zum 15. August 1945. Sein Herrscher war Pu Yi (1906-1967), der früher zunächst (formell) Kaiser von China (1908-1912) war, 1932 Präsident und 1934 Kaiser von Mandschuko wurde.
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Amtssprache | Chinesisch (mandschurisches Chinesisch, eigentlich Mandarin), Mongolisch, Japanisch | ||||
Hauptstadt | Xinjing/Shinkyō (新京, heute wieder Changchun) | ||||
Staatsform | Monarchie | ||||
Staatsoberhaupt | Kang Dö (Pu Yi) (1932-1945) | ||||
Regierungschef | Cheng Xiao-xu (1932-1935), Chang Ching-hui (1935-1945) | ||||
Fläche | ca. 800.000 km² km² | ||||
Einwohnerzahl | 1937: 38 Millionen[1] | ||||
Währung | 1 gen (元) = 100 bun (分) | ||||
Unabhängigkeit | 1. März 1932 - 18. August 1945 | ||||
Nationalhymne | Daimanshūkoku-Nationalhymne (大滿洲國國歌) | ||||
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Geschichte
Vorgeschichte
Das Kaiserreich Japan hatte nach dem ersten japanisch-chinesischen Krieg Korea als Einflussbereich gewonnen und interessierte sich für die Rohstoffvorkommen aus der Mandschurei. Bis zum Jahr 1900 besetzte jedoch Russland die Mandschurei. Es kam zu immer größeren Spannungen zwischen Russland und Japan, die, nachdem 1903 der japanische Botschafter einen Rückzug der russischen Truppen aus der Mandschurei und die Anerkennung der japanischen Interessen in Korea gefordert hatte, 1904 im russisch-japanischen Krieg endeten. Japan konnte den Krieg für sich entscheiden und Russland musste die Mandschurei räumen, die offiziell wieder an China zurückgegeben wurde.
Japan sicherte sich jedoch großen Einfluss und baute die Südmandschurische Eisenbahn, um Rohstoffe aus der Mandschurei nach Korea bringen und von dort nach Japan verschiffen zu können. Die Eisenbahn wurde von der japanischen Guandong-Armee beschützt. Doch nach der Weltwirtschaftskrise sahen viele Militärs eine Lösung der Probleme, durch eine weitere Expansion in Richtung Mandschurei.
Die Mandschurei besaß zwischen 1916 und 1928 unter dem Kriegsherrn Zhāng Zuòlín (張作霖) die Unabhängigkeit gegenüber China. Zhāng wurde jedoch bei einem Bombenanschlag durch Oberst Kōmoto Daisaku der Guandong-Armee getötet. Daraufhin konnte jedoch die Mandschurei von der Kuomintang unter Chiang Kai-shek, der in der Nordexpedition schon seit 1926 einen Krieg gegen Zhāng führte, zurück erobert werden.
Okkupation und Gründung des Staates
Nach dem Mukden-Zwischenfall 1931, der vermutlich von den Japanern selbst inszeniert wurde, kam es zur Mandschurei-Krise und die Guandong-Armee besetzte, angeblich ohne größere Rücksprache mit der japanischen Regierung, die Mandschurei. In der Mandschurei wurde der Marionettenstaat Mandschuko eingerichtet. Diese Okkupation wurde von Seiten der USA durch die Hoover-Stimson-Doktrin verurteilt und der Völkerbund protestierte.
Die Japaner versuchten das Gebiet kulturell an Japan zu binden und wirtschaftlich auszubeuten. So wurde die Japanische Sprache offizielle Sprache und Shintō die offizielle Staatsreligion. Die Infrastruktur wurde massiv ausgebaut. In Mandschuko experimentierten die Japaner das erste Mal mit Hochgeschwindigkeitszügen, da die japanischen Schienen wegen ihrer Schmalspurbauweise dafür nicht geeignet waren. Der Ajia fuhr ab 1934 eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h zwischen Dairen (Dalian) und Shinkyō (Changchun) und war vollklimatisiert (Siehe: Shinkansen). Mandschuko besaß auch eine nationale Fluggesellschaft, die Fluggesellschaft Manchukuo.
In Mandschuko war auch die Einheit 731 der japanischen Armee stationiert, die an biologischen und chemischen Waffen forschte und grausame Menschenversuche unternahm.
1938 und 1939 kommt es zu einem bewaffneten Grenzkonflikt zwischen der Sowjetunion und Japan, da Japan die Grenze der Mandschurei weiter auf sowjetisches Gebiet auszudehnen versuchte. Die Sowjetunion konnten den Versuch jedoch abwehren und als Folge versuchten die Japaner, ihre Interessen im Süden weiter auszudehnen.
Zweiter Weltkrieg und Befreiung Mandschukos
Im Zweiten Weltkrieg gehörte Mandschuko wie Japan zu den Achsenmächten.
1945 wurde Mandschuko von sowjetischen Truppen in der Operation Auguststurm besetzt und 1946 gemäß den alliierten Kriegszielen (Kairoer Erklärung) an die Republik China zurückgegeben.
Bevölkerung
Die Bevölkerung bestand zum größten Teil aus Mandschus und anderen Chinesen (35.518.849 - 1937). Japan versuchte in der Region verstärkt Japaner und besonders japanische Bauern anzusiedeln, was aber nicht gelang, da der Lebensstandard in Mandschuko geringer war und für die japanischen Landwirtschaftstechniken nicht für die Bedingungen in der Mandschurei geeignet waren. Zwischen 1931 und 1937 siedelten sich nur 2.785 japanische Familien (417.759 Japaner) in Mandschuko an. Daher wurde mit dem Eine Millionen Familien in 20 Jahren Immigrations Plan eine staatliche Förderung von 1.060 ¥ beschlossen. Die japanischen Familien sollten besonders in den schlecht entwickelten Regionen im Osten und Norden angesiedelt werden. Die 1938 gegründete Mandschurische Entwicklungsgesellschaft unternahm ein Ausbildungsprogramm für Japaner zwischen 16 und 19 um sie an das Leben in der Mandschurei anzupassen. Etwa 19.000 Japaner wurden in dem Programm ausgebildet. Daneben waren die Japaner auch bemüht Koreaner in der Mandschurei anzusiedeln.[1]
Wirtschaft
Banken und Wirtschaftsorgane waren unter fester Kontrolle der Japaner.[2]
Japan investierte zwischen 1932 und 1942 rund 5,2 Milliarden Yen in Mandschuko, eine ungewöhnlich hohe Summe für koloniale Investitionen im Vergleich mit europäischen oder amerikanischen Kolonien. Die Infrastruktur und die Städte wurden massiv ausgebaut und modernisiert. Die Industrialisierung wurde vorrangetrieben.[3]
Der größte Teil der Wirtschaft bestand aus Landwirtschaft, die staatlich kontrolliert wurde. Mehr als die Hälfte aller Exporte (1936 - 65%) machten Bohnen (vor allem Sojabohnen) und Bohnenprodukte aus.[4] 1936 waren 85% der Exporte Landwirtschaftsprodukte.[2]
Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig war der Abbau von Rohstoffen, besonders von Erzen und Kohle (Exportanteil 1936: 11%).[2]
Die Schwer- und Bergbauindustrie war unter Kontrolle der Südmanschurischen Eisenbahn-Gesellschaft (kurz SME). Außerdem wurden die meisten Investitionen und Geldtransfers von der SME organisiert und verwaltet. Dies führte zu einem Machtkampf mit der Guangdong-Armee, die schließlich 1937 zusammen mit Nissan ein Monopol auf die Schwerindustrie gründeten und diesen Sektor so der SME entzogen. Zwischen 1932 und 1936 wurden Monopol-Firmen gegründet, die in bestimmten Sektoren ein Monopol einnahmen, darunter die Mandschurische Bank, Fluggesellschaft Manchukuo.[5]
Japan exportierte dagegen besonders Schwerindustrieprodukte nach Mandschuko.[2][5]
Siehe auch
Quellen
- ↑ a b Elizabeth Boody Schumpeter (Hrsg.): The Industrialization of Japan and Manchukuo, 1930-1940. Routledge, o.O. 2000, ISBN 0415218233 - S. 68ff
- ↑ a b c d Christopher B. Howe: The Origins of Japanese Trade Supremacy. C. HURST & CO. PUBLISHERS, o.O. 1999, ISBN 1850655383 - S.398ff
- ↑ Louise Young: Japan's Total Empire. University of California Press, o.O. 1999, ISBN 0520219341 - S.183ff
- ↑ Elizabeth Boody Schumpeter (Hrsg.): The Industrialization of Japan and Manchukuo, 1930-1940. Routledge, o.O. 2000, ISBN 0415218233 - S.303ff
- ↑ a b Takafusa Nakamura, Konosuke Odaka (Hrsg.): Economic History of Japan 1914-1955. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0198289073 - S.49ff