Vorlage:Infobox französische Gemeinde Sully-sur-Loire ist eine Stadt im französischen Département Loiret. Sie liegt an beiden Ufern der Loire, deren Bett hier besonders breit und flach ist. Deswegen bestand hier schon im frühen Mittelalter eine Furt, seit dem 10. Jahrhundert eine Brücke als Übergang über den Fluss. Die Brücke ist in den folgenden Jahrhunderten mehrfach zerstört und wieder errichtet worden. Bekannt ist Sully-sur-Loire vor allem durch sein Schloss. Der Ort dient häufig als Ausgangspunkt für Touren zu den Schlössern der Loire.
Schloss
Das Schloss von Sully liegt heute direkt am Ufer der Loire - früher lag es fast mitten im Fluss. Daher ist der Schlossgraben besonders breit und hinter dem Schloss zu einem Teich erweitert.
In der Außenmauer neben den ehemaligen Schießscharten erkennt man große Kreuzfenster, die später eingebrochen wurden. Hinter der abweisenden Außenmauer sind aber auf dem inneren Hof bereits Wohntrakte zu erkennen, die deutlich keinen Verteidigungscharakter mehr haben.
Insgesamt wurde Sully vom 14.-17. Jh. errichtet, bzw. umgebaut. Der älteste Teil der Anlage ist der zur Loire hin gelegene hohe Donjon von ca. 1360, ein eigenständiges Gebäude auf rechteckigem Grundriss, das von dicken Rundtürmen an den Ecken eingefasst wird. Donjon ist die Bezeichnung für den zentralen wehrhaften Hauptturm an französischen Burgen, die dem Bergfried der deutschen Burgen entsprechen. Während aber der Bergfried in Deutschland nur für Notzeiten gedacht war und deshalb nur einen kurzfristigen Aufenthalt erlaubte, ist der französische Donjon als ständiger Wohnsitz der Herrscherfamilie gedacht.
Als der Donjon von Sully errichtet wurde, lag das Schloss noch unmittelbar am Fluss, fast schon im Wasser. Nach 1611 hat die Stadt Sully durch eine Erdaufschüttung den Flusslauf verschoben. Die vier Rundtürme schützen an den Ecken den Donjon. Die übrigen hat man später um die oberen Geschosse verkürzt. Teilweise wurden diese Schutztürme, die auch an den Ecken der gesamten Anlage standen, bis auf das unterste Geschoss abgetragen, als man ihre Funktion nicht mehr benötigte und man sie nur noch als störend für die Sicht nach außen empfand.
Die Vorliebe für steinerne Spitzen, die noch aus der Gotik stammte, verschwand in der Renaissance ab ca. 1490 allmählich. Über dem steinernen Rundturm liegt auf vielen kräftigen Konsolen ein Laufgang, in dem über einem umlaufenden Gesims kleine quadratische Fenster und Schießscharte offen gelassen wurden. Außen sieht man - bereits im Dachbereich - ein Fenster mit einem danebenliegenden Kamin. Hier wohnte der Wächter, der in den unruhigen Zeiten das Herannahen von Feinden rechtzeitig melden sollte.
Denn als die Burg noch direkt an, bzw. in der Loire lag, konnten Feinde auf Booten besonders schnell herannahen. Das galt vor allem für die gefürchteten Normannen, die große Teile Europas mehrmals heimsuchten, übrigens auch das Rheinland. Von den Normannen heißt es aber, dass sie in die Loire nur hinaufgefahren seien, hätten aber keine Zeit gehabt auszusteigen, so dass sich hier kein fremder Einfluss geltend machen konnte. Das gilt aber nur mit Einschränkungen.
Mit der Umwandlung der Burg von einer Verteidigungsanlage zu einem Repräsentations-Schloss ging später auch der wachsende italienische Einfluss einher, der das gotische Formgefühl allmählich ablöste. Dieser italienische Einfluss war in Frankreich schon vor der eigentlichen Renaissance spürbar, die um 1500 begann. Besonders das Jahr 1495 bezeichnet hier einen Einschnitt. Karl VIII. hatte damals Neapel erobert und war siegreich zurückgekehrt mit einer ganzen Anzahl italienischer Künstler, die der französischen Kunst neues Blut einflößten. Vor allem jetzt wurden die Burgen in luxuriöse Residenzen verwandelt und damit verringerte sich auch die Vorliebe für die gotischen Steinspitzen im französischen Schlossbau.
Das heißt aber nicht, dass im Kernland der nordeuropäischen Gotik jetzt ausschließlich italienischer Geist geherrscht hätte. Gegenüber Italien blieb in Frankreich die Betonung der Vertikalen auch weiter maßgeblich. Der Bau wurde nicht durch die Körperhaftigkeit seiner Wände bestimmt wie in Italien, sondern maßgeblich durch das Gerüst seiner Gliederung.
Im größten Raum des Schlosses, dem Ehrensaal im ersten Geschoss des Donjon, ist deutlich zu erkennen, dass das Wohnen in diesen Räumen nicht nur für den Extremfall geplant war. Hier ließ sich auch in friedlichen Zeiten fürstlich leben. Wer sich für französische Literatur interessiert, sollte darauf hingewiesen werden, dass hier Voltaire seine Tragödie „Artémise“ aufgeführt hat, als er, aus Paris verbannt, in Sully Zuflucht gefunden hatte.
Bei einer Besichtigungstour durch die Schlösser der Loire macht sich eines immer wieder abträglich bemerkbar: nämlich die Tatsache, dass das Inventar dieser Schlösser fast vollständig fehlt. Es ist im Laufe der Zeit entweder - besonders nach der Französischen Revolution - verkauft oder schlichtweg geraubt worden. Dieser Umstand fällt beim ersten Schloss, das man besucht, noch nicht sonderlich ins Gewicht. Dazu ist das Thema noch zu neu und die Schlossarchitektur zu faszinierend. Wenn man aber in mehreren Schlössern immer wieder durch große leere Räume gezogen ist, dann wird eine solche Besichtigung doch allmählich langweilig und man gewinnt den Eindruck, dass bei den meisten Schlössern die Ansicht von außen das weitaus Interessanteste ist.
Man sollte sich also darauf einstellen, wenn man eine solche Reise plant, dass man nicht unbedingt jedes Schloss an der Loire auch von innen gesehen haben muss. Da erwartet einen meistens nicht viel. Eine solche Reise von einem Schloss zum andern kann dann schnell zur Belastung werden. In Sully ist das anders - und das gilt vor allem für den Dachstuhl des Donjons. Dieser Dachstuhl gilt als einer der handwerklich kunstvollsten und schönsten, die aus dem Mittelalter erhalten sind.
Die Hölzer sind seit 600 Jahren gut erhalten. Das liegt daran, dass die Holzbalken vor ihrem Einsatz in diesem Dachstuhl in Salzwasser gelegt und anschließend jahrelang getrocknet und mit Alaun behandelt wurden. Diese Technik der Holzbehandlung stammte aus dem Schiffsbau und wurde hier in einem Dachstuhl für ähnliche Belastungen übernommen. Denn das Holz des Dachstuhls musste immer wieder Feuchtigkeitsschäden ertragen und Wasser ist seit alters her der Hauptfeind des bearbeiteten Holzes.
Söhne und Töchter der Stadt
- Patrice Loko (* 1970) französischer Fußballnationalspieler