Die deutsche Sprache (kurz Deutsch) ist eine germanische Sprache. Als Hochdeutsch und Niederdeutsch mit ihren vielfachen Dialekten bzw. Mundarten im Dialektkontinuum gehört sie zum westlichen Zweig der germanischen Sprachen. Die hochdeutsche Standardsprache (Standarddeutsch) gilt als Weltsprache.
Das Wort „deutsch“
Das Wort „teutsch“ (deutsch, ursprünglich allgemein "zum Volk gehörig" etc.) bildete sich aus dem germanischen Wort thioda (Volk) - (Adjektiv thiodisk, diutschiu) heraus und entwickelte sich allmählich zu einer Bezeichnung für die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas (im Gegensatz zur Sprache der angrenzenden romanischen Bevölkerung und zum Latein).
Das Land, in dem diese gemeinsame deutsche Sprache (in ihren vielfachen Dialektvariationen, s. Dialektkontinuum) gesprochen wurde, nannte man Deutschland. Diese Bezeichnung wurde im 15. Jh. von der früheren Pluralform diutschiu lant, d. h „deutsches Land“ bzw. „Land der Deutschen” gebildet. Gemeint war damit der deutsche Sprachraum in Mitteleuropa.
Man findet es erstmals im Jahre 786 n.Chr. im Synodenbericht des päpstlichen Nuntius Gregor von Ostia. Dieser Bericht wurde sowohl auf lateinisch als auch in der Volkssprache verlesen. Die „theodisca lingua“ war seit Karl dem Großen die amtliche Bezeichnung für die altfränkische Volkssprache.
Das lateinische theodiscus (zum Volk gehörig) ist ein Wort der Gelehrtensprache; ihm liegt das westfränkische theudisk zugrunde, aber es wird auch mit gotisch „thiuda“, althochdeutsch „diot“ (Volk), in Verbindung gebracht.
Die ältere Bezeichnung „fränkisch“ für die eigene Sprache traf etwa seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, nachdem einerseits die westfränkische Oberschicht im späteren Frankreich den romanischen Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte und andererseits das Ostfrankenreich auch nicht-fränkische Stämme wie die Alemannen, die Baiern, die Thüringer und die Sachsen umfasste.
Die althochdeutsche Form „diutisc“ begann seit dieser Zeit das mittellateinische „theodiscus“ zu verdrängen; es setzte sich jedoch nur zögernd durch. Erst um 1090 (im Annolied aus dem Kloster Siegburg) wird „diutisc“ auf Sprache, Volk und Land angewendet:
- »Diutschin sprechin, Diutschin liute in Diutischemi lande.«
- (Deutsch sprechen deutsche Leute in deutschen Landen.)
Das Althochdeutsche ist die älteste schriftlich überlieferte Sprachform der Völker, die sich als deutsch bezeichnen. Es war nicht einheitlich, sondern bestand aus vielen Mundarten. Erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich im mittelrheinischen Gebiet eine mittelhochdeutsche Dichter- und Literatursprache, die uns in der klassisch höfischen Ritterliteratur begegnet, in der auch keltisches Sagengut bearbeitet wurde. Begründet und getragen wurde diese Dichtung vor allem vom aufstrebenden Adel, der sich damit vom Volk abheben wollte.
Geschichte
Hauptartikel: Deutsche Sprachgeschichte
Die deutsche Sprache ist in zwei Sprachkategorien aufgeteilt, in Hochdeutsch und in Niederdeutsch. Als hochdeutsche Sprache bezeichnet man zunächst alle germanischen Dialekte, die im frühen Mittelalter an der zweiten oder althochdeutschen Lautverschiebung beteiligt waren (alemannisch, bairisch, ost-, rhein-, mittelfränkisch, ostmitteldeutsch = ober- und mitteldeutsche Mundarten = hochdeutsche Mundarten). Die kontinentalwestgermanischen Dialekte, die diese zweite germanische Lautverschiebung nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil mitgemacht haben, bezeichnet man seit der frühen Neuzeit als niederdeutsche Sprachen (Niedersächsisch und Niederfränkisch).
Da während des ganzen Mittelalters im Unterschied zu den romanisch- oder slawischsprachigen Nachbarländern in dem Land der Deutschen (deutscher Sprachraum) stark territorial zersplitterte politische Strukturen existierten, entwickelten sich die zum Teil extrem unterschiedlichen deutschen Dialekte (deutsche Mundarten) lange parallel nebeneinander her.
Einen ersten Ansatz zu einem überregionalen Ausgleich der Mundarten hat man teilweise in der mittelhochdeutschen Dichtersprache der höfischen Dichtung um 1200 sehen wollen. In der Tat ist teilweise das Bemühen der Dichter zu erkennen, nur regional verständliches Vokabular und dialektale lautliche Besonderheiten zu vermeiden, um ein überregionales Verständnis ihrer Werke zu ermöglichen; andererseits muss aber die Breitenwirkung der an den Fürstenhöfen tätigen Dichter zu einer Zeit, als nur eine verschwindend geringe Minderheit der Bevölkerung alphabetisiert war und Zugang zu dieser elitären Kunst hatte, als äußerst gering eingeschätzt werden. Der Beginn der neuhochdeutschen Schrift- und Standardsprache kann daher erst in überregionalen Ausgleichsprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit gesehen werden.
Während die Standardsprache in den meisten europäischen Ländern aus dem Dialekt der jeweiligen Hauptstadt hervorgegangen ist, stellt die heutige Hochdeutsche Sprache (Standardsprache) eine Art „Kompromiss“ zwischen den mittel- und oberdeutschen Dialekten südlich der Benrather Linie dar.
In Norddeutschland hat das Standarddeutsche, vor allem im Gefolge der Reformation als Amts- und Schulsprache, das einheimische Niederdeutsche (Plattdeutsche und Niederfränkische) größtenteils verdrängt. Zur Blütezeit der Hanse fungierte das Mittelniederdeutsche als Verkehrssprache im gesamten Nord- und Ostseeraum. Auch die niederländische Sprache gehört mit dem Niederfränkischen zur niederdeutschen Sprache. Aufgrund der Eigenstaatlichkeit und der teilweisen Herauslösung aus dem Reichsverband konnte es hier dem Hochdeutschen nicht mehr gelingen, die einheimischen niederdeutschen Dialekte zu verdrängen. Aus diesen entwickelte sich die niederländische Sprache.
Martin Luther übersetzte 1521 das Neue Testament und 1534 das Alte Testament in die sich damals noch entwickelnde neuhochdeutsche Schriftsprache. Die dort verwendete Sprache in einer ostmitteldeutschen Färbung prägte durch die religiöse Bedeutung Luthers ganze Generationen. Es muss aber angemerkt werden, dass Luthers Bedeutung im Hinblick auf die Entstehung der Neuhochdeutschen Schriftsprache lange Zeit überschätzt wurde. Bereits seit dem 14. Jahrhundert bildete sich allmählich eine immer stärker überregional geprägte Schriftsprache heraus, die man auch als Frühneuhochdeutsch bezeichnet. Die Herausbildung der hochdeutschen Schriftsprache war im 17. Jahrhundert zum Großteil abgeschlossen. Durch die Beseitigung der so genannten Letternhäufelung im 18. Jahrhundert wurde das seitdem in Grundzügen kaum veränderte deutsche Schriftbild abgerundet.
Die Geschichte der (hoch-)deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte (Sprachstufen) unterteilt:
- 750 – 1050: Althochdeutsch
- 1050 – 1350: Mittelhochdeutsch
- 1350 – 1650: Frühneuhochdeutsch
- ab 1650: Neuhochdeutsch
Fabian alter Saftsack
Wörterbücher und Normierung
Mit der Zunahme der Anzahl der Schreibkundigen und der Bedeutung der Schriftlichkeit trat der Lautwandel in seiner Bedeutung für die Sprachgeschichte zugunsten von bewusster Normierung zurück. Johann Christoph Adelung veröffentlichte 1781 das erste große Wörterbuch. Jacob und Wilhelm Grimm begannen 1852 mit der Herausgabe des umfassendsten Deutschen Wörterbuchs, das 1961 vollendet wurde, aber seither einer Überarbeitung unterzogen wird.
Die hochdeutsche Rechtschreibung wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend normiert. Ein Durchbruch zu einer hochdeutschen „Einheitsschreibung“ gelang mit dem „Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Konrad Duden (1880), das in der Rechtschreibreform von 1901 in leicht veränderter Form zur Grundlage der amtlichen Rechtschreibung erklärt wurde. Erst 1996 kam es zu einer erneuten Rechtschreibreform. Siehe dazu auch Geschichte der deutschen Rechtschreibung.
Auch die hochdeutsche Aussprache erfuhr im späten 19. Jahrhundert Regelungsversuche, vor allem durch das Aussprachewörterbuch von Theodor Siebs. Diese Regelungen erreichten aber nicht das Niveau an Verbindlichkeit, das Duden mit der Rechtschreibung erreichte.
Einfluss durch moderne Medien
Auch im 20. Jahrhundert gab es starke Einflüsse auf die deutsche Sprache. Zum einen wurde durch die weite Verbreitung audiovisueller Massenmedien eine natürliche Tendenz zur Standardisierung gefördert, zum anderen wurde in ländlichen Gebieten bewusst eine Umerziehung von der Dialektsprache zum Hochdeutsch vorangetrieben. Hinzu kommt der Einfluss des zweiten Weltkrieges, der dazu geführt hat, dass deutsche Sprachinseln in Osteuropa weitgehend zerstört wurden, dass viele Sprecher der jüdischen Dialekte des Deutschen und der dem Deutschen nahen jiddischen Sprache ermordet wurden oder als sprachliche Minderheit außerhalb der deutschen Sprachzone leben und aufgrund der Dominanz der umgebenden Sprachen die Verwendung des Deutschen bzw. des Jiddischen mehr und mehr verlieren. Auch hat die Teilung Deutschlands zu einer unterschiedlichen Entwicklung des Vokabulars und der Ausdrucksformen geführt. Dem entgegen steht eine erneut vereinheitlichende Tendenz durch die gemeinsamen Medien und die personelle Mobilität in der Zeit nach der Wiedervereinigung. Besonders seit dem Zweiten Weltkrieg sehr bedeutend geworden ist der englische, genauer: anglo-amerikanische Einfluss auf die deutsche Sprache, insbesondere in Westdeutschland; dieser zeigt sich jedoch zur Zeit hauptsächlich im Wortschatz, in Redewendungen und in der Valenz einiger Verben.
Verbreitung und Rechtlicher Status
Verbreitung von Deutsch als Muttersprache
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Die deutschsprachige Welt Orange: Amtssprache |
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- Die hier angegeben Zahlen beruhen zum Großteil nicht auf der tatsächlichen Zahl der aktiven Sprecher - welche so gut wie nie wirklich erfasst werden kann, sondern auf Hochrechnungen, Nationalitäten-Zugehörigkeiten, alten Auswanderungszahlen etc. Deshalb liegen einige Zahlen möglicherweise weit über den anzunehmenden tatsächlichen Werten.
Siehe auch: Deutschsprachige Minderheiten
Rechtlicher Status
Bundesrepublik Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland ist Hochdeutsch:
- nach § 23 Verwaltungsverfahrensgesetz (BVwVfG) als Amtssprache,
- nach § 5 Beurkundungsgesetz als Sprache für notarielle Urkunden,
- nach § 184 Gerichtsverfassungsgesetz als Gerichtssprache festgelegt.
Besondere Regelungen gelten für die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein sowie für die Sorben in Brandenburg und Sachsen; mittlerweile aber auch für die niederdeutsche Sprache, sowie das Nordfriesische in Schleswig-Holstein.
Österreich
In Österreich ist laut Artikel 8. (1) Bundes-Verfassungsgesetz (BVG) die (hoch-)deutsche Sprache, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik.
Schweiz
In der Schweiz (ca. 5 Millionen, d.h. 63% der Bevölkerung geben Deutsch als Muttersprache an) ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene Amtssprache neben Französisch, Italienisch und (zum Teil) Rätoromanisch.
In 17 von 26 Kantonen ist Deutsch alleinige Amtssprache, in 4 weiteren Amtssprache neben Französisch (Kantone Bern, Freiburg und Wallis) bzw. neben Italienisch und Rätoromanisch (Graubünden).
Auf Gemeindeebene kann jede Gemeinde ihre Amtssprache(n) in eigener Kompetenz festsetzen.
Siehe auch: Sprachen der Schweiz
Luxemburg
Im Luxemburg ist Hochdeutsch Amtssprache mit Luxemburgisch und Französisch, wobei Luxemburgisch als Nationalsprache gilt. Deutsch spielt insbesondere bei Druckerzeugnissen wie Zeitungen und Zeitschriften eine dominierende Rolle. Laut Umfragen der EU geben ca. 99% der Luxemburger an, sowohl Deutsch als auch Französisch auf muttersprachlichem Niveau zu behrrschen.
Italien
In Italien ist Deutsch nur regional in Südtirol (mit Italienisch) Amtssprache. Circa 333.000 Menschen, etwa 67% der Bevölkerung Südtirols, geben Deutsch als ihre Muttesprache an.
Belgien
In Belgien ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene mit Niederländisch und Französisch Amtssprache. In den Kantonen Eupen und Sankt Vith ist Deutsch Haupt-Amtssprache, daneben ist Französisch kooffiziell. Circa 78.000 Belgier geben Deutsch als ihre Muttersprache an.
Liechtenstein
In Liechtenstein ist Hochdeutsch die alleingültige Amtssprache. Es kennt keine Minderheitensprachen.
Dänemark
In Dänemark ist Deutsch Amtssprache in dem Gebiet der deutschen Minderheit Sønderjylland neben Dänisch. Circa 20.000 Dänen geben Deutsch als ihre Muttersprache an.
Namibia
Deutsch war in Südwestafrika früher Amtssprache, seit Juni 1984 mit Afrikaans und Englisch. Seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 ist es nurmehr Verkehrssprache und eine von etwa 20 "Nationalsprachen" des Landes und steht somit unter besonderem Schutz und ist als Teil der namibischen Kultur gesetzlich verankert. Etwa 30.000 Namibier geben Deutsch als ihre Muttersprache an.
Russland
In Russland ist Deutsch anerkannte Verkehrssprache der deutschstämmigen Bevölkerung in den beiden westsibirischen Nationalkreisen Asowo (Gebiet Omsk) und Halbstadt (Altai-Region).
USA
Dass Hochdeutsch beinahe Amtssprache der USA geworden wäre, ist ein Gerücht, das auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen ist (Mühlenberg-Legende, siehe auch Deutsche Sprache in den USA). Tatsächlich bezog sich dieses Gerücht auf den gescheiterten Versuch Hochdeutsch als ko-offizielle Amtssprache im Staat Pennsylvanien neben dem Englischen einzuführen.
Europäische Union
Hochdeutsch (Deutsch) ist eine von 20 Amtssprachen der Europäischen Union und neben Englisch und Französisch auch Arbeitssprache der EU. Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der EU und knapp nach Englisch und mit Abstand vor Französisch zweitmeistgesprochenste Sprache (Mutter- und Fremdsprachler) der EU.
Vereinte Nationen
In der UNO ist Deutsch keine Amts- bzw. Arbeitssprache trotz der anteilsmäßig großzügigen Finanzierung der Organisation von Deutschland und anderen deutschsprachigen Staaten. Dies, und die Tatsache, dass der deutsche Außenminister im Sicherheitsrat und den Generallversammlungen nicht Deutsch sondern Englisch spricht, obwohl China, Russland, Spanien etc. in ihrer Landessprache reden, führt gerechtfertigterweise oft zu Unverständnis und einem Gefühl des Übergangenwerdens unter der deutschen Bevölkerung. Die Amtssprachen der UNO werden geprägt von der Zusammensetzung des Sicherheitsrates, dem Deutschland (trotz seiner weltpolitischen Signifikanz) nicht angehört, da er in gewisser Maßen immernoch die machtpolitische Situation kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wiederspiegelt (auch Japan fehlt ungerechfertigterweise). Es sind jedoch schon seit längerem Bestrebungen seitens der Länder Deutschland, Japan, Brasilien und Indien im Gange diese veraltete Situation zu reformieren. Sollte Deutschland einen Sitz im Sicherheitsrat erlangen, so könnte es sehr wohl sein, dass Deutsch auch zu einer der Amtssprachen der UNO erhoben wird, es sei denn die deutsche Delegation begnügt sich weiterhin mit der englischen Sprache, was leider auch nicht auszuschließen ist.
NATO
Das Nordatlantikbündniss NATO arbeitet lediglich mit zwei Amtssprachen: Englisch und Französisch. Die Hinzunahme von Deutsch ist sehr unwahrscheinlich, da sich andere Länder wie Spanien, Italien oder Portugal benachteiligt fühlen würden und die Aufnahme weiterer Amtssprachen mit größeren Verwaltungskosten verbunden ist.
Als Fremdsprache
Deutsch (Hochdeutsch) wird in vielen Ländern als Fremdsprache gelehrt; in Europa ist es nach Englisch am weitesten verbreitet. Besonders häufig wird Hochdeutsch als Fremdsprache in den Niederlanden, Flandern, Skandinavien, Russland, im Baltikum, Slowenien, Kroatien, Polen, Japan, Bosnien und Herzegowina, der romanischen Schweiz, Serbien, Montenegro, Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Mazedonien und Bulgarien gewählt. Teilweise gilt Deutsch in diesen Ländern als erste Schulfremdsprache und steht damit noch vor dem Englischen. Auch in Weißrussland wird Deutsch oft an Schulen unterrichtet.
In anderen Ländern, so zum Beispiel in Frankreich und den USA, verliert Deutsch zunehmend an Bedeutung gegenüber Spanisch.
In Ostasien (Japan) wurde im 19. und 20. Jahrhundert Deutsch als Medizinsprache verwendet (an Stelle von Latein).
Nach einer Erhebung der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache, der u. a. das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut angehören, gab es 2000 die meisten Deutschlerner in:
- Russische Föderation: 4.657.500 (3,26%)
- Polen: 2.202.708 (5,70 %)
- Frankreich: 1.603.813 (2,52 %)
- Tschechien: 799.071 (7,80 %)
- Ukraine: 629.742
- Ungarn: 629.472
- Kasachstan: 629.874
- Niederlande: 591.190
- USA: 551.274
Deutsch ist heute die nach Englisch am meisten verwendete Sprache im Internet (gefolgt von Französisch, Japanisch, Spanisch und Chinesisch). Mehr als acht Prozent aller Seiten im Internet sind auf Deutsch. (Internetseiten auf Englisch: Zirka 50 %)
Nach Darstellung der Eurobarometer-Umfrage 2006 sprechen mehr Europäer Deutsch als Französisch. Jeder zweite Europäer kann Englisch, immerhin jeder Dritte Deutsch, nur jeder Vierte Französisch. Vor allem in den Niederlanden (wo ungefähr 70% der Bevölkerung Englisch, 68% Deutsch, 24% Französisch sprechen), in der Slowakei, in Ungarn, Tschechien, aber auch Polen und Dänemark (etwa 50% Deutschsprachige) ist die Kenntnis der deutschen Sprache weit verbreitet.
Als Kreolsprache
Im Zuge der Kolonialisierung entstand im heutigen East New Britain das so genannte Unserdeutsch, in Namibia entstand daneben noch das Küchendeutsch, sie sind die beiden einzigen deutschbasierten Kreolsprachen. Unserdeutsch ist jedoch mittlerweile fast ausgestorben, da die meisten Sprecher auswanderten. Außerdem haben sich in Papua-Neuguinea bis zu 150 Wörter deutschen Ursprungs in der Sprache Tok Pisin erhalten. Das Küchendeutsch hingegen hat heute noch ca. 15.000 zumeist ältere Sprecher.
Dialektgliederung (Mundartenkarte)
- Hauptartikel: Deutsche Mundarten
Aussprache
- Hauptartikel: Aussprache der deutschen Sprache
Grammatik
- Hauptartikel: Deutsche Grammatik
Rechtschreibung
- Hauptartikel: Deutsche Rechtschreibung
Textsammlungen
Beim Projekt Gutenberg-DE gibt es Texte von über 1000 Autoren. Wikisource enthält mehr als 2000 deutschsprachige Werke.
Siehe auch: Deutsche Literatur, Sprichwörter,
Deutschsprachige Schriftsteller: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
Varietäten
Der deutsche Sprachraum ist ein Kontinuum. Im kontinental-westgermanischen Dialektkontinuum sind zumeist nur die benachbarten Varietäten gegenseitig verständlich. Die Varietäten unterscheiden sich umso mehr, je weiter sie voneinander entfernt liegen und sind für einen Sprecher der Standardsprache nur schwer verständlich.
Die Einteilung der deutschen Varietäten beruht auf Untersuchungen des 19. Jahrhunderts. In gleicher Zeit begann vielerorts eine Herausbildung von Umgangssprachen als einer Art Mischform zwischen Standardsprache und Dialekt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts, insbesondere nach den Ereignissen des II. Weltkrieges verdrängen die Umgangssprachen die alten Dialekte. Entscheidenden Einfluss darauf hatten die Flüchtlingsströme und vor allem die stark anwachsende Verbreitung von Hörfunk und Fernsehen; in den Schulen wurde in der hochdeutschen Standardsprache unterrichtet.
Eine Grobeinteilung der Varietäten erfolgt üblicherweise entlang der Benrather Linie in die niederdeutschen Varietäten im Norden, die die 2. deutsche Lautverschiebung nicht mitgemacht haben und die hochdeutschen Varietäten im Süden, die von der 2. deutschen Lautverschiebung betroffen waren. Allerdings gibt es hierzu keine scharfe Sprachgrenze, sondern einen Übergang innerhalb des deutschen Dialektkontinuums, wo sich die Mundarten von Ort zu Ort geringfügig unterscheiden, aber mit zunehmender Entfernung zu größeren Unterschieden führen.
Hochdeutsche Varietäten
Die hochdeutschen Varietäten lassen sich nochmals in mittel- und oberdeutsche Varietäten einteilen. Von Hoch- und Höchstalemannische sowie das bairische Tirolerisch, die als einzige Varietäten die 2. deutsche Lautverschiebung vollständig durchgeführt haben, bis hin zu Ostbergisch und Mölmsch, wo allein das Wort ik zu ich verschoben ist. In den allermeisten Varietäten ist die 2. hochdeutsche Lautverschiebung nur teilweise durchgeführt, so auch in den ostmitteldeutschen Varietäten, die zu einem großen Teil zur Herausbildung der Standardsprache beigetragen haben.
- Mitteldeutsche Sprachen
- Westmitteldeutsche Sprachen (siehe auch: Fränkische Sprachen)
- Mittelfränkisch (Ripuarisch, Moselfränkisch, Luxemburgisch)
- Rheinfränkisch (Pfälzisch, Hessisch, Nassauisch)
- Ostmitteldeutsche Sprache
- Westmitteldeutsche Sprachen (siehe auch: Fränkische Sprachen)
- Fränkisch im Übergangsbereich zwischen dem Oberdeutschen und Mitteldeutschen (Wird häufig dem Oberdeutschen zugeordnet.)
- Ostfränkisch, umgangssprachlich "Fränkisch"
- Süd-Rheinfränkisch
- Oberdeutsche Sprachen
- Alemannisch
- Schwäbisch
- Elsässisch
- Niederalemannisch (darunter auch schweizerdeutsche Dialekte)
- Hochalemannisch (darunter auch schweizerdeutsche Dialekte)
- Höchstalemannisch (schweizerdeutsche Dialekte)
- Bairisch
- Alemannisch
Niederdeutsche Varietäten
Niederdeutsch bzw. die niederdeutschen Sprachen sind diejenigen Varietäten, die von der hochdeutschen Lautverschiebung nicht berührt worden sind. Sie bilden jedoch zusammen mit den hochdeutschen Varietäten ein gemeinsames Dialektkontinuum.
Das Niedersächsische stammt zum größten Teil vom Altsächsischen ab und wird in Norddeutschland und im Nordosten der Niederlanden („sachsisch” oder „nedersaksisch”) gesprochen. Das Niederfränkische wird am Niederrhein in Deutschland, in den Niederlanden und in Flandern (Belgien) gesprochen. Niedersächsisch und Niederfränkisch bilden zusammen die „niederdeutsche Sprachgruppe“. Umgangssprachlich bezeichnen die Menschen im niederdeutschen Sprachraum ihre Dialekte auch als „Plattdeutsch“ (Plattdüütsch), also als Sprache des platten (niederen) Landes.
Mittlerweile hat das Niedersächsische im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in Deutschland und in den Niederlanden einen offiziellen Status als Regionalsprache erhalten. Darüber hinaus ist es in den Niederlanden offizielle Amtssprache geworden. Zuvor hatten die Niederlande und die bundesdeutschen Länder Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen Niedersächsisch für einen Schutz gemäß Teil III der Sprachencharta angemeldet.
Das wie das Niederländische zum größten Teil vom Altniederfränkischen abstammende Niederfränkische lebt weiter im Niederländischen. Auch die ursprünglichen Dialekte am Niederrhein (Kleve, Wesel, Duisburg, Mülheim an der Ruhr) sowie die alten Mundarten im Ostbergischen gehören dem niederfränkischen Zweig an. Sie sind - wie viele anderen Dialekte auch - seit dem zweiten Weltkrieg zunehmend im Aussterben begriffen.
Der in Deutschland gebräuchliche Name „Niederdeutsch“ oder „Plattdeutsch“ (Plattdüütsch) bezeichnet somit zwei Gruppen angehörige Varietäten: die vom Altsächsischen abstammende niedersächsischen und die wie das Niederländische vom Altniederfränkischen abstammende niederfränkischen. Diese Gruppen stammen also nicht wie das eigentliche Deutsche vom Althochdeutschen ab. (Die Mundarten des Bundeslands Sachsen stammen nicht vom Altsächsischen ab, sind somit trotz des heutigen Namens nicht sächsisch. Die meisten von ihnen gehören der als Thüringisch-Obersächsisch bekannten Gruppe an.)
Die Mundarten des Gebietes zwischen der Uerdinger Linie (Ik-/Ich-Linie) und der Benrather Linie (Maken-/Machen-Linie) (Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Neuss) weisen sowohl niederfränkische als auch mittelfränkische Züge auf und sind ein mundartliches Übergangsgebiet zwischen den mitteldeutschen und den niederfränkischen Mundarten.
Einflüsse anderer Sprachen auf die deutsche Sprache
Durch ihre zentrale Lage in Europa wurde die deutsche Sprache über die Jahrhunderte durch andere Sprachen beeinflusst. Im Mittelalter und der Zeit davor war es vor allem die lateinische Sprache, aus der sich die deutsche Sprache bediente. So sind viele alltägliche Wörter, vor allem aus Architektur, Religion und Kriegswesen (z. B. Fenster, Keller, Karren, dominieren, Kloster) aus dem Lateinischen entlehnt. Auch die griechische Sprache hat das Deutsche in Religion, Wissenschaft und Philosophie stark beeinflusst (z. B. Philosophie, Physik, Demokratie, Krypta).
Später war es dann vor allem die französische Sprache, die großen Einfluss auf das Deutsche ausübte. Da nach dem Dreißigjährigen Krieg an vielen Höfen französisch gesprochen wurde und selbst preußische Könige diese Sprache besser beherrschten als Deutsch, das nach Voltaire nur zur Kommunikation mit Soldaten und Pferden gebraucht wurde, kamen vor allem Wörter aus dem vornehmen Bereich in die deutsche Sprache (z. B. Boulevard, Trottoir, Konfitüre).
Auch aus den slawischen Sprachen (z. B. Grenze, Pistole, Gurke), dem Jiddischen und dem Rotwelsch (z. B. Zoff, meschugge, Mischpoke, Schockse) kamen einige Wörter ins Deutsche, jedoch war der Einfluss dieser Sprachen im Vergleich zu den vorgenannten wesentlich geringer.
In Handel (Magazin, Tarif, Tara), Botanik (Orange, Kaffee, Ingwer), Medizin (Elixier, Balsam), Mathematik (Algebra, Algorithmus, Ziffer), Chemie (Alkalimetalle, Alkohol, Natrium) und Astronomie (Almanach, Zenit, Rigel) lassen sich auch einige Einflüsse aus dem Arabischen ausmachen, die verstärkt im Mittelalter beispielsweise durch die Kreuzzüge nach Europa und somit auch nach Deutschland kamen. Aber auch in alltäglichen Begriffen wie Koffer, Benzin oder Limonade lassen sich arabische Einflüsse bzw. Ursprünge nachweisen.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts nahm in Deutschland das Englische zunehmend Einfluss auf die deutsche Sprache (Anglizismen). Diese Entwicklung wird von einigen skeptisch betrachtet, insbesondere dann, wenn es genügend deutsche Synonyme gibt. Kritiker merken auch an, es handle sich oftmals (z. B. bei Handy) um Pseudo-Englisch.
Auch technische Zwänge bei der Synchronisation englischsprachiger Filme üben mittlerweile einen Einfluss auf das Deutsche aus. Um Lippensynchronizität zu gewährleisten, werden Worte und Redewendungen kreiert, die zuvor im Deutschen nicht üblich waren, sich dann aber später in der Umgangssprache durchsetzen (z. B. „Oh mein Gott“ statt „Um Gottes Willen“ als Übersetzung für „Oh my God“). „Verdeckte" Anglizismen“ gibt es mittlerweile auch aus anderen Gründen: So ist der heute sehr gebräuchliche Ausdruck „nicht wirklich“ die wortwörtliche Übersetzung von „not really“ und bedeutet demzufolge soviel wie „eigentlich nicht“ – allerdings hat sich der Ausdruck inzwischen verselbständigt.
Eine Sprachpolitik, wie sie unter anderem in Frankreich und Island betrieben wird, um eine Anreicherung der Sprache mit Anglizismen zu unterbinden, findet in Deutschland seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr statt.
Literatur zu Kontakten der deutschen Sprache
- Johannes Bechert/Wolfgang Wildgen: Einführung in die Sprachkontaktforschung. Darmstadt, Wiss. Buchgesellschaft, 1991
- Csaba Földes: Kontaktdeutsch. Zur Theorie eines Varietätentyps unter transkulturellen Bedingungen von Mehrsprachigkeit. Tübingen, Verlag Gunter Narr, 2005; siehe: http://www.vein.hu/german/kontaktdeutsch.htm
- Claudia Maria Riehl: Sprachkontaktforschung. Tübingen, Narr, 2004
Wie das Deutsche in anderen Sprachen heißt
Aufgrund der sehr wechselhaften politischen Geschichte des deutschen Sprachraums (Land der Deutschen) gibt es in den Sprachen der Welt mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache (Deutsch) als für die meisten anderen Sprachen der Welt.
Siehe auch: Deutsch in anderen Sprachen.
Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in sechs Gruppen zusammenfassen.
1. Aus dem protogermanischen Wort für Volk:
Anmerkung: Dutch, die englische Bezeichnung für das Niederländische, ist mit dem deutschen Wort deutsch verwandt. In den vergangenen Jahrhunderten wurde zwischen Deutsch und Niederländisch nicht genau unterschieden. Die Niederländer nannten sich und ihre Sprache duutsc oder duutsch, und das wird wohl den englischen Begriff geprägt haben. Siehe auch Niederländisch (Name). Heutzutage steht "Dutch" ausschließlich für Niederländisch, während Deutsch im Englischen "German" heißt. "Dutch" wurde im Englischen für die Niederländer beibehalten, obgleich sie sich nicht mehr "Deutsche" nannten. |
2. Vom Wort „Germanen“ abgeleitet:
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3. Vom Wort „Sachsen“ abgeleitet:
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4. Aus dem slawischen Wort für "ne mec = nicht verstehen" (ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für alle Fremden, welche die slawischen Sprachen nicht verstehen)
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5. Vom Wort „Alamannen“ abgeleitet:
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6. Bei den baltischen Sprachen:
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Anmerkung: In der Vergangenheit war im Rumänischen die dem Slawischen entlehnte Form nemţeşte üblich, aber heute wird im Rumänischen vorwiegend das Wort germană benutzt. Das ungarische német ist auch aus dem Slawischen entlehnt, ebenso der Name für die Deutschen in Österreich im Arabischen, an-Nimsā (النمسا).
Siehe auch
- Rotwelsch
- BRD-Sprachgebrauch und DDR-Sprachgebrauch, Duden als Sprachwächter
- Schweizer Hochdeutsch, Schweizerdeutsch
- Sprachgebrauch in Österreich
- Deutschsprachiger Raum
- Verein Deutsche Sprache
- Institut für Deutsche Sprache
- Gebärdensprache im deutschsprachigen Raum
- Moselromanisch
- Kategorie:Deutsche Sprache
- Variantenwörterbuch des Deutschen
- Deutsche Redewendungen
- Studentensprache
- Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen
- Liste der häufigsten Wörter der deutschen Sprache
- Alemañol
- Wissenschaftssprache
Weblinks
- Institut für deutsche Sprache (IDS), Mannheim
- Deutscher Sprachrat – dem Deutschen Sprachrat gehören die Gesellschaft für deutsche Sprache, das Goethe-Institut und das Institut für Deutsche Sprache an
- Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden
- Stiftung Deutsche Sprache
- Rat für deutsche Rechtschreibung
- Wortschatzlexikon der Universität Leipzig
- Grimm, Deutsches Wörterbuch
- Aktion lebendiges Deutsch
- Verbreitung der deutschen Sprache im Internet