Badekommissar (Aachen und Burtscheid)
Diese Baustelle befindet sich fälschlicherweise im Artikelnamensraum. Bitte verschiebe die Seite oder entferne den Baustein {{Baustelle}} .
|
Der Badekommissar in Aachen und Burtscheid ist mindestens seit 1817 bekannt und war bis 1982 als Mittler zwischen der Regierung und den Städten Aachen und Burtscheid anzusehen. Spätestens mit der Eingemeindung am 1. April 1897 wurde das Amt des Badekommissars, auch Commissarius Perpetuus genannt, zusammengelegt.
Geschichte
Das Amt des Badekommissars bzw. Badeinspektors in den Heilbädern zu Aachen geht zurück bis in 17. Jahrhundert. Der erste Stadtarzt (medicus primarius) hieß Mathaeus Geyr. Nach dessen Tod im Jahr 1686 übertrug die Stadt Aachen Dr. Francois (Franz) Blondel (1613-1703) im Alter von 73 Jahren die Aufgaben des ersten Stadtarztes und Brunnen- und Badeinspektors. Dieser hatte sich nach dem verheerenden Stadtbrand 1656 in Aachen durch die Einführung der Trinkkur 1661 und durch Veröffentlichung verschiedener Buchveröffentlichung für den Wiederaufbau des Badewesens verdient gemacht.
In Napoleonischer Zeit ist der in Aachen geborene Arzt Dr. Gerhard Reumont (1765-1828) hervorzuheben, der als Arzt der "jury médicale" (Gesundheitsbehörde) tätig war und sich für die Einführung der Pockenschutzimpfung in Aachen verdient gemacht hat. Zudem behandelte er die Familie Napoleon Bonapartes, darunter Kaiserin Josephine 1801. 1)
Auf Betreiben des französischen Kaisers wurde er 1805 zum "médecin inspecteur des eaux thermales d' Aix-la-Chapelle" (Badeinspector von Aachen) ernannt. 2)
Am 22.041816 eröffnete die preußische Regierung auch ein Medizinaldezernat unter der Leitung des Regierungs- und Medizinalrats Dr. Boelling. Die jury médicale wurde 1817 zusammen mit Dr. Reumont von der preußischen Verwaltung als Sanitätskommission übernommen, aber 1821 wieder aufgelöst. 1)
Aufgaben des Badekommissars
Unter preußischer Verwaltung wurde das Amt des Badekommissars auch Badeinspektor genannt. Er hatte als "Organ der medizinischen Polizei" eine vierfache Aufgabe: Er war Vorgesetzter des in den Bädern angestellten Personals, er beaufsichtigte das Brunnen- und Badewesen, er war technischer Ratgeber und Beistand des Oberbürgermeisters und behandelte schließlich noch die in die Bäder geschickten Armen. 3)
Prüfung der Quellen
Ab 1856 wurden die Aufgaben und Pflichten des Badeinspektors dann schriftlich genau fixiert. Als sogenannter Brunneninspektor hatte er zunächst dafür zu sorgen, dass nur fachlich qualifiziertes Personal in den Bädern und an den Brunnen Dienst tat. Mit großer Strenge, so hieß es ausdrücklich, musste er die von dem behandelnden Arzt vorgeschriebene Temperatur der Bäder überprüfen. Die Temperatur sollte jedoch „nicht von dem unzulässigen Gefühl der Hand bestimmt werden“, sondern mit dem Thermometer gemessen werden. Das hatte jedoch seine Schwierigkeiten, da es oft an Thermometern fehlte, wie aus den Klagen mehrerer Badeinspektoren hervorgeht. Eine weit wichtigere Aufgabe war dem Badeinspektor dadurch übertragen, dass der die quantitative, chemische und physikalische Beschaffenheit der Mineralquellen ständig beobachten musste und eventuelle Veränderungen sofort dem Bürgermeister zu berichten hatte. 3)
Ratgeber des Bürgermeisters
Ferner hatte der Badeinspektor darauf zu achten, dass die Einrichtungen der Brunnen- und Badeanstalten in gutem Zustand erhalten, Mängel behoben, notwendige Verbesserungen eingeführt wurden. Als „technischer Ratgeber und Beistand des Bürgermeisters“ musste der Badeinspektor dem Bürgermeister technische Details erläutern und gründliche Berichte über das Badewesen erstatten. Als Badearzt sollte er schließlich noch die in die Bäder geschickten Armen behandeln.
Badestatistik
Seit 1870 mussten die Badeinspektoren zum Ende der Badezeit der Königlichen Regierung eine detaillierte Badestatistik einreichen. Der „Minister des geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten“ wollte dabei u.a. wissen, wie der Verwaltung organisiert war, wie lange die Saison dauerte, wie viele Kurgäste welcher Länder die Bäder besuchten, wie viele Bäder „verabreicht“ wurden und welche „Heilapparate oder besondere Kurmethoden neben dem Gebrauch des Mineralwassers“ angewandt wurden.
Unvollständige Angaben
Allerdings fielen die Berichte nach Ansicht der Regierung nicht zufriedenstellen aus, da sie zu einem großen Teil unvollständige Angaben enthielten. Auch bei einigen recht bedeutenden Bädern, zu denen nach einem Schreiben des „Königlich Preußischen statistischen Büros“ in Berlin auch Aachen gezählt wurde, fehlten gerade die besonders interessierenden Angaben etwa über die Zahl der Kurgäste. Das hatte einen offenbar ewig aktuellen Grund, wie das Königliche Statistische Büro selbst erkannte: die Badehäuser argwöhnten, dass ihre Angaben „im fiscalischen Interesse insbesondere bei der Steuerveranlagung verwerthet“ würden. 3)
Amtssitz
Durch die Verbindung des Badekommissars mit dem Amt des Regierungs- und Medizinaldirektors in Aachen wurde der Amtssitz des Badekommissars in der Bezirksregierung in Aachen angesiedelt: Theaterplatz 14, jetzt Hochschularchiv der RWTH Aachen. Der Regierungsbezirk Aachen wurde am 1. August 1972 aufgelöst und ist fast vollständig dem Regierungsbezirk Köln aufgegangen.
Auswahl bekannter Badekommissare
Dr. Georg von Sartorius (1787-1856)
Nach dem Tod von des bisherigen Inspektors der Aachener Bäder, Dr. Reumond wurde 1829 von Sartorius als Kandidat für diese Stelle vom Gemeinderat der Stadt Aachen der königlichen Regierung vorgeschlagen und von dieser genehmigt. Neben ihm war Dr. Johann Josef May königlicher Kreisphysikus in Burtscheid. Sartorius war bis zu seinem Tode stark engagiert für die Verbesserung und der Hebung des Aachener Badewesens. 1852 hatte er die Ehre die Badekur seiner Majestät des Königs Maximilian II. von Bayern zu leiten. 4)
Dr. med. Johann Peter Lefils (1786-18??)
Die preußische Regierung errichtete in der Stadt und in den Landkreisen Physikate , die Vorläufer der heutigen Gesundheitsämter: so wurde Dr. med. Johann Peter Lefils Physikus des Landkreises Aachen und Badekommissar.
In seiner Amtszeit ergab sich folgende Episode aus dem Jahre 1825:
Der Leibarzt und Physikus Seiner Durchlaucht des regierenden Fürsten von Wied“ beschwerte ich in einem Brief an die „Königliche hohe Regierung in Aachen“ bitterlich über Missstände an dem Gesundbrunnen in Burtscheid. Dem Leibarzt Seiner Durchlaucht war unangenehm aufgefallen, dass der Aufenthalt an der Quelle „ekelerregend und ungesund“ sei. Der hohe Kurgast mäkelte, dass jeden Morgen an dem Gesundbrunnen „eine Menge höchst roher, unreinlicher und mit Ungeziefer bedeckten Jungen“ an dem Gesundbrunnen herumlungerten, die zu seiner Entrüstung auch noch den „erbärmlichsten Tabak“ rauchten.
Allergisch reagierte der damalige Badeinspektor Burtscheids, Dr. Lefils, auf die deftigen Beschwerden: „Dass ein an den Luxus, die Pracht und die Herrlichkeit des Hoflebens gewohnter Leibarzt von diese Dingen leichter affiziert wir d als andere Menschen, ist begreiflich. Aber es gehören doch wahrhaft mikroskopische Augen dazu, auf offener Straße an den Leuten das Ungeziefer zu sehen. Hier muss ich meine Landsleute in Schutz nehmen, die so arm nicht sind und besonders schmutzig nicht, als man sie zu schildern beliebt. Aber schlechten Tabak rauchen sie, das ist wahr. Doch es ist anzunehmen, dass sie einen besseren rauchen würden, wenn der nicht eben auch teurer wäre.“
Auf Vorschlag des Badeinspektors wurden dann allerdings die zweifellos vorhandenen Missstände an dem Burtscheider Trinkbrunnen durch ein Polizei-Reglement behoben. Danach durfte nur der die Promenade zum Wassertrinken besuchen, der „anständig und reinlich“ gekleidet war. Da man das von den Fabrikarbeitern und Tagelöhnern offenbar nicht annahm, mussten sie bis spätestens sechs Uhr morgens ihren Schluck Wasser getrunken haben. Auch das Tabakrauchen fiel dem neuen Polizei-Reglement zum Opfer. Im Laufe der Jahre wurde diese Trinkbrunnenordnung noch mehr abgewandelt. 3)
Dr. Friedrich-Wilhelm Leopold Zitterland (1787-1867)
Dr. Zitterland war königlich preußischer Regierungs- und Medizinalrath, Commissarius perpetuus für die Badeanstalten in Aachen und Burtscheid.
Ab 1822 bekleidete Dr. med. Friedrich-Wilhelm Leopold Zitterland das Amt des Regierungsarztes als Königlich Preußischer Regierungs- und Medizinalrat bei der Regierung zu Aachen und war Commissarius perpetuus für die Badeanstalten in Aachen und Burtscheid. Zitterland erwarb sich bald allgemeine Anerkennung und trat in zahlreichen Publikationen hervor. Er legte zunächst ein Augenmerk auf die aus Asien herannahende Cholera. Sein Buch über "Aachens heiße Quellen ist 1836 erschienen. 5)
Dr. Josef Hartung (1805-1863)
Dr. Hartung stammte aus Mayen und war ein weithin bekannter und beliebter Hausarzt, auch Kreisphysikus und königlicher Badeinspektor in Aachen. Er schrieb über die Cholera, um deren Bekämpfung in den dreißiger Jahren er sich hervorragende Verdienste erwarb. 6)
Bernhard Maximilian Lersch (1817-1902)
Dr. Lersch übernahm am 9. September 1868 das Amt eines Badeinspektors von Aachen und Burtscheid, das er bis zum 5. Mai 1892 bekleidete. Im Auftrage des städtischen Kurkomitees gab er im Jahre 1873 den „Neuesten Führer in und um Aachen für Kurgäste und Touristen" heraus, ein mit großem Fleiß und genauester Sachkenntnis geschriebenes Buch, das im Laufe der Zeit sechs Auflagen erlebte. 7)
Dr. med. Ignaz Beissel (1848-1916)
Dr. Beissel stammte aus einer Burtscheider Familie, war praktischer Arzt und später Geheimer Sanitätsrat. Lange Jahre war er königlicher Badekommissar für Bad Aachen und Burtscheid bei der Aachener Regierung und ehrenamtlich Stadtverordneter Aachens. 8)
Dr. Max Joachim Wolf (1917-2004)
Dr. Wolf wurde am 22. Februar 1917 in Kaltennordheim in der Rhön geboren. In Berlin und Glauchau besuchte er die Schule und absolvierte sein medizinisches Studium von 1938 bis 1942 an der Universität Göttingen. Anschließend war er Truppenarzt an der Ostfront und geriet später in englische Gefangenschaft. 1947 aus der Gefangenschaft entlassen, vertrat er praktische und Fachärzte und arbeitete bis 1954 als Assistent an der Göttinger Universität. In den Jahren von 1955-1957 wirkte Dr. Wolf als Arzt an Krankenhäusern in den Vereinigten Staaten. Als Kreismedizinalrat war er dann bis Ende August 1962 beim Gesundheitsamt in Heppenheim tätig. Seit dem 1. September 1962 wurde er zum Medizinaldezernenten bei der Regierung Aachen ernannt. 3) Ab dem 01.01.1963 übernahm er das Amt des Badekommissars von seinem Vorgänger Dr. Theodor Becker, der als Medizinaldezernent nach Köln wechselte. Er nahm regelmäßig an Stadtratssitzungen teil und unterstützte erfolgreich den Antrag der Stadt Aachen auf Anerkennung als „Staatlich Anerkanntes Heilbad“, welche am 12.07.1974 verliehen wurde. 9)
Ab August 1972 bis zu seiner Pensionierung 1982 wechselte Dr. Wolf als Leitender Regierungs- und Medizinaldirektor zur Bezirksregierung Köln. Er blieb Aachen, nicht nur mit seinem Wohnsitz in Burtscheid, sondern auch beruflich als Vertreter der Aufsichtsbehörde eng verbunden. Er war der letzte Badekommissar von Bad Aachen. Das Amt wurde nicht mehr nachbesetzt.
Einzelnachweise
- https://www.klenkes.de/meldungen/news/artikel/65179.auf-den-spuren-von-gerhard-reumont
- https://www.lebendiges-aachen.de/modules.php?name=News&file=article&sid=16827
- Aachener Volkszeitung Nr. 297, S.10 vom 24.12.1962 "Ein altes Amt wird neu besetzt"
- Balneologische Zeitung: Correspondenzbl. d. Deutschen Gesellschaft für ... - Google Books
- https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10289270?page=9
- http://www.familienbuch-euregio.de/genius/?person=149582
- https://archive.org/stream/ausaachensvorzei15vere/ausaachensvorzei15vere_djvu.txt
- http://www.familienbuch-euregio.de/genius/php/show.php?tab=1&sub=PublicAll&bar=0&rlg=&eworec=0&sid=efe4eeab4547f927500739582b1a43f7&rid=&print=0&mod=0&winfo=&showAB=&findlist=&res=1536&tm=1666083687737&det=103578&sps=0
- auslobung.pdf (aachen.de)