Joachim von Fiore

Geschichtstheologe, Abt und Ordensgründer in Kalabrien
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juli 2003 um 13:02 Uhr durch 80.129.166.233 (Diskussion) (Marc->Ernst (Autor von "Prinzip Hoffnung")). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Joachim von Fiore wirkte im 12. Jahrhundert als einer der größten Mönchstheologen und als Abt in Sizilien.

Leben

Joachim von Fiore wird um 1135 als Sohn eines Notars in Celico (Kalabrien) geboren. Er starb vermutlich im Jahre 1202 (weniger wahrscheinlich 1205) in Canale (Sila).

Anfangs arbeitete er auf Bestreben seiner Eltern in der Kanzlei am Königshöf von Wilhelm I. in Palermo. Diese verließ er aber bald, um sich einem tiefen religiösen Leben zuzuwenden. So unternahm er eine Pilgerfahrt ins Heilige Land und besuchte Jerusalem. Nach Streitereien mit seinem Vater über seinen weiteren beruflichen Werdegang ging Joachim von Fiore zuerst nach Guarassanum, dann nach Sambucina. In Rende wurde er vom Erzbischof von Catanzaro zum Priester gewählt. Erst jetzt schloss er sich einer christlichen Gemeinschaf an; er ließ sich im Kloster Corazzo nieder. Nachdem er Prior geworden war, zog er sich in das Kloster SS. Trinità in Acri nach Sambucina zurück und erst auf Grund der Bitten kirchlicher Würdenträger kehrte er als Abt nach Corazzo zurück. Er leitete das Kloster von 1171 bis 1177 und führte die dort die Zisterzienserregel ein. 1183/84 hielt er sich in Casamari auf und begann u.a. das Psalterium decem chordarum, dass er 1187/88 in [Petralate]] (Kalabrien) beendete. Von Papst Clemens III. erhielt er 1188 die Erlaubnis sich seinen hermeneutischem Schrifttum zu widmen.Zu diesem Zweck zog er sich in das Silagebirge zurück. Das Zisterziensergeneralkapitel rief ihn aber 1192 nach Corazzo zurück. Statt dessen jedoch gründete er ein neues Kloster, S. Giovanni in Fiore, dem er auch als Abt vorstand.

Auf dem 4. Laterankonzil von 1215 wurde Joachim von Fiores These verurteilt, in der er Petrus Lombardus anklagt, er habe eine Quaternitas eingeführt; soll heißen zu Vater, Sohn und Heiliger Geist noch die Trinität als vierte kollektive Einheit. 1254 wurden einige seiner Lehren überprüft, aber er wurde nie von der Kirche als Häretiker angesehen. Seine Lehren verbreiteten sich sehr rasch. Neben dem Joachimismus gewann vor allem der so genannte Pseudojoachimismus großen Einfluss.

Wirken

Bedeutend ist Joachim von Fiore vor allem wegen seines Geschichtsbildes und seiner exegetischen Methode, bei der er der allegorischen Schriftauslegung der typologisch-historischen vorzieht. Den historischen Ablauf des Alten und es Neuen Testaments deutet in einem heilsgeschichtlichen Sinn. Die Geschichte wird in drei Perioden gegliedert, welche er mit der Trinität in Verbindng bringt: Die Zeit des Vaters (Altes Testament), des Sohnes (beginnt mit dem Neuen Testament und reicht bis seine Zeit) und des Heiligen Geistes. Dieses dritte, glückliche Zeitalter wird von der intelligentia spiritualis erleuchtet sein und alle Freuden des Himmlichen Jerusalem bieten. Das letzte, das Dritte Zeitalter steht im Zentrum des joachimitischen Geschichtbildes. Diesem geht die Ankunft des Antichrist voraus, welcher dann von einer kirchlichen Persönlichkeit besiegt wird. So identifizierten einige joachimitische Franziskaner den Heiligen Franziskus als Alter Christus auf Grund seiner Stigmata.

Seine Ideen fanden im späten 13. und 14. Jahrhundert Anklang und verbreiteten sich schnell. So beeinflussten sie auch Dante Alighieri, vermutlich über die spirituale Strömung der Franziskaner, der dann auch Joachim von Fiore in seine Göttliche Komödie aufnahm. So wie er auf die spiritualen Franziskaner wirkte, so kann man auch seinen Einfluss bei den Täufern der Reformationszeit, bei Thomas Müntzer, schließlich auch bei Gotthold_Ephraim_Lessings "Erziehung des Menschengeschlechts", bei Georg W. F. Hegel, Auguste Comte, Karl Marx und in Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung" erkennen.


Die Hauptwerke Joachim von Fiore sind Concordia novi et veteris Testamenti, Expositio in Apocalypsim, Psalterium decem chordarum, Tractatus super quatuor Evangelia, De articulis Fidei, Adversus Iudeos und die unvollendete Vita S. Benedicti.


weblinks:

Literatur:

  • H. Grundmann, Zur Biographie Joachims von Fiore und Rainers von Ponza, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 16, 1960, S. 437-546.
  • M. Reeves, The Influence of Prophecy in the Later MA. A Study in Joachimism, 1969.