Die Temperatur (formaler: Absolute Temperatur) ist eine physikalische Zustandsgröße, die von Organismen als Wärme beziehungsweise Kälte empfunden wird. Hohe Temperaturen bezeichnet man als heiß, niedrige als kalt. Tatsächlich jedoch beschreibt die Temperatur die mittlere kinetische Energie pro Teilchen und "Bewegungstyp". Die Bewegungstypen, Freiheitsgrade genannt, setzen sich zusammen aus den drei Bewegungen entlang der Raumachsen, den möglichen Drehbewegungen, sowie den Schwingungsmöglichkeiten der Teilchen. Die Temperatur ist eine makroskopische, intensive und damit phänomenologische Größe und verliert bei Betrachtungen auf Teilchenebene ihren Sinn.
Die Werte der Temperatur werden meistens in der Maßeinheit "Grad" angegeben, wobei verschiedene empirische Temperaturskalen üblich sind, wie Celsius und Kelvin. Als Ausgangswerte für deren Einteilung und den Nullpunkt verwendet man die Übergangstemperatur chemisch reiner Stoffe von einem Aggregatzustand in einen anderen, z. B. den Siedepunkt des Wassers oder den Schmelzpunkt von Eis bei Normaldruck.
Wärmeleitung und Temperaturempfinden
Stehen zwei Körper unterschiedlicher Temperatur in Wärmekontakt, so wird nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik solange Energie vom wärmeren zum kälteren Körper übertragen, bis beide im thermischen Gleichgewicht stehen und die gleiche Temperatur angenommen haben. Es gibt dabei drei Möglichkeiten der Wärmeübertragung:
Der Mensch kann Temperaturen nur im Bereich um 30 °C fühlen. Genau genommen nimmt man nicht Temperaturen wahr, sondern die Größe des Wärmestroms durch die Hautoberfläche, weshalb man auch von einer gefühlten Temperatur spricht. Dieses hat für das Temperaturempfinden einige Konsequenzen:
- Temperaturen oberhalb der Oberflächentemperatur der Haut fühlen sich warm an, solche unterhalb empfinden wir als kalt
- Materialien mit hoher Wärmeleitfähigkeit, wie Metalle, führen zu höheren Wärmeströmen und fühlen sich deshalb wärmer beziehungsweise kälter an, als Materialien mit niedrigerer Wärmeleitfähigkeit, wie Holz oder Polystyrol
- Bei gleich kalter Außentemperatur ist die gefühlte Temperatur bei Wind durch den Windchill niedriger als bei Windstille
- Der Mensch kann Lufttemperatur von überlagerter Wärmestrahlung nicht unterscheiden, was auch ganz allgemein gilt und unter anderem dazu führt, dass Lufttemperaturen immer im Schatten gemessen werden
- Gleiche Temperatur wird von den beiden Händen als unterschiedlich wahrgenommen, wenn diese vorher unterschiedlichen Temperaturen ausgesetzt waren
Genaugenommen gilt dieses nicht nur für das menschliche Empfinden, auch in vielen technischen Anwendungen ist nicht die Temperatur von Bedeutung, sondern der Wärmestrom. So hat die Atmosphäre der Erde oberhalb 1.000 km Temperaturen von mehr als 1.000 °C, dennoch verglühen deshalb keine Satelliten. Auf Grund der geringen Teilchendichte ist der Energieübertrag minimal.
Temperatur, thermische Energie und der Nullte Hauptsatz der Thermodynamik
Die allgemeine formale Definition der Temperatur wird im Artikel zur Absolute Temperatur dargestellt. Die formalen Eigenschaften der Temperatur werden in der Thermodynamik behandelt. Man bezeichnet die Temperatur hier als eine systemeigene, intensive Zustandsgröße. Im eindimensionalen Fall in x-Richtung kann man die Temperatur auch über folgende Gleichung definieren:
Die Definition der Temperatur nach Boltzmann lautet:
Hierbei bedeuten:
- S die Entropie
- U die innere Energie
- die geglättete, gemittelte Kurve über das angibt auf wieviele Möglichkeiten sich die Energie U im System verteilen kann; zerlegt in kleinst mögliche Energiepakete (Quanten).
- die Boltzmannkonstante
Bei einer sehr großen Ansammlung von Teilchen und dem Vorliegen eines idealen Gases kann man die Maxwell-Boltzmann-Verteilung anwenden und in der Folge die Temperatur wie folgt definieren:
Hierbei stehen die einzelnen Formelzeichen für folgende Größen:
- M - Molmasse
- R - universelle Gaskonstante
- - quadratisch gemittelte Teilchengeschwindigkeit (hier zum Quadrat)
Die Temperatur ist damit ein Maß für den durchschnittlichen ungerichteten, also zufälligen, Bewegungsenergieanteil (kinetische Energie) einer Ansammlung von Teilchen. Die Teilchen sind hierbei die Luftmoleküle bzw. die Moleküle oder Atome eines Gases, einer Flüssigkeit oder eines Festkörpers. In der statistischen Mechanik steht die Temperatur mit der Energie pro Freiheitsgrad in Zusammenhang. Im idealen Gas aus einatomigen Molekülen sind das drei Translationsfreiheitsgrade pro Molekül und bei mehratomigen Gasen können weitere Rotationsfreiheitsgrade hinzu kommen.
Bei Gasen kann man diesen Zusammenhang zwischen Temperatur und Teilchengeschwindigkeit nach obiger Beziehung sogar quantitativ angeben. Eine Verdopplung der Temperatur auf der Kelvin-Skala führt bei idealen Gasen zu einer Erhöhung der quadratisch gemittelten Teilchengeschwindigkeit um den Faktor 2½ = 1,414. Zwei unterschiedliche Gase haben dann die gleiche Temperatur, wenn das Produkt aus der Molmasse des jeweiligen Gases und dem Quadrat der quadratisch gemittelten Teilchengeschwindigkeit gleich groß ist.
Im thermischen Gleichgewicht nimmt jeder Freiheitsgrad der Materie (Bewegung, potenzielle Energie, Schwingungen, elektronische Anregungen usw.) eine der Temperatur entsprechende Menge an Energie auf. Wieviel genau muss aus der kanonischen Verteilung (Boltzmannkonstante) berechnet werden und ist durch das Verhältnis von Energie zu Temperatur mal Boltzmannkonstante kB bestimmt. Bei der kontinuierlichen (klassischen) kinetischen Energie ist dieses genau kBT/2. Die Boltzmannkonstante ergibt einen Zusammenhang zwischen Energie und Temperatur, der 11.606,7 Kelvin pro Elektronenvolt beträgt. Bei Raumtemperatur (300 Kelvin) ergibt dieses 0,0258472 eV. Die durchschnittliche kinetische Energie der Teilchen ist abhängig von der Molekülmasse bzw. Molmasse. Dabei sind die schweren Teilchen jedoch auch langsamer. Bei idealen Gasen gleichen sich Massenerhöhung und Geschwindigkeitserniedrigung gegenseitig aus, was zum Gesetz von Avogadro führt.
Die thermische Energie ist jedoch wie die Temperatur selbst nur ein Mittelwert innerhalb eines Vielteilchensystems und ihr Zusammenhang mit der Teilchengeschwindigkeit lässt sich ebenfalls aus der Maxwell-Boltzmann-Verteilung ableiten:
Das thermische Gleichgewicht hat eine wichtige Eigenschaft, die in der Thermodynamik zur Formulierung des Nullten Hauptsatzes führt.
Wenn ein System A sich mit einem System B sowie B sich mit einem System C im thermischen Gleichgewicht befinden, so befindet sich auch A mit C im thermischen Gleichgewicht. Das thermische Gleichgewicht ist damit transitiv, was es möglich macht, die empirische Temperatur θ einzuführen. Diese ist so definiert, dass zwei Systeme genau dann die gleiche empirische Temperatur haben, wenn sie sich im thermischen Gleichgewicht befinden.
Messung von Temperatur
Messung durch Kontakt
Die Temperaturmessung erfolgt mit Hilfe von Thermometern oder anderen wärmesensitiven Messgeräten. Bei Messungen mit massebehafteten Sensoren ist der Wärmeleitung besonders Rechnung zu tragen: Man muss genügend lange warten, bis diese Temperatur-Angleichung im Rahmen der gewünschten Messgenauigkeit eingetreten ist. Andererseits können dabei andere Einflüsse wirksam werden (z. B. Wärmestrahlung, eigener Atem). Die Messgenauigkeit wird bei den feinsten Methoden durch die Brownsche Molekularbewegung begrenzt, bei der Lufttemperatur aber meistens durch lokale Turbulenzen.
Die Temperaturerfassung durch Kontakt ist in drei Teilbereiche aufzuteilen:
- die mechanische Erfassung durch Ausnutzen der unterschiedlichen Wärmeausdehnung von Materialien mittels
- Gas- oder Flüssigkeitsthermometer (z. B. traditionelle Quecksilber- oder Alkoholthermometer)
- Bimetallthermometer
- die elektrische Erfassung mittels
- Resistivem Temperaturaufnehmers, Widerstandsthermometer: temperaturabhängigem Widerstand)
- Thermoelementen (zwei unterschiedliche Metalle erzeugen Thermospannung)
- Halbleitersensoren wie Kaltleiter (PTC) und Heissleiter (NTC)
- die indirekte, erfahrungsgestützte Messung über temperaturdefinierte Zustandsänderungen von Materialien (z.B. tabellierte Stoffdaten, umgekehrte Schmelzpunktbestimmung)
- Seger-Kegel (Formkörper, die ihre Festigkeit und dadurch ihre Kontur bei einer bestimmten Temperatur ändern)
- Temperaturmessfarben (auch thermochromatische Farben; Farbumschlag bei einer bestimmten Temperatur)
Messung durch elektromagnetische Strahlung
Die Temperatur kann indirekt durch die Wärmestrahlung mit einem Pyrometer gemessen werden. Durch diese ist auch eine Thermografie möglich, also eine Farbanzeige oder Hell-Dunkel Darstellung der Temperatur von Flächen und Räumen wie im Bild zur Rechten, das einen Kaffeeautomaten zeigt. Gut erkennbar ist hierbei auch die thermische Spiegelung.
Eine andere Art der Temperaturmessung durch elektromagnetische Strahlung auch anderer Wellenlängenbereiche bieten die Bolometer.
Siehe hierzu auch Messgeräte, Messtechnik, Messung und Kategorie Temperaturmessung
Temperaturskalen und ihre Einheiten
Eine Temperaturskala ist eine Methode der Angabe einer Temperatur in einer Skala und damit der Bestimmung der jeweiligen Messtemperatur in Bezug zu einem Vergleichswert. Zu ihrer Erstellung werden immer mindestens zwei Fixpunkte benötigt. Diese legt man bei bestimmten temperaturabhängigen Eigenschaftsänderungen von Stoffen oder auch anderen Messergebnissen fest. Die häufigsten Fixpunkte sind hierbei der absolute Temperaturnullpunkt sowie der Schmelzpunkt und Siedepunkt von Wasser. Ausgehend von diesen Fixpunkten wählt man einen Gradabstand für die Größe des Intervalls zwischen zwei Graden und kann auf diese Weise eine Maßeinheit für die Temperatur definieren. Die bekanntesten Temperaturskalen mit ihren verschiedenen Charakteristika sind weiter unten tabellarisch dargestellt. Die heute gültige Temperaturskala ist die „International Temperature Scale of 1990“ (ITS-90).
SI-Einheit
Die SI-Einheit der thermodynamischen Temperatur (Formelzeichen: T) ist Kelvin (Einheitenzeichen: K). Ein Kelvin ist der 273,16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes von Wasser, bei dem dessen feste, flüssige und gasförmige Phase koexistieren. Der Nullpunkt der Kelvinskala liegt beim absoluten Nullpunkt. Es ist üblich und nützlich Temperaturdifferenzen immer in Kelvin anzugeben.
Nicht-SI-Einheiten
Die empirische Temperatur (Formelzeichen: ; gelegentlich auch t), auch als Celsiustemperatur bezeichnet, da in Grad Celsius (Einheitenzeichen: °C) angegeben, ergibt sich damit aus der thermodynamischen Temperatur durch
- .
Temperaturdifferenzen können vom Prinzip her auch in Grad Celsius angegeben werden, das den gleichen Skalenabstand aufweist wie die Kelvin-Skala, dessen Nullpunkt sich aber auf den Gefrierpunkt von Wasser bei Normaldruck (mittlerer Luftdruck auf Meereshöhe) bezieht. Der so festgelegte Gefrierpunkt liegt gerade 0,01 K unterhalb der Temperatur des Tripelpunktes von Wasser.
In den USA ist die Fahrenheit-Skala mit der Einheit Grad Fahrenheit (Einheitenzeichen: °F) immer noch sehr gebräuchlich. Die absolute Temperatur auf Fahrenheit-Basis wird mit Grad Rankine (Einheitenzeichen: °Ra) bezeichnet. Die Rankine-Skala hat den Nullpunkt wie die Kelvin-Skala beim absoluten Temperaturnullpunkt, im Gegensatz zu dieser jedoch die Skalenabstände der Fahrenheit-Skala.
Einheit | Einheitenzeichen | unterer Fixpunkt F1 | oberer Fixpunkt F2 | Wert der Einheit | Erfinder | Jahr der Entstehung | Verbreitungsgebiet |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Kelvin | K | Absoluter Nullpunkt, T0 = 0 K |
ohne Fixpunkt | 2019 | weltweit (SI-Einheit) | ||
TTri(H2O) = 273,16 K[Anm 1] | 1948 | ||||||
William Thomson Baron Kelvin | 1848 | ||||||
Grad Celsius | °C | 0 °C = 273,15 K | Kopplung an Kelvin | 1948 | weltweit (abgeleitete SI-Einheit) | ||
TSchm(H2O) = 0 °C | TSied(H2O) = 100 °C | Anders Celsius | 1742 | ||||
Grad Fahrenheit | °F | 32 °F = 273,15 K | Kopplung an Kelvin | 1948 | USA | ||
TSchm(H2O) = 32 °F | TSied(H2O) = 212 °F | 1893 | |||||
TKältem. = 0 °F, |
TMensch = 96 °F,[Anm 2] | Daniel Fahrenheit | 1714 | ||||
Grad Rankine | °Ra, °R | T0 = 0 °Ra | Jetzt Kopplung an Kelvin | William Rankine | 1859 | USA | |
Grad Delisle | °De, °D | TSchm(H2O) = 150 °De | TSied(H2O) = 0 °De | Joseph-Nicolas Delisle | 1732 | Russland (19. Jhd.) | |
Grad Réaumur | °Ré, °Re, °R | TSchm(H2O) = 0 °Ré | TSied(H2O) = 80 °Ré | René-Antoine Ferchault de Réaumur | 1730 | Westeuropa bis Ende 19. Jhd. | |
Grad Newton | °N | TSchm(H2O) = 0 °N | TSied(H2O) = 33 °N | Isaac Newton | ≈ 1700 | keines | |
Grad Rømer | °Rø | TSchm(Lake) = 0 °Rø[Anm 3] | TSied(H2O) = 60 °Rø | Ole Rømer | 1701 | keines | |
Anmerkungen zur Tabelle:
|
Bemerkung | Kelvin | Celsius | Fahrenheit | Rankine | Delisle | Newton | Réaumur | Rømer |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Absoluter Nullpunkt | 0 | -273,15¹ | -459,67¹ | 0 | 559,725 | -90,14¹ | -218,52¹ | -135,90¹ |
Fahrenheits Eis/Salz-Mischung | 255,37 | -17,78¹ | 0 | 459,67 | 176,67 | -5,87¹ | -14,22¹ | -1,83¹ |
Durchschnittliche menschliche Körpertemperatur² | 310,0 | 36,8 | 98,2 | 557,9 | 94,5 | 12,21 | 29,6 | 26,925 |
Gefrierpunkt von Wasser bei Normaldruck | 273,15 | 0 | 32 | 491,67 | 150 | 0 | 0 | 7,5 |
Siedepunkt von Wasser bei Normaldruck | 373,15 | 100 | 212 | 671,67 | 0 | 33 | 80 | 60 |
- ¹ Einige Werte dieser Tabelle sind gerundet
- ² Übliche Körpertemperatur ist 36,8 °C ± 0,7 °C, oder 98,2 °F ± 1,3 °F
Ein Programm zur automatischen Temperaturumrechnung ist in den Weblinks zu finden.
Ausgewählte Temperaturen
Spezifische Stoffwerte können den entsprechenden Artikel wie beispielsweise Siedepunkt und Schmelzpunkt entnommen werden. Ein Vergleich der Größenordnung von Temperaturen der Kelvin-Skala ist gesondert dargestellt.
Temperatur in °C | Objekt |
---|---|
>1.000.000 | Sonnenkorona |
30.000 | Chromosphäre der Sonne |
7.000 | Erdkern |
5.800 | Oberfläche der Sonne |
3.000 | Flamme eines Schweißbrenners (Acetylen+Sauerstoff) |
2.500 | Glühdrähte der Lampen |
700–1.250 | Magma |
1.200 | basaltische Lava |
950 | Flamme eines Gasherdes |
800 | rhyolithische Lava |
800 | Streichholzflamme |
ca. 230 | Bügeleisen (Einstellung:Leinen) |
36 bis 37 | Körpertemperatur eines gesunden Menschen |
−78,5 | Trockeneis (gefrorenes CO2) |
−273,15 | absoluter Nullpunkt |
Die große Temperaturabhängigkeit von physikalischen Größen
Siehe auch
- Kategorie Schwellenwerte der Temperatur
- Absolute Temperatur
- Kritische Temperatur
- Curie-Temperatur
- Debye-Temperatur
- Boyle-Temperatur
- Dopplertemperatur
- Oberflächentemperatur
- Rekristallisationstemperatur
- Potenzielle Temperatur
- Virtuelle Temperatur
- Temperaturresistenz
- Tagesmitteltemperatur
- Wärmekapazität
- Feuchtkugel Temperatur