Lothar Stengel-von Rutkowski

deutscher Arzt, nationalsozialistischer Rassentheoretiker und Dichter (1908–1992)
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Lothar Stengel von Rutkowski (* 3. September 1908 in Hofzumberge, Lettland, † 1991 in Korbach, Deutschland) war Arzt, nationalsozialistischer Rassentheoretiker und Dichter.

Leben und Wirken

Lothar Stengel von Rutkowski entstammt einer hoch angesehenen Familie in Lettland, aus der zahlreiche Wissenschaftler und Priester entstammten. Im Alter von 8 Jahren musste er die Ermordung seiner Eltern durch die Bolschewiki erleben. Sein späterer Einsatz für die Nationalsozialisten wird teilweise auf diese traumatische Erfahrung zurückgeführt. Zusammen mit seinem Bruder übersiedelte er nach Deutschland, wo er vom Historiker Edmund E. Stengel adoptiert wurde. Bereits 1932 war er bei der Gründung des Rassenamtes im Referat für Gesundheitszeugnisse zuständig. Es erfolgte der Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer 223102). Am 24. März 1934 erfolgte die Ernennung zu SS-Untersturmführer (SS-Nummer 3683). Bis zum Jahr 1938 stieg er zum Hauptsturmführer der SS auf.

An der Universität Jena war er Mitarbeiter von Karl Astel, der als Rassentheoretiker einflussreicher als Hans F. K. Günther war, und unter diesem Medizinalrat und Abteilungsleiter beim Thüringischen Landesamt für Rassenwesen tätig. 1940 war er Dozent für Rassenhygiene, Kulturbiologie und rassenhygienische Philosophie an der Medizinischen Fakultät. Eine der Aufgaben von Rutkowski war es für die SS in Jena „eine große Sammelstätte aller für die Geschichte der Rassenidee bedeutungsvollen Dokumente“ einzurichten. In diesem Zusammenhang sammelte er Dokumente von Wilhelm Schallmayer, Alfred Ploetz und Ernst Ruedin.[1]

Stengel von Rutkowski war Mitherausgeber von Jakob Wilhelm Hauers Zeitschrift "Deutscher Glaube. Monatsschrift für arteigene Lebensgestaltung, Weltschau und Frömmigkeit", die zwischen April 1934 und Februar 1944 erschien.

Nach dem II. Weltkrieg gründete Stengel von Rutkowski 1956 zusammen mit Jakob Wilhelm Hauer die „Freie Akademie“ (Eintragung in das Vereinsregister am 6. Januar 1957 in Nürnberg) und war deren „wissenschaftlicher Sekretär“.

Eine Schwiegertochter Lothar Stengel von Rutkowskis ist die Humangenetikerin Sabine Stengel-Rutkowski, Professorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Mitglied der Bioethik-Kommission Bayern.

Veröffentlichungen

  • Grundzüge der Erbkunde und Rassenpflege - Berlin Lichterfelde, Langewort Verlag 1934
  • Hans F. K. Günther, der Vorkämpfer für den nordischen Gedanken – München, Eher Verlag, 1936
  • Das Reich dieser Welt. Lieder und Verse eines Heiden – Erfurt, Wölund Verlag 1937 (Gedichte)
  • Deutsch auch im Glauben – Erfurt, Verlag Sigrune, 1939
  • Die unterschiedliche Fortpflanzung der 20000 thüringischen Bauern – München, Lehmann 1939
  • Der Gang durch das Jahr. Lyrische Aquarelle – Erfurt, Verlag Sigrune 1939 (Gedichte)
  • Was ist ein Volk? Der biologische Volksbegriff. Eine kulturbiologische Untersuchung seiner Definition und seiner Bedeutung für Wissenschaft, Weltanschauung und Politik., Kurt Stenger Verlag Erfurt 1940 (Habil-Schr.)
  • Wissenschaft und Wert - Jena, Fischer Verlag 1941.
  • Von Allmacht und Ordnung des Lebens - Berlin, Nordland Verlag, 1942
  • Das naturgesetzliche Weltbild der Gegenwart – Berlin, Nordland Verlag, 1943
  • Spur durch die Dünen der Zeit – Verlag Marburger Spiegel, Marburg, 1958 (Gedichte)
  • Die Gesichte des Einhorns - Bodman, Hohenstaufen Verlag, 1968 (Gedichte)
  • Auf der Suche nach neuen weltanschaulichen Behausungen – Wirklichkeit und Wahrheit, Heft 3/74
  • Lebensreligion und Wertidealismus – Tübingen, Studien zur Arbeit der Freien Akademie n.24, 1977
  • Die Arbeit der freien Akademie 1956 - 1976, in: "Wirklichkeit und Wahrheit2, 1977, Heft 2
  • Vogelflug und Seinsminute - Bodman, Hohenstaufen Verlag, 1978 (Gedichte)
  • Im Spiegel des Seins – Bodman, Hohenstaufen Verlag, 1983 (Gedichte)
  • Der Wanderer. Bilder zwischen Tag und Traum.Gedichte - Lossburg, Edition L, 1988 (Gedichte)
  • Zaubereien in Bild und Wort – Korbach, Verlag Hagel, 1990

Quellen

  1. Paul Weindling, Health, Race and German Politics between National Unification and Nazism, 1870-1945. New York: Cambridge University Press, 1993 ISBN 052142397X, S. 498

Literatur

  • Der Brief als wissenschaftshistorische Quelle, Erika Krauße (Hg.). - Berlin: VWB - Verl. für Wissenschaft u. Bildung, 2005. - X, 206 S. : Ill. - (Ernst-Haeckel-Haus-Studien ; Band 8) und hier insbesondere der Aufsatz von Uwe Hoßfeld: Nationalsozialistische Wissenschaftsinstrumentalisierung: Die Rolle von Karl Astel und Lothar Stengel von Rutkowski bei der Genese des Buches von (Heinz Brücher) Ernst Haeckels Bluts- und Geisteserbe (1936). ISBN 3-86135-488-8