Samtgemeinde Papenteich

Samtgemeinde im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen
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Wappen Karte
Wappen der Samtgemeinde Papenteich Deutschlandkarte, Position der Samtgemeinde Papenteich hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Gifhorn
Gemeindeart: Samtgemeinde
Verwaltungssitz: Meine
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 79 m ü. NN
Fläche: 110,84 km²
Einwohner: 23.458 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 211 Einwohner/km²
Kfz-Kennzeichen: GF
Gemeindeschlüssel: 03 1 51 406
Samtgemeindegliederung: 6 Gemeinden
Adresse der
Samtgemeindeverwaltung:
Hauptstraße 15
38527 Meine
Website: www.papenteich.de
E-Mail-Adresse: info@papenteich.de
Politik
Bürgermeister: Helmut Holzapfel (SPD)

Die Samtgemeinde Papenteich ist eine Samtgemeinde im niedersächsischen Landkreis Gifhorn zwischen der südlichen Lüneburger Heide und der Stadt Braunschweig. Der Papenteich wurde 1970 in seiner heutigen Form gebildet und besteht aus 6 Gemeinden mit insgesamt 19 Ortschaften mit dem Verwaltungssitz Meine. In der Samtgemeinde leben 23.458 Menschen.

Geografie

Geografische Lage

Die Samtgemeinde Papenteich liegt zwischen dem Harz und der Heide und schließt sich nördlich an die Stadt Braunschweig an. Der Papenteich wird zentral in Nord-Süd-Richtung von der Bundesstraße 4 durchzogen. Südlich in Richtung Braunschweig streift die Bundesautobahn 2 mit der Auffahrt Braunschweig-Watenbüttel sowie dem kanpp südlich der Gemeindegrenze gelegenen Autobahnkreuz Braunschweig Nord (A2 / A391) die Samtgemeinde. Größere Städte in der näheren Umgebung sind: Gifhorn, Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter, Wolfenbüttel, Peine und Celle.

Nachbargemeinden

SG Meinersen Stadt Gifhorn SG Isenbüttel
LK Peine   Stadt Wolfsburg
Stadt Braunschweig LK Helmstedt

Samtgemeindegliederung

Die Samtgemeinde Papenteich wurde zunächst von 18 Mitgliedsgemeinden am 2. Oktober 1970 gebildet. Im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1974 kam es zu einer geänderten inneren Gliederung und zu einer modifizierten äußeren Abgrenzung. Teil der Gemeindereform war die Zusammenlegung verschiedener Gemeinden in deren Verlauf die heutigen 6 Gemeinden entstanden. Im Mai 1981 wurde als letzte Veränderung die Rückgliederung der 1974 abgetrennten Gemeinde Didderse durchgeführt. Die Samtgemeinde umfasst heute die Mitgliedsgemeinden Adenbüttel, Didderse, Meine, Rötgesbüttel, Schwülper und Vordorf. Sitz der Verwaltung ist Meine.

Die 6 Mitgliedsgemeinden mit ihren zugehörigen Ortsteilen und Siedlungen
Gemeinde Einwohner
(Hauptwohnsitz)
(31. Dez 2003)
Fläche
in km²
Dichte
in Einw./km²
Ortsteile/Siedlungen
Gemeinde Adenbüttel 1 724 13,71 126 Adenbüttel, Rolfsbüttel
Gemeinde Didderse 1 404 7,41 189 Didderse
Gemeinde Meine 8 070 38,73 207 Abbesbüttel, Bechtsbüttel, Grassel, Gravenhorst, Meine, Meinholz, Martinsbüttel, Ohnhorst, Wedelheine, Wedesbüttel
Gemeinde Rötgesbüttel 2 280 10,83 211 Rötgesbüttel
Gemeinde Schwülper 6 627 20,89 317 Hülperode, Klein Schwülper, Lagesbüttel, Rothemühle, Groß Schwülper, Walle
Gemeinde Vordorf 3 326 19,26 173 Eickhorst, Rethen, Vordorf

Geologie

Der Papenteich befindet sich vorwiegend auf einer lehmig-sandigen Hochfläche einer Grundmoränenplatte. Entstanden ist diese Landschaft am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren durch die Ablagerung von Schutt und Geröll des abtauenden Gletschers. Der Boden des Papenteich gehört den zwei unterschiedlichen Bodenregionen Geest und Bergvorland an. Hieraus entwickelte sich im laufe der Zeit eine fruchtbare Löss-Schicht. Insgesamt weist das Gebiet nur sehr geringe Höhenunterschiede auf und wird geprägt von flachen Hügeln und Wiesentälern. Der Ackerboden ist von mittlerer Qualität, vereinzelt von Kalkmergelschichten durchzogen.

Begrenzt wird das Gebiet im Norden durch das Urstromtal der Aller, im Westen stellt die Oker die ungefähre Grenze des Gebietes dar. Die hydrologische Situation ist durch durchdringende mesozoische Gesteinschichten und quartäre Lockersedimente geprägt, die sowohl nichtwasserleitende als auch gut leitende Schichten schaffen. Durch den Wechsel der Gesteine entstehen vielerorts mehrere Grundwasserschichten. Die Fließrichtung des Grundwassers ist vermutlich gegen Süden in Richtung des Mittellandkanals und der Schunter.

Klima

Der Papenteich befindet sich im Weser-Aller-Flachland. Dieser gehört großklimatisch gesehen zu einem Übergangsbereich zwischen atlantischen und kontinentalen Luftmassen. Für diese Region typisch sind Winde aus westlicher Richtung und dadurch bedingte häufige Luftmassenwechsel und Frontendurchzüge.


Geschichte

 
Megalithgrab von Rethen

Nordwald

Die bisher älteste gefundene Spur menschlichen Lebens im Bereich des heutigen Papenteich ist das 1995 gefundene Megalithgrab in Rethen. Nach Untersuchungen des kreisarchäologischen Amtes in Gifhorn wird das Grab auf etwa 3000 v. Chr. datiert. Dies kann aber nicht als reguläre Besiedlung des Papenteich gewertet werden.

Nachgewiesen ist, das zu frühgeschichtlichen Zeiten auf dem Gebiet des heutigen Papenteich ein zusammenhängendes umfangreiches Waldgebiet, der königlichen Wildbannforst Nordwald, befand. Es wird vermuten, das dieses Waldgebiet bereits um die erste Jahrtausendwende durch Siedlungstätigkeiten immer mehr in verstreute Restwaldungen zerfiel. Als Nachweis dieses Waldes gilt eine Urkunde aus dem Jahr 997 n.Chr., in dem Kaiser Otto III. dem Halberstädter Bischof den Wildbann über mehrere Waldungen übertrug. In diesem Dokument sind auch die ungefähren Grenzen dieses Waldgebietes beschrieben. Diese Übertragung deutet darauf hin, dass es sich bei dem Nordwald um ein altes Reichsgut aus der Zeit der ersten Sachsenkriege handelt.

Historische geografische Lage des Papenteich

Als Papenteich wurde früher eine ungefähr dreieckige sandig lehmige Hochfläche nördlich der späteren Stadt Braunschweig bezeichnet. Begrenzt war das Gebiet hauptsächlich durch natürliche Grenzen, wie das Aller Urstromtal im Nord-Westen, der Oker im Osten sowie der Schunter im Süd-Osten und Süden. Die westliche Begrenzung wird aufgrund fehlender geologischer Grenzen ungefähr auf der Höhe des späteren Fallersleben, zwischen Schunter und Aller, angenommen.

Durchzogen und umgeben wurde der Papenteich von mehreren wichtigen mittelalterlichen Fernstraßen. Außerhalb verlief zum einen eine Straße vom Braunschweiger Okerübergang bis in den Hamburger Raum, die westlich dem Okerverlauf folgte, zum anderen entlang der Schunter in den altmärkischen Raum. Durchquert wurde der Papenteich von einer nach Ueltzen, Lüneburg verlaufenden uralten Salzstraße aus der sich zum Teil die heutige B4 bildete

Papenteich als historischer Gebietsname

Die genaue Herkunft des Namens ist bis heute noch nicht geklärt worden. Allerdings weisen Forschungen aus, das die Ortzbezeichnung "Papenteich" für das Gebiet wesentlich älter als bisher vermutet ist. Bereits im Topographischen Atlas des Königreichs Hannover von A. Papen (1840) findet sich die Bezeichnung Papenteich. Dem dort bezeichneten Gebiet sind auch einige Ortschaften nördlich und östlich der heutigen Samtgemeinde zugeordnet.

Nach Untersuchungen lässt sich der Name Papenteich weiter bis in mittelalterliche Urkunden verfolgen. Die ältesten Namensformen lauten dabei poppendic oder poppendyk. Beispielsweise hatten 1318 die Grafen von Wohldenberg die Grafschaft im "poppendik" inne. Das Grundwort -diek kann für "Dickicht" stehen, es kann im Mittelniederdeutschen 'Teich' oder 'Deich' bedeuten, im Mittelhochdeutschen auch 'Grenze' oder 'wiedergutmachen, sühnen'. Was das Sühne- und Gerichtswesen betraf, so hatte der Papenteich tatsächlich in alten Zeiten eine eigene Thingstätte, vermutlich unter freiem Himmel, die Thingbänke zwischen Rötgesbüttel und Meine, und war damit ein eigener Gerichtsbezirk. Der erste Teil des Namens Papenteich kommt entgegen einer verbreiteten Legende nicht von den "Papen" (Pfaffen), sondern vom Personennamen Poppo. Rinkel vermutet einen 1165 verstorbenen Grafen Poppo als Namensgeber. Dieser war mit Kaiser Lothar von Supplinburg verschwägert.

Besiedlung des Gebietes der Samtgemeinde

Über den genauen Besiedlungszeitraum des Gebietes Papenteich gibt es verschiedene siedlungsgeografische Forschungsergebnisse. Ältere Quellen datieren die Gründung vieler Dörfer des Papenteiches auf die Zeit der Völkerwanderung.

Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass für die Zeit vor 400 n. Chr. in den Dörfern kaum archäologische Funde nachweisbar sind, wohl aber solche aus der Zeit vor 800 n.Chr. Auf dieser Grundlage nehmen neuer Forschungen eine Gründung vieler Dörfer im 5. oder 6. Jahrhundert an. Es wurde versucht, ausgehend von der Sprach- und Ortsnamensforschung sowie der Verteilung der Ortsnamensendungen, die Zeit der Landnahme im Papenteich näher zu bestimmen. Demnach zählen nur wenige Ortsnamen, vielleicht solche wie Rethen (Rethene) oder Meine (Meyum), zur ältesten Besiedlungszeit des Papenteich. Die Siedlungsgruppe Meine, Rethen, Vordorf sowie Stapel (Wüstung) liegt dicht zusammen auf einer durch an die Oberfläche kommenden Kalkmergel günstigen Ackerfläche. Zudem dürfte die Lage nahe der frühgeschichtlichen, die Siedlungsgruppe durchlaufende Salz-, bzw. Heerstraße ein weiterer Grund sein. Es wird im weitesten Sinne von einer fränkischen Gründung auf einer Rodungsinsel im Nordwald vor dem Jahr 800 n.Chr. ausgegangen.

Die Büttelei

Bemerkenswert ist, dass ein Großteil der in Deutschland auf "-büttel" endenden Orte im historischen Gebiet das Papenteichs liegt (überwiegend auch in der heutigen Samtgemeinde). Diese Büttel-Orte sind eine Papenteicher Besonderheit. Man pflegt die Gegend bisweilen auch die "Büttelei" zu nennen.

Mit dem Büttel als Gerichtsdiener haben diese Namen nichts zu tun. Sie sind erheblich älter als diese Berufsbezeichnung. Die Sprachforschung leitet büttel von bodal ab. Dies ist nordsächsisch und kann etwa "Haus und Hof" oder "Siedlungsgebiet" bedeuten. Das Bestimmungswort vor "büttel" ist meistens - soweit feststellbar - ein Personenname aus vorchristlicher Zeit, z. B. für Brunsbüttel Brun oder für Rolfsbüttel Rolf. Ein Zusammenhang zu einigen englische Ortsnamen,die auf "bottle" enden, ist umstritten.

Es gibt einige weitere Büttel-Orte im östlichen Schleswig-Holstein (Kreis Steinburg, Dithmarschen) und eine andere Gruppe bei Bremen. Zieht man eine Verbindung vom Papenteich durch die Lüneburger Heide nach Dithmarschen, so liegen an dieser Verbindungslinie, aber fast nirgendwo sonst im deutschen Sprachraum, verstreut einige weitere Büttel-Orte, wie Wunderbüttel (Wittingen), Hankensbüttel und Bienenbüttel in der Lüneburger Heide. Daher und aufgrund einiger sprachlicher Gemeinsamkeiten des Dialekts mit der Nordschleswiger Sprache wird vermutet, dass ein großer Zug von Siedlern (bzw. ein kleiner Stamm) aus dem Küstengebiet nach Süden gewandert sein muss. Diese Siedler hätten auf dem Weg einige kleine Gruppen zurückgelassen, die unterwegs die verstreuten Orte in der Heide gegründet hätten. Der Großteil aber hätte sich im Papenteich niedergelassen, dort das Land unter sich aufgeteilt und mehr als 30 bodals gegründet. Die Papenteicher wären sozusagen ein eigener Stamm gewesen.

Diese Auffassung herrscht in dem an der Ortsnamensforschung orientierten Schrifttum vor. Eine abweichende Meinung vertritt der Braunschweiger Historiker Wolfgang Meibeyer in einer 2004 erschienenen Publikation, die nicht mit namenskundlichen, sondern mit siedlungsarchäologischen Methoden arbeitet. Nach Meibeyer sei die Landnahme erst wesentlich später erfolgt, und die Büttel-Orte seien im 11.-15. Jahrhundert entstanden.

Weitere Siedlungsepochen

Eine weitere Gruppe von Ortsnamenendungen sind „–rode“ und „-loh“ im und um den Papenteich. Die Endung weist auf eine Neugründung aufgrund der Verschiebung von Siedlungsgrenzen und dem damit verbundenen Verschieben der Rodungsgrenze hin. Die Gründung dieser Dörfer wird etwa in den Zeitraum des 9. Jahrhunderts gelegt. Beispiele für solche Dörfer sind z.B. Grassel, aber auch die wüst gefallene Siedlungsgruppe Bätjenrode, Aukenroth, Asenrode und Sinnesrode.

Als jüngste Siedlungsgruppe werden die Dörfer mit Ortsnamenendung „–horst“ gesehen. Wahrscheinlich bezeichnete „Horst“, ähnlich der heutigen Definition, ein kleines Waldgebiet.

Historische Verwaltungseinheiten Papenteich

Als die älteste Verwaltung im Papenteich gelten die Gogräfschaften Papenteich, die bis 1852 bestanden. Die als Papenteich bezeichneten historischen Siedlungsgebiete waren dabei flächenmäßig annähernd doppelt so groß wie die heutige Samtgemeinde. Von 1852 bis 1859 gab es das Amt Papenteich als selbständige Verwaltungseinheit. Erst danach wurden die Ämter Gifhorn und Papenteich zum neuen Amt Gifhorn zusammengelegt.

Obergogräfschaft Papenteich

Die Verwaltung der ehemaligen Obergogräfschaft Papenteich umfasste nach dem Gebietsstand vor 1852:

Untergogräfschaft Papenteich

Die Verwaltung der ehemaligen Untergogräfschaft Papenteich umfasste nach dem Gebietsstand vor 1852:

Gründung der Samtgemeinde Papenteich

Die Samtgemeinde gibt es in ihrer heutigen Form erst seit 1970. In diesem Jahr schlossen sich 15 Gemeinden zusammen und formten die neue Samtgemeinde Papenteich. Diese hat sich bis heute nur wenig verändert.

Sprache

Papenteicher Platt

Im 19. Jahrhundert war die Umgangssprache Papenteicher Platt. Dieses wurde gegen Ende des Jahrhunderts im Deutschen Sprachatlas teilweise dokumentiert. Der Papenteich galt als eigene Kleindialektlandschaft innerhalb des ostfälischen Niederdeutsch. Charakteristisches Kennzeichen dieses Dialekts ist u.a. das lange ü anstelle des sonst im Niederdeutschen langen u: Üse Püdel is in einem Tüge üt de Lüke rütesüset (Unser Pudel ist in einem Zuge aus der Luke herausgesaust). Ein weiteres Dialektmerkmal ist z. B., dass fremde ältere Personen ungefähr gleichen gesellschaftlichen Standes nicht Herr oder Frau, sondern Unkel und Tante angesprochen werden. Kirchensprache, Schrift- und Amtssprache war Hochdeutsch. Der Papenteicher Dialekt um 1900 ist u.a. in den Zeitungsbeiträgen von Karl Ahrens aus Meine (1868-1937) erhalten. Dieser schrieb über viele Jahre Texte für die Wochenendbeilage der Gifhorner Aller-Zeitung.

Das Papenteicher Platt ist als Teil des Niederdeutschen als anerkannter Regionalsprache im Rahmen europäische Charta für Regional- und Minderheitensprachen besonders geschützt.

Heinrich Wesche, ein aus Hillerse stammender Göttinger Wissenschaftler, hat versucht, aus dem Papenteicher Platt die Besiedlungsgeschichte des Papenteichs abzuleiten. Der Umlaut ü nach Papenteicher Art finde sich sonst in ähnlicher Form nur in Jütland, Nordschleswig und Friesland. Einige wenige Wörter gebe es außer im Papenteich nur in Nordschleswig. Wahrscheinlich habe im Papenteich im 5. oder 6. Jahrhundert ein Stamm aus dem Norden gesiedelt, der mit seinen Ortsgründungen für die einzigartige Ballung von "Büttel"-Ortsnamen verantwortlich sei.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts ist der örtliche Dialekt dramatisch zurückgegangen. Um 2000 hört man in Alltagssituationen kaum noch Papenteicher Platt, oft nur ein- oder zweimal jährlich und somit weitaus seltener als beispielsweise Italienisch, Türkisch oder Russisch. Die Sprache wird vermutlich noch von einigen hundert Menschen vollständig beherrscht, allerdings sprechen auch viele von diesen im Alltag Hochdeutsch. Die Zahl derer, die den Dialekt verstehen oder gelegentlich einzelne Wörter und Sätze verwenden, ist deutlich höher. Im kulturellen Leben wird der Dialekt weiterhin gepflegt, z. B. durch den örtlichen Autor Karl-Otto Dohrendorf und durch Veranstaltungen der Samtgemeindebücherei. Da derzeit nahezu keine Weitergabe des Dialekts an Kinder erfolgt, besteht die Möglichkeit, dass er im 21. Jahrhundert ausstirbt.

Regionales Hochdeutsch

Obwohl der Papenteich zuletzt stark durch Zuwanderungen geprägt wurde (beispielsweise hat sich die Bevölkerung von Meine seit 1939 etwa vervierfacht), spricht etwa die Hälfte der Bevölkerung ein mehr oder weniger stark lokal eingefärbtes Hochdeutsch mit Braunschweiger und Papenteicher Elementen, wie z. B. einem sog. klaren A und einem weichem G am Wortende: Aantracht Braunschwaach steht beispielsweise für den Fußballclub Eintracht Braunschweig. Etwa 200 niederdeutsche Wörter werden in der ansonsten hochdeutschen Umgangssprache verwendet, allerdings nicht alle gleich häufig.

Politik

Samtgemeindebürgermeister

Bis 2004 war der Samtgemeindebürgermeister ehrenamtlich tätig und wurde während der konstituierenden Sitzung durch die Mehrheit des Samtgemeinderates gewählt.

Heute ist der Samtgemeindebürgermeister hauptamtlich tätig und wird von den Wahlberechtigten Personen der Samtgemeinde direkt gewählt. Der Bewerber muss hierbei, ggf. durch eine Stichwahl, die Mehrheit der abgegebenen Stimmen erreichen. Zudem übernimmt der Bürgermeister die Aufgaben eines Samtgemeindedirektors und leitet die Samtgemeindeverwaltung und hat die Verantwortung für den gesamten Geschäftsbetrieb und die Verwaltungstätigkeiten. Erster hauptamtliche Samtgemeindebürgermeister ist seit dem 1. Januar 2005 Helmuth Holzapfel.

Samtgemeinderat

Die letzte Kommunalwahl fand am 10.September 2006 bei einer Wahlbeteiligung von 59,90% (2001: 63,4%) statt. Seitdem setzt sich der Samtgemeinderat wie folgt zusammen:

Wappen

Datei:Papenteich wappen.jpg

Blasonierung: Geteilt von rot und gold, unter rotem Schildhaupt, darin ein goldener, linksgewendeter Löwe, der Schildfuß, gespalten durch eine aufsteigende blaue Spitze, im rechten Untereck eine Pflugschar, im linken Untereck ein Beil sowie an der unteren Pfahlstelle ein Rosenkreuz.

Gemeindepartnerschaften

Bildung

Kindergärten

In jeder Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde befindet sich heute wenigstens ein Kindergarten, häufig auch in den verschiedenen Ortsteilen zusätzliche.

  • Gemeinde Adenbüttel: Kindergarten Adenbüttel
  • Gemeinde Didderse: Kindergarten Didderse
  • Gemeinde Meine: Kindergarten Abbesbüttel, Kindergarten „Grasselbande“, DRK Kindergarten Meine, Gemeindekindergarten „Altes Freibad“, „Villa Kunterbunt“ Wedesbüttel,
  • Gemeinde Rötgesbüttel: Kindergarten Rötgesbüttel
  • Gemeinde Schwülper: Kindergarten Lagesbüttel, Kindergarten Schwülper, Kindergarten Walle
  • Gemeinde Vordorf: Kindergarten Rethen, Kindergarten Vordorf

Schulen

Schulen haben in den verschiedenen Gemeinden und Ortsteilen (z.B.: Rethen) schon seit Jahrhunderten bestanden. Im 20. Jahrhundert fand allerdings eine immer weitergehende Konzentration auf einige wenige Schulstandorte statt was durch den Bau des Schulzentrums Meine in den 60ern noch verstärkt wurde. Erst seit Mitte der 90er ist durch den Bau neuer Schulen in anderen Gemeinden (Schwülper, Adenbüttel) eine Umkehrung dieses Trends zu erkennen.

Die Samtgemeinde Papenteich hat vier Grundschulen an den Standorten Adenbüttel, Meine, Rötgesbüttel, Schwülper und Vordorf (Margret und Rolf Rettich Schule). Weiterführende Schulen sind die im Schulzentrum Meine befindliche Realschule Meine sowie die Hauptschule Meine mit der Außenstelle Groß Schwülper für die Jahrgänge 5 und 6.

Seit vielen Jahrzehnten gibt es zudem die Diskussion ein Gymnasium als drittes Gymnasium im Landkreis Gifhorn im Papenteich anzusiedeln. Zur Zeit gehen die Schüler der gymnasialen Oberstufe zumeist auf die Schule in Wenden, teilw. aber auch an die Gymnasien in Gifhorn. Mittlerweile gibt es aber Anstrengungen der Landeskirche, ein evangelisches Gymnasium in Meine zu errichten. Sowohl Kreis als auch der Samtgemeinderat unterstützen diesen Vorschlag mittlerweile.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Samtgemeinde wird für den Straßenverkehr in Nord-Süd-Richtung über die B 4 (Braunschweig-Lüneburg) erschlossen und in West-Ost-Richtung durch die L 321 (Peine-Wolfsburg). Durch das bisherige Fehlen von Ortsumgehungen, die aktuelle Einwohner- und Verkehrszunahme und seit Januar 2005 die Nutzung der mautfreien B 4 und L 321 durch den Schwerlastverkehr ergeben sich erhebliche Belastungen für die durchquerten Orte. Die B4 im Papenteich stellt zudem den wichtigsten Verkehrsanschluss für die Stadt Gifhorn (Mittelzentrum) dar und verbindet diese mit der A2 und der Stadt Braunschweig (Oberzentrum). Daraus resultiert das hohe Verkehrsaufkommen der B4 im Bereich Papenteich von ca. 21.000 Fahrzeugen täglich (Stand:2000). Die Diskussion über Verkehrsbelastungen, Verkehrsberuhigung und mögliche Ortsumgehungen ist seit langem beherrschendes Thema der Kommunalpolitik. Der äußerste Süden der Samtgemeinde wird nahe Schwülper und Walle von der Autobahn A 2 gestreift.

Der Eisenbahnverkehr durchquert die Samtgemeinde in Gestalt der Nebenstrecke Braunschweig-Uelzen in Nord-Süd-Richtung in etwa parallel zur B 4. Es gibt derzeit Bahnhöfe bzw. Haltestellen in Meine und Rötgesbüttel. 1928 wurde der Mittellandkanal durch das Gebiet der späteren Samtgemeinde gebaut. Die Orte Abbesbüttel, Wedelheine und Wedesbüttel sind direkt am Kanal gelegen.

Der Radfernweg Braunschweig-Lüneburg durchquert das Gebiet der Samtgemeinde in Süd-Nord-Richtung über Abbesbüttel, Meine, Ohnhorst und Gravenhorst, meistens auf gut ausgebauten asphaltierten Feldwegen abseits vom motorisierten Straßenverkehr.

Aus- und Umbau der B4 im Bereich Papenteich

Der Landkreis Gifhorn plant in Abstimmung mit der Niedersächsischen Straßenbauverwaltung die B4 im Bereich zwischen Gifhorn und Braunschweig umzugestalten. Zu den anvisierten Maßnahmen gehören eine Verlegung der Trasse zur Ortsumgehungen der Ortschaften Meinersand, Meine, Rötgesbüttel und Ausbüttel sowie ein vierspuriger Ausbau. Notwendig ist eine Änderung der jetzigen Situation durch das weiter steigende Verkehrsaufkommen auf prognostizierte 25.000 Fahrzeugen täglich im Jahr 2015.

Bereits im Jahr 1990 führte die niedersächsischen Straßenbauverwaltung erste Untersuchungen zur Verlegung durch, konnte diese aber nicht beenden, da das Land Niedersachsen die Planung nicht in sein Verkehrswegeplan aufnahm. 1993 übernahm der Landkreis Gifhorn die Planung auf eigene Kosten und führte 1994 eine erste Antragskonferenz durch. 2001 wurde die Planung an den Zweckverband Großraum Braunschweig übertragen, welches Anfang 2002 das Raumordnungsverfahren einleitete und publizierte. Nach Überprüfung der insgesamt 59 schriftlichen Eingaben unterschiedlicher Standpunkte erfolgte 2004 die Landesplanerische Feststellung, die eine neue Strecke verlaufend östlich Vordorf, westlich Meine und östlich Rötgesbüttel und Ausbüttel mit einer Länge von 13,9km als raum- und umweltverträglichsten bezeichnet.


Literatur

  • C. Brandt: Schwülper. Ein Stück niedersächsische Heimatgeschichte. Hildesheim 1912.
  • Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Der Landkreis Gifhorn. In: Die Landkreise in Gifhorn. Bd. 26. Bremen 1972. ISBN 3-87172-327-4.
  • Geschichtliches aus dem Papenteich. Bearbeitet von Heinz Klose. Meine 1983. ISBN 3-87040-029-3. Zahlreiche Aufsätze und Kurzbeiträge vor allem zur Papenteicher Geschichte.
  • Wolfgang Meibeyer: Siedlungskundliches über den Papenteich und die Frage seiner -büttel-Orte - Die Besiedelung des alten Nordwaldes zwischen Gifhorn und Braunschweig während des frühen Mittelalters. In: Schriftenreihe des Landkreises Gifhorn. Nr. 22, 2. Auflage. Landkreis Gifhorn und Museums- und Heimatverein Gifhorn e. V., Gifhorn 2004, ISBN 3-929632-70-5.
  • Stephan Bitter, Hans-Heinrich Gurland (Hrsg.): Unsichtbare Kirche. Rheinbach 1999. ISBN 3-87062-034-X. (darin S. 100-309: Tagebücher des Meiner evangelischen Gemeindepastors Rudolf Gurland 1930-1939. Der Pastor wurde wegen seiner jüdischen Abstammung im Nationalsozialismus verfolgt).
  • Papenteich in alten Ansichten (Bildband mit 228 Seiten). Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1995. ISBN 3-89570-057-6.
  • Seit der Gründungszeit der Samtgemeinde erscheinen die "Papenteicher Nachrichten" als amtliches Mitteilungsblatt. Die Ausgabe 264 vom November 2004 erschien in einer Auflage von 9900 Exemplaren und einer Länge von 68 Seiten. Der Inhalt der "Nachrichten" ging seit jeher erheblich über bloße amtliche Mitteilungen hinaus: es gibt u.a. auch vielfältige Vereinsmitteilungen, Berichte, literarische Texte, Ergebnisse der Heimatforschung.
Commons: Landkreis Gifhorn, Papenteich – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien