Livland (lett. Vidzeme, est. Liivimaa) ist die historische Bezeichnung für eine Landschaft und politische Einheit im Baltikum. Die Bedeutung ist über die Jahrhunderte nicht immer ganz einheitlich. Ursprünglich war es das Gebiet der heute fast ausgestorbenen Liven (die letzten Liven leben heute jedoch in Kurland). Im erweiterten Sinn wurde im Spätmittelalter mit Livland das gesamte Territorium des Schwertbrüderordens bezeichnet, also etwa das heutige Estland und Lettland. Im engeren Sinn, der ab dem 16. Jahrhundert allgemein wurde, bezeichnet es die Landschaft nördlich der Düna. Das von 1721 bis 1919 bestehende kaiserlich russische Ostsee-Gouvernement Livland mit der Hauptstadt Riga (die vorher unter wechselnden Oberherrschaften eine gewisse Autonomie genoss) und der Universitätsstadt Tartu (Dorpat) umfasste in etwa das heutige Südestland (mit Dorpat) und das nordwestliche Lettland bis zur Düna.
Der lettische Teil dieses waldreichen Gebiets ist (unter dem einheimischen Namen Vidzeme) eine der vier historischen Landschaften dieses Landes. Sie nimmt die Gegend um Valmiera (Wolmar), Sigulda (Segewold) und Cesis (Wenden) sowie um den Fluss Gauja ein.
Das Gebiet wurde im 13. Jahrhundert vom Schwertbrüderorden unter Führung des aus Bremen stammenden Bischofs von Riga, Albert I. von Buxhöveden, unterworfen (und insofern als territoriales Gebilde erst geschaffen); der Orden ging 1237 im Deutschen Orden auf. 1561 unterstellten sich Kurland und Livland polnischer Oberhoheit um sich gegen die russische Bedrohung abzusichern. Etwa zur selben Zeit wurde der Protestantismus eingeführt. 1620 wurde der größte Teil des Landes durch Eroberungen Gustav Adolfs schwedisch, nur die Gegend um Daugavpils (Dünaburg) blieb polnisch und wurde Polnisch Livland genannt. Dies ist mit der heutigen Landschaft Lettgallen identisch.
1721 fiel die Gegend durch Eroberungen Peter des Großen an Russland und bildete mit dem damaligen Estland (dem heutigen Nordteil der Republik Estland und Kurland eines der drei Ostseegouvernements, die vom baltischen (= deutsch-baltischen) Adel jeweils autonom verwaltet wurden. Da Livland keine ethnisch einheitliche Bevölkerung hatte, sondern vielmehr von Esten und Letten bewohnt wurde, wurde es 1919 zwischen Estland und Lettland geteilt.
Großgrundbesitz und Stadtbürgertum (und damit auch die gesamte Intelligenz) waren durchwegs deutschsprachig, die deutsche Volksgruppe wurde jedoch während des Zweiten Weltkrieges von Hitlerdeutschland in die Gegend von Posen ("Warthegau") abgesiedelt, von wo sie später wieder vertrieben wurden.
Städte im lettischen Livland
Städte im estnischen Livland
Siehe auch: Lettgallen, Semgallen, Kurland