Lisa Fittko

österreichische Schriftstellerin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg
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Lisa Fittko (geb. Elizabeth Eckstein; * 23. August 1909 in Uschhorod (ungarisch: Ungvár), Ukraine (damals Österreich-Ungarn); † 12. März 2005 in Chicago, USA) war eine österreichische Schriftstellerin und Widerstandskämpferin im Zweiten Weltkrieg. Bekannt wurde sie durch ihre autobiografischen Veröffentlichungen über diese Zeit.

Leben

Lisa Fittko wuchs in Wien auf, wo ihr Vater Ignaz Ekstein, ein jüdischer Intellektueller, seit 1916 Mitherausgeber, später Eigentümer der kulturpolitischen Zeitschrift „Die Waage“ war. Ihre Mutter, Julie "Teriko" Ekstein, war die Schwester der Wiener Malerin Malvina Schalek. Im Jahre 1922 zog die Familie nach Berlin. Hier war Lisa Fittko Mitglied des „Sozialistischen Schülerbundes“.

Anfang 1933 wurde sie beim Verteilen antinazistischer Flugblätter entdeckt und musste in die Illegalität gehen. Mit ihrem Mann, Hans Fittko, ein politischer Flüchtling, den sie in Prag heiratete, flüchtete sie 1938 über Basel und Apeldoorn nach Paris. 1939 waren sie in Süd-Frankreich interniert und lebten danach in Marseille sowie in der Nähe des Küstenortes Banyuls am Fuße der Pyrenäen.

Beide organisierten in Zusammenarbeit mit der Fluchthilfeorganisation „Emergency Rescue Committee“ und dessen Repräsentanten in Marseille, Varian M. Fry, die Flucht von durch das Vichy-Regime bedrohten Menschen. Diesen Abschnitt ihres Lebens beschrieb sie in dem Werk „Mein Weg über die Pyrenäen". Sie stand u. a. auch Walter Benjamin während der Flucht nach Spanien bei.

1941 gelang die eigene Flucht nach Kuba, wo Fittko in Havanna an einer Ausbildungsstätte für jüdische Flüchtlinge arbeitete. 1948 siedelte sie mit ihrem Mann Hans nach Chicago in die USA über. In Chicago arbeitete sie als Fremdsprachenkorrespondentin und Angestellte der Universität. Politisch engagierte sie sich in der amerikanischen Friedensbewegung.

Ihr Mann, Hans Fittko, wurde in Israel mit der Jad-waSchem-Medaille geehrt. Er starb 1960. 1998 wurde über Lisa Fittko der Dokumentarfilm „Doch wir, sagten wir, ergeben uns nicht...“ gedreht.

Für Hans und Lisa Fittko wurde im Januar 2001 in Banyuls-sur-Mer eine Gedenkstätte errichtet, die daran erinnert, dass sie, obwohl selbst in Lebensgefahr, vielen von den Nazis verfolgten Menschen die Flucht nach Spanien ermöglichten. Am Fuße dieser Gedenkstätte beginnt ein Wanderweg, auf dem man in etwa fünf Stunden den alten Fluchtweg von Banyuls nach Portbou/Spanien nachgehen kann.

Werke

  • Mein Weg über die Pyrenäen. Erinnerungen 1940/41. München: dtv 1989, ISBN 3-423-62189-3.
  • Solidarität unerwünscht. Meine Flucht durch Europa. Erinnerungen 1933-1940. München: Carl Hanser Verlag 1992, ISBN 3-446-15188-5.

Interviews

  • Brian Britt mit Lisa Fittko: The Aura of Benjamin's Death; als Appendix in: Brian Britt: Walter Benjamin & the Bible. New York: Continuum, 1996

Literatur

  • Siglinde Bolbecher & Konstantin Kaiser (Hg.): Lisa Fittko; in: "Lexikon der österreichischen Exilliteratur". Wien & München: Deuticke Verlagsgesellschaft, 2000; S. 198-199; ISBN 3-216-30548-1.
  • Hans Jörgen Gerlach: Der Engel der Geschichte. Zum Tod der Widerstandskämpferin Lisa Fittko; in: "Zwischenwelt" (Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands), 22. Jg., Nr. 1/2. Wien: August 2005, S. 7-9, ISSN 1606-4321
  • Stiftung Jüdisches Museum Berlin & Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepubik Deutschland (Hg.): Heimat und Exil. Emigration der deutschen Juden nach 1933. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin. Frankfurt/M.: Jüdischer Verag im Suhrkamp Verlag, 2006. ISBN 3-633-54222-1.