Die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (chinesisch 春秋時代 / 春秋时代, Pinyin Chūnqiū Shídài) ist eine Bezeichnung für eine Periode der chinesischen Geschichte. Sie bezieht sich auf die Existenz von Reichsannalen im Herzogtum Lu (in Shandong) für die Jahre 722-481 v. Chr. und ist nach dem Titel dieser Annalen (chinesisch 春秋, Pinyin Chūnqiū – „Frühling und Herbst“) benannt.

Entwicklung der Produktivkräfte
In dieser Periode beginnt ein Prozess, der sich in der Zhanguo-Zeit voll entfaltet und zu einer Neuordnung der Produktions- und Eigentumsverhältnisse führt.
- Ausbreitung und Verwendung eiserner Produktionsgeräte in Landwirtschaft und Handwerk, ermöglicht eine intensivere Bearbeitung des Bodens, Urbarmachung von Brachland
- Erfindung des von Rindern gezogenen Pfluges (damit Ablösung der zuvor benutzten Grabgabeln und Hacken),
- Einrichtung künstlicher Bewässerungsvorrichtungen
Die Entwicklung der Produktivkräfte führt zum Wachstum der Produktion, Spezifierung der Produkte, Wachsen des gesellschaftlichen Reichtums.
Vom Gesamteigentum an Boden zum privaten Grundbesitz
In der Westlichen Zhou Zeit (11. Jh. 771 v. Chr.) war nominell der König (wáng, 王) Eigentümer von Grund und Boden gewesen. In der Chunqiu-Zeit vollzieht sich der Übergang zum privaten Bodeneigentum. Vom 6. Jh an beginnt Einzelbewirtschaftung der Felder, in der Folge werden die privat bewirtschafteten Felder besteuert: zum ersten Mal 594 v. Chr. in Lu.
Soziale Differenzierung
- Herausbildung einer nichtadligen Oberschicht in den Dorfgemeinden.
- Herausbildung einer Schicht von der Aristokratie unabhängiger Kaufleute.
- Fortschreitende Differenzierung des Handwerks, Entstehung einer von dem für die Höfe produzierenden Handwerk unterschiedenen Schicht selbstständiger Handwerker.
Zerfall der alten politischen Ordnung
Nominell herrschte in China noch die Zhou-Dynastie (11. Jh. 256 v. Chr.), faktisch nahm aber die Bedeutung des Hauses Zhou 周 seit dem 8. Jh. v. Chr. zusehends ab. Erstarken der Territorialherrscher, von denen einzelne mächtige die große Anzahl kleinerer Territorialherrscher kontrollierten. Untereinander machten sich die größeren Territorialherrscher die Macht streitig 春秋五霸 (Fünf Hegemone). Die Territorialherrscher geben allmählich das System der Erhebung von Tributen auf zugunsten der Festlegung von Steuerzahlungen und Dienstleistungen. Im Zuge dieser Entwicklung verließen zahlreiche Bauern ihre Dörfer und suchten sich auf Niemandsland oder in Gebieten fremder Territorialherrscher eine neue Existenz. Das alte Sippensystem und die Adelsethik der West Zhou-Zeit wurde nach und nach zersetzt, Entwicklung neuer ethischer Systeme. Die Ideen der konfuzianischen, legistischen, monistischen Schulen bezeichnen diesen Wendepunkt in der geistigen Entwicklung.