...zwar ist Moin bisschen kürzer als Tschüss geworden, doch ich glaube, die 2 Artikel gehören zusammen und sollen uns beide als 2 Vorbilder dienen. Ilja
Moin
Der Text ist echt toll, allerdings sind alle Vermutungen über die Herkunft verkehrt. Moin ist -wie richtig beschrieben- die (allgemeinere) Kurzform von Moi Moin. Moi Moin ist allerdings schlicht eine Übernahme aus dem Friesischen. 'moi' heißt soviel, wie 'gut' oder 'schön' im Sinne einer sehr positiven Wertung des nachfolgenden Begriffes. 'moin' heißt schlicht 'Tag'. 'moi moin' ist damit in direkter Übersetzung 'Guten Tag'. -aber eben nicht plattdeutscher Herkunft, sondern aus dem Alt-Friesischen, wie es in einigen Küstengemeinden noch üblich ist (z.B. auf Amrum).
Ist der erste Absatz ("die großen Wert auf Sprachökonomie legen") irgendwie sarkastisch gemeint? Die Story ("Wer Moin moin sagt, ist ein Schwätzer.") hab ich zuerst von nem Fremdenführer in Friedrichsstadt gehört ...
Und was soll dieser besondere Beachtung der Ostfriesen? --JensMueller 14:27, 18. Jan 2004 (CET)
Die besondere Beachtung der Ostfriesen ist völlig richtig, weil sie die Sprachmittler sind.
Ich vermute ganz stark, dass Moin gemeingermanisch mit mögen verwandt ist.
Arne List 13:05, 2. Mär 2004 (CET)
____ Was ist "gemeingermanisch"? Fischers Fritz 13:38, 2. Mär 2004 (CET)
Gemeingermanisch meint gemeinsam in den Germanische Sprachen vorkommend.
Beispiel: Land gibt es in allen germanischen Sprachen mit genau dieser Schreibweise (auf den Färöern auch: Lond) und Bedeutung.
Gemeingermanisch meint weiterhin (in diesem konkreten Fall) die am ältesten zurück zu verfolgende (vermutete) Sprachstufe (das erste Auftauchen eines Wortes). Im Hochdeutschen: indoeuropäisch -> gemeingermanisch -> althochdeutsch -> mittelhochdeutsch -> deutsch.
Wichtige Hinweise zur Verbreitungsgeschichte
So, der Artikel ist eigentlich fast fertig. Ich muss einige Worte darüber verlieren, wie ich zu dieser genaueren Verbreitungsgeschichte in Schleswig-Holstein und dann durch Werner (Comic) komme.
Hierzu einige nötige autobiografische Anmerkungen: 1966 in Lübeck (wie der im Artikel erwähnte Björn Engholm, und nahe dem Geburtsort Travemünde von Rötger Feldmann) geboren, in Holstein (Eutin) aufgewachsen und 1978 nach Flensburg gekommen, kannte ich das Moin bis dahin nicht, auch nicht in einer vergleichbaren Aussprache für "Morgen".
In Flensburg hingegen ist es völlig typisch und wird von jedermann (!) verwendet, sowohl im deutschen, als auch im dänischen Sprachkontext dort. Das dort omnipräsente Anzeigenblatt Moin-Moin untermauert es regelmäßig in jedem Haushalt dort. In Flensburg weiß man, dass Moin friesisch ist. Dort leben nämlich eine Reihe Leute, die aus Nordfriesland von der Westküste kommen.
Gleichwohl wird Moin eben deshalb von Deutschen in Flensburg als Gruß verwendet weil es eben so klingt wie Morgen (aber eben aus sprachökonomischen Gründen immer verwendet wird, und dies der friesische Ursprung auch erlaubt).
Ich denke, das ist der Kern. Jedenfalls ist man Anfang der 80er Jahre als Deutscher in Schleswig-Holstein in erster Linie in Nordfriesland und Flensburg (und natürlich großen Teilen von Angeln) damit konfrontiert.
Ebenso Rötger Feldmann (mit dem ich schon manchmal das Vergnügen hatte). Der kommt aus Holstein und spricht Holsteiner Platt. Moin kommt im Holsteinischen nicht vor. Also auch nicht in der Sprache, mit der Björn Engholm seit seiner Geburt konfrontiert war.
Rötger Feldmann nun, fängt schon als Lithograph in Flensburg an, Comics zu zeichnen und lässt seine Figuren, wie dort üblich Moin sagen, ansonsten reden sie sein eigenes Plattdeutsch oder ein Missingsch. Feldmann zieht nun wieder zurück nach Holstein, und zwar (wie viele) in die Landeshauptstadt Kiel. Dort verlegt er sein erstes Buch, welches in Deutschland seinen Siegeszug antritt, und Moin populär macht in der Jugendkultur.
So weit dazu. Da ich selber Comiczeichner in Flensburg war, habe ich diese Entwicklung Anfang der 1980er intensiv erlebt. Plötzlich konnte man auch in Kiel und Hamburg Moin sagen (und hören!).
Als ich 1985 u.a. zwecks Skandinavistik-Studium nach Berlin ging, nahm ich das längst fürs Leben angewöhnte Flensburger Moin mit. Dort angekommen war Werner in "der Szene" schon bekannt und dadurch auch Moin. Ich war also zusammen mit meinen "Landsleuten" weiterer Träger dieses Grußes in Deutschland, der sich Moin im gehobenen Kontext erst wieder abgewöhnen musste (man kann seinen Prof ja nicht so grüßen, auch nicht den Dänisch-Prof, den zu dem sagt man Hej! - auch zu jeder Tageszeit).
Zurück in Kiel 1998 fand ich dort Moin in der Alltagssprache. Meine beiden Arbeitskollegen dort sind auch in Flensburg aufgewachsen und hier niedergelassene Träger den Moin, die es mit durchgesetzt haben.
Gestern abend (!) traf ich einen alten Kieler, der Niederdeutsch als Muttersprache spricht und begrüßte ihn mit Moin. Er murmelte irgendwas anderes zurück aber nicht Moin. Vielleicht "'Nabend Chef" oder sowas. Auf Nachfrage (zur Recherche dieses Artikels) sagte er mir, dass man hier nie Moin gesagt hat.
Heute morgen traf ich einen Niederländer, der in Kiel wohnt und Taxi fährt. Wir begrüßten uns mit Moin (unter "jüngeren" inzwischen normal, und es "passte" eh auch im Sinne von "Morgen"). Obwohl er natürlich niederländisch mooi als Wurzel kennt, war ihm bis zu diesem Morgen nicht bewusst, woher Moin kommt. Er dachte, die Leute in Kiel sagen halt immer "Guten Morgen" und hat sich dem angepasst.
In den Niederlanden (in der Gegend wo der Taxi-Fahrer herkommt, hab vergessen zu fragen von wo...) gibt es Moin nicht als Gruß. Dort sagt man Hoi (keine Ahnung wie man das schreibt).
Vielleicht bin ich mit meinen 27 Jahren einfach zu alt, aber - ich bin Basler - ich hab hierzulande (also in der Schweiz bzw. der Deutschschweiz) moin noch nie gehört. Ich kenn das vor allem aus den prospekten des Semmel-Verlachs... Benutzer:wathiik ach ja: niederlaend. HOI schreibt sich wirklich so - wie auch das zuerichdeutsche hoi...
Fehlerhaft?
Gut geschrieben, aber meines Erachtens nicht richtig. Im Artikel heißt es:
"Während Moin also im mehrsprachigen Flensburg schon sehr lange fest eingebürgert ist, findet es sich im übrigen niederdeutschen Sprachraum als neue Sprachform in der Umgangssprache jüngerer Leute."
An anderer Stelle sagt der Artikel, Moin sei durch den Film "Werner" und erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts populär geworden.
Ich bin Jahrgang 1978 und mit Moin und Moinmoin aufgewachsen, komme aber keineswegs aus dem Raum Flensburg, sondern aus dem "übrigen niederdeutschen Sprachraum", nämlich aus Oldenburg i.O. (Niedersachsen). Die zitierte Behauptung ist daher mehr als fragwürdig, zumal zumindest in Oldenburg Moin für alle Altersklassen die Standardbegrüßung schlechthin ist. Kaum jemand würde hier je Guten Tag sagen, und wer es sagte, wäre damit ungewöhnlich förmlich - es würde auffallen, nicht zwingend unangenehm, aber auffallen würde es. Eine Modeerscheinung ist das also wahrlich nicht, sondern alltägliche Begrüßung in einer Stadt weit weg von Flensburg, in der im Übrigen relativ reines Hochdeutsch mit nur wenig regionalem Dialekt gesprochen wird.
Auch halte ich die Behauptung für falsch, Moin würde nunmehr im ganzen Bundesgebiet verstanden. Tatsächlich glaubt nämlich eine Majorität nach wie vor, Moin bedeute Guten Morgen. Von einem Verstehen kann insofern keine Rede sein, es sei denn, man sieht auch im Falschverstehen ein Verstehen.
Olysp
- ich denke, *verstanden* wird es zum einen im niederdeutschen Sprachraum (wo es meiner Meinung nach überall in gebrauch ist, besonders extrem in Ostfriesland) und zum anderen von jedem, dem man es erklärt hat. Dass es ein Gruß ist, wissen aber wohl alle ;) [[Benutzer:TheK|TheK(?!)]] 22:53, 21. Aug 2004 (CEST)