Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung

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Die Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung (STA-REF) ist eine protestantische Glaubensgemeinschaft, die auf eine Abspaltung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zurückgeht.

Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung
Allgemeines
Zweig Protestantismus
Glaubensrichtung Adventisten
Verbreitung weltweit (132 Länder)
Präsident Eli Tenorio da Silva
1. Vizepräsident Rolly Dumaguit
Gründung
Gründungsdatum 1925
Gründungsort Gotha, Deutschland
Abkunft und Entfaltung
Abspaltung von

Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Abspaltungen

1951 Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung

Zahlen
Mitglieder 42.285 (2018)
Sonstiges
Steuerliche Stellung Freikirche
Auch genannt: STAR oder STA-REF (deutsche Abkürzungen)
Website https://sdarm.org

www.sta-ref.de https://cgw-staref.at

Geschichte

Weltanschauliche Differenzen in der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten führten dazu, dass sich die so genannten Reformadventisten von der Mutterkirche abspalteten, und sich in der Gemeinschaft der "Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung" (1925, Resolution 11) international (die Unionen hatten zuvor unterschiedliche Namen) zusammenschlossen. Gleichzeitig wurde auch der deutsche Unionsnahmen der Reformadventisten – Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung – parallel geführt.

Die Weltanschauliche- bzw. Glaubensdifferenz, die zur Spaltung führte, betraf die sogenannte Militärfrage:

Als „guten Bürgern“ war es den Mitgliedern der Siebenten-Tags-Adventisten vonseiten ihrer verantwortlichen Seelsorger grundsätzlich freigestellt, im Ersten Weltkrieg in Deutschland für „Kaiser und Volk“ am Militärdienst teilzunehmen, wenn auch bevorzugt im Sanitätsdienst. Allerdings kam es in Deutschland auch zu Ausschlüssen von Glaubensbrüdern, die den Militärdienst im Ersten Weltkrieg verweigerten. Unter "Adventistenprediger und Vaterland", wurde in den "Dresdner Neuesten Nachrichten", am 12. April 1918, Seite 3, folgende Aussage getroffen: "Am Anfang des Krieges spaltete sich unsere Gemeinde in zwei Parteien. Während 98 Prozent unserer Glieder auf Grund biblischer Forschung den Standpunkt vertraten, dass es Gewissenspflicht sei, das Vaterland mit der Waffe zu verteidigen, und zwar auch am Sabbat, und diesen von der gesamten Leitung vertretenen Standpunkt auch sofort dem Kriegsministerium zum Ausdruck brachten, fügten sich 2 Prozent dem Gesamtbeschluß nicht und mussten schließlich auf Grund ihres unchristlichen Verhaltens ausgeschlossen werden."

Diese Haltung konnten viele der Gemeindemitglieder, aufgrund des biblischen Gebotes "Du sollst nicht töten." und der Verletzung des göttlichen Ruhetages (Sabbat) im Krieg, nicht teilen und verweigerten den Dienst an der Waffe in jeder Form – was ihnen, ebenso wie im Dritten Reich, Verfolgung und Schwierigkeiten als sogenannte „Vaterlandsverräter“ einbrachte.

Im Jahr 1922 versuchten Abgeordnete der Reformadventisten, anlässlich der Generalkonferenzsitzung der Siebenten-Tags-Adventisten, vom 11. bis 31. Mai in San Francisco, USA, die Militärfrage vor die Delegierten der Generalkonferenz zu bringen, um diese Frage zu klären, was ihnen aber von der Leitung der Siebenten-Tags-Adventisten nicht gewährt wurde. Da keine Klärung in dieser Frage erreicht werden konnte, wurde die Trennung damit besiegelt. (Der Weg der Adventisten, Reformationsbewegung der S.T.A., S. 89-99).

2014 - 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges – gaben die Süd- und Norddeutschen Verbände der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten die Erklärung "Schuld und Versagen" heraus, in der sie sich für die deutschen Siebenten-Tags-Adventisten bei der Reformationsbewegungen für das Versagen in der Militärfrage des Ersten Weltkriegs entschuldigten: "Auch wenn heute niemand der damals Beteiligten mehr am Leben ist, so bitten wir doch ihre Kinder und Nachkommen sowie die beiden existierenden Gruppen der Reformationsbewegung um Entschuldigung für unser Versagen."

Im Jahr 1925, wurde bei der ersten Generalkonferenztagung der Reformadventisten, in Gotha, Deutschland, die „Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ gegründet und am 20. Juli 1925, wurden unter dem Titel "Die Glaubensgrundsätze der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung", deren bis heute gültigen 37 Glaubensgrundsätze beschlossen.

Am 29. April 1936 wurde die Gemeinschaft in Deutschland, von der Geheimen Staatspolizei, unter Reinhard Heydrich, verboten: "Auf Grund des § 1 der VO des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28.2.1933 (Reichsgesetzblatt I S. 83) wird die Sekte "Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung" für das gesamte Reichsgebiet aufgelöst und verboten. Das Vermögen wird beschlagnahmt. ... Die Anhänger dieser Sekte verweigern den Wehrdienst und lehnen es ab, den Deutschen Gruß anzuwenden. Sie erklären offen, daß sie kein Vaterland kennen, sondern international eingestellt seien und alle Menschen als Brüder betrachten." (Bundesarchiv Berlin R58/405 fol.41)

Die Gemeinschaft stellte rund 37 % aller religiös motivierten Kriegsdienstverweigerer, während der Zeit des Nationalsozialismus, die nicht den Zeugen Jehovas angehörten.[1]

1951 kam es auch in dieser Kirche (Glaubensgemeinschaft) zu einer Spaltung; die zu diesem Zeitpunkt mit jeweils 5000 Mitgliedern etwa gleich starken Gruppen existierten zunächst beide unter dem alten Namen nebeneinander. Nach einem Rechtsstreit, um die Namensrechte, nannte sich eine von ihnen Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung. Der Versuch einer Wiedervereinigung dieser beiden Gemeinschaften, die von 1989 bis 1992 angestrebt wurde, scheiterte.

Gegenwart

Die Mitgliederzahl der STA-REF betrug Ende 2018 weltweit 42.285. Die durchschnittliche Zuwachsrate der Gemeinschaft beträgt 2-3 Prozent pro Jahr. Länder mit den meisten Mitgliedern sind (2018): Brasilien: 10.580; Peru: 2.998; Rumänien: 2.526; Kongo: 2.451; Angola: 2.423; Philippinen: 1.403; Kolumbien: 1016; Ukraine: 1.014. Die Weltkirchenleitung (Seventh Day Adventist Reform Movement) hat den Sitzt in Roanoke (Virginia, USA); die deutsche Zentrale befindet sich in Flörsheim am Main. In Deutschland wurde die Mitgliederzahl im Jahr 2014 mit 200 angegeben.[2] In Österreich gibt es drei Gemeinden (Christliches Gesundheitswerk, STA-REF), mit gesamt ca. 60 Mitgliedern (2021); die Zentrale ist in Wolfern (OÖ).

Die Kirche gibt den vierteljährlich erscheinenden Herold der Reformation, sowie die Kinder- und Jugendzeitschrift Der Freund heraus.

Lehre

Der Mittelpunkt der Lehre ist die Botschaft von dem zukünftigen Wiederkommen Jesu Christi auf unsere Erde. Er ist der Gottessohn, Herr der Schöpfung und Gekreuzigter von Golgota und sagt dieses große, sichtbare Ereignis im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, voraus: „Siehe ich komme bald…“ (Offb 3,11 LUT). Dieser Gedanke kommt auch im Namen der Gemeinschaft deutlich zum Ausdruck. Ihre Gläubigen streben danach, sich in ihrem täglichen Leben auf diesen Moment hoffnungsvoll vorzubereiten. Sie sind davon überzeugt, dass Jesus Christus die zahlreichen Probleme unseres Planeten (Umwelt, Kriminalität, Not, Krankheit, Tod) durch eine Neuschöpfung lösen wird.

Die „Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ versteht sich als gegenwärtiger Teil einer historischen Gemeinde Gottes, die die biblische Wahrheit seit Bestehen der Menschheit bis in die Gegenwart weiterträgt. Das Wort Gottes wurde demnach von den biblischen Patriarchen über die Propheten, Jesus Christus und die Apostel, die Epoche des christlichen Niedergangs und der Reformation bis in die Neuzeit immer wieder durch aufrichtig studierende Christen weitergegeben.

Ellen G. White, Mitbegründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, war nach Überzeugung der Gemeinschaft ein weiteres Werkzeug Gottes, das zahlreiche Bücher, Inspirationen, Bibelerklärungen und -Auslegungen verfasste, um Millionen Menschen die verlorene biblische Wahrheit wieder nahezubringen. Dazu gehört auch die Beachtung des biblischen Sabbat als Ruhetag Gottes, der unveränderter Teil der Zehn Gebote und Geschenk an die Menschheit ist. Wie alle Siebenten-Tags-Adventisten halten daher die Gläubigen am Samstag ihren Gottesdienst.

Ein weiterer wichtiger Teil der Glaubensdoktrin ist die „Heiligtumslehre“, die alttestamentliche Zeremonien der Israeliten und die Stellung des Hohenpriesters im Tempel als Prophezeiung oder Vorschau auf Jesus Christus ansieht. Jesus starb nicht nur als „Lamm Gottes“ am Kreuz, sondern sei auch heute „Hoherpriester“ in einem vergleichbaren Heiligtum in Gottes Nähe. Er nehme Menschen an, die ihr fehlerhaftes Leben einsehen, bereuen und ihm nachfolgen. Dieses biblische Verständnis wird als göttlicher Erlösungsplan für die von Gott entfernte und abgefallene Menschheit gesehen. Nach Überzeugung der Gemeinschaft ist dies Teil eines wichtigen Gottesverständnisses, der von den Kirchen der Ökumene als Sonderlehre betrachtet, nicht weiter beachtet und/oder abgelehnt wird. Daher verstehen sich die STA-REF als Reformationsbewegung.

Die STA-REF hat eine ähnliche theologische Ausrichtung wie ihre Mutterkirche, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, legt diese aber strenger aus. Dazu zählen die unbedingte Einhaltung des Sabbatgebotes, die Gläubigentaufe, das absolute Verbot der Wiederheirat bei Ehescheidung und der Glaubensgrundsatz des konsequenten Vegetarismus. Dies drückt sich im Weiteren in einer Lebensreform aus, die Genussmittel wie Tabak und Alkohol, ungesunde Ernährung und Modeerscheinungen ablehnt. Anders als die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten sind beide reformadventistische Gruppen darum bemüht, in erster Linie ihre Glaubensvorstellungen und Traditionen und weniger den gesellschaftlichen Trend zu leben. Daher lehnen sie zum Beispiel auch die ökumenische Bewegung ab, deren Bestrebungen als Vereinheitlichung zu einem nicht biblischen Universalglauben gesehen werden.

Quellen

  1. Marcus Herrberger: Denn es steht geschrieben: "Du sollst nicht töten!". Wien, Verlag Österreich, 2005 S. 43 ISBN 3-7046-4671-7
  2. Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst: Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen, remid.de, 2014.