Diskussion:Commodus

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Letzter Kommentar: vor 21 Jahren von Thomas Ihle

Der Exkurs ist ja ganz interessant, aber er ist dreimal so lang wie der Original-Eintrag!!

Außerdem habe ich große Zweifel, dass die Darstellung SO einwandfrei ist. Um ehrlich zu sein, liegen die beiden Ansichten derart weit auseinander, dass es sich kaum um einen wissenschaftlich fundierten Exkurs handeln kann.

Wenn ja, dann scheint es ja unter den Historikern zumindestens umstritten zu sein. Dann wäre aber eine vereinheitlichender oder abwägender Abschluss, bzw. eine Darstellung des historsichen Meinungstreits eine Pflicht um die Widersprüche aufzulösen.

Außerdem hat der User Caelius diesen gesamten Exkurs als "K"leine Änderung eingeführt. Eigentlich eine Frechheit.

Sind hier Leute/Historiker, die die inhaltliche Korrektheit/Qualiät des Exkurses bewerten können? Eine Zusammenführung/Erklärung der beiden Extrempositionen erreichen können?


Also, ich finde es schon eigenartig, daß Sie einen Beitrag lediglich deswegen mit der Bemerkung abqualifizieren, "...dass es sich kaum um einen wissenschaftlich fundierten Exkurs handeln kann..." - weil hier zwei Positionen "...derart weit auseindander lägen..." So geht das nicht; nach solchen Maßstäben wäre keinerlei wissenschaftlicher Diskurs mehr möglich. Wo kämen wir hin, wenn jeder abweichenden Auffassung per se die Wissenschaftlichkeit abgesprochen würde, nur weil etwas Neues vorgetragen wird ? (Caelius)


aus artikel ausgelagert:

Exkurs: Der ganz andere Commodus.

Ist der "mißratene Sohn" des berühmten Philosophenkaisers Marc Aurel in Wahrheit - bis heute in Wissenschaft und Sandalenfilm - nur ein Verleumdungsopfer seiner politischen Gegner geworden?

War der weise Kaiser Marcus keineswegs von blinder Vaterliebe geblendet, sondern klug und besonnen wie immer gewesen, als er (in schwerer Krisenlage des Staates) audrücklich seinen durchaus vielfältig begabten Filius zum Mitregenten und Nachfolger bestimmte und keinen anderen?

Ein wesentlicher Aspekt der Regentschaft des Commodus waren massive Differenzen mit dem Senat, genauer der Senatsaristokratie (siehe oben: Besteuerung der Senatoren-Vermögen; Attentatsversuch auf C. im Senat etc.).

Daraus aber bereits ein Negativbild des Kaisers, etwa als "Demokratiefeind" oder Tyrann per se abzuleiten, wäre jedoch zu kurz und vor allem, besonders in die Irre führend, zu sehr aus heutiger Perspektive gedacht: Der römische Senat war kein Parlament im heutigen Sinne, sondern kurz gesagt, vorwiegend eine unverhohlene Interessen-Clique der Geldeliten und aristokratischen Oberschicht der römischen Gesellschaft - und ganz sicher keine Volksvertretung, wie z.B. heutzutage der Deutsche Bundestag o.ä..

Bemerkenswert: nach der frühzeitigen Ermordung des kurzzeitigen Commodus-Nachfolgers Pertinax, der wie sein Vorgänger Commodus ein wackerer Soldat war, zudem gerechtigkeitsliebend, rational und sparsam, wohl eine Art antiker Preusse - kam eine fragwürdige Gestalt namens Didius Iulianus für wenige Monate auf den Thron. Bei ihm handelte es sich offenbar um eine Marionette der Senatsarostokratie, zumal er selber wohlhabender Senator (sic) war.

Dieser Didius hatte angeblich den Thron sogar gekauft - meistbietend versteigert von der Prätorianergarde, nachdem diese den Pertionax erschlagen hatte. Diese moralisch heruntergekommene "Home Defense"-Truppe agierte überwiegend als käufliches Schwert für den, der genug bezahlte, bzw. den intensivsten politischen Einfluss hatte - vor oder hinter den Kulissen.

Diesen Vorgängen, vermutlich ein Versuch der römischen Geldeliten und korrupten Hintergrund-Machthaber, wieder an unmittelbarer politischer Macht zu gewinnen, die sie seit Julius Caesars Machtergreifung successive und nahezu vollständig eingebüßt hatten (keineswegs zum Nachteil der Bevölkerung), setzte schließlich der General Septimius Severus (übrigens ein Schwarzafrikaner äthiopischer Herkunft) energisch ein Ende.

Kennzeichnend ist, daß Septimius nicht nur die sich versteckende Jammergestalt Didius aufstöbern und hinrichten, weiterhin die gesamte Prätorianergarde - also das bezahlte Machtinstrument der Senatsaristokraten - entwaffnen, verhaften und ein für alle Mal auflösen ließ, sowie durch diverse Todesurteile die Ermordung des Generals Pertinax rächte, sondern auch den/die Mörder des Commodus öffentlich dem Scharfrichter überantwortete.

Ein eigenartiges politisches Signal des neuen Kaisers, im Hinblick auf einen angeblich doch allgemein als Tyrann verhaßten Commodus. Für dessen Beseitigung man doch eher Auszeichnungen der Täter statt Bestrafung erwarten würde bzw. hättte erwarten müsen.

Warum nahm nun Septimius darauf keine Rücksicht? Wollte er sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Kumpan post mortem des bösen Commodus unbeliebt machen? Wohl kaum. Eher dürfte dieser Commodus in Wahrheit weder böse gewesen sein, noch im Volke unbeliebt. Im Gegenteil, Septmius resolute Maßnahmen werden vermutlich ohne weiteres breitgestreuten Beifall gefunden haben - außer natürlich bei den Senatoren.

Sehr wahrscheinlich ist, daß General Septimius, der sowohl Commodus als auch Pertinax als langjährige Kriegskameraden und Mitbefehlshaber aus den harten und blutigen Feldzügen des Marcus Aurelius zur Verteidigung des damals aufs höchste gefährdeten Staates kannte und schätzte, außer sich vor Zorn über deren Ermordung durch die Senats-Clique bzw. die bestechlichen Heimatfront-Prätorianer war. Weswegen er dann unter den ihm sicher äußerst widerwärtigen korrupten Finanz-Eliten und Aristokraten nebst deren Handlangern rücksichtslos aufräumte bzw. deren Streben ans politische Tageslicht radikal und nachhaltig unterband.

Wiederum, wie schon unter Caesar, durchaus nicht zum Schaden des römischen Volkes und Staatswesens, wie die Zukunft zeigen sollte.

Wahrscheinlich ist auch, daß Commodus keineswegs so unbeliebt in der Bevölkerung war, wie die uns (einzig) überlieferten Quellen - also Schriften zeitgenössicher politischer Kommentatoren, deren parteipolitische Position wir nicht genau einschätzen können - es darstellen. Viel spricht dafür, daß uns hier lediglich nachträgliche Verleumdungs-Propaganda senats-aristokratischer Kreise vorliegt bzw. von den antiken Berichterstattern aufgegriffen wurde, möglicherweise sogar schon damals in gutem Glauben.

So wird heute nicht mehr verstanden - und von den zeitgenössischen Berichterstattern wahrscheinlich absichtlich verschwiegen - w a r u m Commodus als "Hercules" und Gladiator in der Arena auftrat. Nämlich keineswegs als dekadente privilegierte Knallcharge, die nur abgekartete Scheinkämpfe aufführte oder aus albernem Größenwahn - sondern im Rahmen des allgemein, aber speziell bei den Soldaten verbreiteten "Hercules-Kultes". "Herculius" war z.B. später ein beliebter Beiname diverser Kaiser, der sog. Soldatenkaiser, von denen der Commodus-Nachfolger Septimius genaugenommen der erste gewesen war.

Commodus dürfte tatsächlich gekämpft (und gesiegt) haben im Circus Maximus - denn auch das muß man wissen: zu seiner Zeit waren Gladiatorenkämpfe Militärische Veranstaltungen mit Propaganda-Charakter, vergleichbar vielleicht heutigen amerikanischen Vietnam-Filmen und wie diese dazu gedacht, eine fernab des Kriegsgeschehens lebende Zivilbevölkerung unterhaltsam zu informieren. Und sie wohl auch fürs Militärische und die gerade geführten militärischen Unternehmungen an den fernen Grenzen zu begeistern. Die meisten Gladiatorenschulen befanden sich zu Commodus Zeiten nicht mehr im Privatbesitz - sondern wurden vom Militär betrieben.

Der Kaiser also als Integrationsfigur, als Vater des Vaterlandes (Nebentitel), tapferer Verteidiger des Staates - der seine diesbezügliche Kompetenz nicht nur als General am Donau-Limes, sondern für alle sichtbar in der Arena unter Beweis stellte. D a s war der Hintergrund. Und das begeisterte die besorgte Bevölkerung eines Imperiums, das zu dieser Zeit erstmalig ernsthaft von außen militärisch bedroht wurde. Marcus Aurelius hatte sogar sein Privatvermögen einsetzen müssen, um zusätzliche Truppen auszuheben und Sklaven zum Wehrdienst verpflichtet, ein unerhörtes Novum. Daran erinnerte sich noch jeder - und die Mörder seines Sohnes waren ganz gewiß nicht die politischen Favoriten des Volkes.


Fazit - der andere, der wahre Commodus: begabter Sohn des berühmten Vaters, ein fähiger General, eine ehrliche Soldatenhaut, wie seine Kameraden Pertinax und Septimius. Hinterlistig ermordet durch bezahlte Kreaturen, nach einer Politik, die ihm zu Recht Beliebtheit beim Volke einbrachte. Beseitigt von einer zur Macht strebenden Finanz-Clique, die seit langem ihre Felle davonschwimmen sah und endlich Morgenluft witterte, indem sie glaubte, in der heruntergekommenen Heimattruppe der Prätorianergarde das geeignete Instrument für ihre fragwürdigen Ambitionen gefunden zu haben.



hätte ich auch gleich machen sollen, Danke

Ich hab im Internet inzwischen gesucht und nichts derartige sgefunden.

Ich halte es noch immer für eine Frechheit so etwas als kleine Änderung einzufügen.


also die kleine Anmerkung zum "Exkurs" habe ich eingefügt. Nach der Historia Augusta hat Commodus mit Gegner gekämpft die Holzwaffen trugen - soweit die "heldenhafte" Darstellung. Allein seine Statue in Rom als neuen "Hercules" spricht Bände - heute würde man ihn als "Spinner" klassifizieren. Grussthomas 23:59, 21. Mai 2004 (CEST)Beantworten


Und ich habe mir erlaubt, Ihre kleine Anmerkung wieder zu entfernen; setzen Sie sie doch bitte als D i s k u s s i o n s b e i t r a g ans Ende meines Exkurses und nicht mitten hinein. Wenn ich darauf, wieder mitten im Beitrag, antworten würde, danach womöglich wieder Sie usw. gäbe es schnell eine ziemliche Konfusion und keiner fände mehr durch.


Die Historia Augusta, die Sie anführen, ist übrigens ein ziemlich spätes antikes Geschichtswerk, ihrerseits in diversen Punkten kritisch zu betrachten und vor allem lediglich eine Zusammenfassung früherer Arbeiten anderer, älterer römischer Autoren. Sie wurde Jahrhunderte nach Commodus verfaßt.

Insofern ist die - ungeprüfte - Wiederholung uralter, propagandistischer Berichte und topoi über Commodus ("Holzschwerter" etc.) in der Historia Augusta für die Wahrheitsfindung ziemlich belanglos. Man muß schon selber denken, Zusammenhänge und Plausibilitäten auffinden usw. wenn man den tatsächlichen Umständen näher kommen will. Dazu braucht man allerdings einigermaßen solide und weitgefächerte Kenntnisse der Epoche. Sich nur daran zu erinnern, was man einmal in der Schule gelernt hat und was im Konversations-Lexikon steht reicht leider nicht. Übrigens auch nicht, als Laie nur mal ein wenig im Internet herumzugoogeln.

Des weiteren finde ich es bemerkenswert mit welcher Intoleranz und Aufgeregtheit ("Frechheit" usw.) hier auf die Infragestellung liebgewonnener Geschichtsversionen reagiert wird. Dabei wird Ihnen jeder Alt-Historiker den Sie fragen, sicher gerne bestätigen mit welcher Vorsicht antike Autoren grundsätzlich zu genießen sind - eben weil wir heute ihre politischen Präferenzen und ggf. auch Abhängigkeiten nicht mehr erfassen können. Was ich ja auch ausgeführt hatte.

Aus diesem Grunde - was ein weiteres sehr treffendes Beispiel für das eben Gesagte darstellt - ist beispielsweise heute auch das überlieferte historische Bild des Kaisers Nero mindestens umstritten. Ja, es wird von einigen Historikern geradezu auf den Kopf gestellt und Nero als schwacher, im Prinzip idealistischer Regent interpretiert, der seinerseits das Opfer fragwürdiger politischer Kreise war, die u.a. durch den höchstwahrscheinlich hochgradig intriganten und eitlen Hofschranzen Seneca repräsentiert wurden. Dieser lebte zum Beipiel, wie man heute weiß, in völligem Gegensatz zu seinen noch heute anrührenden philosophischen Schriften auf großem Fuße, besaß etliche mehrstöckige "Mietskasernen" in Rom und es ist dringend zu vermuten, daß sein allgemeiner Lebenswandel und Charakter nicht dem entsprach, was er als Philosoph an vorbildlichen Prinzipien vortrug.

Auch in diesem Beispielfalle gilt also: Vorsicht - es war höchstwahscheinlich alles ganz anders, als es tendenziöses Schriftgut der Zeit, unter anderem der bis heute berühmte Seneca dargestellt hat.

Und was nun Ihre Anmerkungen zur Hercules-Statue und Urteile wie "Spinner" hinsichtlich der historischen Figur des Commodus anbetrifft, so scheint durch, daß Ihnen der Hercules-Kult offenbar ein Buch mit sieben Siegeln ist; ich hatte ihn allerdings in meinem "Exkurs" ein wenig erläutert, u.a. darauf hingewiesen, daß es sich um einen durchaus weitverbreiteten und gewissermaßen "normalen" Kult, besonders in Militärkreisen handelte. Auch daß späterhin "Herculius" ein typischer Zusatztitel der spätrömischen Kaiser wurde, hatte ich erwähnt. Aber die sind dann in Ihrem historischen Urteil vermutlich auch alle "Spinner" gewesen. (Caelius)