DFB-Pokal
Der DFB-Pokal ist der Pokalwettbewerb für deutsche Vereinsmannschaften. Ausgelobt wird er durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Geschichte
Am 8. Dezember 1935 wurde zum ersten Mal ein Finale um den deutschen Vereinspokal ausgetragen. Damals der Tschammer-Pokal, benannt nach dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. Vorbild war der englische Fußball mit seinem alljährlichen Pokalendspiel, welches von 1923 bis 2002 im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen wurde.
Das erste Endspiel fand im Düsseldorfer Rheinstadion vor 60.000 Zuschauern statt. Im Finale standen sich der Vorjahres-Meister FC Schalke 04 und der damalige Rekordmeister 1. FC Nürnberg gegenüber. Nürnberg gewann das Spiel etwas überraschend mit 2:0.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es in der Bundesrepublik Deutschland bis 1952, bis der DFB den Vereinspokal wieder ins Leben rief.
In der DDR wurde bereits 1949 ein Pokal eingeführt, der FDGB-Pokal. Da in der DDR keine Vereine erlaubt waren, spielten im FDGB-Pokal die verschiedenen Betriebssportgemeinschaften. Erster Pokalsieger wurde am 28. August 1949 in Halle (Saale) die BSG Waggonbau Dessau, die die BSG Gera-Süd mit 1:0 bezwang.
Seit 1981 gibt es auch bei den Frauen den DFB-Pokal. Das erste Endspiel gewann die SSG Bergisch Gladbach.
Modus
Seit der Saison 2000/2001 sind die Vereine der Fußball-Bundesliga wieder verpflichtet, geschlossen an der ersten Hauptrunde teil zu nehmen. Dies beschloss der Beirat des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf seiner Sitzung am 23. Oktober 1999.
1. und 2. Hauptrunde
Die Paarungen der ersten Runde werden aus zwei Behältern ausgelost, von denen der eine die Mannschaften der Bundesliga und 2. Bundesliga und der andere die Amateur-Mannschaften enthält. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Eine Ausnahme gilt für die vier Aufsteiger zur 2. Bundesliga, die abweichend von ihrem Status dem Amateurbehälter zugeordnet werden. Die Amateur-Mannschaften haben Heimrecht. Bei der Auslosung zur zweiten Hauptrunde wird wiederum aus zwei Töpfen gelost. Im ersten sind die Vereine des Lizenzfußballs enthalten, im zweiten die Amateur-Vertreter, denen auch das Heimrecht zufällt. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Ab dem Achtelfinale wird nur noch aus einem Behälter gelost. Die dann noch im Wettbewerb verbliebenen Amateur-Vertreter behalten bei Spielen gegen Bundesliga-Klubs weiterhin ihr Heimrecht.
Achtel-, Viertel- und Halbfinale
Die Vorschlussrunden werden aus einem Lostopf gezogen. Der zuerst gezogene Verein hat Heimrecht, es sei denn an einer Spielpaarung nimmt ein Amateurligist teil. Sollte dieser in einer Partie gegen eine Lizenzspielermannschaft an zweiter Stelle gezogen werden, wird das Heimrecht getauscht.
Das Endspiel
Die Sieger der beiden Halbfinals treffen im Berliner Olympiastadion im Finale aufeinander. Ist nach Ablauf der normalen Spielzeit kein Sieger ermittelt, wird die Partie um 2 x 15 Minuten verlängert. Ist nach der Verlängerung noch keine Entscheidung gefallen, wird der Sieger durch Elfmeterschießen ermittelt. Seit der Abschaffung des "Pokalsieger-Wettbewerbs" auf europäischer Ebene darf der Sieger des DFB-Pokals in der nächsten Saison im UEFA-Pokal antreten. Wenn der Sieger sich für die Champions-League qualifiziert hat, geht das Recht der Teilnahme am UEFA-Pokal automatisch auf den Verlierer des Endspiels über.
Teilnehmer aus den Amateurligen
Neben den 18 Bundesligisten und den 18 Zweitbundesligisten der abgelaufenen Saison qualifizierten sich für die kommende Saison folgende 28 Amateurmannschaften für den DFB-Pokal: die Verbandspokalsieger der 21 Landesverbände und die jeweils Erst- und Zweitplatzierten der abgelaufenen Spielzeit in den Regionalligen Süd und Nord. Zudem darf jeweils ein weiterer Amateurklub aus den drei DFB-Landesverbänden, welche die meisten Herrenmannschaften im Spielbetrieb haben, am DFB-Pokal teilnehmen. In der Regel sind dies die Verlierer des Verbandspokal-Endspiels.
Pokalsensationen
Gerade die Teilnahme (oft namhafter) unterklassiger Vereine sorgt für Spannung und Anziehungskraft des DFB-Pokals. Fast jede Saison gelingt es einem Amateurverein, einen Verein aus der 1. oder 2. Liga auszuschalten. Bekannte Beispiele hierfür waren in den letzten Jahren der FV Weinheim, der TSV Vestenbergsgreuth und der 1. FC Magdeburg, die den Rekordmeister Bayern München bezwangen. Die Amateure von Hertha BSC Berlin sowie die damaligen Drittligisten Energie Cottbus und Union Berlin schafften es sogar ins Endspiel. Die größten Sensationen gelangen bisher wohl Kickers Offenbach und Hannover 96. Beide Vereine gewannen den Pokal als Nicht-Bundesligist.
Die vielen Überraschungen und der vielbeschworene eigene "Pokalcharakter", d. h. die Eigenschaft, dass es in einem Spiel um alles oder nichts geht und in jedem Fall ein Sieger ermittelt wird, machen den besonderen Reiz des Pokalwettbewerbs aus. Im Fußballjargon sagt man: "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze".
Tschammerpokal-Sieger
DFB-Pokalsieger
DFB-Pokalsieger (nach Anzahl):
Berühmte DFB-Pokalsieger und Helden der Endspiele
- 1953 - Helmut Rahn (Rot-Weiss Essen)
- 1954 und 1958 - Erwin Waldner (VfB Stuttgart)
- 1960 - Albert Brülls (Borussia Mönchengladbach)
- 1961 - Josef Piontek (SV Werder Bremen)
- 1963 - Uwe Seeler (Hamburger SV) Hattrick im Endspiel
- 1964 - Rudolf Brunnenmeier (1860 München)
- 1965 - Lothar Emmerich (Borussia Dortmund)
- 1966 - Franz Beckenbauer (Bayern München)
- 1967 - Gerd Müller (Bayern München)
- 1968 - Hennes Löhr (1. FC Köln)
- 1969 - Gerd Müller (Bayern München) erzielte beide Tore für die Bayern
- 1970 - Horst Gecks (Kickers Offenbach)
- 1971 - Edgar Schneider (Bayern München) erzielte den Siegtreffer in der Verlängerung
- 1972 - Klaus Fischer (Schalke 04)
- 1973 - Günter Netzer (Borussia Mönchengladbach) Jahrhunderttor in der Verlängerung
- 1974 - Bernd Hölzenbein (Eintracht Frankfurt)
- 1975 - Karl-Heinz Körbel (Eintracht Frankfurt) erzielte den Siegtreffer
- 1976 - Georg Volkert (Hamburger SV)
- 1977 - Toni Schumacher (1. FC Köln)
- 1978 - Roger van Gool (1. FC Köln)
- 1979 - Wolfgang Seel (Fortuna Düsseldorf) Siegtreffer in der Verlängerung
- 1980 - Thomas Allofs (Fortuna Düsseldorf) erzielte den 2:1 Siegtreffer
- 1981 - Ronald Borchers (Eintracht Frankfurt)
- 1982 - Dieter Hoeneß (Bayern München) erzielte trotz Kopfverletzung ein Kopfballtor
- 1983 - Pierre Littbarski (1. FC Köln) erzielte den Siegtreffer
- 1984 - Michael Rummenigge (Bayern München) erzielte den entscheidenden Elfmeter im Elfmeterschießen
- 1985 - Wolfgang Schäfer (Bayer Uerdingen) erzielte den Siegtreffer
- 1986 - Roland Wohlfarth (Bayern München) erzielte drei Tore
- 1987 - Manfred Kaltz (Hamburger SV) erzielte den Siegtreffer
- 1988 - Lajos Detari (Eintracht Frankfurt) erzielte den Siegtreffer
- 1989 - Norbert Dickel (Borussia Dortmund) erzielte zwei Tore
- 1990 - Bruno Labbadia (1. FC Kaiserslautern) zweifacher Torschütze
- 1991 - Ulrich Borowka (Werder Bremen) schoss den entscheidenden Elfmeter
- 1992 - Jörg Sievers (Hannover 96) hielt den entscheidenden Elfmeter
- 1993 - Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen) erzielte den Siegtreffer
- 1994 - Wynton Rufer (Werder Bremen)
- 1995 - Martin Dahlin (Borussia Mönchengladbach)
- 1996 - Martin Wagner (1. FC Kaiserslautern) erzielte den 1:0 Siegtreffer
- 1997 - Giovane Elber (VfB Stuttgart) erzielte beide Treffer zum 2:0 Sieg
- 1998 - Mario Basler (Bayern München) erzielte den Siegtreffer zwei Minuten vor Schluss
- 1999 - Frank Rost (Werder Bremen) hielt zwei Elfmeter und schoss selbst den entscheidenden
- 2000 - Stefan Effenberg (Bayern München)
- 2001 - Jörg Böhme (Schalke 04) erzielte beide Treffer zum 2:0 Sieg
- 2002 - Andreas Möller (Schalke 04)
- 2003 - Michael Ballack (Bayern München) zweifacher Torschütze
- 2004 - Tim Borowski (Werder Bremen) zweifacher Torschütze
Frauen-DFB-Pokalsieger
Frauen-DFB-Pokalsieger (nach Anzahl):
TSV Siegen | 6 |
1. FFC Frankfurt | 5 |
FSV Frankfurt | 5 |
Grün-Weiß Brauweiler | 3 |
SSG Bergisch Gladbach | 3 |
FCR Duisburg | 1 |
KBC Duisburg | 1 |
1. FFC Turbine Potsdam | 1 |
Literatur
- R. Grengel, Das Deutsche Wembley: 60 Jahre Vereinspokal, Berlin 1994.
- M. Kropp, DFB- Pokal Vereinsalmanach, Kassel 2000.
- B. Milani et al., Sternstunden des Sports, DFB-Pokal, 2001.