BGM-109 Tomahawk

US-amerikanischer Marschflugkörper von Raytheon
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Der BGM-109 Tomahawk ist ein vom US-amerikanischen Hersteller Raytheon seit 1980 produzierter Marschflugkörper, der von Kriegsschiffen oder U-Booten gestartet und hauptsächlich zur Bekämpfung gegnerischer Landziele eingesetzt wird.

Tomahawk der US Navy
Start einer Tactical Tomahawk von der USS Stethem

Die Tomahawks gehören inzwischen zu den amerikanischen Erstschlagswaffen in jedem kriegerischen Konflikt und übernehmen zunehmend die Aufgaben bemannter Bomber. Ohne das Risiko, Piloten oder Flugzeuge zu gefährden, können sie tief in gegnerisches Territorium eindringen, Bunker, Radaranlagen oder Kommandoposten zerstören und die feindliche Infrastruktur schwächen.

Geschichte

Die USS San Jacinto (CG-56), ein Kreuzer der Ticonderoga-Klasse, feuerte 1990 die ersten Marschflugkörper ab.

Der erste massive Einsatz von Tomahawks fand 1991 im Zweiten Golfkrieg während der Operation Desert Storm statt.Laut Berichten der United States Navy kamen dabei 297 Tomahawks zum Einsatz, von denen 242 ihr Ziel trafen.

Seit 1997 setzt neben den USA auch Großbritannien Tomahawks in größerer Anzahl ein. 2005 beschaffe die Koninklijke Marine der Niederland 30 Tomahawks. die Spanische Marine wird mit bis zu 100 Raketen, die sie 2006 beschafft, der vierte Nutzer der Waffe sein.

Technik

Die Marschflugkörper (englisch: Cruise Missiles) sind keine Raketen, sondern düsengetriebene Drohnen. Sie wiegen mehr als eine Tonne, sind 5,56 Meter lang und sollen bei einer Reichweite von 450 bis 2800 Kilometern ihre Ziele auf dem Land oder auf Seeweg sehr präzise treffen. Je nach Ausführung kostet ein Marschflugkörper zwischen 600.000 und einer Million US-Dollar, bei Abnahme größerer Stückzahlen lt. US-Verteidigungsministerium im Zweiten Golfkrieg knapp 500.000 Dollar.

Sie können von Schiffen aus mittels eines Vertical Launching System gestartet werden, der Armored Box Launcher wird nicht mehr verwendet.

Tomahawks können mit verschiedenen Sprengköpfen bestückt werden:

  • dem nuklearen Sprengkopf W80 mit einer Sprengkaft bis zu 200 kT
  • dem konventionellen 1000-lb-Sprengkopf
  • einem Sprengkopf, der viele kleine Submunitionen, die wiederum explodieren können, enthält (siehe auch: Streubombe)

Versionen

Es gibt unterschiedliche Konfigurationen von Tomahawks:

  • Die Tomahawk Anti Ship Missile (TASM) wird als Seezielflugkörper eingesetzt.
  • Die Tomahawk Land Attack Missile Conventional (TLAM-C) wird mit einem konventionellen HE-Sprengkopf gegen Ziele an Land eingesetzt.
  • Die Tomahawk Land Attack Missile Conventional Bomblets wird mit Splitter-Sprengkopf gegen Ziele an Land eingesetzt.
  • Die Tomahawk Land Attack Missile Nuclear (TLAM-N) kann mit Atomsprengkopf gegen Ziele an Land eingesetzt werden.

Die Variante "Block II" benutzt mit Terrain Contour Matching (TERCOM) und Digital Scene Matching Area Correlation (DSMAC) ein eigenes Radarsystem, welches das überflogene Gelände mit eingespeicherten Daten vergleicht, um bei einer Geschwindigkeit von 880 km/h das Ziel zu finden.

Die Variante "Block III", die seit 1994 eingesetzt wird, benutzt zusätzlich das satellitengestützte Global Positioning System (GPS), um ihr Ziel zu finden.

Da Marschflugkörper in einer geringen Höhe von 30 bis 90 Metern fliegen und dabei selbständig Hindernissen ausweichen können, sind sie schwer mittels Radar zu orten. Die geringe Wärmestrahlung der Triebwerke verringert zudem ihre Infrarot-Signatur, was die Ortung weiter erschwert.

Seit 2004 soll eine neue Version namens Tactical Tomahawk zum Einsatz kommen, die noch im Flug auf ein anderes Ziel umprogrammiert werden oder auf eines von bis zu 15 eingespeicherten Alternativ-Zielen ausweichen kann. Um eine entsprechende Entscheidung möglich zu machen, sollen sie eine Kamera tragen, die dem Einsatzoffizier das Zielgebiet zeigt. Außerdem sollen sie in der Lage sein, mehrere Stunden über einem Zielgebiet zu kreisen. Dadurch soll die Tomahawk Network Centric Warfare-fähig gemacht werden.

In Planung ist außerdem die Variante "Block V", bei der durch neue Produktionsmethoden und eine Modulbauweise die Herstellungskosten gesenkt werden sollen. Dem Besteller der Waffe wird somit ermöglicht, durch Auswahl von verschiedenen Zuladungskapazitäten und Zielsuchsystemen den Preis anzupassen.

Im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses war die landgestützte Version BGM-109G Gryphon Ground-Launched Cruise Missile mit einem W84 thermonuklearen Sprengkopf von 200kT in Dienst gestellt worden. Als Startrampe diente ein 10t-Lastwagen vom Typ KAT I der MAN Nutzfahrzeuge AG. Mit der Ratifizierung des INF-Vertrag im Jahr 1987 wurde diese Ausführung vollständig abgerüstet.