Sportklettern ist die meistens praktizierte Form des Freikletterns, bei der die meistens hohe technische Schwierigkeit auf verhältnismäßig kurzen Routen im Vordergrund steht. Beim Sportklettern dienen Seil und Haken üblicherweise nur als Sicherung und werden nicht für die Fortbewegung benutzt. Das technische Klettern, bei dem Aufstiegshilfen benutzt werden, wird meistens nicht zum Sportklettern gezählt.
Meistens wird in Zweierseilschaften geklettert, wobei sich eine Person am Boden befindet oder in einem Stand fixiert ist und die andere Person klettert. Seltener angewandt werden Techniken, mit denen sich eine einzelne Person während des Kletterns selbst sichert (Solo-Klettern). Wird ganz auf eine Sicherung verzichtet, spricht man vom Free-Solo-Klettern.
Sportklettern wird sowohl als Breitensport als auch als Wettkampfsport betrieben.
Abgrenzungen zum alpinen Klettern
Sportklettern (meist im Klettergarten) steht im Gegensatz zum klassischen alpinen Klettern. Während im alpinen Klettern das Bezwingen eines Berges im Vordergrund steht, geht es beim Sportklettern eher darum, möglichst schwere Routen an der eigenen Leistungsgrenze zu klettern. Sportkletterrouten sind in der Regel viel kürzer (meist: 10-30m, in der Sächsischen Schweiz auch bis 100m) und erstrecken sich oft nur über einen einzelnen Fels. Die Routen sind meistens mit fixen und in kurzen Abständen angebrachten Haken abgesichert. Durch die engen Hakenabstände und die optimal fixierten Sicherungspunkte ist die Verletzungsgefahr bei einem Sturz im Vergleich zu Stürzen im alpinen Gelände viel geringer, was ermöglicht, an der Sturz- und damit an der Leistungsgrenze zu klettern. Teilweise müssen aber Sicherungsgeräte wie Friends oder Klemmkeile selbst angebracht werden. Diese Art des Kletterns nennt man Clean Climbing, da die Route jederzeit in den natürlichen Zustand gebracht, also "gesäubert" werden kann. In Klettergärten sind zudem die Gefahren durch Naturgewalten wie Lawinen oder Steinschlag kleiner als unter alpinen Bedingungen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Routen häufig vom Erstbegeher oder Einrichter von losem Fels gesäubert werden.
Die Grenze zwischen Sportklettern und alpinem Klettern sind bedingt durch die Entwickling der Sicherungsausrüstung mittlerweile fliessend. Es existieren ehemals alpine Routen, die heute gut abgesichert sind und zu leichten Sportkletterrouten geworden sind. Andererseits bezwingen heutige Extremkletterer auch unter alpinen Verhältnissen Schwierigkeiten, wie sie fürs Sportklettern typisch sind.
Kategorien des Sportkletterns
Rotpunktklettern
Beim Rotpunktklettern ist das Ziel die sturzfreie Begehung einer Route "in einem Zug", d.h. ohne dass die Sicherungshilfen benötigt werden (z.B. zum Ausruhen inmitten einer Route). Weder Seil noch Sicherungsgerät dürfen in der zu kletternden Route angebracht sein, sondern müssen vom Kletternden angebracht werden. Als klassische Rotpunktbegehung zählt nur die Bewältigung einer Route im Vorstieg. Verzichtet man auf das eigentätige anbringen der Sicherungen bzw. klettert gleich im Toprope-Stil, wird dieser Typ des Kletterns bei sturzfreier Begehung als Rotkreuzklettern bezeichnet.
On-Sight-Klettern
Beim On-Sight-Klettern gelten die gleichen Regeln wie beim Rotpunktklettern. Zusätzlich ist allerdings gefordert, dass die Begehung beim ersten Versuch erfolgreich sein muss. Hat man vorher einen andern Kletterer in der Route beobachtet oder Tipps zu dieser Route von jemandem erhalten, gilt ein Versuch nur noch als Flash-Klettern. Eigene Kletterversuche in der Route reduzieren den Begehungsstil auf das Rotpunktklettern, sofern dessen Merkmale auch vollständig erfüllt sind.
Kletterphilosophien
Plaisirklettern
Als Plaisirkletterer werden diejenigen bezeichnet, die hauptsächlich in unteren Schwierigkeitsgraden zum 'Genuss' (von franz. plaisir = Genuss) klettern. Als Grenze zum Schwierigkeitsklettern wird der der Grad 6+ (franz. 6a/6a+) angesehen. Plaisirklettergebiete zeichnen sich auch insbesondere dadurch aus, dass Routen besonders gut abgesichert, dass Klettermöglichkeiten für die gesamte Familie (Erwachsene und Kinder) vorhanden und die Zugangswege zum Felsen verhältnismässig kurz und gut ausgebaut sind.
Schwierigkeitsklettern
Im Gegensatz zum Plaisirklettern steht beim Schwierigkeitsklettern (teilweise auch als Extremklettern bezeichnet) das Klettern in mittleren und hohen Schwierigkeitsgraden - meist an der Sturzgrenze - im Vordergrund. Stürze werden zur Erlangung des Klettererfolgs bewusst in Kauf genommen.
Bouldern
Als Bouldern wird eine besondere Art des Sportkletterns bezeichnet. Markante Kennzeichen sind in der Regel das Fehlen eines Sicherungsseils und des Klettergurts, da bei dieser Art des Klettern immer in Absprunghöhe geklettert wird. Wesentliche Ausstattungsutensilien sind ein Chalkbeutel, eine Zahnbürste (zum Putzen der Griffe, um die Reibung zu erhöhen) sowie ein Crashpad (zum Abfangen von Stürzen aus geringer Höhe und zur Vermeidung von Fussverletzungen). Sogenannte Boulderprobleme reduzieren sich entweder bei vertikaler Kletterichtung - aufgrund der geringen Wandhöhe - auf wenige, aufeinanderfolgende Züge oder auf eine beliebige Anzahl an Zügen beim Bouldern in horizontaler Richtung. Letztere Art des Boulderns wird auch von vielen Sportkletterern zu Trainingszwecken oder zum Aufwärmen genutzt. Für die Bewertung von Boulderproblemen hat sich mittlerweile eine eigene Bewertungsskala etabliert (Bewertung nach Fontainbleau (FB)).
Wettkampfklettern
Insbesondere beim Schwierigkeitsklettern als auch beim Bouldern messen sich Sportler in Wettkämpfen miteinander. In solchen Wettkämpfen wird in absteigender Hierarchie über Schwierigkeitsgrade, über die gekletterte Routenlänge in einem bestimmten Schwierigkeitsgrad und über die Zeit selektiert. Üblicherweise werden Wettkämpfe in den Disziplinen „Difficulty“ (Schwierigkeit, auch „Lead Climbing“) und „Speed“ (Geschwindigkeit) ausgetragen. Alle Routen werden „On-sight“, aber mit vorheriger Besichtigungsmöglichkeit vom Boden geklettert. Andere Sportler dürfen jedoch nicht beim Bewältigen der Route beobachtet werden. Einer der bekanntesten und ältesten Kletterwettkämpfe findet als Rock Master im italienischen Arco jährlich statt.
Literatur
- Neumann, Udo: Lizenz zum Klettern 2.5, Udini Mediaworks, 2004 ISBN 3-9804809-0-9