Taormina

italienische Gemeinde an der Ostküste Siziliens
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Taormina ist eine Stadt auf Sizilien und eines der wichtigsten Touristenzentren der Insel. Der Ort gehört zur Provinz Messina in Italien. Taormina hat 10.888 Einwohner (Stand am 31. Mai 2005).

Lage und Daten

Taormina liegt nordöstlich des Ätna am Ionischen Meer zwischen Messina und Catania. Der ursprüngliche Ortskern wurde auf einer Terrasse des Monte Tauro etwa 200 Meter über dem Meeresspiegel errichtet. Heute erstreckt sich das Stadtgebiet mit dem Ortsteil Mazzaro bis ans Meer.

Die Nachbargemeinden der Stadt sind Calatabiano, Castelmola, Castiglione di Sicilia, Gaggi, Giardini-Naxos und Letojanni.

Taorminas Haupterwerbszweig ist der Tourismus. Über die Autobahn A18 Messina – Catania, den Flughafen Fontanarossa in Catania und die Bahnstrecke zwischen Messina und Catania ist der Ort für Touristen aller Art gut erreichbar.

Geschichte

 
Taormina heute

Taormina hieß in der Antike Tauromenion (griechisch) oder Tauromenium (lateinisch). Es ist eine Gründung der sikulischen Bevölkerung, die nach Einwanderung von Flüchtlingen aus Náxos im Jahr 359 v. Chr. zur griechischen Kolonie wurde. Im Zweiten Punischen Krieg fiel die Stadt an die Römische Republik und wurde 21 v. Chr. römische Kolonie. Die Araber zerstörten die Stadt zweimal (902 und 962), bauten sie danach aber teilweise wieder auf. Während der normannischen Herrschaft wuchs die Stadt weiter. Es folgte eine lange Phase unter der Herrschaft Spaniens, Frankreichs und der Bourbonen bis zur Einheit Italiens 1861. Die bewegte Geschichte spiegelt sich in den historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt wieder.

Tourismus

 
Blick auf den Ätna

Einer der ersten und berühmtesten Touristen in Taormina war Johann Wolfgang Goethe, der dem Ort einige Seiten in der Italienischen Reise widmete.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts begann der Tourismus aufzublühen. Der Maler Otto Geleng machte mit seinen Landschaftsbildern, die er in Taormina und Umgebung malte, den Ort weit über Sizilien hinaus bekannt. Ebenfalls für Aufmerksamkeit sorgten die Aktfotografien sizilianischer Knaben, die der Fotograf Wilhelm von Gloeden hier aufnahm. Die beiden lockten eine lange Reihe weiterer Künstler wie z.B. Oscar Wilde oder D.H. Lawrence nach Taormina. Diese blieben für Wochen, manchmal auch Monate und brachten Geld in den kleinen Ort. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eröffneten zahlreiche neue Hotels und Taormina wurde zu einem beliebten Urlaubsort prominenter Schriftsteller, Regisseure und Schauspieler. Inzwischen ist die Stadt Reiseziel für Touristen, vorwiegend Tagestouristen aus aller Welt. Im Februar 2006 fand eine Tagung der NATO in Taormina statt.

Sehenswürdigkeiten

 
Das griechische Theater (im Hindergrund der Ätna)
 
Das griechische Theater

Antikes Theater

Das Antike Theater stammt aus griechischer Zeit (3. Jahrhundert v. Chr.). Die Römer bauten das Theater um und erweiterten es. Nach dem Theater in Syrakus ist es das zweitgrößte auf Sizilien. Die jetzigen Maße betragen 120 m in der Länge, 50 m in der Breite und 20 m in der Höhe. Beim Bau mussten etwa 100.000 m³ Steine bewegt werden. Das Theater wurde in drei Teile eingeteilt, in die Bühne, das Orchester und den Zuschauerraum.

Die Bühne hat heute eine etwa 10 m breite Öffnung, die wahrscheinlich durch Kriegseinwirkung entstand. Sie bietet einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft, auf die Stadt Giardini-Naxos und den Ätna. Zwischen Bühne und Zuschauerraum befindet sich das Orchester. Hier wirkten Musiker, Chöre und auch Tänzerinnen. Der Zuschauerraum ist halbkreisförmig und in fünf Korridore eingeteilt. Die unterste Stufe der Tribüne hat einen Radius von 62 m, die oberste einen von 147 m. Ursprünglich fasste das Theater etwa 5400 Zuschauer. Heute findet in dem Theater alljährlich das Festival Taormina Arte mit Aufführungen von Filmen, Theaterstücken und Symphoniekonzerten statt.

Neben dem Theater befindet sich das Antiquarium, ein kleines archäologisches Museum. Es werden nur wenige Fundstücke aus Taormina ausgestellt, da der größte Teil der Funde in den Museen von Neapel, Messina und Syrakus zu finden ist. Interessant ist unter anderem der Sockel einer Säule mit einer Inschrift, die besagt, dass Taormina einen Sieger im olympischen Pferderennen stellte.

Das Odeon

Das Odeon ist ein zweites, deutlich kleineres Theater, das unter römischer Herrschaft erbaut wurde. Die Überreste befinden sich neben dem Palazzo Corvaia und wurden im Jahr 1892 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt.

Kirchen

 
Der Dom von Taormina

Der Dom, auch Festungskathedrale genannt, liegt im Zentrum Taorminas und wurde um 1400 auf den Ruinen einer kleineren Kirche aus dem frühen Mittelalter erbaut. Der Bau besteht aus einem Haupt- und zwei Seitenschiffen, in denen sich jeweils drei kleine Altäre befinden. Beachtenswert sind eine Byzantinische Madonna und ein Gemälde von Antonio Giuffré, das die Heimsuchung Marias darstellt. Das Hauptportal des Doms und die Rosette darüber wurden 1638 im Stil der Renaissance restauriert.

Auf dem Platz vor dem Dom steht ein 1635 erbauter Barockbrunnen, der Figuren aus der griechischen Mythologie zeigt.

Auch die Kirche San Agostino wurde um 1400 errichtet. Anlass waren Erleichterung und Dankbarkeit der Bevölkerung, da Taormina vor einer Pestepedemie verschont geblieben war. Durch einen größeren Umbau um 1700 ging der spätgotische Stil verloren. Von der alten Fassade blieben nur das Portal und die Rosette erhalten. Heute ist in dem Gebäude die Gemeindebibliothek untergebracht.

Der Heilige Pancrazio, Bischof und Märtyrer, ist der Schutzpatron Taorminas. Ihm zu Ehren wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf den Ruinen eines griechischen Tempels die Kirche San Pancrazio erbaut. Sie weist Elemente des Barocks auf und beherbergt zwei sehenswerte Ölgemälde, die den Heiligen Nicone und den Heiligen Massimo zeigen. Ein Wandfresko stellt Teofane Cevarneo, den letzten Bischof Taorminas aus dem 11. Jahrhundert dar.

Die Kirche Santa Caterina, vor dem Odeon gelegen, wurde vermutlich um 1663 errichtet. Aus dieser Zeit soll auch das in der Krypta aufbewahrte Beinhaus stammen. Über dem Portal thront die Statue der Heiligen Katharina von Alexandria.

Die anglikanische Kirche Saint George wurde von einer kleinen englischen Gemeinde aufgebaut, die in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts in Taormina lebte. Sehenswert ist das Glasfenster über dem Altar des nur zweischiffigen Baus, das die Kreuzigung Jesu darstellt.

Paläste

Die wichtigsten Palazzi sind der Palazzo Corvaia, der Palazzo Duca Di S. Stefano, der Badia Vecchia und der Palazzo Ciampoli.

 
Der Palazzo Corvaja

Unter der Vorherrschaft der Araber (902 - 1079) wurde beim Ausbau der Verteidigungsanlagen ein Turm errichtet, der heute den Kern des Palazzo Corvaia bildet. Im 13. Jahrhundert wurde der Turm erweitert, dabei entstand auch die Eingangstreppe in den ersten Stock. Hier finden sich drei Steintafeln mit Darstellungen der Schöpfung, der Erbsünde und der Austreibung aus dem Paradies. Im 15. Jahrhundert wurde der rechte Flügel erbaut, in dem das sizilianische Parlament tagte. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zerfiel der Palazzo Corvaia. Ab 1945 wurde er aufwendig renoviert. 1960 wurde ein weiterer Flügel angefügt, in dem heute die Büros der Kurverwaltung untergebracht sind.

Der Palazzo Duca di S. Stefano (zu deutsch Palast der Herzöge von Santo Stefano) nahe der Porta Catania wurde im 14. Jahrhundert von den Normannen erbaut. Sein Baustil ist gotisch, zeigt aber auch Einflüsse arabischer Kunst. Im Tympanon eines gotischen Fensters ist ein Davidstern eingearbeitet. Das lässt den Schluss darauf zu, dass dieses Gebäude einst in jüdischem Besitz gewesen sein könnte. Das Erdgeschoss besteht aus schwarzen Basalt- und weißen Granitsteinen. Den ersten Stock erreicht man über Zugbrücken und Treppen. Im zweiten Stock befinden sich vier schöne gotische Fenster. Die Gemeinde Taormina erwarb den Palazzo 1964 für 64 Millionen Lire. Heute befindet sich hier die Mazzullo-Stiftung, die Werke des Bildhauers Giuseppe Mazzullo zeigt.

Der Palast Badia Vecchia ging 1960 für 12 Millionen Lire in den Besitz der Gemeinde Taormina über. Er ist ähnlich dem Palazzo Duca di S. Stefano im gotischen Stil erbaut und auch hier finden sich arabische und normannische Stilelemente. Daraus wird geschlossen, dass der Palast ebenfalls im 14. Jahrhundert erbaut wurde. Wahrscheinlich war er damals eine Abtei. Sehenswert sind die über einem Fries befindlichen Doppelfenster.

Über dem Hauptportal des Palazzo Ciampoli steht das Baujahr 1412. Somit ist er etwas jünger als die drei anderen Paläste aus dem Mittelalter. Im Garten des Palastes wurde 1926 bedingt durch den wachsenden Tourismus ein luxuriöses Hotel errichtet. 1943 wurde der Palazzo Ciampoli durch den Krieg zerstört. Das Portal und die Hauptfassade wurden wieder aufgebaut.

Weitere Sehenswürdigkeiten

 
Der Corso Umberto
  • Der Corso Umberto, belebtes Zentrum der kleinen Stadt, ist eine knapp 1 km lange Fußgängerzone mit antiken Sehenswürdigkeiten und Plätzen, Geschäften und Restaurants. Von der Porta di Mezzo aus kann man die Aussicht auf den Ätna genießen.
  • Auf dem Domplatz am Corso Umberto befindet sich ein Brunnen. Er wurde 1635 im Stil des Barocks erbaut und mit Figuren aus der griechischen Mythologie geschmückt.
  • Auf der Piazza IX Aprile steht eines der Wahrzeichen Taorminas: Der im 17. Jahrhundert erbaute Torre Orologio (Uhrturm).
  • Um Taormina wurden in der Antike drei Befestigungsringe geschaffen. Von den Befestigungen sind noch die Porta Messina und die Porta Catania zu sehen.
  • Das Schloss von Taormina, ein Kastell, liegt oberhalb der Stadt. Etwas unterhalb der Stadt befindet sich ein öffentlicher Garten, der Giardino Publico. Neben der üppiger Vegetation befindet sich hier eine Allee aus Ölbäumen, die den Gefallenen der letzten Kriege gewidmet sind.
  • Das ehemalige Kloster San Domenico, erbaut im 16. Jahrhundert, befindet sich heute innerhalb des gleichnamigen, legendären Hotels.
 
Die Isola Bella
  • Die Isola Bella ist eine kleine Insel an der Küste vor Taormina im Ortsteil Mazzarò. Hier befindet sich auch der Badestrand von Taormina. Die Insel ist durch eine schmale Sandbank mit dem Strand verbunden und steht unter Denkmalschutz.
  • Der schnellste Weg von Taormina zum Meer und umgekehrt ist eine Fahrt mit der Seilbahn. Sie dauert etwa fünf Minuten, bietet dabei einen Ausblick auf die Bucht von Taormina.
  • Die Wallfahrtskirche Madonna della Rocca, erbaut 1640, liegt auf einem Felsplateau zwischen Taormina und Castelmola.

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

  • Castelmola, ein Ort 5 km von Taormina entfernt auf einer Höhe von 529 m mit schöner Aussicht in die Gegend
  • Die Gole dell'Alcantara, charakteristische Felsschluchten, die der Alcantara ins Lavagestein des Ätna geformt hat
  • der Ätna
  • Náxos, die erste griechische Siedlung auf Sizilien
Commons: Taormina – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Taormina – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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