Politoffizier

militärischer Dienstgrad in der Sowjetunion und anderen sozialistischen Staaten
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Politoffizier ist ein militärischer Beruf mit spezifischem Aufgabengebiet. Seine Aufgabe ist es die politische Gesinnung der Soldaten einer Armee zu kontrollieren.

Politoffiziere gibt es vor allem in sozialistischen Staaten. Eine Art von Politoffizier, den "Offizier für wehrgeistige Führung" (NSFO) gab es aber auch in der Wehrmacht.

Die Aufgaben des Politoffizier umfasst die staatskonforme Erziehung der Armeeangehörigen und die politische Schulung der Soldaten und Unteroffiziere. Außerdem ist er für die Jugend-, Agitations-, Kultur- und Sportarbeit in den Stäben, Truppenteilen und Einheiten zuständig.

In manchen Armeen können die Befehlshaber keine Entscheidungen ohne die Zustimmung des Politoffiziers treffen. Auf U-Booten und Kriegsschiffen der UdSSR hatte der Politoffizier, zusammen mit dem Kommandant die Schlüssel zu den Abschussvorrichtungen der Atomwaffen und damit auch die Verantwortung dafür.

Politoffiziere in der DDR

Die Politoffiziere der DDR hatten keinerlei Einspruchsrecht bei Befehlen des jeweiligen Kommandeurs. Allerdings waren sie nach einer Innendienstvorschrift der KVP [DV-10/3, 1953] zunächst "der direkte Vorgesetzte des gesamten Personalbestandes" der Einheit, in der sie eingesetzt waren. Sie waren also allein dem Chef der Politischen Verwaltung unterstellt und somit einer zur eigentlichen Befehlskette parallelen unterworfen. Wegen anhaltender Probleme und Unklarheiten über Kompetenzen zwischen Parteiorganen, Politorganen und den eigentlichen militärischen Leitern kam es bald zu mehreren Änderungen und zu Verschiebungen von Einfluss und Abhängigkeiten ["Über die Rolle der Partei in der NVA";14.1.1958; "Bestimmungen für die Arbeit der Politorgane der NVA", Juni 1958; Innendienstvorschrift Februar 1959].

In der der DDR erfolgte vom 1. September 1983 an die Ausbildung zum Politoffizier in einem 4-jährigen Studium. Nach dem Abschluss (Ernennung zum Leutnant und Verleihung des Grades Diplomgesellschaftswissenschaftler) wurde der Politoffizier als Stellvertreter des Kommandeurs für politische Arbeit oder als hauptamtlicher FDJ-Sekretär im Bataillon eingesetzt. Sie konnten bei politischer Missliebigkeit den jungen Soldaten den Studienplatz entziehen oder andere Sanktionen einleiten, vgl. die Biografie des Schriftstellers Uwe Tellkamp.

Prominentes Beispiel für einen Politoffiziersschüler ist der Innenminister von Sachsen-Anhalt Holger Hövelmann, der mittlerweile seine Fähigkeiten als oberster Polizeichef des Landes unter Beweis stellen kann. Sven Hüber, ehemaliger Politoffizier im DDR-Grenzremiment 33, in dessen Bereich am 5. Februar 1989 der 20-jährige Chris Gueffroy erschossen wurde, beschrieb vor Gericht seine Tätigkeit so: "Er habe nur FDJ-Arbeit geleistet. 'Das hat unsere Kanzlerin auch gemacht.'" [1]

Siehe auch

Referenzen

  1. Renate Oschlies: "Ex-Politoffizier will nicht genannt werden. DDR-Grenzschützer klagt gegen Autor und Verlag". In: Berliner Zeitung, 9. Dezember 2005.