Vorlage:Infobox (Polen) Oppeln (polnisch Opole [ ] ; tschechisch Opolí), inmitten der Region Oberschlesien an der Oder gelegen, ist die Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft im Südwesten Polens. Sie liegt zwischen Breslau und Kattowitz und ist Zentrum eines Gebiets der deutschen Minderheit sowie katholischer Bischofssitz. Sie beheimatet eine Universität (mit der ersten katholischen Fakultät Polens), eine Technische Universität, eine Kunst- und Musikhochschule sowie wissenschaftliche Institute.
Etymologie des Stadtnamens
Der Name Oppeln oder auch Opole stammt vom Namen eines Territorialverbands der Westslawen ab, die mit opole ein Gebiet bezeichneten, in dem ein Zusammenschluss von mehreren Siedlungen mit einem zentralen Ort bestand. Der Stadtname entwickelte sich von der slawischen Form Opule bzw. Opole im 12. Jahrhundert zu Opole, Oppol und Opul im 13. Jahrhundert. Aus den lateinischen Versionen Oppelia, Oppolia und Opulia im Mittelalter entstanden die eingedeutschten Bezeichnungen Opel, Oppel und Oppeln.
Außerdem existieren folgende Legenden und Sagen:
- Der Stadtname geht nach der Chronik der Kollegiatskirche zum Heiligen Kreuz auf eine Siedlung namens Apollonia zurück, die durch den Ritter Apollonius gegründet wurde. Der Name entwickelte sich erst zu Opolonia, dann zu Opolia und schließlich zu Opole.
- Der Stadtname ist nach der Chronik der Dominikaner eine Ableitung der in der Gegend in großer Zahl wachsenden Pappeln. Aus dem lateinischen Wort populus entstanden die Namen Popolia und Opolia, woraus sich schließlich die Namen Opol, Opul und Opole bildeten.
- Der Stadtname geht nach einer Volksüberlieferung auf einen Ausspruch des Prinzen Leszek, Sohn des Krakus, zurück, der sich um 768 in der Gegend bei der Jagd verirrte. Nach tagelangem Umherirren im Walddickicht erblickte der Prinz eine weiträumige Lichtung und rief daraufhin Oh, pole! (Oh, ein Feld!). Er gründete nahe dieser Stelle eine Siedlung namens Opole.
Geschichte
Oppeln entstand im 10. Jahrhundert als Gauhauptburg der Opolanen und wurde im 11. Jahrhundert bis 12. Jahrhundert zur Kastellanei. Bereits vor der Erwähnung erster fremder Siedler im Jahre 1217 wurde eine deutsche Stadt als Kaufmannsansiedlung am Oderübergang durch den damaligen Herzog (seit 1201: Herzogtum Oppeln) gegründet. Das Neumarkter Recht wurde 1327, das Magdeburger Recht 1410 verliehen. 1526 fiel die Stadt wie ganz Schlesien und Böhmen an die Habsburger. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Schlesien unter Friedrich II. an Preußen.
Von 1816 bis 1945 war Oppeln die Hauptstadt des gleichnamigen preußischen Regierungsbezirks und von 1919 bis 1938 auch der Verwaltungssitz der Provinz Oberschlesien.
Bei der Volksabstimmung am 20. März 1921 stimmten 20816 Wahlberechtigte (94,7% der abgegebenen Stimmen) für einen Verbleib beim Deutschen Reich, 1098 für Polen (5,0%). Ungültig waren 70 Stimmen (0,3%). Die Wahlbeteiligung betrug 95,9%. Bis zur Abtretung Ostoberschlesiens an Polen im Jahre 1922 gehörte auch das Oberschlesische Industrierevier (die heutige Woiwodschaft Schlesien) rund um Kattowitz zum Oppelner Regierungsbezirk, während von 1939 bis 1945 dieser Bereich durch einen eigenen Regierungspräsidenten in Kattowitz verwaltet wurde. Neben Deutsch als Verkehrssprache gebrauchten viele Oppelner bereits vor 1945 einen slawischen Dialekt, das „Oberschlesische“, das auch „Wasserpolnisch“ genannt wird. Dieser Umstand führte dazu, dass die polnische Verwaltung nach 1945 anders als in Niederschlesien keine flächendeckende Zwangsaussiedlung durchführte, sondern vielen Bewohnern die Möglichkeit gab, als so genannte „Autochthone“ ein Bleiberecht zu erhalten. Da auch manche Deutschsprachige diesen Weg nutzten, blieb in Oppeln und Umgebung eine deutschpolnische bzw. oberschlesische Minderheit zurück, die nicht vertrieben wurde.
Einwohnerentwicklung
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¹ erste Einwohnerzählung der Stadt
² davon 8320 Deutsche (93,7%) und 557 Polen (6,3%)
³ davon 80% deutsch sprechend, 16% polnisch sprechend und 4% deutsch und polnisch sprechend
Religion
- Geschichte der evangelischen Gemeinde und Kirche zu Oppeln mit einem Absatz über die evangelische Volksschule
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
Seit 1963 findet in Oppeln jährlich ein Musikfestival des polnischen Liedes statt (Krajowy Festiwal Piosenki Polskiej w Opolu). Mit diesem Musikfestival assoziieren die meisten Polen den Stadtnamen überhaupt, wenn jemand „Opole 2005“ hört, weiß er sofort, dass es sich nur um das Musikfestival (des Jahres 2005) handeln kann.
Bauwerke
In der Altstadt ist aus der Zeit unter Preußen (ab 1742) und Österreich nur wenig erhalten. Sehenswert sind das Rathaus (im florentinischen Palazzo-Stil, 1934 zur heutigen Größe ausgebaut) und der Marktplatz mit barocken Bürgerhäusern. Die heute katholische Franziskanerkirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und war bis Ende des 2. Weltkrieges die evangelische Stadtpfarrkirche; in den Jahren 1914-1933 war dort Erster Pastor und Superintendent Felix von Dobschütz, unter dessen Leitung die Kirche in den 1920er Jahren restauriert wurde. Teile des Doms sind noch älter. Vom Piastenschloss aus dem 13. Jahrhundert ist noch der Turm erhalten.
Sport
- Fußballklub Odra Opole
Städtepartnerschaften
Oppeln unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
- Potsdam (Brandenburg) seit 1973
- Székesfehérvár (Ungarn) seit 1978
- Kuopio (Finnland) seit 1980
- Mülheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen) seit 1989
- Alytus (Litauen) seit 1993
- Roanoke (Virginia) (Vereinigte Staaten) seit 1994
- Agii Anargiri (Griechenland) seit 1996
- Bonn (Nordrhein-Westfalen) seit 1997
- Bruntál (Tschechien) seit 1997
- Carrara (Italien) seit 2000
- Grasse (Frankreich) seit 2000
- Ingolstadt (Bayern) seit 2005
Außerdem ist die Woiwodschaft Oppeln seit dem 23. Februar 1996 mit dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz partnerschaftlich verbunden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Schienen- und Busverkehr
Oppeln ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt mit Verbindungen in alle Himmelsrichtungen. Nach Inbetriebnahme der ersten Eisenbahnlinie zwischen Breslau und Oppeln am 29. Mai 1843 war der Oppelner Hauptbahnhof das dritte Gebäude der Reichsbahn, das den Reisenden zur Verfügung stand. Oppeln war auch Sitz einer Reichsbahndirektion. Das heutige eklektische Bahnhofsgebäude entstand um 1899.
Im Straßenpersonennahverkehr transportieren über 100 Busse 25 Millionen jährliche Fahrgäste. Die Gesamtlänge aller innenstädtischer Linien beträgt ca. 120 km.
Straßen
An Oppeln vorbei verläuft die Autobahn 4 (Grenzübergang Ludwigsdorf, Deutschland - Breslau - Krakau - Grenzübergang Korczowa/Krakiwez, Ukraine). Durch Oppeln verlaufen die Fernverkehrsstraßen 45, 46 und 95 (E 40) sowie weitere wichtige Verbindungsstraßen.
Flughafen
Der etwa 24 km entfernte Flughafen Oppeln/Groß Stein (deutsch Groß Stein) befindet sich im Dorf Kamień Śląski in der Gemeinde Gogolin. Im nahe gelegenen Dorf Polska Nowa Wieś (deutsch Neudorf) gibt es einen Flugplatz, der durch den Aeroklub Opolski betrieben wird. Die nächsten internationalen Flughäfen sind der Flughafen Breslau und der Flughafen Kattowitz.
Schiffsverkehr
Die Oder diente bereits früh der Binnenschifffahrt, weist aber einen deutlichen Rückgang in den jährlichen Transportzahlen auf. So konnten nach dem 2. Weltkrieg jährlich rund 23 Millionen Tonnen Güter befördert werden, heute sind es nur noch 9 Millionen Tonnen. Durch das Projekt Odra 2006 soll zukünftig ein jährliches Transportvolumen von 20 Millionen Tonnen erreicht werden.
Ansässige Unternehmen
Medien
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Eckart Klein, Jurist und Hochschullehrer
- Miroslav Klose, deutscher Profi-Fußballspieler des Bundesligisten Werder Bremen
- Friedrich Wilhelm Kuhnert, deutscher Maler und Illustrator
- Szymon Bar Jona Madelka, Komponist
- Friedrich Münzer, klassischer Philologe
- Jürgen Roloff, evangelischer Neutestamentler
- Eduard Schnitzer, Afrikaforscher
- Ruth Seydewitz, deutsche Journalistin und Schriftstellerin
- Hugo Ulrich, (1827-1872), Komponist
- Max Wiener, deutscher jüdischer Theologe
- Joachim Zeller, Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte
Literatur
- Heinrich Bartsch: Die Städte Schlesiens. Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1977
- Ryszard Emmerling, Urszula Zajączkowska: Oppeln. Die Hauptstadt der Wojewodschaft Oppeln. Schlesischer Verlag ADAN, Opole 2003, ISBN 83-915371-3-7
- Franz Idzikowski: Geschichte der Stadt Oppeln. W. Clar, Oppeln 1863
- Johannes Schmidt: Neubauten der Stadt Oppeln. F. E. Hübsch, Berlin u. a. 1930 (Digitalisat)