Arianismus

Strömung innerhalb des frühen Christentums
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Der Arianismus ist eine theologische Lehre, die nach einem ihrer frühen Vertreter, Arius, benannt ist.

Lehre

Der Arianismus lehnt die heute im Christentum anerkannte Lehre von der Dreieinigkeit (Trinität) ab, indem er behauptet, Jesus Christus sei von Gott geschaffen und nicht mit Gott wesensgleich.

Gott selber wird als ungeschaffen und ohne Ursprung angesehen. Der Sohn sei jedoch aus oder von Gott gezeugt, und sei daher nicht ebenfalls Gott. Der Sohn sei zwar besonders, und habe auch eine besondere Stellung, sei aber weniger als Gott.

Die arianische Lehre ist erstmals überliefert von der Mitte des dritten Jahrhunderts bei Paul von Samosata. Die Lehre wurde zwar auf mehreren lokalen Synoden verurteilt, hatte aber weiterhin Anhänger.

Der Arianische Streit

Personenüberblick:

Kaiser:

Konstantin I., der Große (306 - 337), schwankend
Konstantinus II, Sohn von Konstantin I., (337 - 340) Britannien/Gallien, Trinitarier
Konstans, Sohn von Konstantin I., (337 - 350) Westen, Trinitarier
Konstantius, Sohn von Konstantin I., (337 - 361) Osten, Arianer
Julian Apostata, Neffe von Konstantin I., (361 - 363), Heide
Valentinian I. (364 - 375) - Westen, Trinitarier
Valens (364 - 378) - Osten, Arianer
Gratianus (367 - 383), Sohn von Valentinian I. - Westen, Trinitarier
Valentinian II. Sohn von Valentinian I. (375 - 392) - Westen, Arianer
Theodosius I. (379 - 395) - Osten, Trinitarier

Kaiserinnen

Konstantia, Frau von Licinius, Schwester von Konstantin I. , Arianerin
Justina, Frau Valentinans I. und Mutter von Valentinian II., Arianerin

Bischöfe und Priester

Arius, Priester († 336), Arianer
Silvester I., Bischof von Rom 314-335, Nicäaner
Eusebius Pamphilus, Bischof von Caesarea in Palästina ca. 315-341, Arianer?
Eusebius von Nikomedien, Bischof von Konstantinopel, Arianer
Alexander von Alexandria, Bischof von Alexandria, Nicäaner
Athanasius von Alexandria, Bischof von Alexandria, Nicäaner
Gregor von Kappadozien, Bischof von Alexandria, Arianer
Julius I., Bischof von Rom, Nicäaner
Liberius, Bischof von Rom (352-366), Arianer?
Basilius von Caesarea, Bischof von Caesarea in Kappadozien, Nicäaner
Gregor von Nazianz, Bischof von Konstantinopel, Nicäaner
Ambrosius von Mailand, Bischof von Mailand (340-397), Nicäaner
Damasus I., Bischof von Rom (366-384), Nicäaner, nicht aktiv

Geschichte

Zum arianischen Streit kam es dann 318 oder 319 in Alexandria während einer informellen Diskussion über die Dreieinigkeit, die der der Bischof Alexander diskutierte mit seinen Ältesten führte.

Einer der Ältesten, Arius, wirft dem Bischof in der Diskussion Sabellianismus vor (Sabellianismus sieht Gott als eine Person, die sich auf dreifache Weise manifestiert) und erklärt dagegen seine Meinung: es gab eine Zeit, da Jesus nicht war und aus dem Nichts ist er geschaffen, belegt sie mit einigen Bibelversen.

Gegen diese Lehre wehrt sich ein junger Diakon des Bischofs, Athanasius, energisch. Ihm geht es nicht um philosophische Überlegungen, er kämpft für die Erlösung. Jesus, als Retter der Welt, kann nicht selbst ein erlösungsbedürftiges Geschöpf sein. Wenn Arius aus Jesus ein Geschöpf macht, raubt er der Menschheit den Erlöser. Athanasius erinnert an Johannes 1. Sein Anliegen wird später am Konzil ausformuliert.

Es kommt 319 zu einer Synode der Bischöfe von Lybien und Ägypten, auf der Arius einmütig als Irrlehrer verurteilt und aus Alexandria verbannt wird.

Der Streit eskaliert. Im Volk sind die Meinungen sehr geteilt und werden in jedem Fall leidenschaftlich vertreten, und innerhalb weniger Jahre ist die Christenheit des Ostens tief gespalten. Alexandria ist die Hochburg der Trinitarier, die Exegetenschule von Antiochia steht auf der Seite von Arius.

Diese Spaltung entstand nur wenige Jahre nach Kaiser Konstantins Toleranzedikt von Mailand von 313, das den Christen erstmals freie Religionsausübung zusicherte.

Der Kaiser persönlich appelliert an Bischof Alexander und Arius, sie sollten sich doch zusammenraufen. Als er sieht, dass eine gütliche Schlichtung nicht möglich ist, beruft er ein allgemeines Konzil nach Nicäa ein, wo im Jahr 325 über dreihundert Bischöfe zwei Monate lang tagt. Über das Konzil berichten die Augenzeugen Eusebius und Athanasius. Die eigentlichen Akten des Konzils sind nicht erhalten, sie wurden vermutlich von Arianern (die einige Zeit später Konstantinopel vollständig beherrschten) vernichtet.

Arius argumentiert philosophisch und mit wissenschaftlichen Bedenken, mit denen er die wissenschaftlich interessierten und bisher unentschiedenen Anhänger von Origenes auf seine Seite ziehen will. Athanasius argumentiert mit praktisch-seelsorgerlichen Gedanken: der Christus, den wir verlorenen Menschen brauchen, muss aus dem Wesen Gottes selbst sein. Wer aus ihm ein Geschöpf macht, raubt ihm die Ehre und den Menschen die Chance auf die volle göttliche Erlösung. Auf die Bischöfe, die selbst stark in der Gemeindearbeit verankert sind, wirkt die seelsorgerliche Argumentation stärker als philosophische Bedenken und lassen sich für die Seite von Athanasius gewinnen.

Das Konzil versuchte zuerst, seine Position mit biblischen Ausdrücken zu formulieren, die jedoch von den Arianern sofort in ihrem Sinn uminterpretiert werden. Schließlich wurden die Formeln erarbeitet gezeugt aus dem Wesen des Vaters und gezeugt und ungeschaffen, wesenseins (griechisch oμooυσιoς homoousios (von gleicher Substanz) mit dem Vater. Das Konzil betonte, dass der Sohn Teil der Dreieinigkeit sei, und nicht Teil der Schöpfung.

Allen Arianern wurde mit der Exkommunikation gedroht, falls sie nicht dem Nicäischen Glaubensbekenntnis, das diese Lehre zusammenfasst, zustimmten. Arius stimmt nicht zu und wird verbannt.

Zwei Jahre später wird Arius begnadigt. Im gleichen Jahr stirbt Bischof Alexander von Alexandria und Athanasius wird sein Nachfolger.

Eine Synode von Tyrus und Jerusalem, bei der sowohl Eusebius von Caesarea als auch Eusebius von Nicomedien eine führende Rolle spielen, nimmt Arius und seine Glaubensgenossen 335 wieder in die Kirche auf. Die gleiche Synode setzt Athanasius ab, und es gelingt ihnen, Kaiser Konstantin auf ihre Seite zu ziehen. Athanasius wird nach Trier verbannt, wo er sich mit Konstantinus, dem Sohn Kaiser Konstantins befreundet.

336 stirbt Arius.

337 stirbt Kaiser Konstantin, nachdem er von Eusebius von Nikomedien getauft worden war. Die Grabrede hält Eusebius von Caesarea. Das Reich wird unter Konstantins drei Söhne aufgeteilt: Konstantius bekommt den Osten, Konstantin II. Britannien und Gallien, Konstans Italien und Illyrien. Konstantius beruft Athanasius zurück nach Alexandrien, wo er mit Begeisterung empfangen wird.

338 Der Arianer Eusebius von Nikomedien wird Bischof von Konstantinopel, was damals in praktischer Bedeutung in etwa dem Rang des Bischofs von Rom entspricht. Im gleichen Jahr setzt ein Konzil in Antiochia Athanasius ab, er wird ein zweites Mal in Verbannung geschickt. Ein Gregor von Kappadozien wird als Bischof von Alexandria eingesetzt (nicht identisch mit Gregor von Nazianz oder Gregor von Nyssa, die beide zwar ebenfalls Kappadozier aber damals noch im Schulalter sind). Im gleichen Jahr stirbt Eusebius von Caesarea.

Ab ca. 340 bekehrt der Arianer Wulfila die Gothen zum (arianischen) Christentum. In den nächsten Jahrzehnten werden die Goten ein wesentlicher Faktor im arianischen Streit, da sie einen grossen Teil des kaiserlichen Heeres stellen und damit auch politischen Einfluss haben.

Nach dem Tod von Konstantin II. 340, wird Konstans alleiniger Herrscher des Westens. Er unterstützt die Nicäaner, während sein Bruder Konstantius auf Seiten der Arianer ist. Auch Bischof Julius I. von Rom unterstützt die Trinitarier und nimmt Athanasius auf.

341 werden in Antiochia zwei arianische Konzile gehalten. Sämtliche anwesenden Bischöfe sind aus dem Osten, die meisten gegen Athanasius. Sie verfassen vier arianische Bekenntnisse, erklären jedoch, keine Arianer zu sein, da sie als Bischöfe nicht einem Priester (Arius war nur Priester gewesen) folgen könnten. In diesem Jahr stirbt Eusebius von Nikomedien.

Das Konzil, das Konstantius in Sardika zusammenruft, um die Einheit der Kirche wieder herzustellen, wird ein Fiasko. Der Westen ist gegen Arianismus, der Osten dafür - beide Seiten verurteilen sich gegenseitig.

345 stirbt Gregor von Kappadozien und im folgenden Jahr wird Athanasius wieder als Bischof von Alexandria eingesetzt.

350 wird Konstans, der Kaiser des Westens, ermordet.



Trotz dieser Verurteilung hielt sich der Arianismus noch ein halbes Jahrhundert. Es wird behauptet, dass der römische Kaiser Konstantin I. weniger an Fragen des rechten Glaubens interessiert war, als daran, eine einheitliche Kirche in seinem Reich zu sehen. Somit wurden Arianer und (nach heutigem Verständnis) Trinitarianer Spielball (und Mitspieler) der Machtpolitik. Konstantin II. und Eusebios von Nikomedia wandten sich dem Arianismus zu, der dann etwa 360 einen neuen Höhepunkt erlebte. Die Orthodoxe Kirche setzte sich erst nach dem Tode Konstantin II. im 1. Konzil von Konstantinopel unter Kaiser Theodosius letztendlich durch.

Insbesondere bei den Germanen, die von der Ostsee an die Nordostgrenzen des Römischen Reiches gezogen waren, fand der Arianismus Anklang. Der gotische Bischof Wulfila verfasste eine Bibel in gotischer Sprache, die zum einigenden Band der arianischen Germanenstämme wurde.

Der Arianismus bestand nach seiner offiziellen Verurteilung weiter bei einer Reihe germanischer Stämme, und verschwand dort erst im 7. Jahrhundert. In neuerer Zeit haben arianistische Richtungen innerhalb des Christentums zum Unitarismus geführt. Auch die Zeugen Jehovas und die Mormonen werden teilweise als Arianer betrachtet.

Siehe auch: Wandalen, Ostgoten, Westgoten